SPECIAL: TAD präsentiert Neuheiten+Product Line-Up in den AIR Studios 

09.03.2012 (th/cr)

London, 09. März 2011 - mit dem Standlautsprecher Evolution 1, kurz E1, erweitert TAD seine Evolution-HiFi-Serie, und die Vorstufe C600 setzt der noch weiter oben angesiedelten Reference-Serie eine weitere Krone auf -  und die Präsentation findet an keinem geringeren Ort statt als in den legendären, von Sir George Martin 1969 gegründeten und seit den neunziger Jahren in einer ehemaligen Kirche beheimateten Londoner Air Studios statt. Musikalische Größen wir George Michael, die Dire Straits oder Elton John waren in diesen im wahrsten Wortsinne "Heiligen Hallen" schon aktiv.  Bevor wir weiter ins Detail gehen, möchten wir unserer Leserschaft die Marke TAD zunächst näher bringen. Technical Audio Devices, kurz TAD, dürfte vielen Lesern gar nicht bekannt sein - dabei handelt es sich um eine Tochterfirma von Pioneer, und diese versucht nicht weniger, als audioseitig das technisch Machbare zu demonstrieren. Gegründet 1975, widmete sich TAD unter der Leitung von Bart Locanthi, zuvor in hoher Position bei JBL tätig, zunächst dem Projekt, den besten technisch machbaren Lautsprecher zu entwickeln - für Professional Audio. TAD hatte sich selbst zur Aufgabe gestellt, hinsichtlich Qualität, verwendeten Materialien und akustischer Präzision neue Maßstäbe zu setzen. TAD begann nach einiger Zeit auch, höchst anspruchsvolle Lautsprecher zu entwickeln, die an der Schnittstelle zwischen Consumer- und Professional-Anspruch standen - "Pro-Sumer" sozusagen, wie die 2003 vorgestellte "Model 1", eine Vierwege-Standbox mit extrem aufwändigem Gehäuse. 2008 wurde dann als logischer Schritt neben "TAD Pro" auch "TAD Consumer" ins Leben gerufen, und nicht nur Lautsprecher, die neue Meßlatte waren, sondern auch Zuspieler kamen hinzu. 

TAD steht für "Technical Audio Devices"

Mit Beryllium-Hochtöner: E1 (links) und CR1 (rechts)

Zwei Serien bietet TAD heute an - als erstes die Reference-Serie, die aus der riesigen, als Paar 76.000 EUR kostenden Reference-1 (R1) und der für eine Regalbox zwar großen, insgesamt aber recht kompakten Compact Reference 1 (CR1, Paarpreis 40.000 EUR) sowie der nun neu hinzugekommenen Reference-Vorstufe C600 (35.000 EUR), den Monoblöcken M600 (60.000 EUR/Paar) und dem CD/SACD-Player D600 (31.000 EUR) besteht. Als "Einstieg" in die TAD-Welt fungiert die "Evolution" Serie, diese beinhaltet die nun neu vorgestellten Box E1 (Paarpreis 28.000 EUR), die DAC/Vorstufe mit USB-Interface (bis 192 kHz/24 Bit) C2000 (24.000 EUR), die Zweikanal-Endstufe M2500 (2x250 Watt, 21.000 EUR) und die Vierkanal-Endstufe M4300 (4x300 Watt) für 24.000 EUR. Das Besondere an M2500 und M4300 ist - es handelt sich um Class D (!) Endstufen, also um digitale, hoch effizient arbeitende Endstufeneinheiten - die aber bislang im hochpreisigen Segment kaum zum Einsatz kamen: Zu synthetisch, zu unnatürlich war die Klangcharakteristik. TAD wäre aber nicht TAD, wenn gleich ein Gegenbeweis erbracht würde, dass hervorragend gemachte Class D-Endstufen problemlos analoge Edel-Konkurrenz auf die Plätze verweist. 

Teil des Setups mit M600 Monoblock

Frequenzweiche im Sockel aus Alu: E1 im Detail

Technisch gesehen weisen alle TAD Komponenten einzigartige Lösungen auf. Beginnen wir bei den Beryllium-Hoch- und Mitteltönern der Reference 1 und der Compact Reference 1 sowie beim Beryllium-Hochtöner der E1: Handgefertigt in Japan, das Material wird mit speziellen hochpräzisen Maschinen bearbeitet - hier zeigt sich, dass TAD kein Aufwand zu groß ist, um der perfekten akustischen Reproduktion nahe zu kommen. Auch bei D600 und C600 sind die klangoptimierenden Maßnahmen gewaltig, was sich beispielsweise in komplett ausgelagerten überdimensionierten Netzteilen zeigt. Die High End Vorstufe C600 arbeitet komplett analog, es lassen sich im Übrigen auch mehrere C600 synchron nach Master-Slave Prinzip schalten. Die Evolution-Serie ist zwar für TAD Verhältnisse erste das Einbiegen auf die Zielgrade des Weges zum optimal authentischen Klang, aber für die meisten, auch sehr anspruchsvollen Zeitgenossen ist diese Produktserie bereits ein Traum. Die neue E1 weist neben dem schon erwähnten Beryllium-Hochtöner zwei 18 cm Woofer mit M.A.C.S (Multi-Layered Aramid Composite Shell) auf. M.A.C.S. zeichnet sich durch extreme Leichtigkeit und Steifigkeit aus. In der soliden, aus Aluminium hergestellten Bodenplatte der Box befindet sich die Frequenzweiche. Vorteil dieses Unterbringungsortes: Sie kann völlig isoliert ihrer Arbeit nachgehen, es kommt nicht zu Störeinflüssen. Das Baltic Birch Plywood/MDF-Gehäuse ist mit aufwändigen Verstrebungen versehen und weist eine Form auf, die stehende Wellen im Gehäuseinneren konsequent verhindert. 

M600 - gewaltige 600 Watt an 4 Ohm

Rack mit den TAD-Geräten: Oben C600, darunter D600, dann C2000, darunter zwei ausgelagerte Netzteile, darunter M2500

Natürlich hatten wir bei der Präsentation auch ausgiebig Gelegenheit, die TAD-Produkte in den Air Studios zu hören.  Folgende Konfiguration war installiert: Der D600 arbeitete als CD-/SACD-Player, an diesem war einmal die C600 Reference-Vorstufe mit komplett symmetrischem Schaltkreisen und Doppel-Mono-Aufbau, zum anderen die C2000 Evolution-Vorstufe (ebenfalls komplett symmetrisch aufgebaute analoge Sektion) angeschlossen. An der C600 hingen zwei M600 Monoblöcke, und diese bedienten die CR1 als Lautsprecher. An der C2000 war die M2500 als Zweikanalendstufe angeschlossen, diese schickte die Signale zur brandneuen E1 Dreiwege-Standbox. Man konnte zwischen beiden Ketten hin- und herschalten im Sinne eines optimalen Direktvergleiches. Zunächst wurde musikalisch rein Vokales präsentiert, ein choralartiger Gesang, der allen uns bekannten  HiFi-Komponenten sehr viel abverlangt hätte. Ganz anderes die erste TAD-Kette mit den Reference-Komponenten: Eine traumhaft stabile Stimmreproduktion, jedes vokale Detail ist nicht nur hörbar,, sondern ist auch perfekt zu lokalisieren. Die Kette offeriert eine maximale Transparenz und einen exzellenten Übergang vom Hoch- in den Mitteltonbereich. Auch mit dem zweiten Stück, das instrumentaler Natur war, konnte man diese Qualitäten perfekt heraushören. Bei Kette 2 mit den "Evolution" Komponenten hatten die Stimmen weniger vokales Charisma, auch die Räumlichkeit wirkte nicht so glaubwürdig, Instrumenten fehlte das allerletzte Quentchen an Ausstrahlung. Fest steht - sehr wichtig, dies zu erwähnen - dass auch die Evolution-Kette immer noch weit jenseits dessen liegt, was man gemeinhin selbst unter hochwertigem Hi-Fi versteht. Gehen wir auf die Lautsprecher detailliert ein. Die CR1 brilliert durch extreme Präzision, auch bei kleinen Details, und einen erstklassigen, vollen, aber nie übertriebenen Bassbereich. Dass eine doch relativ kompakte Konstruktion im Bassbereich zu solchen Taten fähig ist, sorgt für Verwunderung. Die Verhältnisse kann erst die extrem ausladende R1 Standbox später wieder herstellen - wir hören diese jedoch an einer anderen Kette, so dass direkte Vergleiche schwierig sind. Fest steht aber, dass die R1 unglaublich tief herunter spielt und somit selbst mit einer Orgel, die ja bekanntermaßen über ein riesiges darstellbares Frequenzspektrum verfügt, keine Probleme haben dürfte. In unseren Hörreihen allerdings konnten wir uns mit einem Kontrabass auseinander setzen, dieser geht nicht so weit hinunter wie eine Orgel - Fülle und Natürlichkeit des Basses haben uns über alle Maßen begeistert. Zurück zur CR1. Sie produziert einen glasklaren Hochtonbereich, der so exakt auch Schwächen der Aufnahme zeigt, dass in manchen Beispielen das Hören durchaus fordernd sein kann. Die Mitten sind ebenfalls von enorm feinen Strukturen geprägt, dadurch, dass Hoch- und Mitteltöner aus Beryllium bestehen, wird eine beeindruckende Gleichmäßigkeit im Klang erzeugt. Unterschiede zur E1 sind heraus zu hören: Die Klarheit der Mitten und die Abstimmung von Hoch- und Mitteltöner aufeinander sind bei der CR1 noch besser gelungen. Schon die E1 setzt allerdings mehr als nur kleine Akzente. Der runde Bassbereich lässt sehr angenehmes Hören zu. Ganz so straff wie bei CR1 und R1 wirkt der Bass nicht, er ist etwas weicher und erscheint verglichen mit den Reference-Lautsprechern minimal aufgedickt. Zusammen mit den etwas zurückhaltenderen Höhen und  dem etwas weniger kristallklaren Mitteltonbereich erscheint die E1 mit minimal warmem Einschlag. Auch diesem kann man durchaus Vorteile abgewinnen - das Hören ist sehr angenehm und entspannt, auch dadurch, dass die E1 vielleicht manche kleine Schwäche der Aufzeichnung verschweigt. Die klangliche Gesamtharmonie bei der E1 ist herausragend, so dass man auch lange Hörsessions mit beachtlichem Pegel immer einplanen kann.

Sehr interessant war ein weiteres Experiment. Hier wurde ein Apple MacBook Pro über USB an den C2000 Vorverstärker aus der Evolution-Serie angeschlossen. Dieser wiederum bediente die M2500, die das Signal an das Pärchen E1 schickte. Das Signal wurde bei den ersten Beispielen mit 96 kHz/24-Bit zugespielt. Maximal kann der C2000 192 kHz/24-Bit über USB eingehende verarbeiten. Die jeweilige kHz-Zahl wird im zweizeiligen Display in bernsteinfarbener Ausführung angezeigt. Unser Musikbeispiel stammt vom Anders Widmark Trio, der Titel heißt "Felicia Adjö".  Das Piano kommt mit toller Anschlagdynamik prägnant heraus, Balance sowie Räumlichkeit begeistern. Das Group Delay der Lautsprecherbox überzeugt rundherum, die Plastizität fasziniert: Mit dem, was man Material vom PC landläufig nachsagt, hat das klangliche Ergebnis hier gar nichts gemein. Jede Vordergründigkeit fehlt dem Klang, vielmehr wird in nahezu jeder akustischen Ebene ein Maximum an Detailreichtum geboten. Das Hören wird von einer angenehmen, beruhigende Souveränität geprägt - was selbst weniger erfahrene Hörer beeindrucken dürfte. Weiter ging es mit einem Violinenkonzert von Antonio Vivaldi (für 2 Violoncelli) - hier hat uns die überragende Transparenz der Streicher beeindruckt. Nicht ganz das Level der großen Kette bei CD-Zuspielung zugegeben, aber schon so gut, dass selbst strikte Gegner einer PC-Musikzuspielung große Augen oder besser Ohren machen dürften. Fein und sensibel kommt die Harfe heraus, sogar das Atmen der Musiker ist bei dieser Aufnahme zu hören. Dies zeigt, dass auch akustische Parts, die vielleicht nicht unbedingt zu einem größeren Genuss beitragen, schonungslos übertragen werden - Klimaanlagen während Aufnahmen, die kommende Grippe des Violinisten - all dies lässt sich mit einer solch präzisen "Abhörstation" nicht verleugnen. Auch mit kraftvoller Heavy Metal Musik kommt die Kombination glänzend zurecht. Zugespielt wurde hier sogar "nur" 44,1 kHz Material (welches hinsichtlich der Sampling-Frequenz CD-Qualität entspricht) von einer schwedischen Combo namens "Mustasch". Der Song "Bring Me Everyone" fordert durch schnellen Bass und aggressiven Touch durchaus heraus: Die TAD-Kette managt diese Herausforderung spielerisch, durch den schnellen Bassbereich, die exzellente Stimmpräsenz und den straffen, kraftvollen und raumfüllenden Bass. Während der Sänger agiert, klingt die parallel gespielte Gitarre ungemein präsent, lebendig und authentisch. 

Lyndhurst Hall

Beeindruckende Orgel

Blick auf die Decke des Kirchenschiffs

Und diese Vorführung wurde in einer Location gegeben, in der schon Legenden geschrieben wurden: Die Londoner Air Studios starteten im Jahre 1969 durch, als George Martin EMI verließ,   um einen unabhängigen Aufnahmekomplex in der britischen Metropole zu etablieren. Mitte der 70er Jahre wurde ein Schwesterstudio auf der Karibikinsel Montserrat errichtet.  Seit 1991 logieren die Londoner Air Studios in der Lyndhurst Hall, einer ehemaligen Kirche. Gestaltet wurde das beeindruckende Bauwerk 1880, und zwar vom berühmten viktorianischen Architekten Alfred Waterhouse. Im Dezember 1992 wurde Lyndhurst eröffnet, und seit 8. Februar 2006 ist Richard Boote Besitzer der Air Studios. 

72-Kanal (!) Neve-Mischpult

Perfektes Equipment, hier macht das Arbeiten Spaß!

Studio-Atmosphäre

Technik satt für Professionals

Das Angebot der Air Studios ist vielfältig:  Mastering und Post Production sind möglich, es gibt drei Studios und die große Lyndhurst Hall als größtes Studio, in dem auch die Präsentation der TAD-Produkte stattfand. Schon seit 1990 läuft die Kooperation mit Pioneer (Laser Mastering für Karaoke), richtig bekannte gemacht hat Pioneer die bedeutende Partnerschaft mit dem damaligen Top AV-Verstärker VSA-AX10, der nicht nur der erste AV-Verstärker mit automatischem Einmesssystem (MCACC) war, sondern auch der erste Pioneer AV-Verstärker oder -Receiver, der stolz das Air Studio Logo auf der Gerätefront tragen durfte. Wen es übrigens interessiert: Für Sätze von 2500 und 7000 britischen Pfund pro Tag kann man sich ein Studio mieten - inklusive Technik und Techniker. 

Text: Carsten Rampacher
Bilder: Thomas Hermsen
Datum: 09.03.2012