TEST: Sony Wireless 5.1/7.1 Surround-Headphone MDR-DS6500
08.08.2011 (cr)
Einführung
Für Marktpreise um die 250 EUR kann der Heimkino-Liebhaber, der es weder mit der Familie noch mit der Nachbarschaft aufgrund massiver Pegeltreiberei verderben möchte, zum kabellosen Sony Surround-Kopfhörer MDR-DS6500 greifen. Bis zu 7.1 Kanäle werden simuliert, zudem verspricht Sony eine Reichweite von bis zu 100 Meter. Dank der unkomprimierten, digitalen Übertragung (2,4 GHz-Band) soll ein qualitativ hochwertiger Musik- und Filmgenuss möglich sein.
Video - Überblick
Verarbeitung
Verstellmechanismus
Gute Polsterung
Finish beim Prozessor
Verglichen mit dem kürzlich getesteten Studio-Referenzkopfhörer MDR-Z1000 aus dem Hause Sony kann man beim nur halb so teuren MDR-DS6500 natürlich nicht die gleiche Opulenz erwarten. Der Kopfhörer und der Prozessor sind aus Kunststoff gefertigt, der im Falle des Kopfhörers allerdings einen hochwertigen Eindruck hinterlässt. Die Oberseite von Bügel und Ohrmuscheln ist in – leider etwas staub- und kratzempfindlichen – Hochglanz-Schwarz gehalten. Das sorgt für eine schicke Optik, und zusammen mit den dick gepolsterten Ohrmuscheln auch für Hochwertigkeit. Der Verstellmechanismus zum Anpassen des Bügels an die Kopfgröße des Hörers ist von durchschnittlicher Qualität. Aus mattschwarzem Kunststoff besteht die kompakte Prozessor-Station. Sie wird hochkant aufgestellt, für sicheren Halt sorgt ein Fuß mit entsprechend großer Grundfläche. Hinsichtlich der Verarbeitung verhält sich die Prozessor-Station unauffällig und sorgt weder für Glanzpunkte noch für Negativschlagzeilen.
Betriebsvorbereitung und Akku
Ladekontakte im Bügel
Ladekontakte an der Prozessorstation
Nachdem der Kopfhörer nebst Prozessor-/Ladestation ausgepackt wurde, sollte der Hörer aufgeladen werden. Dies geschieht, indem man den Kopfhörer mit den Kontakten oben am Bügel auf der Prozessorstation einhängt. Ca. 3 Stunden dauert es, bis der Kopfhörer voll geladen ist, während des Ladevorgangs leuchtet eine rote LED). Es ist nicht nötig, den Kopfhörer nach Beendigung des Ladevorgangs vom Prozessor herunter zu nehmen – das ist ausgesprochen praktisch. Der mit einem Lithium-Ionen-Akku ausgestattete Kopfhörer soll 20 Stunden Betriebszeit ermöglichen – wir kamen auf bis zu 16 Stunden mit teilweise durchaus forscher Lautstärke, was wir als recht ordentlich bewerten. Es ist auch stets möglich, die Akkuleistung zu prüfen, hierzu wird die „Power“-Taste am Kopfhörer 2 Sekunden lang gedrückt. Leuchtet die LED über der Power-Taste, ist die Akkuladung ausreichend für den weiteren Betrieb.
Funktionen, Anschlüsse und Tragekomfort
Anschlüsse
Bedienelemente
Was gerade decodiert wird, zeigt der Prozessor durch LEDs an
Power-Schalter beim Kopfhörer
Der Sony Prozessor ist mit Decodern für Dolby Digital, DTS und Dolby Pro Logic IIx ausgestattet. Natürlich können auch normale Stereosignale reproduziert werden. Zudem gibt es verschiedene DSP-Modi (Cinema, Spiele, Sprache/nur Stereo). Der Sony Kopfhörer verfügt rückwärtig über einen analogen 2-Kanal-Cinch-Eingang und über einen optischen Digitaleingang. Per Umschalter digital/analog kann bestimmt werden, von welchem Eingang der Prozessor sein Signal beziehen soll. Bei den verschiedenen Funktionswahlschaltern befindet sich auch eine einschaltbare Dynamikkompression. Die Bedienung des Hörers plus der Prozessoreinheit ist denkbar einfach – nach dem Einschalten des Kopfhörers und der Wahl des entsprechenden Eingangs kann es direkt losgehen. Der geschlossene Kopfhörer hat zwar ein nicht eben geringes Gewicht, sitzt aber ausgezeichnet auf dem Kopf des Hörers. Die Ohrmuscheln sind angenehm dick gepolstert, das gilt auch für den Bügel. Mittels Drehregler seitlich an der rechten Ohrmuschel kann die Lautstärke eingestellt werden. Noch praktischer wäre es gewesen, wenn man einfach Sensortasten von außen integriert hätte – ein Tippen von außen an die Ohrmuschel für eine Anhebung des Pegels und ein Tippen daneben für ein Absenken der Lautstärke wäre noch handlicher gewesen. Der Kopfhörer arbeitet nach der geschlossenen Bauweise, was Umgebungsgeräusche effektiv fern hält. Allerdings sind die Bezüge nach einiger Zeit des Hörens etwas schweißtreibend, während das beträchtliche Gewicht durch die sorgfältige Polsterung eigentlich gar nicht stört.
Testequipment
- Panasonic DMP-BDT310 (Einzeltest folgt)
- Panasonic TX-P42GT30E
Klang
Der MDR-DS6500 überträgt einen Frequenzbereich von 6 bis 25.000 Hz, Neodym-Magnete sorgen für hohe Leistungsfähigkeit. Zwei Dinge fielen im Testbetrieb positiv auf. Zum einen ist die Reichweite wirklich enorm, man kann, wenn die Prozessor-Station im Wohnzimmer untergebracht ist, problemlos durchs Haus laufen oder sogar hinaus in den Garten gehen, ohne dass die Wiedergabe abbricht. Wenn man sich dann in den Grenzbereich der maximalen Reichweite bewegt, reißt das Signal komplett ab. Als 2. Vorzug können wir bei unserem Testgerät das geringe Rauschen ausmachen. Bei „Star Wars Episode 3“ setzt sich der MDR-DS6500 gut in Szene. Die berühmte Melodie zu Anfang des Films wird prima und kraftvoll übertragen. Schwächen im Tiefgang zeigt dann der republikanische Sternzerstörer – hier fehlt es an Fundament. Die darauf folgende Raumschlacht kommt prima zum Ausdruck, die Räumlichkeit ist sehr gut und die Ortungsmöglichkeit für Effekte ist in einem erstaunlichen Maße gegeben. Die Trennung von Stimmen, Effekten und Music Score gelingt ausgezeichnet – der Klangeindruck ist komplett und kultiviert. Ab und zu allerdings kommen Dynamik-Differenzen nicht ganz realistisch heraus. Besonders räumlich ist die Wiedergabe, wenn man den Schalter auf „Cinema“ setzt, dann wird zusätzlich PLIIx zugeschaltet. Stimmen wirken in diesem Modus dann allerdings zu sehr in den Hintergrund versetzt und etwas diffus hinsichtlich ihrer Ausbreitung. Der Klang der Stimmen enthält zudem etwas viele Hallanteile. Dafür erscheint der virtuelle Raum sehr groß, was gerade bei einer Raumschlacht gut gefällt.
Bei der Blu-ray „Stirb Langsam 4.0“ (deutsche DTS-Tonspur) kann der Kopfhörer die spannungsgeladene Atmosphäre gleich zu Beginn des Films gut wiedergeben. Auch das Tippen auf der Tastatur kommt gut zur Geltung, wenngleich es tonal etwas hell erscheint. Die kurz darauf folgende erste Explosion im Haus des Hackers erscheint gut strukturiert, lediglich im Bassbereich fehlt es an Tiefe und etwas an Substanz. Im 5. Kapitel tobt der Kampf um Matthew Farrell. Man kann durch Anwahl der Cinema-Schalterposition wieder die Räumlichkeit verstärken und den virtuellen Raum weiten. Dies geht allerdings auf Kosten der Stimm- und Effektpräzision. Die erbitterten Schußwechsel wirken noch kraftvoller und direkter, wenn man im normalen DTS 5.1 Modus hört. Wer auf etwas Präzision verzichten kann und sich dafür mitten im großen virtuellen Raum befinden möchte, kann die PLIIx Zuschaltung allerdings durchaus vornehmen. Auch in diesem Modus sind Details wie z.B. das Nachladen des Magazins noch gut heraus zu hören. Der Music Score entwickelt eine gute Dynamik. Die große Explosion in der Wohnung Farrells am Ende dieses Kapitels zeigt die Grenzen des Kopfhörers auf, hört man hier mit großer Lautstärke, sind deutliche Verzerrungen zu hören.
Rund geht es auch bei „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels“, wir steigen hier im 3. Kapitel ein, als sich Indy gerade in einer wenig erfreulichen Situation befindet. Sein langjähriger Freund und treuer Begleiter Mac „outet“ sich als Kollaborateur,, hinzu kommt die fiese und zu allem entschlossene Mannschaft rund um Oberst Dovchenko. In der actiongeladenen Sequenz findet der improvisationsfreudige Henry Jones Junior aber trotzdem erneut einen Weg, seinem Schicksal zu entkommen: Sehr gut gibt der Sony die wütende Stimme Indys wieder, als er seine Gegner auffordert, die Waffen niederzulegen. Der durch die Umgebung entstehende Hall wird realistisch erfasst – allerdings raten wir in dieser Sequenz zur Verwendung des 5.1 Modus und schalten die Effekte auf „off“. Dann kommen auch die Motorengeräusche und Schusswechsel sowie der Tarzan-ähnliche Seilflug-Act von Indy akustisch unvermittelter und gekonnter zur Geltung. Die verschiedenen Explosionen haben Kraft, bis auf das bereits erwähnte Problem tief unten im Frequenzkeller. Die Schüsse klingen recht lebendig, tonal allerdings etwas hell. Die herumspritzenden Scherben beim Kampf Indys gegen einen der aufmüpfigen Gegner verteilt der MDR-DS6500 sehr gut im virtuellen Raum. Die Fahrt auf dem Raketenschlitten kommt ebenfalls gut zur Geltung, wenngleich der Mitteltonbereich etwas überrepräsentiert erscheint.
Ruhiger, aber nicht weniger emotional – die Blu-ray „Vivere – Live in Tuscany“ von Andrea Bocelli haben wir uns in PCM Stereo 2.0 angehört. Die Stimme des berühmten blinden Sängers kommt schon beim gesprochenen Part gleich zu Beginn sehr gut heraus. Die Kirchenglocken im Hintergrund präsentiert der Kopfhörer klar und deutlich. Als dann kurze Zeit später das Konzert mit dem ersten Titel „Melodramma“ startet, sind die heftigen Beifallsbekundungen des Publikums gut herauszuhören. Die Stimme Andreas erklingt überraschend gut detailliert - nur das Piano im Hintergrund könnte noch etwas klarer herausgearbeitet werden, während die Prägnanz der Streicher stimmig ist. Bei „Romanza“ startet das Stück mit guter Filigranität, als Andrea die Stimme erhebt, schlägt sich der Kopfhörer erneut wacker und bietet eine tadellose Stimmkontur und einen realistischen Stimmkörper. Musikalische Details hinterer Ebenen werden aber teilweise ausgeblendet.
Nun waren wir gespannt, wie der Kopfhörer die mit Electro- und Trance-Beats gefüllte Sunshin Live Volume 21 im schlichten, normalen Stereomodus wiedergibt. Bei „Silmarilla 2007“ von Carlos erscheint uns der Bass etwas platt – es kommt aber zu keinen Verzerrungen. Der Aufbau des Tracks wird sehr gut verdeutlicht – jeder Effekt, der sich hinzu gesellt, wird herausgearbeitet. Die Pegelfestigkeit des Headphones ist gut, setzt aber keine neuen Maßstäbe. Es ist aber problemlos möglich, mit einer kräftigen Lautstärke zu hören. Die Räumlichkeit des MDR-DS6500 ist auch im Stereobetrieb sehr gut. Bei „Spiegelsaal 20.007“ von Robot überzeugt die Klarheit des Klangs, die elektronischen Hi-Hat-Sounds sind ebenso wie die zahlreichen Effekte sehr authentisch gehalten und tragen zum dynamischen, schwungvollen Klangbild bei.
Bei der Multichannel-Wiedergabe der Celine Dion-Songs „Because You Loved Me“ und „To Love You More“ kann der MDR-DS6500 insgesamt überzeugen. Allerdings fehlt es Celines Stimme etwas an Ausprägung im Hochtonbereich, und auch ist ein leichtes Verschwimmen beim Fokus der Background Vocals heraus zu hören. Der präsentierte Raum erscheint recht realistisch, das gilt auch für das Klatschen des Auditoriums. Der Übergang zu „To Love You More“ wird vom Sony-Kopfhörer gut ausgestaltet, hier erscheint uns die Präsenz von Celines Stimme als sehr gelungen, ohne dass die instrumentalen Klanganteile komplett untergehen. Das Schlagzeug wird gut eingearbeitet, könnte aber noch etwas mehr Ausdruckskraft vertragen.
Natürlich wollten wir auch noch wissen, ob sich der MDR-DS6500 gut als Kopfhörer für gamende Surround-Fans eignet. Zu diesem Zweck haben wir Need for Speed – Shift 2 Unleashed in unsere Playstation 3 gelegt und unsere Prozessor-Station in den Effekt-Modus „Game“ geschaltet. Und hier zeigt sich der MDR-DS6500 direkt von seiner besten Seite und offeriert ein 360 Grad Surround-Klangbild, das den Gamer akustisch fesselt und so beste Voraussetzungen für ein lebendiges, dynamisches, nachdrückliches Autorennen bietet. Die Stimme des Sprechers wird sehr gut eingearbeitet, die Fahrgeräusche wie das Quietschen der Reifen oder das Aufheulen des Motors kommen sehr realistisch zum Ausdruck.
Fazit
Der Sony MDR-DS6500 ist ein gut verarbeiteter, preislich fair kalkulierter Wireless-Kopfhörer mit Decodern für DTS 5.1, Dolby Digital 5.1 und Dolby Pro Logic IIx. Unter Zuhilfenahme des PLIIx Decoders kann nicht nur in 5.1, sondern sogar in virtuellem 7.1 hören. Die Räumlichkeit, gerade im 7.1 Modus, ist ausgezeichnet, dürfte Zeitgenossen, die auf höchste Realität Wert legen, aber schon etwas zu viel sein. Daher nehmen Anwender, die auf eine hohe Authentizität Wert legen, lieber das direkte 5.1 Decoding. Die tonale Auslegung ist relativ neutral – allerdings nicht so neutral wie bei den Referenz-Studiomonitoren des Hauses. Der MDR-DS6500 geht doch etwas mehr in Richtung „Spaßkopfhörer“ und setzt auf eine sehr schwungvolle, kräftige und nachdrückliche Wiedergabe. Gerade für Dance- und Technomusik ist er darum sehr gut geeignet. Im Filmbetrieb fehlt es etwas an Tiefgang, was die Wiedergabe massiver, tief in den Frequenzkeller gehender Effekte etwas einschränkt. Der Kopfhörer sitzt sehr gut auf dem Kopf des Hörers, durch die sorgfältige Polsterung von Bügel und Ohrmuscheln wird ein ausgezeichneter Langzeit-Tragekomfort geboten.
Weitläufige Räumlichkeit trifft auf sehr angenehmen
Tragekomfort und gelungene Wireless-Übertragung

Kopfhörer Mittelklasse
Test 08. August 2011
+ Dichte Räumlichkeit
+ Gute Dynamik
+ Sehr gute digitale Wireless-Signalübertragung mit hoher Reichweite
+ Angenehmer Tragekomfort
+ Virtuelles 5.1 oder 7.1 dank PLIIx möglich
- Es fehlt an Tiefgang
- Nur durchschnittlicher maximaler Pegel
Test: Carsten Rampacher
Datum: 08.08.2011