TEST: AKG Q 701 - Tonal neutraler Kopfhörer der Quincy Jones Referenz-Reihe mit hoher Präzision

25.01.2011 (phk)

Einführung

Der Name Quincy Jones wird wohl den meisten Musik-Kennern ein Begriff sein. Der 27-malige Grammy Gewinner ist vor allem als Musik-Produzent von Michael Jackson und dem meistverkauftestem Album aller Zeiten (Thriller) bekannt. Ihn hat die österreichische Kopfhörer-Schmiede schon seit langem überzeugt, schon über Jahre hinweg arbeitet der US-Amerikanische Produzent und Komponist ausschließlich mit den Ohrhörern von AKG. Nun hat er einer neuen Produktreihe sogar seinen Namen verliehen, der AKG Quincy Jones Reference Line. Bestehend aus dem Q350 In-Ear- und den Q460 und Q701 On-Ear-Kopfhörern sollen die verschiedenen Einsatzzwecke erfüllt und natürlich höchste Klangauthentizität geboten werden. Für den Q 701 müssen knapp 500 Euro berappt werden, ob sich der stolze Kaufpreis dank herausragender Qualitäten relativiert, lesen Sie im Testbericht.

Verarbeitung

Gewohnt solide Verarbeitungsqualität

Gepolsterte Ohrmuscheln für bequemen Sitz

Selbstjustierendes Headband

Seriennummer

Abnehmbares Kabel

Anschluss für die beiliegenden Kabel

Ein schwarzes 6m- und ein grünes 3m-Kabel liegt dem Q701 bei

Anschluss-Stecker am Kabel

Video

 

Erwartungsgemäß schließt der AKG Kopfhörer der Quincy Jones Reference Line diese Disziplin mit Bestnoten ab. Nach Öffnen des Kartons findet der geneigte Käufer einen sauber verarbeiteten Ohrhörer aus hochwertigen Materialien vor. Das selbstjustierende Kopfband besteht aus echtem Leder, dessen Unterseite für ein schonendes Aufliegen auf dem Kopf gepolstert ist. Die Ohrmuscheln im bewährten "3D Fit" sind links wie rechts mit komfortabler Stoffpolsterung versehen und führen auch nach stundenlangen Hör-Sessions nicht zu Druckstellen oder lästigen Unannehmlichkeiten. Mit 235g ist der Kopfhörer auch noch kein Schwergewicht und lässt sich bequem tragen. Der Q 701 arbeitet nach dem offenen Prinzip, die durchlässigen Ohrmuscheln lassen Klang nach außen entweichen. Der AKG Kopfhörer verfügt über abnehmbare Kabel, die an einer Eingangsbuchse einseitig zugeführt werden. Im Lieferumfang liegen auch mit 3m und 6m verschiedene Kabellängen bei, außerdem ein 3,5mm auf 6,3mm Klinkenadapter. Den edlen Österreicher wird es in drei Farben geben, klassisch in Weiß und Schwarz oder in einer etwas auffälligeren Ausführung in Grün.

Technische Merkmale

  • Flachdraht-Schwingspule
  • Patentierte, zweilagige Varimotion-Membran
  • Neodym-Magnete
  • Sauerstofffreies (99,9%) Kabel
  • Übertragungsbereich 10 - 39.800Hz
  • Nennimpedanz 62 Ohm
  • Empfindlichkeit 105db
  • Nennbelastbarkeit 200mW
Klang

CD, Vivaldi - Die vier Jahreszeiten, Frühling - Largo, Allegro, Sommer - Allegro, Presto

Der Q 701 geht hier unheimlich differenziert und filigran zu Werke. Das Anspiel und das feine Abklingen der Streichinstrumente wird mit enormer feindynamischer Finesse versehen. Im folgenden Allegro zeigt der AKG seine flinke Dynamik, der Hochton ist klar und neutral ausgelegt, wird aber nicht annähernd unangenehm. Sehr harmonisch gelingen die Übergänge der verschiedenen Frequenzbereiche und bilden ein geschlossenes, stimmiges Klangbild. Exakt gelingt auch die Instrumentaltrennung, jedes Detail wird von den Österreichen konturiert und bietet einen sehr räumlichen, gestaffelten Bühnenaufbau. Die Einsätze des Kontrabasses wirken sehr geschmeidig, nicht gedickt und binden sich nahtlos ins Orchestergeschehen ein. Im Allegro des "Sommers" bestätigt der Q 701 noch einmal sein durchhörbares und fein aufgelöstes Klangbild: kein Detail wird hier ausgelassen, dabei gleichzeitig flotte Dynamiksprünge mit Leichtigkeit genommen. Trotz seiner authentischen Neutralität verliert der AKG nicht seine Spielfreude, lebendig und emotional geprägt sind die klassischen Klänge. Das Presto verlangt noch einmal Feindynamik bei hoher Geschwindigkeit ab, tadellos lässt sich der Kopfhörer auch hier keine Schwächen anmerken. Auch untenrum bleibt das Geschehen strukturiert, das Abklingen trotz der schnellen Violin-Tiraden hörbar und die Instrumentaltrennung auf beachtlichem Niveau. 

CD, Andrea Bocelli - De'll amore non si sa, L'attesa

Der Q 701 zeigt sich auch bei vokalen Klängen sehr feindynamisch und begeistert mit sehr charakteristischer Stimmwiedergabe des italienischen Tenors. Sehr authentisch werden die prägnanten Feinheiten in Bocellis Stimme ausgeformt, emotional und seidig ist der Gesang in die transparente Klangkulisse eingebettet. Der Bühnenaufbau gelingt räumlich mit exakter Platzierung der verschiedenen Instrumente. Detailreich und raffiniert gelingt das Piano, selbst die Seitenanschläge sind fein herauszuhören, die Stahlsaiten der Gitarre bleiben dabei ebenso authentisch und geraten nicht in den Hintergrund. Auch bei hohen Lautstärken bleibt der AKG souverän und differenziert Vokal- und Instrumentalklänge hervorragend.

CD, Jan Hammer Project feat. TQ - Crockett's Theme (Radio Version & In Da Housemix & Instrumental)

Lebendig und dynamisch setzt das Duo ein, der Paukenschlag in den ersten Sekunden ist präzise und kräftig und leitet das mitreißende Stück ein. Der Q 701 zeigt auch gleich seinen sehr guten Tiefgang, wirkt aber fast etwas zu dick im Tieftonbereich. Dem treibenden Faktor kommt das bei diesem Track zu Gute, leichte Abzüge in der Homogenität werden dafür aber in Kauf genommen. Exzellent wirkt aber die Atmosphäre, der Hörer präsentiert die langen Frequenzverläufe in einer weiträumigen Bühne. Insgesamt scheint sich der AKG aber in den seidigeren Klängen der klassischen Musik etwas wohler zu fühlen, das sonst sehr positive neutrale Verhalten sorgt für etwas weniger Emotion im Mitten- und Hochtonbereich. Tadellos zu bewerten bleibt aber die Transparenz und die Berücksichtigung jeglicher musikalischer Details. Im etwas flotteren und basslastigeren In Da Housemix wirkt das Geschehen harmonischer, der Q 701 zeigt die übereinander liegenden Schichten im Tieftonbereich sehr detailliert auf und bleibt auch bei hoher Geschwindigkeit transparent. Die mit Keyboard- und Glocken abgemischten, verzerrten Synthesizer-Klänge werden bis aufs kleinste Charakteristika aufgedröselt und schmücken das breite Fundament aus.

CD, Nightwish Dark Passion Play - The Poet and the Pendulum, 

In den melodiösen Rock-Klängen der finnischen Symphonic-Metal Band bleibt der AKG seiner Neutralität und Detailverliebtheit treu. Besonders die Stimmwiedergabe der weiblichen Fronstängerin gefällt uns, seidig und angenehmen bleibt die Vokalstimme auch in den höheren Sphären. Auch die Instrumentalklänge zeigt der Q 701 wieder sehr differenziert, eine oft etwas matschig klingende Rock-Bühne ist hier nicht anzutreffen. In "Master Passion Greed" setzt das Schlagzeug zu Höchstleistungen an, die der AKG unverändert an den hartgesottenen Hörer weiterleitet. Der extrem schnelle Double-Bass kommt ebenso ungehindert und pragmatisch beim Zuhörer an wie die Anschläge der Tom Toms. Hoher Pegel kann den Österreichern ebensowenig etwas anhaben wie hohe Geschwindigkeit, Instrumente bleiben differenziert, Stimmen klar und charismatisch, da mag die Klangkulisse noch so vielschichtig sein.

CD, The Prodigy - Out of Space; Armin van Buuren feat. Gabriel & Dresden - Zocalo

Es bleibt dabei. Exzellent ist die Differenzierung verschiedenen Synthi-Elemente, tadellos die feindynamische Detaillierung und Einarbeitung jeglicher noch so kleinen Charakteristika der einzelnen Klänge, dennoch kann diese absolute Neutralität auch mal ins Negative umschwingen. Gerade den aggressiven Breakbeat-Klängen kommt es nicht unbedingt nur zugute, bei sehr hohen Pegeln kann der Hochtonbereich stellenweise in unangenehme Sphären abdriften. Anders im Tieftonbereich, die extremen Tiefen der Prodigy-Tracks werden sehr präzise, trocken und voluminös wiedergegeben. Der etwas weniger nach vorne preschende Trance-Track der niederländisch - amerikanischen Co-Produktion löst wieder deutlich mehr Begeisterung aus. Die aufwallenden Frequenzverläufe werden breit gefächert auf weiter Bühne in dichter Atmosphäre präsentiert, Melodie- und Percussion-Spur bleiben aber klar und geraten nicht in den Hintergrund. Selten sind die leicht veränderten Pegelabstufungen der einzelnen Synthesizer-Elemente in dieser Ausprägung zu hören. Der Q 701 ist ein klarer Detail-Virtuose, der am liebsten mit seidig, sanften Klängen agiert und jede noch so filigrane Ausprägung an den Zuhörer weitergibt.

Fazit

Der AKG Q 701 ist ein sehr neutral ausgelegter Kopfhörer. Jegliches Detail, jedes Charakteristikum und jede Feinheit der Klangkulisse wird dem Zuhörer ans Ohr getragen, unabhängig davon, wie vielschichtig die Klangkulisse sich präsentiert. Das ist nicht unbedingt eine Überraschung, ein Musikproduzent, wie es Quincy Jones ist, benötigt im Studio einen äußerst detailfreudiges und authentisches Wiedergabegerät. Besonders im klassischen Bereich kommt diese Auslegung den Österreichischen Ohrhören zugute. Mit größter Finesse und feindynamischer Filigranität werden alle akustischen Ausprägungen erfasst, ein harmonisches und stimmiges Klangbild ist die Folge. Bei nicht ganz so zurückhaltend, seidigen Klängen kann dies aber auch schon mal etwas weniger begeisternd klingen. Bereits hart abgemischte Klänge, die in der elektronischen Musik desöfteren vorkommen, wirken dann zu aggressiv. Abgesehen von den extremen Breakbeat-Klängen macht der AKG aber in beinahe allen Musik-Genres eine ausgezeichnete Figur. Mit viel Tiefgang, präzise trockenen Bässen, hoher Dynamik und harmonisch anschließendem Mitten- und Hochtonbereich stellt sich ein geschlossenes und homogenes Klangbild ein, das trotz der Neutralität nur wenig an Emotionalität und Lebendigkeit einbüßt. Bleibt nur die Frage, ob der geforderte Preis von knapp 500 Euro gerechtfertigt ist. Bedenkt man gerade die Leistungen eines DT 990 oder AKG K701/2, die ähnlich detailfreudig und charakteristisch aufspielen, fällt eine definitive Aussage - angesichts des Preisunterschiedes von etwa 200 Euro - schwer. Der Q 701 spielt wohl noch einen Tick transparenter und bietet noch feinere Auflösung und Feindynamik, Voraussetzung ist dann aber zusätzlich sehr hochwertiges Equipment, im besten Fall ein dedizierter Kopfhörer-Verstärker.

Filigran aufspielender Kopfhörer mit hoher akustischer Neutralität

Stereo-Kopfhörer Oberklasse
Test 25. Januar 2011

+ Hohe Feindynamik
+ Enorm detaillierter Klang
+ Sehr neutral

- hoher Preis

Test: Philipp Kind
Datum: 25. Januar 2010