TEST: B&W In-Ear-Kopfhörer C5 - High Tech trifft auf geschliffenen Klang

07.09.2011 (cr)

Einführung

Für 179 EUR offeriert Bowers&Wilkins den ersten In-Ear-Kopfhörer des Hauses. Die schlicht C5 genannte Konstruktion kommt mit transparent ummantelten Kabel, neuartigem Secure Loop für perfekten Halt und Hörern mit schwarzem Aluminiumgehäuse. Wir haben überprüft, ob B&W der Einstieg ins In-Ear-Business gelungen ist. 

Technik und Verarbeitung

Der C5 ist der erste In-Ear-Kopfhörer von B&W, und die Engländer haben das formschöne Stück komplett selber entwickelt. Laut B&W hat der C5 die Aufgabe, die kraftvoll dynamische Spielweise eines nach dem geschlossenen Prinzip arbeitenden Kopfhörers mit der räumlich weitläufigen Wiedergabe eines halboffenen Systems zu kombinieren – hier an dieser Stelle sei schon einmal so viel verraten: Die Mission wurde erfüllt. Das gilt auch für die konstruktiv angestrebte Unterdrückung von Nebengeräuschen. Das „Tungsten Balanced System“ ist hier für eine spürbare Reduzierung verantwortlich. Durch die „Tungsten Sound Tube“ aus hochdichtem und gleichzeitig resonanzarmem Wolfram besitzt der C5 überdies hinaus auch eine sehr ausgewogene Gewichtsverteilung. 

Alu-Gehäuse und Secure Loop-System

Das Secure Loop-System ermöglicht eine einfache und komfortable Arretierung des In-Ear-Kopfhörers im Ohr des Hörers

Innovatives Design

Transparent ummanteltes Kabel aus sauerstofffreiem Kupfer

3,5 mm Miniklinkenstecker, hartvergoldet

Integrierte Fernbedienung für die Nutzung mit iPhone oder iPod

Wer den C5 aufhat, hört kaum noch etwas von Umgebungsgeräuschen, hinzu kommt ein sehr guter Tragekomfort. Kennzeichen des Ohrhörers ist das von B6W selber entwickelte „Secure Loop“ Design. Durch den gepolsterten Kunststoffmantel der justierbaren Halteschlaufe des Anschlusskabels wird der C5 dann optimal im Ohr positioniert und fixiert. Dies garantiert einen komfortablen und sicheren Sitz und kann bei Bedarf auch geöffnet verwendet werden. Die Ohrhörer gefallen mit solidem, präzise verarbeitetem Aluminiumgehäuse die Konstruktion punktet mit niedrigem Gewicht von lediglich 20 Gramm. Für hohe akustische Qualität sorgt das „Micro Porous Filter“ – die Folge ist ein lebendiger, voller und räumlicher Klang. 

Neodym-Magnete sind klein und sehr kräftig, damit ist die Eignung optimal für In-Ears. Die Chassis des C5 messen 2 x 9 mm, die Impedanz beträgt 32 Ohm, womit ein mobiler Einsatz unter idealen Impedanz-Bedingungen stattfinden kann. Die Empfindlichkeit beträgt 118 dB/V bei 1 kHz. Der Gesamtklirrfaktor ist kleiner als 1 Prozent, der Frequenzumfang liegt bei 10 Hz bis 20 kHz. Das mit transparentem Kunststoff ummantelte Kabel besteht im Inneren aus sauerstofffreiem Kupfer. 

B&W gibt an, dass der C5 sich speziell auch für den Betrieb mit dem iPhone eignet. Dies umfansst eine iPhone-kompatible Fernbedienung und Mikrofon für die Nutzung als Headset. Mit der Fernbedienung kann man die Wiedergabe des laufenden Titels stoppen und fortsetzen (einmal klicken) und Titel überspringen (2 x klicken). Erfolgt ein Anruf, wird die Musik ausgefadet, und man kann das Gespräch annehmen. Die Gesprächsqualität ist tadellos, auch derjenige, mit dem man gerade telefoniert, lobt den störungsarmen und nahezu rauschfreien Klang. Stimmen sind jederzeit gut verständlich und nur minimal dumpf. 

Klang

Bei “On the Floor” von Jennifer Lopez traten die C5 In-Ears gleich mit überragender Klangperformance auf und sorgten für nahezu uneingeschränkte Begeisterung beim Hörer. Der sehr präzise, harte, genau den Punkt treffende Bass, der Dynamik und Tiefgang gekonnt miteinander verbindet, sorgt für richtige Partystimmung. Selbst bei beträchtlichem Pegel bleibt der hoch belastbare C5 souverän und enthält sich jeglicher Störgeräusche. Der Klang erscheint ungemein satt und homogen, das sich bei vielen Ohrhörern ins Klangbild mischende Aggressive, Spitze fehlt – und auch die Stimmwiedergabe ist, so wie man es von B&W Komponenten erwartet, geschliffen – vokale Einzelheiten, die mancher hochwertige Studio-Bügelkopfhörer bei der Wiedergabe schlichtweg vergisst, arbeitet der C5 plastisch heraus – trotz der Basswucht, die sich parallel abspielt. Er verliert nie den Überblick und gibt den instrumentalen Anteilen Charisma und Räumlichkeit. Sehr gut kommt der C5 mit seiner neutral-lebendigen Wiedergabecharakteristik auch mit „Bring It Back“ von den Global Deejays zurecht. Schon der stark vokal orientierte Auftakt kommt ausgezeichnet heraus, als dann der Bass- und Effektgenerator auf Hochtouren läuft und ein tiefer, voluminöser, gleichzeitig aber nicht nachschwingender Bass, kombiniert mit alternierenden Soundeffekten, zu hören ist, brilliert der C5 wie kaum ein anderer In-Ear-Hörer dieser Preisklasse: Satt, schwarz, strukturiert – die drei „S“ für eine exzellente Basswiedergabe werden beinahe wie aus dem Lehrbuch befolgt und stellen hohes Hörvergnügen sicher. Überall zu hören – der Stimmungsmacher „Mr. Saxobeat“ von Alexandra Stan – gerade auch für Unterwegs ein richtig guter Song mit Ohrwurm-Tendenz. Glück hat der, der sich bereits einen C5 gesichert und diesen z.B. mit seinem iPhone verbunden hat: Räumlichkeit, Klarheit und eine feine akustische Gesamtstruktur hört man heraus – erstaunlich, wie kultiviert, gleichzeitig aber schwungvoll B&Ws Eigenentwicklung auftritt. Das beweist der C5 auch beim Tiesto Remix des Goldfrapp-Hits „Rocket“, enthalten auf der von Blank&Jones mit herausgegebenen CD „RMX – Superstars remixed by Superstars“: Der Bass wird schon beinahe sensationell wiedergegeben, staubtrocken, mit enormer Wucht, die aber nie so groß wird, dass für die Stimme der Sängerin zu wenig Priorität übrig bleib6t. Kurze Tempowechsel arbeitet der C5 präzise heraus, Grob- wie auch Feindynamik sind auf außerordentlich hohem Level.

Zeitreise – nun befinden wir uns inmitten der „berühmt-berüchtigten“ 80er Jahre und lauschen den nachdrücklichen Klängen von „You Spin Me Round“ (Dead or Alive). Der C5 lässt auch hier direkt den Funken überspringen. Tonal neutral und frisch, begeistert er wiederum mit dem satten, kräftigen Bass, der sich aber nie unpassend in den Vordergrund drängt. Er ist immer da – lässt aber den anderen Frequenzbereichen stets genug Entfaltungsfreiheit. Die In-Ears punkten des Weiteren mit einem sehr guten Tragekomfort – man sollte nur zu Beginn darauf achten, sie richtig im Ohr zu positionieren. Wenn man sie nur schnell in die Ohrmuschel steckt, können, wie bei vielen In-Ears, die klanglichen Ergebnisse wenig überzeugend ausfallen. Vorsichtig und mit Bedacht muss man die beiden hervorragend verarbeiteten Mini-Hörer unter Einsatz der neuen Technologie Secure Loop befestigen – dann wird man mit überragender Akustik und tollem Sitz belohnt. Selbst die qualitativ höchstens ausreichende Aufnahme des Alphaville Songs „Sounds Like A Melody“ bringen die In-Ears noch erstaunlich gut zur Geltung. Das etwas Schrille, Zischende im Hochtonbereich, vor allem beim Hi-Hat sehr gut zu hören, können sie zwar auch nicht eliminieren – schließlich geben sie durch ihre Neutralität das wieder, was auch in der Aufnahme enthalten ist – die tadellose Dynamik und der kräftige Bassbereich sind aber auch hier herauszuhören, genauso wie die tadellose Trennung von Stimmen und Instrumenten. Mit Nachdruck geht es weiter – viele können den Song „The Final Countdown“, auch wegen seiner reichlichen Verwendung für Sendungen jeglicher Art im Fernsehen, kaum noch ertragen – wir finden gerade den Anfang des Europe-Hits nach wie vor gekonnt. Die C5 eliminieren Umgebungsgeräusche auch durch den vortrefflichen Sitz der Ohrhörer ausgezeichnet und bringen den Song energiegeladen zum Ausdruck. Die Räumlichkeit setzt hier ebenso Akzente wie die gute Detaillierung der Instrumente. Selbst gegen nochmals teurere Ohrhörer liegt der B&W In-Ear sehr gut im Rennen – er lässt seiner exklusiven Optik die passenden klanglichen Taten folgen. Beachtlich ist vor allem, wie gut man mit dem C5 über längere Zeit mit ordentlichem Pegel hören kann, ohne dass der Sound störend wird. Das gilt auch für „You Win Again“ von den Bee Gees. Hier überzeugt der C5 wieder mit Präzision, Nachdruck und einer tadellosen Herausarbeitung der vokalen Elemente. Der Rhythmus wird auch bei hohem Pegel klar und prägnant durchstrukturiert, die Stimme steht im Fokus – und nicht der Bass und die Instrumente, was fälschlicherweise oftmals der Fall ist. Also ist auch „You Win Again“ nicht nur Titel des Songs, sondern auch Motto für B&W – wieder ein „Sieg“, und das gleich mit dem ersten In-Ear – über einen Großteil der starken Konkurrenz. Das feiern wir mit „Take My Breath Away“ – dem Song aus „Top Gun“. Viele junge Damen schmachteten und schmolzen 1986 dahin, als die Romanze zwischen Tom Cruise alias „Maverick“ mit Kelly McGillis alias Charlie Blackwood thematisiert wurde. Nicht wenige Tränen wurden im Kino vergossen, und wenn diese Damen heute über den C5 diesen wunderschönen Song hören, werden unmittelbar Erinnerungen an damals wach, so intensiv und emotional überträgt der talentierte Kopfhörer die Ballade von Berlin. Ganz anderes Material bekommt der Ohrhörer bei „Electrica Salsa“ von Off serviert. Hier punktet er beim eher kühlen Song – One Hit Wonder in den experimentierfreudigen 80ern – mit hartem Bass, der nie nachschwingt, sondern immer klar, kraftvoll und nachdrücklich bleibt. Effektanteile werden dynamisch in den virtuellen Raum befördert, der Beat ist stets stabil und deutlich heraus zu hören. 

Wenden wir uns klassischem Material zu, untermauert der C5 seine Eignung als Kopfhörer für alle Arten von Musik. Bei Wolfgang Amadeus Mozarts Klarinettenkonzert A-dur, Köchelverzeichnis 622, beeindruckt uns die Sensibilität, mit der der C5 sich der Darstellung der Klarinette widmet. Aber auch die Streicher, sehr schön beim Orchestereinsetz zu hören, kommen harmonisch, geschliffen und mit schön fließenden Übergängen heraus – für Klassik-Fans ist dieser Ohrhörer auch eine ausgesprochen lohnende Investition, vor allem, weil er für die kultivierte Klassikwiedergabe so wichtigen ganzheitlichen Musikgenuss ermöglicht: Die Detaillierung und die Strukturierung bricht nicht nach den vordersten Ebenen ab. Auch die Violine, im Hintergrund während eines Klarinetten-Parts zu vernehmen, hat Kontur und zeigt viele Feinheiten. Der „Frühling“ von Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ klingt ebenfalls fein und überzeugt durch Transparenz im Hochtonbereich, diese nimmt nur in Richtung der hinteren Ebenen etwas ab, Sehr gut modelliert der C5 die Feindynamik bei den Violinensoli gleich zu Beginn heraus, auch der Orchestereinsatz danach kommt mit Verve und Finesse zum Ausdruck. Die Räumlichkeit überzeugt – man hat tatsächlich den Eindruck, einem großen virtuellen Orchester zu lauschen. Das gerade vielen In-Ears leider eigene, sehr eindimensionale, in der Räumlichkeit drastisch reduzierte Klangbild können wir hier nicht vernehmen. Gerade auch bedingt durch den ausgezeichneten Tragekomfort, fühlt sich der Hörer frei – er hört frei und hat den Eindruck, sich in einem freien Raum zu befinden. Herausragend ist die Performance des C5 bei Andrea Bocellis „L’attesa“: So viel vokale Struktur haben wir bislang kaum bei einem In-Ear-Hörer vernehmen dürfen. Der mächtige Aufbau, der auch einige Elemente im Tiefbassbereich enthält, kommt sehr geschliffen zum Ausdruck. Das Zusammenwirkung von Andreas faszinierender Stimme und den Streichern erzeugt richtiges Gänsehaut-Gefühl beim Zuhörer, das zeigt, dass der C5 gerade bei der Wiedergabe diffiziler, vielschichtiger Instrumente im Konkurrenzvergleich gnadenlos zuschlägt und so differenziert agiert, wie man es sonst nur von großen Studio-Bügelkopfhörern her kennt. 

Konkurrenzvergleich:

  • Sony MDR-EX1000: Dass der satte 500 EUR kostende Sony In-Ear noch etwas besser detailliert und noch eine Idee feingeistiger klingt, verwundert in Anbetracht des riesigen Preisunterschiedes nicht - eher erstaunt, wie nah der im Vergleich preislich bodenständige C5 dem Sony kommt. Bei der akustischen Gesamtharmonie zeigt sich der noble Brite sogar als überlegen. 
  • Denon AH-C751: Die In-Ear-Entwicklung unterliegt rasanten Fortschritten: War im Jahre 2008 der 199 EUR kostende Denon noch unser Star, muss er sich, Stand September 2011, dem B&W beugen: Der Engländer klingt feiner, dynamischer und angenehmer. 
Fazit


Gleich der erste Ohrhörer wird ein voller Erfolg für die englischen Sound-Spezialisten von Bowers&Wilkins. Der Klang ist natürlich, klar und räumlich, der Bassbereich sticht mit überragendem Tiefgang, hervorragender Präzision und ausgezeichnetem Nachdruck hervor. Sehr gut ist es um Grob- und Feindynamik bestellt. Gerade letzterer Parameter stellt selbst bei teuren In-Ear-Kopfhörern oftmals eine Hürde zum Erreichen richtiger Klangkultur dar, die nur selten genommen werden kann. Anders der B&W C5 – auch kleine dynamische Differenzen erkennt er mit Feingefühl und sorgt so für ein erwachsenes, vollständiges Klangbild. Der ebenfalls bei vielen In-Ear-Konstruktionen unzureichende Mitteltonbereich, der irgendwo zwischen zu dominantem Bass und schrillen Höhen „eingezwängt“ wird und die Verständlichkeit und Durchhörbarkeit von Stimmen nachhaltig mindert, ist beim C5 nicht herauszuhören – im Gegenteil: Die Mitten werden mit Struktur und der richtige Prägnanz wiedergegeben. Gleichzeitig wird der Hochtonbereich nie schrill oder aggressiv. Die enorm hochwertige Verarbeitung und die innovativen technischen Merkmale, die unter anderem für das geringe Gewicht, den hervorragenden Sitz und die wirkungsvolle Eliminierung vom Umgebungsgeräuschen zuständig sind, vervollständigen den Eindruck eines modernen Hightech-Kopfhörers, dessen Preis in Anbetracht der Fähigkeiten als fair eingestuft werden kann. 

Erstklassiger, nobel auftretender In-Ear-Kopfhörer mit kultiviertem, dynamischem und authentischem Klang

In-Ear-Kopfhörer Oberklasse
Test 07. September 2011

+ Räumlicher und klarer Klang
+ Exzellente Basswiedergabe
+ Überzeugende Stimmdarstellung
+ Ausgezeichnete Grob- und Feindynamik
+ Hervorragender Tragekomfort
+ Gediegene Anmutung und Verarbeitung

Test: Carsten Rampacher
Datum: 21.01.2011