TEST: Denon 5.1 AV-Receiver AVR-1312 - bewährte Denon-Qualität zum attraktiven Preis

12. Mai 2010 (cr/sw)

AVR-1312

Display in bewährter Denon-Qualität

Praktisch auf der Gerätefront integriert: Vier Schnellzugriffstasten (Quick Select) für BD, TV, Game, Dock und Bedienelemente für einen im (optional erhältlichen) Dock gelagerten iPod

Top - Schraubanschlüsse für alle Lautsprecher, vier HDMI-Eingänge

Fernbedienung 

Einführung

Für 329 EUR ist Denons 5.1 AV-Receiver AVR-1312 frisch auf dem Markt eingetroffen. Auch, wenn sich dieses Modell an ambitionierte Ein- und Aufsteiger richtet, verzichtet Denon nicht auf hochwertige Technik: Die diskrete Endstufe mit 5 x 110 Watt an 6 Ohm (keine IC-Endstufe) für alle Kanäle (wie bei den großen Modellen) ist in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich.  Das gilt auch für das GUI mit HDMI-Überlagerung und die einfache Bedienung mit 4 Quick Selects (mit Icons). Gut gefallen uns auch die vier HDMI 1.4a-Eingänge. Für den 7.1 Betrieb, der decoderseitig möglich ist, findet sich ein Pre-Out für den Anschluss einer externen Endstufe für die Surround Back Beschallung auf der Rückseite. 

Video-Überblick

 

Verarbeitung

Ordentlich verbaute Bedienelemente auf der Frontblende

Im Betrieb leuchtet der An/Aus-Schalter grün

Gut verarbeitet, allerdings sind diese Tasten etwas klein und unscheinbar geraten

Sleeptimer (10 bis 120 Minuten in 10 Minuten-Schritten), Display-Dimmer (3-stufig inklusive Display off), Statusanzeige

Mitgelieferte Fernbedienung

Gerade noch hat uns in dieser Wertung der Onkyo AV-Receiver TX-SR309 sehr überzeugt, da kommt der AVR-1312 in die Redaktion und räumt endgültig mit "Geruch" günstiger Preisklassen auf - Denon spendiert dem kleinen 5.1 AVR sogar Lautsprecher-Schraubanschlüsse für alle Kanäle, das ist beispielhaft. Dafür wirkt beim Onkyo die Front etwas nobler. Die Frontblende des 1312 besteht aus Kunststoff und ist sauber eingepasst. Das Display löst gut auf und stellt mit tadellosem Kontrast dar. Das Layout der Front wirkt übersichtlich, so findet sich jeder schnell zurecht und jedem wirkt das Gerät optisch nicht überfrachtet. Denon montiert auch beim kleinsten AVR des Hauses ordentliche Gerätestandfüße unter das Gehäuse. Was uns sehr gut gefällt: Der Lautstärkedrehregler liegt toll in der Hand und ist sogar gerastert, mehr geht in dieser Preisliga kaum noch. Die Rückseite überzeugt ebenfalls mit rundherum akkurater Verarbeitung, die Schraubanschlüsse für die Lautsprecher haben wir bereits erwähnt. Die mitgelieferte Fernbedienung gibt für diese Preisliga kaum Anlass zur Kritik. Die Konkurrenz bietet auch nicht mehr, teilweise sogar weniger, wenn es um den enthaltenen IR-Controller geht. Das Innenleben des AVR-1312 ist sauber verkabelt und überzeugt mit akkuratem Platinenlayout. 

Frontblende aus seitlicher Perspektiv

Standfüße

Lautstärkedrehregler

Sauber verarbeitete Rückseite

Innenansicht

Trafo

Blick ins Innere

Im Detail

HDMI-Platine

Übersichtliche Verkabelung

Anschlüsse

Front AV-Eingang plus 3,5 mm Miniklinkeneingang für portable Musicplayer

Komplettansicht Rückseite

Analoge Cincheingänge, konventionelle Digitaleingänge

HDMI-Sektion

Lautsprecherkabel-Anschlüsse

Pre-Outs für den Anschluss einer Endstufe für die Surround Back-Beschallung

Antennenanschlüsse

Menü, Setup und Konfiguration

Der AVR-1312 verfügt über ein On Screen Display, das in drei Unterpunkte untergliedert ist: Speaker Setup, Input Setup und Option Setup. Das Menü ist nur in Englisch verfügbar und wird über die "Menu"-Taste auf der Fernbedienung aufgerufen. 

Speaker Setup: Zu finden sind hier Speaker Configuration (hier kann, wie üblich, eingegeben werden, welche Lautsprecher vorhanden sind, ebenfalls wird die Größe, small oder large, bestimmt), in den Bass-Settings kann der Tiefpassfilter für den LFE-Kanal gesetzt werden, ferner kann der User bestimmen, ob der Bass nur vom aktiven Subwoofer oder zusätzlich von den Frontlautsprechern wiedergegeben werden soll. Ganz exzellent ist das Time Alignment für diese Preisklasse: Der Anwender kann die Abstandsmessung in 0,01 m- oder in 0,1 m-Schritten vornehmen! So ist es möglich, die Distanz zu jedem einzelnen Lautsprecher enorm präzise einzugeben. Der Pegelabgleich (Channel Level) ist ebenfalls sehr exakt und arbeitet mit 0,5 dB-Schritten. Weiterer Vorteil des 1312: Die Übernahmefrequenz kann Lautsprecher-selektiv eingestellt werden (Front, Center, Surround und Surround Back). Die Übernahmefrequenzen: 40/60/80/90/100/110/120/150/200/250. 

Unter "Input Assign" findet die Eingangszuweisung der optischen und der koaxialen Digitaleingänge komfortabel mittels GUI statt. Des Weiteren kann eine  Videoquellzuweisung (Video Select) erfolgen. Der Eingangs- und der Decodingmodus wird ebenfalls im Menü "Input Select" bestimmt. Letzter Punkt ist der Quell-Level. Im "Option Setup" findet sich die Volume Control (Volume Display, Volume Limit, Power On Level, Mute Level) und der Punkt "Other Setup" (HDMI Audio Out, Auto Surround, Display-Dimmer, Setup Lock). Der AVR-1312 besitzt ferner vier Quick Select-Tasten, die sich als Schnellzugriffstasten inklusive Icon für leichte Verständlichkeit verstehen. Diese vier Tasten finden sich sowohl auf der Gerätefrontblende als auch auf der Fernbedienung. Ebenfalls lässt sich in im optionalen Dock befindlicher iPod sowohl über die Fernbedienung als auch am Gerät selber steuern. 

Testequipment
Klang

Bei der englischen DTS-HD Master-Tonspur von "Stirb Langsam 4.0" überzeugt der AVR-1312 durch seinen sehr gefälligen Klang. Er bietet eine sehr hohe Räumlichkeit und eine angenehme Tonalität. Er sorgt für einen intensiven Sound über alle Kanäle und stellt die Stimmen gleich zu Beginn des Films sauber dar. Die erste große Explosion in der Wohnung des Hackers hat schon Kraft, ist aber aus grobdynamischer Sicht zwar gut, aber kein neuer Klassenmaßstab. Dafür arbeitet der 1312 den Music Score sehr sorgsam ein und stellt den Spannungsbogen, der auch durch die Musik unterstützt wird, effektiv dar. Kleine Nebengeräusche wie das Tippen auf einer PC-Tastatur oder Stimmengemurmel im Hintergrund arbeitet der Denon prima heraus. Als einige Zeit später Matthew Farrell im Kreuzfeuer der Killer Gabriels steht, überzeugt wiederum die räumliche Wiedergabe des Denon, der auch die Surroundkanäle sehr gut mit einbezieht. Die Schusswechsel wirken kraftvoll und punkten durch das gute Fundament. Insgesamt aber legt der Denon mehr Wert auf Homogenität als auf eine extrem dynamische, nach vorn strebende Darstellung. Das belegt auch in dieser Szene die angenehme, runde tonale Auslegung. Der 1312 eignet sich dadurch ausgezeichnet für das Hören mit hohem Pegel, da er nie aggressiv wird, auch wenn man den Lautstärkeregler gern weiter aufdreht. Die Pegelfestigkeit ist sehr gut, die Ansteuerung des aktiven Subwoofers erfolgt kontrolliert und mit untadeliger Präzision. 

Bei der Dolby TrueHD-Tonspur von "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" punktet schon die Wiedergabe des vorgeschaltenen THX-Trailers durch sehr gutes Volumen im Bassbereich und eine fein über alle Kanäle verteilte Räumlichkeit. Die bedrohlich einsetzende Musik, die schon nach wenigen Sekunden von einem heiteren Oldie abgelöst wird, der passend zum durchs Bild fahrenden Hot Rod mit den beiden jungen Paaren ertönt, wird tadellos erfasst. Die Jagd mit der Armee-Limousine wird akustisch prima zur Geltung gebracht. Für erfahrene Hörer fehlt es im Hochtonbereich an Durchzeichnung - wer auf dieses Detail Wert legt, sollte sich weiter oben im Denon AVR-Programm umschauen. Hier gibt es genug Alternativen. Die Stimmwiedergabe ist auch bei diesem Blu-ray-Beispiel sehr gut gelungen. Wir steigen im dritten Kapitel wieder ein, in dem es viel Action gibt. Das Atmen des erbosten Indiana Jones ist ebenso gut hörbar wie das Durchladen der Waffen. Die Trennung der Stimmen vom Music Score gelingt ohne Abstriche. Als Indy dann gewohnt unkonventionell flüchtet, ist das Chaos in der riesigen Halle perfekt, Schusswechsel, Fahrgeräusche, Geschrei und Explosionen sind die Zutaten für ein intensives Kino-Erlebnis, das der AVR-1312 mit Volumen und atmosphärischer Dichte gut zum Auditorium transportiert. Der Kampf zwischen Indy und seinem Ketten-bewaffneten Gegner wirkt sehr realistisch, das Rasseln der Kette und die Faustschläge klingen authentisch.

Musikalisch haben wir es "Vivere - Live in Tuscany" von Andrea Bocelli versucht (Tonspur PCM 5.1), die Stimme Andreas und das Glockengeläut im Hintergrund kommen gut und glaubwürdig heraus. Beim ersten Stück "Melodramma" ist die Wiedergabe kraftvoll, die Verteilung kleiner Effekte über alle Kanäle gelingt sehr gleichmäßig, es wird ein dichter virtueller Raum vermittelt, der bezüglich Weite und Tiefenstaffelung für einen Einsteiger-AVR sehr gelungen ist. Der AVR-1312 zeigt deutlich, welche Fortschritte gerade auch in den preislich sehr attraktiven Klassen gemacht werden konnten. Andreas Stimme klingt ebenfalls so gut, dass weniger erfahrene Anwender den Denon für deutlich teurer halten könnten. Selbst kleinere vokale Details gehe nicht einfach verloren, sondern werden im Stimmfluss sauber eingearbeitet. Das Piano klingt warm und gehaltvoll und fügt sich sehr schön ein. Die Beifallsbekundungen des Publikums leiten dann in den nächsten Track "Romanza" über, nachdem der blinde Sänger noch ein paar Worte an sein Publikum gerichtet hat. Und auch das 2. Stück hat durchaus Charme - natürlich darf kein überbordender Detailreichtum erwartet werden, aber die Kulisse, die der AVR-1312 aufbaut, überzeugt mit Wohlfühl-Charakter: Der Zuhörer vor dem Bildschirm kann sich zurücklehnen und entspannen, möglich machen dies unter anderem auch die fließenden Front-Surround-Übergänge. 

Ganz andere Tugenden sind bei "Elements of Life - Copenhagen" von Tiesto gefragt. Auf Disc 2 haben wir uns die Tracks "Traffic" und "Back In Your Head" angehört. Der AVR-1312 überzeugt hier durchaus mit Kraft, so dass größere Standlautsprecher auch ohne den zusätzlichen Einsatz eines aktiven Subwoofers angesteuert werden können, ohne dass sich das Ergebnis zu dünn und kraftlos anhört. Der Bass hat Sustanz, wirkt aber in der Art seiner Darstellung nicht übertrieben. Die Effektverteilung ist bei beiden Stücken gleichmäßig und raumfüllend. Die Pegelfestigkeit ist enorm gut, hier ist es rundherum überzeugend, was der AVR-1312 gerade in Anbetracht seines günstigen Kaufpreises bietet. Die weibliche Stimme bei "Back In Your Head" ist sehr gut verständlich, auch bei hohem Pegel, der Bass ist angenehm, aber trotzdem energiegeladen. 

Der kleine Denon enttäuscht auch bei der Stereowiedergabe nicht und bleibt auch im zweikanaligen Betrieb seiner Auslegung treu. Bei Ludwig van Beethovens weltberühmter 9. Symphonie "Ode an die Freude" weiß der Denon durch seine räumlich auch im Hochtonbereich überzeugende Wiedergabe zu gefallen. Er besitzt zwar kein enormes Maß an Strahlkraft, klingt aber homogen und weitläufig. Der AVR-1312 punktet im Stereobetrieb mit solidem Bühnenstand und guter Ortungsmöglichkeit selbst für einzelne Instrumente. Die Solis werden mit ordentlichen Konturen präsentiert, wenngleich hier der versierte Musikliebhaber natürlich noch mehr erwartet. Um diese Erwartungshaltung zu erfüllen, muss allerdings auch mehr Geld in den AV-Receiver gesteckt werden. 

Nun haben wir bei "Military Drums" von Hubert Kah die beiden Surround-Aufpolierer DTS Neo:6 und Dolby Pro Logic IIx getestet. Wichtig: nach Druck auf die Taste "Audio Adjust" auf der Fernbedienung kann man zwischen Music- und Movie/Cinema-Modus hin- und herschalten. Dolby Pro Logic IIx (da der Denon mit einer zusätzlichen externen Zweikanalendstufe auch als 7.1 AVR verwendet werden kann, hat er einen PLIIx Decoder) klingt kraftvoller, weniger distanziert und bringt mehr Räumlichkeit mit. Zudem wird die Originalklangcharakteristik praktisch nicht verfälscht, sondern gekonnt übernommen. DTS Neo:6 klingt zurückhaltender, nicht so kräftig und bringt weniger Räumlichkeit mit. Der AVR-1312 verfügt des Weiteren über einen gut arbeitenden Restorer, der die Klangqualität stark datenreduzierter Audiodateien (MP3 oder AAC z.B.) wirkungsvoll verbessert. Die Stücke klingen klarer, lebendiger und nicht mehr so matt und kraftlos. 

Konkurrenzvergleich
  • Samsung 7.1 AVR HW-C700: Der Samsung hat zum kleinen Preis 7 Endstufen und ein (allerdings eher oberflächlich arbeitendes) Einmessystem. Er klingt synthetischer als der Denon, löst nicht so fein auf und sieht zwar auch sehr gut aus, ist aber im Detail nicht so hochwertig verarbeitet. 

  • Denon AVR-1611: Der teurere Denon aus der 2010er Kollektion verfügt über ein aufwändiges Einmesssystem, kann aber akustisch keine Vorteile mehr gegenüber dem mit modernem OSD ausgestatteten AVR-1312 offerieren - der kleinste der 2011er Denon-AVRs kann rundherum überzeugen. 

  • Onkyo TX-SR309: Der Onkyo klingt auch sehr angenehm, im Detail aber erscheint der AVR-1312 noch homogener. Dafür entwickelt der Onkyo mehr Grobdynamik. Top beim Onkyo: Verarbeitung der Frontblende, iPod-Direktanschluss. Top beim Denon: Schraubanschlüsse für alle Lautsprecher, hochpräzises Time Alignment.

Fazit

Denon bietet mit dem AVR-1312 für 329 EUR ein tolles Paket im Bereich der unteren Mittelklasse an. Dass hohe Verarbeitungsgüte und solide Materialqualität auch in den niedrigen Preisbereichen möglich ist, beweist der AVR-1312 mit rundherum akkuraten Passungen, sauber integrierten Bedienelementen sowie dem gut auflösenden Front-Display, sogar Lautsprecher-Schraubterminals sind dem 1312 auf der Rückseite spendiert worden. Die Bedienung stellt den Anwender vor keine großen Probleme, auch ein OSD mit umfangreichem Lautsprecher-Setup ist mit an Bord. Auch akustisch überzeugt der Denon. Zwar ist er nicht der spektakuläre Grobdynamiker, brilliert aber in diesem Preis-Segment mit überraschend dichter und räumlicher Atmosphäre sowie Pegelfestigkeit, ebenso hervorzuheben ist die gute Front/-Surround-Balance und Homogenität der Klangkulisse, die mit leicht warmem Touch den Hörer auch bei langen Sessions angenehm begleitet.

Der Denon AVR-1312 ist ein stimmiges Gesamtpaket ohne Schwächen

AV-Receiver untere Mittelklasse
12.Mai 2010

+ Atmosphärisch erstaunlich dichte Wiedergabe
+ Sehr gelungene Front-/Surroundbalance
+ Für die Preisklasse ausgezeichnete Pegelfestigkeit
+ OSD mit an Bord
+ Sehr gute manuelle Lautsprecher-Einstellmöglichkeiten
+ Tadellose Verarbeitung

- Kein Einmesssystem
- Kein Dolby PLIIz

Text: Carsten Rampacher
Bilder + Video: Sven Wunderlich

Datum: 12. Mai 2011