TEST: LG Optimus 3D P920 - Hightech-Smartphone mit 4,3 Zoll-Display
17.08.2011 (cr)
Einführung
Die Marktpreise sind drastisch gefallen – noch rund 430 EUR werden für das LG Optimus P920 3D aufgerufen, vor kurzem noch waren deutlich über 500 EUR fällig (UVP 599 EUR). Besonderheit – wer das P920 im 3D-Betrieb nutzt, kann sich von der Vorstellung, dass man für den 3D-Genuss eine Brille braucht, verabschieden. Im Gegensatz zum LG Optimus Pad, das ebenfalls in 3D aufnehmen, nicht aber auf dem Display 3D-Inhalte wiedergeben kann, ist das Smartphone P920 für das Aufnehmen und Betrachten von 3D-Inhalten vorbereitet. Im 3D-Modus wird eine spezielle Filterschicht auf dem Display für eine entsprechende dreidimensional wirkende Wiedergabe aktiviert. Da das menschliche Auge für das Empfinden eines dreidimensionalen Bildeindrucks getrennte Bilder für das linke und das rechte Auge braucht, ist diese Filterschicht genau dafür zuständig – sie sorgt für die getrennte Bildanlieferung für das linke und das rechte Auge. 3D-Funktionen sind in einem speziellen Menüpunkt gesammelt, der beim Aufrufen des Hauptmenüpunktes „Anwendungen“ als erstes vor allen anderen Anwendungen erscheint. Unter dem Oberbegriff „3D-Anwendungen“ finden sich z.B. Spiele und Apps in 3D. Einige Spiele sind schon vorinstalliert. Auf dem großen 4,3 Zoll Display wirken Videos noch eine Idee eindrucksvoller als auf dem P990 Optimus Speed mit 4-Zoll-Display. 2D kann mit bis zu 1080p und 3D mit bis zu 720p wiedergegeben werden. Sehr schade finden wir die geringe Auflösung des Displays – bedenkt man, wie die Displays des iPhones 4 und des HTC Sensation auflösen, erscheinen die 800 x 480 Pixel des Optimus 3D als relativ gering, was man in der Praxis auch dadurch sieht, dass man einzelne Pixel erkennen kann. LG hat eine eigene Benutzeroberfläche über das "pure" Android 2.2 gelegt und bietet sieben konfigurierbare Startbildschirme an.
HDMI-Anschluss mit wählbarer Auflösung
Micro USB und Micro HDMI seitlich zu finden
Mit dem Optimus 3D können Inhalte direkt vom Smartphone aus auf YouTube hochladen und dort das Sharing der Inhalte auf der YouTube 3D-Plattform realisieren. Top – anstatt mit teuren optionalen Adaptern zu arbeiten, verfügt das Smartphone gleich über einen seitlich platzierten Micro HDMI Port. Voraussetzung ist somit nur ein Micro HDMI auf HDMI Standard Kabel. Wer nur ein HDMI Standard Kabel besitzt, kann sich auch einen Adapter kaufen. Um die ganze 3D-Power auch hochwertig verarbeiten zu können, ist das P920 mit einem Dual Core-Prozessor und mit einem dualen Speicher ausgestattet. Hierzu sind Erläuterungen fällig. Im Gegensatz zu HTC Sensation und Samsung Galaxy S2 arbeitet im LG Optimus 3D "nur" ein 2 x 1 GHz Prozessor und nicht ein 2 x 1,2 GHZ Prozessor. Der Arbeitsspeicher fällt mit insgesamt 512 MB nicht eben üppig aus, HTC kokettiert selbst beim Single Core Modell Incredible schon mit 7698 MB. Besonderheit ist allerdings, dass im Optimus 3D zwei parallel betriebene Speicherbausteine stecken, durch diese "Dual Channel Fähigkeit" werden beide Speicherbänke schneller angesprochen als ein einzelner Baustein. Apropos Speicher: Speichermöglichkeiten bieten sich verschiedene. Inhalte können auf dem 8 GB großen internen Speicher abgelegt werden, zusätzlich bietet sich die Erweiterung mittels MicroDS an, hier werden bis zu 32 GB große MicroSD-Karten akzeptiert. Die Kamera mit 2 x 5MP stereoskoper Auflösung hat eine Foto/Videolicht, hinzu kommt eine Zweitkamera in VGA-Auflösung für Videotelefonie. Der Videoplayer unterstützt zum Abspielen MPEG4, H.263, H.264, DivX und WMV, an Audioformaten werden AAC (+) (++), MP3, WAV, WMA und Ogg akzeptiert. Das Smartphone fällt mit Abmessungen von 128 x 68 x 11,9 mm (H x B x T) etwas klobig aus, im Vergleich z.B. zu einem sehr dünnen LG Optimus Black oder einem Sony Ericsson Xperia Arc erscheint es auch etwas dick. Der eingebaute Lithium-Ionen-Akku hat 1.500 mAh Kapazität, was für ein solches Hightech-Smartphone eher die Minimalkonfiguration darstellen dürfte. Das LG Optimus 3D unterstützt HSPA+ mit Downloadraten von bis zu 14,4 Mbit/s, für den Upload (HSUPA) sind bis zu 5,76 Mbit/s möglich. Nicht ganz überzeugt, dass nur Android 2.2.2 an Bord ist und das inzwischen gängige 2.3.3 nicht verfügbar ist. Das neuere Android ist schlanker, was die Schnelligkeit des Smartphones noch steigert, und die Schnelligkeit nimmt auch bei stark gefülltem Datenspeicher nicht ab.
Video - Überblick
Verarbeitung
Rückseite - offen
Mit 11,9 mm Höhe nicht sonderlich dünn und mit 170 Gramm, auch bedingt durch die aufwändige Technik, recht schwer
ungeschützte Linsen der Kamera, optisch hübsche Blende in Alu-Optik
Das LG ist ordentlich verarbeitet, allerdings wirkt es weder besonders edel noch besonders hochwertig. Der Akkufachdeckel besteht aus recht dünnem Kunststoff, wenigstens sitzt er relativ passgenau. Die Spaltmaße sind relativ gering, die Buchsen sind alle durch Abdeckungen gegen Staub geschützt. Ungeschützt ist leider die 2 x 5 MP Kamera mit ihrem Doppellinsensystem für 3D. Da hilft auch die optisch hübsche, aber kratzempfindliche Blende im Alu-Look nicht weiter. LG liefert im Zubehör bei unserem Testmodell keine MicroSD Speicherkarte mit, dafür aber ein recht hochwertig wirkendes Headphone. Das Ladegerät im Lieferumfang ist äußerst kompakt und somit leicht zu verstauen. Das USB-Kabel für die Datenübertragung wird einfach ans Ladegerät angeschlossen und dient dann als Ladekabel.
Speicher und Prozessor
HTC Sensation und LG Optimus 3D - AnTutu
Quadrant Standard
Linpack
Das Smartphone ist mit einem Texas Instruments Dual Core-Prozessor ausgestattet. Die Speicherwerte bei unserem Testmodell gliedern sich folgendermaßen: Gesamtspeicher 5,57 GB, verfügbar waren bei Testbeginn 2,76 GB. Der verfügbare Telefonspeicher lag bei 897 MB. Bei allen Aktionen erwies sich der Doppelkernprozessor als sehr schnell, so dass nie störende Wartezeiten entstanden. Bei den Benchmark-Tests musste das LG gegen unser Masterpiece HTC Sensation mit Qualcomm 2 x 1,2 GHz Chipsatz antreten – bei AnTutu Benchmark Version 2.1 verbuchte das LG einen klaren Sieg (total score 5038 zu 4414 Punkten beim HTC). Auch, wenn das HTC erwartungsgemäß von den reinen CPU-Wertungen her besser abschneidet, ist das LG in den SD Card read and write-Disziplinen und bei der RAM-Bewertung sowie – wie erwartet – bei den Grafikleistungen besser. Beim Quadrant Standard Benchmark Test lässt das LG dem HTC ebenfalls keine Chance (2551 zu 1913 Punkte). Beim Linpack-Check (MFLOPS/s) liegt das LG ganz knapp vorn. Das Booten dauert entschieden zu lange. Rund 35 Sekunden müssen eingeplant werden. Einen Schnellstartmodus wie beim HTC Sensation hat das LG nicht.
Display (2D) und Touchscreen
Scharfes, recht kontrastreiches Display
Display-Einstellungen
Im 2D-Betrieb, der sich für den Alltag empfiehlt, verdient sich das 10,19 cm messende (4,3 Zoll) Display sehr gute Zensuren. Das Top-Niveau von iPhone 4 und HTC Sensation wird durch die zu geringe 800 x 480 Pixel Auflösung aber verfehlt. Die Farbtiefe und Farbbrillanz des Super AMOLED Plus Displays des Samsung Galaxy S2 wird ebenfalls nicht erreicht. Schwarzwert und Kontrast sind aber sehr gut und gehören im Vergleich mit der gesamten Konkurrenz auf jeden Fall zur Spitze. Der Touchscreen reagiert nur selten etwas verzögert, ansonsten ist er schnell bei der Sache und erfreut durch Schnelligkeit und sinnvolle Sensibilität. Die virtuelle Tastatur überzeugt i m Hoch- und im Querformat, gerade im Querformat kann man auch ohne Probleme längere Texte schreiben. Durch das Vibrationsfeedback weiß man auch, ob der Befehl entgegen genommen wurde.
Akkulaufzeit
Wer viel filmt in 2D und in 3D und zudem mit einem WiFi-Netz verbunden ist, wird wenig Freude an der Akkulaufzeit haben. Nach ca. 3 Stunden war der Akku nach kompletter Vollladung schon nur noch zu gut 50 Prozent voll. Auf annehmbare Laufzeiten kommt man nur, wenn man sich mit Filmen und Knipsen zurückhält und auch nicht dauernd Videos abspielt oder im Netz surft. Dann hält das Optimus 3D auch mal anderthalb Tage durch. Hat man in Ballungsräumen HSDPA zur Verfügung, geht das Öffnen von Internetseiten beinahe so schnell voran wie bei der WLAN-Einbindung. Wichtig ist aber, dass man im Handyvertrag nachliest, welche Download- und Upload-Geschwindigkeit angegeben ist. Es nutzt nichts, wenn das LG prinzipiell sehr schnell ist, aber dann durch die Rahmenbedingungen des Providers oder durch die regionalen Verhältnisse ausgebremst wird.
Sprach- und Empfangsqualität
Das LG besticht durch eine nahezu rauschfreie Stimmübertragung bei Telefongesprächen, auch der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung lobt die sehr gute und nicht durch Nebengeräusche getrübte Verständlichkeit. Im oberen Frequenzbereich ist die Stimme nur minimal bedeckt. Die Empfangssensitivität ist gut.
Surfen im Internet/Download und Upload/YouTube/Facebook/Skype
Browser ohne Zoom im Hochformat
Browser ohne Zoom im Querformat
Spezialität des LG mit dem großen Touchscreen ist der hohe Komfort beim Surfen im Internet. Eingebunden im WLAN n-Netz werden auch komplex aufgebaute Seiten schnell geladen und übersichtlich dargestellt. Bei kleinen Schriften aber entstehen gewisse Defizite bei der Lesbarkeit, dies ist durch die Auflösung bedingt. Der Wechsel vom Hoch- ins Querformat geht schnell vonstatten, wichtig ist aber, dass man im „Display“ Menü zuvor den Haken bei „automatisch drehen“ gesetzt hat. Das Zoomen funktioniert schnell, genau und zuverlässig. Das Downloaden von Apps aus dem Android Market geht sehr schnell vonstatten, auch mehrere parallel gestartete Downloads bringt das LG souverän und zuverlässig zu Ende. Die Installation der Apps ist ebenfalls rasch erledigt. Man kann direkt vom Smartphone aus Videos auf YouTube sharen, auch 3D Videos können hochgeladen werden, was ohne Probleme funktioniert hat. Facebook by LG ist bereits vorinstalliert, hier kann es nach Eingabe von Benutzernamen und Passwort gleich losgehen. Die App funktioniert gut, die Ladezeiten sind kurz. Skype wird auch schnell heruntergeladen und installiert. Beim LG Optimus 3D ist aber keine Nutzung der Videotelefonie-Funktion aktuell möglich, nur normale Skype Anrufe gehen (natürlich auch Chats).
Mailaccount
Es sind Mailapplikationen für eine schnelle Einrichtung von Konten bei folgenden Anbietern vorinstalliert: T-Online, GMX, WEB.de, Freenet, Google Mail, zudem kann man das P920 mit einem Microsoft Exchange-Server verbinden. Unter dem Menüpunkt „andere“ können individuelle E-Mail Konten in wenigen Schritten konfiguriert werden. Sehr praktisch ist der kombinierte Posteingang, wenn man mehrere E-Mail-Konten installiert hat, werden im kombinierten Posteingang alle neuen Nachrichten übersichtlich dargestellt.
Synchronisation
Wie bei allen Androiden empfiehlt es sich auch beim Optimus 3D, ein google-Konto anzulegen bzw. durch Verknüpfung mit einem bereits existenten google-Konto alle Kontakt- und Kalenderdaten aufs P920 zu holen. Kontaktdaten können z.B. aus Outlook einfach ins google-Konto exportiert werden, dies dauert bei rund 350 Kontakten nur wenige Minuten. Am PC angeschlossen, wird das LG als Massenspeicher erkannt, nun können ohne Probleme Dateien hin- und hergeschoben werden.
3D Wiedergabe von Spielen und Filmen aus dem Lieferumfang des Optimus 3D
Verschiedene 3D Games (Let's Golf, Nova, Asphalt 6, Gulliver's Travels) sind vorinstalliert
Verschiedene Filmtrailer sind ebenfalls an Bord
Richtig gut ist der 3D Effekt beim vorinstallierten „Let’s Golf“ zu erkennen – man hat hier den Eindruck, räumlich voneinander getrennte Ebenen vor sich zu haben. Auch die Bewegungswiedergabe ist gelungen, es kommt nur zu geringen Schlieren, die Bewegungsschärfe ist ordentlich. Bei "Ashalt Adrenaline 6" kommt es selbst dann, wenn man direkt und genau vor dem Handy sitzt, zu deutlichem Ebenenversatz innerhalb der Fahrzeuge. Zudem ist die Steuerung der Lenkfunktion sehr gewöhnungsbedürftig. Das hat zwar nichts mit dem 3D-Effekt zu tun, schmälert aber zusammen mit den sichtbaren Geisterbildern das Vergnügen. Besser gefällt das Space Adventure Game "Nova", hier wirkt das Bild etwas ruhiger, der 3D-Effekt ist gut sichtbar - allerdings sollte man genau vor dem Handy-Display sitzen und hektische Bewegungen vermeiden. Beim 3D Trailer „Coral Dreams“ ist die Plastizität sehr gut, zudem ist die Detailtreue ebenso gut wie die Bildschärfe – mehr kann man aus einem Display mit 800 x 480 Pixeln Auflösung hier kaum noch herausholen. Auch bei "Outback" ist der 3D-Effekt gut, das Bild erscheint aber leicht unscharf, besonders in den hinteren Ebenen. Am besten kommt der 3D-Effekt beim 2Seedlight" Trailer zum Ausdruck, hier fliegt ein Raumschiff von hinten so gekonnt durchs Bild, dass sich der Zuschauer spontan verblüfft umdrehen möchte. zwar gibt es hier leicht unruhige Objektkanten zu Beginn des Trailers, aber die Ebenenunterscheinung und die Objektplastizität sind sehr gut. Durch die seitliche Shortcut-Taste kommt man schnell ins 3D-Menü (im Querformat).
3D Aufnahme von Fotos und Videos, Wiedergabequalität selbst gedrehter Videos
3D Kamera für Still Images und Videos in 3D
2 x 5 MP Kamera
Fotos in 3D
Videos in 3D
Das Aufnehmen von Fotos und Videos kann man wahlweise in 2D oder in 3D vornehmen. Ebenfalls können in 3D gedrehte Videos direkt nach der Erstellung hochgeladen und im YouTube 3D Channel präsentiert werden. Der Upload eines 26,36 MB großen Videos ging relativ schnell vonstatten (gut 8 Minuten bei DSL 6000, über WLAN-n eingebunden). Über die Wiedergabequalität des LG Optimus 3D, selbst gedrehte 3D Videos betreffend, konnte man bislang nicht nur Positives lesen – zu Unrecht, wie wir finden. Sicher, die Auflösung ist nicht brachial, aber wenn man sich die Videos auf dem 4,3 Zoll messenden Display anschaut, ist der Bildeindruck plastisch und tief, der 3D Effekt kann gut wahrgenommen werden - allerdings vornehmlich bei Objekten, die im Abstand von 0,5 bis 2 Meter, also im näheren Bereich, vor den beiden Linsen zu finden sind. Durch den geringen Abstand beider Linsen voneinander ist es schwer, weiter entfernte Objekte mit nennenswertem 3D-Effekt dazustellen. Panoramaaufnahmen erscheinen daher vielleicht minimal plastischer als in 2D, ein besonders bemerkenswerter Effekt ist aber nicht zu sehen. Generell sollte man sich zentral vor dem Smartphone platzieren und Bewegungen von Kopf oder Optimus 3D während der Videowiedergabe tunlichst vermeiden, dann „zerreißt“ es das Bild. Dieser Nachteil ist aber praktisch allen 3D-Darstellungstechniken, ganz gleich, ob mit oder ohne Brille, derzeit eigen. Mit einer entsprechenden Rot-Blau-Brille lassen sich die mit dem LG gedrehten Videos dann auch auf dem heimischem PC-Monitor bewundern. Hier ist dann die Qualität noch ausreichend, aber nicht weltbewegend. Wer bei geringerem Lichteinfall filmt, sollte bedenken, dass die 3D Videos im Direktvergleich nicht ganz so hell und kontrastreich wie die 2D Videos erscheinen. Ebenfalls kann nicht auf die im 2D Videobetrieb verfügbare, allerdings recht schwache und nur für den Nahbereich geeignete Videoleuchte zurück gegriffen werden. Bei Fotos in 3D tritt der Effekt ebenfalls relativ deutlich heraus, es gilt allerdings, wie bei Videos, dass Objekte, die sich in kurzer Distanz zu den beiden Linsen des LG P920 befinden, besonders plastisch und greifbar erscheinen. Die Farbverfremdung hält sich im Foto- und im Videobetrieb in Grenzen, ganz so satt und frisch wie im 2D-Betrieb erscheinen Farben aber nicht, kleine Farbnuancen gehen zudem etwas unter. Eines darf man auch nicht vergessen - es wird des Öfteren Kritik an der Qualität der 3D-Aufnahmen laut, diese Kritiker sollten aber Verschiedenes bedenken: Wir wollen wir nicht über Sinn und Zweck von Smartphones mit 3D-Funktion diskutieren (irgendetwas muss an einem solchen Konzept dran sein, immerhin bietet HTC das Evo 3D seit kurzem an), aber LG ist hier klar sehr früh mit einem solchen Hightechgerät am Start, und damit ist es klar, dass die Technik noch nicht ausgereift ist und dass es noch einige Zeit brauchen wird, bis auch sehr anspruchsvolle Anwender zufrieden gestellt sind. Wir finden aber, dass fernab der Sinnfrage des Features die Umsetzung für ein Produkt der 1. Generation gut gelungen ist. Und noch etwas - in erster Linie sind die 720p 3D-Videos zum Sharen auf YouTube und zum Betrachten ohne Brille auf dem P920 geeignet - wer auf dem erstklassigen Flachbildschirm eine exzellente Wiedergabe erwartet, wird enttäuscht sein, geht aber vielleicht auch mit falschen Grunderwartungen an dieses Produkt heran.
2D Aufnahme und Wiedergabe, Fotos und Videos
Das Optimus 3D kann in 2D Videos mit 1920 x 1080 Pixeln aufnehmen. Wir haben Aufnahmen in 720p und in 1080p angefertigt – und wir können nur zur Wahl des 1080p-Modus raten, im direkten Vergleich wirken die 720p-2D-Videos verwaschen, rauschig und unscharf. Das liegt aber nur daran, dass der FullHD-Modus exzellent ist – sehr schöne, dynamische Farben, hohe Bildschärfe, tolle Detailtreue – es gibt praktisch nichts zu kritisieren, selbst das Rauschen ist im absolut vertretbaren Umfang. Auch im Still Imaging Betrieb kann das P920 Punkte sammeln, die Fotos wirken scharf, farbecht und zeigen nur geringes Rauschen in großen einfarbigen Flächen. Macroaufnahmen gelingen sehr gut, das P920 stellt im Autofokusbetrieb zudem blitzschnell scharf und gefällt mit recht kurzer Auslöseverzögerung.
Klang des eingebauten Lautsprechers
Hier sammelt das LG eine Menge Sympathien, denn der Sound bei Verwendung des eingebauten Lautsprechers ist, bedenkt man den schwierigen konstruktiven Rahmen, sehr gut. Sogar Anflüge von Räumlichkeit sind heraus zu hören. Auch die maximal erreichbaren Lautstärken sind über jeden Zweifel erhaben. Nicht gefallen hat uns, dass der Equalizer nur bei Verwendung des Kopfhörers nutzbar ist.
Klang über Kopfhörer
Musikplayer-Menü
Musikwiedergabe
Das mitgelieferte Headset sorgt in Verbindung mit dem EQ (Programme: Bass Boost, klassische Musik, Komfort, Dance, Tief, Electronic, Hip Hop, Jazz, Latin, Live, Klavier, Pop, Bypass, RnB, Rock, Höhen, Xtra Bass, Vocal) für eine hervorragende Wiedergabe. Werden andere, auch teure, Smartphones mit Billigstkopfhörern ausgeliefert, die kaum durchschnittliche Pegelmengen vertragen, trumpft das LG mit sattem Bass, guter Räumlichkeit und sehr guter Pegelfestigkeit auf. Sogar, wenn man kein EQ-Programm verwendet und den EQ deaktiviert, gefallen Nachdruck und Klarheit auch bei großen Lautstärken – Kompliment, akustisch überzeugt das P920 auf der ganzen Linie und beweist zudem, dass man keinesfalls als erstes Ohrhörer aus dem Programm namhafter Kopfhörerhersteller gegen oftmals teures Geld hinzukaufen muss. Dass partiell der mitgelieferte Kopfhörer deutlich kritisiert wird, können wir nicht nachvollziehen - im Gegenteil, wir denken, es wird deutlich mehr Klangqualität geboten als bei verschiedenen Konkurrenten.
Sharing über Smart Share
Smart Share
Server und PCs - Übersicht
Das LG P920 erlaubt es, Dateien, die von einem Server oder PC im gleichen Netzwerk kommen, einem Musik- oder Videoplayer zuzuweisen. Somit fungiert das P920 sozusagen als „Kommandozentrale“. Im ersten Versuch haben wir unserem Philips Netzwerkplayer Streamium NP3700 Audiofiles von unserem Server über das LG als Mittler geschickt, was problemlos funktionierte (MP3, AAC) allerdings war die Schnelligkeit bei der Übertragung nicht sonderlich hoch und der NP3700 brauchte eine Weile, bis die Wiedergabe starten konnte. Im zweiten Schritt haben wir Videos von unserem Server an den Panasonic TX-P50GT30 weitergeleitet, was auch funktionierte. Wichtig ist, dass man sich zuvor vergewissert, dass das Endgerät das gewählte Format auch akzeptiert. Es ist derzeit nicht möglich, Inhalte, die auf dem P920 gespeichert sind, zu einem kompatiblen Endgerät im gleichen Netzwerk weiterzureichen. Musik-Streaming der auf dem P920 gespeicherten Musikdateien fällt somit flach, wenn man die LG App nutzt. Auch können keine Files, die auf PCs und Servern im gleichen Netzwerk abgelegt sind, auf dem P920 wiedergegeben werden. Ebenso wird nicht jedes Gerät erkannt, unser Panasonic BD-Player DMP-BDT310 wurde schlichtweg ignoriert.
Apps für Unterhaltungselektronik-Komponenten
Verfügbar sind im Android Market z.B. Pioneers iControl AV2, Philips MyRemote, Onkyo Remote, Sony Media Remote, Samsung Remote, LG Remote, Sonos Controller – hier wächst die Auswahl rapide. Wir vermissen Apps der D&M Holding, weder Denon noch Marantz sind vertreten.
Weitere nützliche Apps, vorinstallierte Programme sowie Ausstattungsmerkmale
Navigation
News-Funktion
Man kann einstellen, welches News man angezeigt bekommt
Weitere Optionen bei den News
Schnell sind neue Apps aus dem Market herunter geladen
Das Angebot im Android Market ist mittlerweile sehr groß geworden. Für Benchmark-Tests zur Ermittlung der Performance empfehlen sich beispielsweise die kostenlos erhältlichen Programme AnTutu, Quadrant Standard und Linpack. Alle sind schnell heruntergeladen. Gleich mit an Bord ist Polaris Office, eine Microsoft Office-kompatible Suite mit einfachem Handling. Sehr gut gefällt uns die „News“ Funktion, hier kann sich der Anwender News aus von ihm zu selektierenden Bereichen entweder durch manuelles oder in Zeitschritten einstellbares automatisches Update aufs Smartphone holen (z.B. News aus dem Inland, aus Europa, aus der Wirtschaft oder der Technologie-Branche). Die automatische Aktualisierung funktioniert gut. Nicht ganz glücklich sind wir mit dem vorinstallierten AccuWeather.com Wetterdienst, dessen Prognosen in verschiedenen Fällen nicht zutreffen. Eine Taschenlampenfunktion kann man kostenlos im Android Market herunter laden – Vorsicht, nicht jede funktioniert auch. Ein Sprachrecorder ist bereits vorinstalliert, es gibt aber auch jede Menge kostenloser Apps im Market. Wer auf Internet Radio Apps steht, kann sich ebenfalls kostenlos bedienen (z.B. Radio Swiss Classic, Sunshine Live, ParisOne, A&P Rave, TuneIn Radio, AUPEO Personal Radio….). Da fällt es kaum ins Gewicht, dass LG auf ein konventionelles UKW-Radio verzichtet hat. Das Örtliche und die Gelben Seiten sind als kostenlose Telefonbuch-Apps verfügbar. Vielflieger freuen sich über Apps von Lufthansa, Swiss und Sixt, wenn man gleich einen Leihwagen nach der Landung organisieren möchte. Schlecht sieht es mit Hotelketten-Apps derzeit aus. Während man für das iPhone z.B. Apps von The Regent Berlin, Mandarin Oriental und Kempinski gibt, ist hier noch Fehlanzeige beim Android Market. Immerhin gibt es schon Hotelbewertungs-Apps, allerdings nicht vom Branchenführer Holiday Check (ist als iPhone App verfügbar). Wissbegierige, denen die schon erwähnte Newsfunktion nicht ausreicht, können sich, ebenfalls ohne Kosten, die Apps von n-tv oder der Tagesschau herunterladen. Von TV Spielfilm gibt es eine nützliche App über das Fernsehprogramm, der „Programm-Manager“ der Telekom ist ebenfalls übersichtlich, hier sind allerdings weniger Infos enthalten. Netzwerker, die nicht nur etwas „salopp“ über Facebook kommunizieren möchten, können sich die Xing App herunterladen, die mittlerweile nach Startschwierigkeiten auch auf Android-Smartphones gut läuft. Natürlich ist auch ein gut arbeitendes Navigationssystem mit dabei. Schnell wird die aktuelle Position ermittelt, rasch ist die Route bestimmt.
Konkurrenzvergleich
Das LG schneidet im Konkurrenzvergleich gut ab. Aus eigenem Hause ist das LG P990 Optimus Speed ein interessanter Konkurrent. Das kompaktere und dünnere 4-Zoll-Gerät ist aber kaum 50 EUR günstiger, hier kann man sich, stören die etwas ausladenden Abmessungen nicht, gleich das Optimus 3D gönnen- Nun folgt jedoch ein „aber“ – die Akkulaufzeit des P990 ist doch deutlich besser. Zudem ist für Still Images eine 8 MP anstatt einer 5 MP Kamera an Bord. Dass nur 5 MP im 2D-Betrieb geschafft werden, liegt daran, dass für 3D gleich 2 x 5 MP Sensoren beim P920 mit an Bord sind. Die Displaygüte ist bei beiden LGs nahezu auf identischem Level, beide haben eine Auflösung von 800 x 480 Pixel. Bei den Benchmarktests schneidet das P920 Optimus 3D noch eine Idee besser ab. Formschön und gut in der Hand liegend, ist der für rund 450 EUR über die Ladentheke gehende HTC-Konkurrent Sensation ein schwer verdaulicher Gegner. Das HTC-Phone hat die höhere Displayauflösung, macht noch etwas bessere Still Images, besitzt die bessere Akkulaufzeit und baut merklich flacher. Auch läuft das HTC im Gegensatz zu beiden LGs schon unter Android 2.3.3. Für das LG sprechen die gelungene 3D Integration, die fairen Marktpreise, der HDMI Port, der größere interne Speicher und die Grafikleistung beim Gaming. HTC und LG machen hervorragende Videos, wer noch eine FullHD-Videokamera früher Generationen besitzt, wird sich wundern, wie gut Smartphones geworden sind. Das Samsung Galaxy S2 durchläuft aktuell noch unsere Testreihen. Es ist ebenfalls sehr schnell, besitzt ein extrem brillantes, farbechtes Display mit Spitzen-Kontrast und schafft auch bei regem Gebrauch über einen Tag mit einer Akkuladung. Nicht gefallen hat uns das empfangsschache WLAN-Modul des Galaxy S2, sehr gut ist es, wie auch bei den anderen hier genannten Modellen, um die Zuverlässigkeit bestellt. Die Displayauflösung liegt leider nur bei 800 x 480 Pixeln und nicht bei 960 x 540 Pixeln wie beim HTC Sensation.
Fazit
Das LG Optimus 3D sieht zwar etwas klobig aus, kann aus technischer Sicht aber überzeugen. Mit guter Sprachverständlichkeit und ordentlicher Empfangssensitivität punktet das Smartphone auch in klassischen Handy-Disziplinen. Nicht überzeugen kann der schlappe Akku, der sich rasch verabschiedet, bei intensivem Gebrauch kann schon nach gut 5 Stunden Schluss sein. Beachtlich gut integriert ist die 3D-Funktion, man kann 3D-Videos in 720p aufnehmen und auch gleich auf dem LG betrachten. Das Display selber hat zwar nur die standardmäßige 800 x 480 Pixel Auflösung, kann aber bei Schwarzwert, Farbtreue und Kontrast viele Punkte sammeln – im 3D-Betrieb sind allerdings kleine Abstriche zu machen, zudem muss man das Smartphone während des Betrachtens von 3D-Inhalten komplett ruhig halten. Die Prozessorleistung ermöglicht eine exzellente Performance in allen Lebenslagen, ganz gleich, ob Videofilmen, Gaming oder Surfen im Netz, es stehen immer genug Reserven bereit. Das LG lässt sich mittels MicroSD-Karten um bis zu 32 GB erweitern. Der Touchscreen reagiert schnell und präzise, bei den Datenübertragungen sind mit Micro HDMI und HSDPA+ die neuesten und interessantesten Arten integriert. Natürlich fehlt auch WLAN-n nicht. Zu loben sind auch die sehr guten akustischen Eigenschaften, das mitgelieferte Headphone ist klanglich tadellos, der eingebaute Lautsprecher liefert ebenfalls überraschend gute Ergebnisse. Leider läuft das leistungsstarke LG nur unter Android 2.2.2 und noch nicht unter der neueren 2.3.3 Version.
Innovatives Smartphone mit sehr guten 3D-Funktionen, hoher
Prozessorleistung und tadelloser Betriebssicherheit

Smartphones Oberklasse
Test 17. August 2011
+ Sehr gute 3D-Funktionen für 3D-Aufnahme und 3D-Wiedergabe
+ Hohe Prozessorleistung
+ Großes Display
+ Sehr schnelle Datenverbindungen
+ Trotz Funktionsvielfalt einfaches Handling und hohe Betriebssicherheit
+ HDMI-Ausgang mit wählbarer Auflösung
+ Interessanter Marktpreis
- Schwacher Akku
- Display nur mit 800 x 480 Pixeln Auflösung
- Sharing/DLNA-Funktionen nicht sehr reichhaltig
Test: Carsten Rampacher
Datum: 17.08.2011