TEST: Yamaha 7.2 AV-Receiver RX-V771 - idealer Partner für Liebhaber neutralen Klangs 

14.07.2011 (cr/sw)

Schicker Auftritt: Yamaha 7.2 AV-Receiver RX-V771 für 650 EUR. Die Leistung fällt mit 7 x 160 Watt (4 Ohm, 1 kHz, 0,9 % Klirrfaktor) großzügig aus

Sehr gute Anschlussauswahl mit rückseitig fünf HDMI-Eingängen und zwei HDMI-Ausgängen

Mitgelieferte Fernbedienung mit recht vielen Tasten

Einführung

Für 650 EUR (UVP) ist der Yamaha RX-V771 neu auf dem hart umkämpften AV-Receiver-Markt der 500 bis 700 EUR-Liga. Er kokettiert mit 7 x 160 Watt starken Endstufen, diskretem Verstärkeraufbau, Netzwerkfunktionen (Internet Radio mit vTuner, Napster-Zugang, Streaming von Musikdateien von PCs und Servern im gleichen Netzwerk), USB-Konnektivität (Direktanschluss von iPod und iPhone mit Steuerung über die RX-V771-Fernbedienung, USB-Medien wie Sticks etc.) sowie insgesamt sechs HDMI-Eingängen (einer auf der Front) und zwei HDMI-Ausgängen. Alle HDMI-Terminals entsprechen selbstverständlich dem Standard 1.4. Das neue, sehr aufgeräumte Graphical User Interface sorgt für eine leichte Bedienbarkeit. Dieser sind auch die Yamaha-typischen Scene-Tasten zuträglich. Wem die mitgelieferte Fernbedienung zu viele Tasten hat, der verwendet einfach seinen iPod Touch oder sein iPhone als Fernbedienung, die entsprechende App "Yamaha AV Control" kann man kostenlos im App Store von Apple herunterladen. Voraussetzung ist allerdings, dass iPod Touch/iPhone und Yamaha AVR im gleichen Netzwerk eingeloggt sind. YPAO als automatisches Lautsprechereinmesssystem mit EQ-Funktion unterstützt Multipoint-Einmessungen an bis zu 8 Hörpositionen. Yamaha setzt zudem auf eine Low Jitter PLL Schaltung für eine optimale Klangqualität. Die intelligente Endstufenzuweisung unterstützt Front Bi-Amping, Front Presence (Yamaha-eigene Technologie, ähnlich wie bei Dolby Pro Logic IIz werden oberhalb der normalen Frontlautsprecher zwei Front-Effektlautsprecher montiert), Surround Back oder Zone 2 Lautsprecher. der RX-V771 ist auch mit Yamaha Silent Cinema ausstaffiert, hier genügt der Anschluss eines normalen Stereokopfhörers an die 6,25 mm Kopfhörerbuchse, und man kann Surround-Sound auch mittels Kopfhörer genießen. Natürlich dürfen die für Yamaha typischen DSP-Programme nicht fehlen. Diese sind HD Audio-kompatibel, es finden sich 17 DSP-Programme an Bord für Musik und Film. Ein echtes Luxusgerät zum Mittelklasse-Preis ist hier entstanden - wir schildern unsere umfangreichen Eindrücke im folgenden Test. 

Video - Überblick 

 

Verarbeitung

Griffgünstiger Lautstärkedrehregler, gute Materialqualität, leider keine Rasterung

Eingangswahlregler

Kleine Stufe in der Frontblende aus seitlicher Sicht. Sehr gute Passungen, schöne Optik

Unterseite

Gerätestandfüße in guter Qualität

Ordentlich verarbeitete Lautsprecherkabel-Anschlussterminals

Passungen im Detail

Bedienelemente auf der Frontblende mit tadelloser Verarbeitung - typisch sind die vier Scene-Tasten, hinter denen sich vorprogrammierter Macros für verschiedene Funktionsabläufe befinden

Sehr gute Detailqualität

Display mit Punktmatrixauflösung und sehr guter Ablesbarkeit

Innenleben im Überblick - die Verkabelung ist recht übersichtlich

Platinenlayout

Kühlkörper

Trafo

Mitgeliefertes Messmikrophon

Optisch punktet das gefällige Design für den RX-V771 - doch man kann durchaus auch genauer hinschauen, die Passungen, z.B. der Frontblende, sind genau, die Spaltmaße gering. Input-Regler und Lautstärke-Drehregler liegen gut in der Hand. Die Rückseite ist ordentlich verarbeitet, weist aber preisklassentypisch keine Material- oder Verarbeitungs-Highlights auf. Die soliden Standfüße unter dem Gerät sorgen für sicheren Stand und eine Verringerung störender Vibrationen. Die mitgelieferte Fernbedienung geht aus qualitativer Sicht in Ordnung. Das Innenleben ist aufgeräumter als bei früheren Yamaha AVR-Modellen und bietet kaum noch Anlass zur Kritik. Das Gerätedisplay ist sehr gut ablesbar und löst recht fein auf. 

Anschlüsse

Fronteingang inklusive HDMI

Vergoldeter Kopfhörerausgang, 6,25 mm, inklusive Möglichkeit, Yamaha Silent Cinema zu nutzen (Surround-Sound über Kopfhörer mit normalem Stereokopfhörer), Direktanschluss für iPhone/iPod, YPAO Mic

Anschlussübersicht

2 HDM-Ausgänge (nicht simultan zu nutzen), 5 Eingänge (auf der Rückseite)

Menüs und Konfiguration

Der RX-V771 bietet ein neues, von den größeren Yamaha-Modellen her bekanntes OSD mit einfacher Bedienbarkeit und gelungener Optik. Durch Drücken der Taste "On Screen" kommt man ins Menü, innerhalb recht kurzer Zeit sind alle relevanten Einstellungen erledigt. 

Eingangswahl - sehr praktisch und übersichtlich durch entsprechende Symbole

Wahl des gewünschten DSP-Programms über OSD mit Icon zur Verdeutlichung

Wahl eines DSP-Programms

Automatisches Setup - Einstellungen zu Beginn

Manuelles Setup - deutsch

Bestimmung der Lautsprechergröße

Time Alignment in 5 cm Schritten

Manuelles Lautsprechersetup, hier in englischer Sprache - grafisch schön gelöst

Hier kann man sich zwischen verschiedenen EQ-Kurven entscheiden

Wählbare EQ-Kurven

Kopieren von Daten in den manuellen EQ 

Testton

Signalinformation über das gerade anliegende Quellsignal

Scene-Programme, dahinter verbergen sich vorprogrammierte Makros 

Klangeinstellungen, hier auf englisch

Videoeinstellungen, einen Video-EQ haben wir nicht gefunden.

Wandler zwischen analogen Videosignalen, zudem gibt es Processing bis 1080p mit Ausgabe über HDMI

Netzwerkeinstellungen

Multi Zone - mit dem Party Mode kann das identische Signal in allen Hörzonen ausgestrahlt werden

Funktionsmenü

Wechsel zur Menüsprache Deutsch

HDMI-Einstellmöglichkeiten

Steuerung über iPhone/iPod Touch App

Man kann im Apple AppStore umsonst die Yamaha AV Control Applikation herunterladen. Wichtig zur Nutzung ist allerdings, dass sich der iPod Touch oder das iPhone im gleichen Netzwerk befinden wie der RX-V771. Der AV-Receiver wurde sofort erkannt, und die Verwendung der App konnte beginnen. Dank der sehr guten Übersichtlichkeit ist es ein Leichtes, den AV-Receiver mittels der App zu bedienen. 

Geräteauswahl

Sehr übersichtliche Darstellung des aktuell gewählten Eingangs

Sehr schön grafisch gelöst - die verschiedenen, Yamaha-typischen DSP-Programme können ebenfalls über die App angewählt werden

Eingangswahl inklusive Napster und vTuner-Zugang

Auch die Scene-Funktionen kann man über die App steuern

Ton-Einstellungen

Weitere Klang-Einstelloptionen

Wahl der Hörzone

Netzwerk

Bezüglich Internet Radio ist vTuner integriert, auch das kostenpflichtige Napster (Account erforderlich, individuelle Musikauswahl) wählen. Wir haben die vTuner-Funktion schon getestet. Leider sind die Zeiten, die bis zum Buffern eines Senders vergehen, stellenweise etwas lang. Die Klangqualität der Sender ist natürlich abhängig von der Datenrate, in der gesendet wird. Bei Sendern, die in nicht zu niedriger Bitrate zur Verfügung stehen, ist die Klangqualität sehr gut, und mittels des Music Enhancers kann man die Güte noch weiter anheben, so dass der Sound recht lebendig und räumlich erscheint. 

vTuner Internet Radio

Basismenü

Musikrichtungen

Division "Techno", anwählbare Sender

Wiedergabe von Mix Radio Trance

Ohne Probleme hat der RX-V771 unsere Server erkannt. Der AV-Receiver streamt nur Musikdateien. Erfolg hatten wir mit den Formaten FLAC (verlustfreie Komprimierung) und MP3. Der Music Enhancer hilft auch hier matten MP3-Files auf die Sprünge und bringt mehr Homogenität und Dynamik ins Klangbild. Aussetzer gab es keine, die Bedienung der übersichtlichen Benutzeroberfläche ist einfach. 

Server- und PC-Übersicht

Ordner "Test-Files"

Inhalt des Ordners "testmp3"

Wiedergabe eines Titels

An den RX-V771 können iPod Touch oder iPhone direkt angeschlossen werden, man braucht nur ein entsprechend geeignetes USB-Kabel mit Apple-Systemanschluss auf der anderen Seite. Das iPad wird nicht erkannt, hier erscheint im Gerätedisplay der Schriftzug "No Device". Das Handling von iPod Touch und iPod ist sehr einfach, über die Klangqualität kann man sich wahrhaftig nicht beschweren,  der Sound bei aktiviertem Enhancer ist klar und frisch. 

iPhone, Musikplayer-Betrieb - Übersicht

Wiedergabelisten

Musikvideo-Übersicht

Klang

Akustisch geht der Yamaha RX-V771 den Weg einer tonal neutralen, sehr klaren Wiedergabe. Er spielt weder samtig noch hart, sondern bietet stets eine für diese Preisklasse sehr gute Durchhörbarkeit. Diese authentische Auslegung ist besonders für den reifen, erfahrenen Hörer hochinteressant, muss er doch nicht Unsummen an Geld für einen AV-Receiver ausgeben, der in seiner Auslegung dem HiFi-Ideal sehr nahe kommt. Dass ausgerechnet eine DSP-Maschine wie der 771 diese Klientel durch die neutrale Grundeinstellung mit bedient, mag überraschend sein, aber aus Sicht Yamahas absolut logisch. Damit man den Charakter der DSPs überhaupt richtig beurteilen kann, ist es natürlich von Nöten, dass der AVR dann, wenn kein DSP aktiv ist, neutral und unverfälscht aufspielen muss und kaum Eigenklang entwickelt darf. Die DSPs greifen sehr behutsam in den Signalweg ein und nehmen, gerade bei den Cinema DSPs, dem Klang kaum Brillanz. Die Räumlichkeit gerade im Detail kommt noch eine Spur intensiver zum Zuhörer - gerade die DSPs Adventure, Spectacle und Sci-Fi scheinen wie üblich sehr gut gelungen zu sein. Bei den Musik-DSPs wird sehr deutlich, dass Yamaha diese Programme nicht einfach am PC erstellt, sondern real existierende Räumlichkeiten akustisch vermessen hat. Die Ergebnisse sind Grundlage für die DSPs. Damit dürfte aber auch klar sein, dass sich ein akustischer Benefit nur dann einstellt, wenn das gerade gespielte Material zum DSP passt. HipHop und das Kammermusik-DSP sind dann eben eine Mischung, die wenig zufrieden stellende Ergebnisse mit sich bringt. Nutzt man aber das DSP in seiner eigentlichen Bestimmung, und dazu ist es schließlich da, kann man mit den Ergebnissen sehr zufrieden sein. Sehr zufrieden sein kann man auch mit YPAO, das zuverlässig arbeitet und sehr sensibel in den Signalweg eingreift. Störende Einflüsse werden deutlich vermindert, ohne dass der Hochtonbereich matt und oberflächlich wirkt. Auch das maximale Detaillierungsvermögen leidet kaum, so dass wir die Qualität der Integration als hoch nahezu ohne Einschränkungen einstufen können. 

In unseren Testreihen konnten wir bei der Blu-ray Audio "2L - the Nordic Sound" (DTS-HD Master Audio) hervorragende Ergebnisse notieren - hier raten wir dazu, kein DSP zu verwenden. Die Wiedergabe des Allegros von Wolfgang Amadeus Mozarts Violinenkonzert in D-Dur war so gut, dass wir spontan auf einen mindestens 1000 EUR teuren AVR getippt haben. Vor allem der Detailreichtum hat uns enorm überrascht. Da der Yamaha im Hochtonbereich eine sehr gute Klarheit bietet, deren Prägnanz manchem Anwender bei gehobenem Pegel unter Umständen etwas zuviel werden dürfte, haben wir den RX-V771 mit Lautsprechern mit harmonisierendem und räumlich weitläufig aufspielendem Bändchenhochtöner kombiniert (Quadral Chromium Style 5.1-Surroundset + Chromium Style 100), das hat ein gleichermaßen gefälliges wie klares Klangbild zur Folge. Beim Violinenkonzert überzeugen die Streicher durch Schwung und Charme, die Räumlichkeit und die Front-Surround-Balance sind ausgezeichnet. 

Der Kickbass bei DJ Tiestos "Back In Your Head" (Elements Of Life - Copenhagen, Disc 2, DTS-HD Master Audio) wird bezüglich der Präzision ein hervorragendes Ergebnis präsentiert - das Timing ist für die Preisklasse vorbildlich. Auch schafft es der Yamaha, die Basselemente sauber auseinander zu differenzieren. "Druck im Club" macht der Yamaha aber nur bedingt, er ist etwas zu zurückhaltend. Bei den Stücken "Melodramma" und "Romanza" in PCM 5.1 von Andrea Bocelli (BD Vivere - Live in Tuscany) hingegen ist der sensible Yamaha voll in seinem Element. Schon das Intro, in dem Andrea zum Zuhörer spricht, gibt der 771 sehr gut wieder. Die Hintergrundgeräusche - zwitschernde Vögel und das Läuten von Kirchenglocken - wirken sehr plastisch und nehmen der Stimme keine Präsenz. Als dann das Konzert beginnt, werden die Beifallsbekundungen des Publikums lebendig besonders von den Rears wiedergegeben. Die Stimme des blinden Sängers kommt - wie wir es nach unseren bisherigen Eindrücken schon erwartet haben - erstaunlich detailreich und mit akkurater Struktur zum Hörer. Dabei wird die Stimme auch bei höherer Lautstärke tadellos von den instrumentalen Anteilen getrennt. 

Im Stereobetrieb dürfte der RX-V771 Klassikliebhaber ebenfalls absolut begeistern - der Yamaha entpuppt sich als "Klassik-Liebhaber" unter den AVRs der Preisklasse zwischen 500 und 700 EUR. Hier haben wir, ebenfalls von Wolfgang Amadeus Mozart, das Klarinettenkonzert, Köchelverzeichnis 467, angehört und den "Pure Direct" Modus, der selbst das Gerätedisplay zwecks Minimierung von Störeinflüssen ausschaltet, verwendet. Die Folge - ein sehr präziser, sehr feiner Klang, tonal enthält sich der Yamaha hier erst recht irgendwelchen speziellen Statements. Die sehr sensible räumliche Ausbreitung ist ebenfalls ein großer Vorzug. 

Bei der Nature One Compilation "Das dreizehnte Land" bleibt der 771 seinem zuvor gezeigten Charakter treu. Im Bassbereich hat er einen tollen Tiefgang und eine sehr gute Präzision, aber er ist nicht der Meister, wenn es um Wucht, Nachdruck und Volumen geht. Er präsentiert sich schlanker als mancher Kollege, holt dafür aber viel Struktur auch aus komplexen Bassgebilden. Er liefert im Hochtonbereich eine Vorstellung, die von Frische und Brillanz durchwirkt ist, ab, der Mitteltonbereich ist lebendig und gut gestaffelt. Die Pegelfestigkeit ist ausgezeichnet, auch im Multichannel-Stereo-Modus geht der RX-V771 mit hohen Pegeln souverän um. Wer lieber einen Surround-Aufpolierer einsetzt, der für Musik geeignet ist, dem wird die Entscheidung relativ leicht gemacht: Das etwas indifferente DTS Neo:6 mit leicht halliger Charakteristik hat gegenüber dem direkter und kraftvoller aufspielenden Dolby PLII Music keine Chance. Das merkt man nicht nur bei Techno- und Trance-Musik, sondern auch deutlich bei Klassik: Hören wir Vivaldis "Vier Jahreszeiten", klingt der Frühling mit PLII Music viel homogener, es kommt kaum zur Beimischung störender Hallanteile und der Klang wirkt direkter und nicht so indifferent. 

Der DSP-Modus "Spectacle" passt hervorragend zur BD "Stirb Langsam 4.0" und dem darauf enthaltenen DTS-HD Master Audio-Soundtrack, dann kommen die Effekte direkt zu Beginn des Films (Explosion im Haus des Hackers) sehr gut heraus. Aber - auch mit diesem DSP wird der RX-V771 keine donnernde Effektmaschine, sondern bietet andere Reize. So ist die Explosion zwar nicht enorm wuchtig, dafür aber sehr gut durchhörbar - sozusagen "Krach mit Kultur". Stimmen werden stets sehr gut eingearbeitet, was man direkt zu Filmbeginn beim Telefonat zwischen Matthew Farrell und Mai Linh merkt, kleine vokale Einzelheiten kommen gut heraus. Im fünften Kapitel, als Gabriels Killerkommando Matthew Farrell in seiner Wohnung eliminieren möchte, kommt der erfahrene Cop  John McLane dazwischen, was zu einem effektgeladenen Feuergefecht führt. Die Ortungsmöglichkeit selbst für kleine Effekte, die der Yamaha offeriert, ist hervorragend, die MP-Salven aber haben wir schon kraftvoller gehört. Es fehlt etwas an Punch im oberen Bassbereich, dafür sind die Dialoge von McLane und Farrell tadellos eingearbeitet, sie wirken weder zurückversetzt  noch zu stark im Vordergrund. Die Explosion des Feuerlöschers zeigt sich wiederum mit sehr guter Struktur. Bei "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" kann sich der Yamaha in den Szenen, die sich in der weitläufigen Halle auf der AREA 51 abspielen, durch seinen sehr guten Detailreichtum hervortun. Als Indy das Schießpulver in der Halle verteilt, um den Weg zum gesuchten, stark magnetischen Material zu finden, sind auch kleinste Geräusche tadellos eingearbeitet. Die Fahrgeräusche bei der Jagd durch die Halle klingen authentisch und haben viel Struktur - allerdings bietet bei den Faustschlägen und den Explosionen mancher Kontrahent mehr Pfeffer und Nachdruck. Der Yamaha entfaltet eine überzeugende Räumlichkeit, ist dabei allerdings auf den Support eines hochwertigen Lautsprecher-Sets angewiesen. Dadurch, dass der 771 alles andere als ein effekthaschender und vordergründig aufspielender AVR ist, muss man diesen Eigenschaften bei der Wahl des Lautsprechersets Rechnung tragen: Die ins Auge gefassten Schallwandler sollten in der Lage sein, mit Räumlichkeit und mit sauberer Detaillierung zu punkten. Bei "Casino Royale" baut der RX-V771 den Soundtrack sehr gut und lebendig auf. Der durch die Musik verdeutlichte Spannungsbogen kommt in ausgeprägter Form zum Auditorium. Man kann den Film durch ein entsprechendes DSP "würzen" - "Adventure" mit sehr hoher Weitläufigkeit oder "Spectacle" mit im Detail intensivierter Effektwiedergabe bieten sich hier an. Wir haben uns die Madagaskar-Sequenz mit "Spectacle" angehört und waren sehr angetan. Der Yamaha wird zwar auch dann kein Wunder an Nachdruck und offensichtlich zur Schau gestellter Kraft, doch die Strukturen aller Arten von Effekten sind noch etwas prägnanter herausgearbeitet.  

Insgesamt weiß der Yamaha schon durch seine beinahe HiFi-gemäße Abstimmung zu überzeugen. Er verschafft sich auf anderem Wege Respekt - und zwar durch seine enorme Neutralität und seine sehr gute Detailtreue. Somit stellt er eine sehr verlockende Alternative für den klanglichen Analytiker dar - nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass es schwierig sein dürfte, in dieser Preisklasse einen tonal ähnlich authentisch aufspielenden AVR zu finden. 

Videosektion 

Bei Videomaterial wird Durchschnittliches geboten. Die Umwandlung eines 576i Signals in ein 1080p Signal bei der Avec Professional Test DVD konnte nicht in  letzter Konsequenz überzeugen. Bei den schwarzen und weißen Schriften, die in verschiedenen Geschwindigkeiten vor verschieden farbigem Hintergrund durchlaufen, sind die langsameren Schriften gut erkennbar, der Lauf ist recht ruhig und stabil. Bei der schnellsten Schrift jedoch mischen sich sichtbare Nachzieher und Flimmern ins Bild - das haben wir schon besser gesehen. Bei den sich drehenden Siemenssternen (einer im Zentrum, vier in den Bildschirmecken) ist die Leistung deutlich besser, die Sterne laufen ruhig, die Segmente der kleinen Sterne aber sind nicht besonders scharf. Farbrauschen hält sich im vertretbaren Rahmen. Das bewegte Stadtbild von Esslingen flimmert minimal, die Farben wirken sehr realistisch und auch der Kontrast ist gut. Die Struktur der Rasenflächen wird prima wiedergegeben. Bei den Dachziegeln der Häuser sind Flimmereffekte bei den Kameraschwenks zu sehen, diese bleiben aber im Rahmen. Bei Filmmaterial (Star Wars Episode II ab Beginn) sind die Leistungen gut, liegen aber nicht über dem Durchschnitt- Das Gelb der Laufschrift zu Beginn wirkt sehr authentisch, der Lauf der Schrift könnte aber noch ruhiger und der Gesamtbildstand noch stabiler sein. Zudem ziehen sich bei den nach hinten durchlaufenden Schriftteilen leichte Linien quer durch die Schrift. Als der Sternzerstörer durchs Bild gleitet, sichtbar wird, gefällt die prima Bildschärefe, aber das leichte Zittern verhindert noch bessere Zensuren. Als die Raumjäger von Obi-Wan nach unten in die Schlacht abkippen, ist die Plastizität sehr gut, zudem sind die Ebenen bis weit nach unten durchmodelliert. Die Gesichter von Obi-Wan und Anakin in ihren Raumgleitern sind prima detailliert, die Farben wirken natürlich. Einzelheiten an den Raumfluggeräten sind gut erkennbar. 

Konkurrenzvergleich

Es herrscht enormer Leistungsdruck in der Preisliga, in der der RX-V771 beheimatet ist. Jeder der Hersteller versucht, einen eigenen Weg zu gehen. Der RX-V771 versucht sich mit Erfolg als neutrale AV-Maschine, die in der Grundauslegung dem klassischen HiFi-Ideal nahe kommt: Dynamisch, praktisch frei von interpretatorischen Einflüssen und mit prima Detailarbeit. Die Konkurrenz besetzt andere Felder: Als enormer Dynamiker für den Filmtonbetrieb empfiehlt sich der Pioneer VSX-921, der überdies hinaus mit seinen tollen iPod/iPad-Apps auftrumpfen kann. Die Videosektion ist etwas besser als beim RX-V771, der dafür mit seinen DSP-Programmen Punkte sammelt. Gerade bei der neutralen Basisauslegung des 771 machen diese Programme Sinn, denn man kann die Nuancen, die sich, je nach Programm verändern, auch wirklich heraushören. Mit samtiger, schöner Auskleidung des Hochtonbereichs und einem fließenden Sound mit hervorragenden Übergängen tut sich der Onkyo TX-NR609 hervor, der auch mit seiner edlen, schnörkellosen Optik überzeugen kann. Mittlerweile gibt es auch eine iPod/iPhone-App für den 609. Der Denon AVR-1912 zeigt es deutlich - auch in diesem Preissegment ist Denon zu einer absoluten Spitzenkraft geworden. Der 1912 betätigt sich Denon-typisch als Harmoniespender, bietet aber gleichzeitig eine sehr gute Durchhörkeit und ist sehr pegelfest. Punkte verliert der Denon bei der schmal ausgestatteten Videosektion. Der Vorgänger war hier besser bestückt. 

Fazit

Der Yamaha RX-V771 besticht durch seine sehr gute Ausstattung, die kaum Wünsche offen lässt. Die Netzwerksektion ist tadellos bestückt, man kann beim Thema Internet Radio zwischen der kostenlosen vTuner Applikation und Napster wählen. Streamen kann der RX-V771 auch, allerdings nur Musikdateien. Das funktioniert tadellos, mittels dem Music Enhancer lässt sich zudem die Qualität datenreduzierter Musikdateiformate effektiv verbessern. Der Klang des wie üblich mit umfangreichen DSP-Programmen bestückten RX-V771 ist in der Grundeinstellung ohne DSP-Einsatz von lebendiger Neutralität geprägt. Der Yamaha präsentiert sich als eine authentische Wiedergabemaschine, die mit präzisem Bass, klarer Ausgestaltung der Mitten und frischem Hochtonbereich gerade für Verfechter des HiFi-Ideals eine große Kaufempfehlung darstellt. Es gibt Konkurrenten, die im Bassbereich mehr Nachdruck und mehr Volumen besitzen, aber dies macht der Yamaha durch die sehr exakte Wiedergabe und den ausgezeichneten Tiefgang Wett. Der Hochtonbereich bietet viel Brillanz, was aber bei qualitativ weniger guten Quellen dazu führt, dass man mit dem Pegelregler im Sinne akustischer Harmonie etwas vorsichtiger umgehen sollte. Das GUI gefällt uns sehr gut. Insgesamt ist die Bedienbarkeit  einfach, erst recht, wenn man über ein iPhone oder einen iPod Touch verfügt und sich die grafisch sehr schöne, leicht verständliche App herunterlädt. Die Videosektion setzt keine neuen Standards. 

Sauber abgestimmter, preislich sehr interessanter AV-Receiver mit ausgezeichneter DSP-Sektion

AV-Receiver Mittelklasse
Test 14. Juli 2011

+ Neutraler und dynamischer Klang
+ Sehr gute DSPs
+ Tolle Stereo-Performance
+ Tadelloses Einmesssystem
+ Insgesamt durchdachtes Bedienkonzept
+ Gute Verarbeitung
+ Fairer Preis

- Videosektion nur Durchschnitt

Zu den technischen Daten: http://de.yamaha.com

Text: Carsten Rampacher
Fotos: Sven Wunderlich
Datum: 14.07.2011