TEST: AKG halboffener Kopfhörer K 540 - klangliche Neutralität für unter 100 EUR

21.01.2011 (cr)

Einführung

Für knapp 90 EUR Marktpreis ist der AKG K 540 erhältlich, ein optisch zeitlos-elegant daherkommender schwarzer Kopfhörer mit silbernen Akzenten. Die 32 Ohm-Konstruktion weist eine Sensitivität v (SPL/V) von 110 dB auf, der Frequenzgang reicht von 16 Hz bis 24 kHz - völlig ausreichend für die meisten Anwendungen. Bei der Entwicklung des nach dem halboffenen Prinzips arbeitenden Kopfhörers wurde auf eine originalgetreue Signalreproduktion geachtet, die sich in einem linearen, klassischen HiFi-Idealen entsprechenden Frequenzgang niederschlagen soll. Die Bügel sollen laut AKG bruchfest sein, der 2d Axis Faltmechanismus sorgt für einfache und platzsparende Unterbringung. Das einseitige sauerstofffreie Kabel für eine exzellente Signalübertragung ist auch dem Komfort zuträglich, da man sich nicht mit Kabelgewirr herumärgern muss. Die Länge von 3 Metern reicht in der Praxis für viele Zwecke aus. Zudem, so unsere Erfahrung, sitzt der nicht zu schwere K 540 bequem. Die Ohrpolster, auch hier hat AKG mitgedacht, sind zum einen leicht austauschbar und zum anderen waschbar. Wir haben „nachgehört“, ob man dem österreichischen Kopfhörer musikalische Aufgaben problemlos anvertrauen kann. 

Video - Überblick 

 

Verarbeitung

Bügel nur aus Kunststoff

Ohrmuschel außen

Ohrmuschel innen

Etwas sensibel wirkende Drehgelenke für den Faltmechanismus

Verstellmechanismus aus Metall

Schnur mit Zugentlastung

Stoffummantelung

Anschlussstecker

Hier kann der K 540 nur teilweise überzeugen. Punktabzüge gibt es für die Bügelkonstruktion, die entgegen den Angaben auf der Website nicht aus Metall besteht. Lediglich Teile (Kopfgrößen-Verstellmechanismus bestehen aus Metall, der über den Kopf reichende Bügel allerdings ist aus nicht allzu robust wirkendem Kunststoff gefertigt. Hier sollte man beim Auf- und Absetzen aufpassen, dass man den K 540 eher vorsichtig anpackt, um einem Bruch oder einer schnellen Abnutzung vorzubeugen. Sehr gut gefällt uns der bequeme Sitz, auch die hochwertig wirkenden Ohrpolster sorgen für zufriedene Gesichter. Das stoffummantelte Anschlusskabel erscheint uns für die Preisklasse ebenfalls ausgezeichnet, mit 3 Meter Länge ist man für die meisten Praxisanwendungen gerüstet. Eine Zugentlastung ist ebenfalls verbaut, somit kann man das Kabel auch unter ungünstigen Bedingungen nicht herauszerren. Der Klappmechanismus der Ohrmuscheln funktionierte im Test gut, allerdings macht dieser keinen extrem langzeitstabilen Eindruck. 

Klang

Allgemeine Einordnung und Charakteristik: Was sich AKG bei der Entwicklung auf die Fahnen geschrieben hat, ist beim Hörtest tatsächlich zu bemerken. Gerade in Anbetracht der Tatsache, dass der K 540 unter 100 EUR (Marktpreis) kostet, verhält er sich klanglich bemerkenswert neutral. Er dickt nicht den Bass auf, sorgt für eine ansprechende Betonung des Mitteltonbereichs und vernebelt nicht die Höhen durch bedeckten, indifferenten Sound. In allen Testbeispielen zeichnete sich der K 540 durch authentischen und präzisen Klang aus. Er offeriert eine gute Räumlichkeit, wer sehr gern eine schwarze, tiefe Basswiedergabe schätzt, muss allerdings beim Tiefgang leichte Abstriche machen. 

CD, Laura Brannigan, Self Control - Titelsong: Mit klaren Konturen und guter Trennung der verschiedenen Ebenen macht sich der K 540 hier ans Werk. Besonders zu loben ist der straffe und präzise Bass, dessen Timing ausgezeichnet ist. Die Stimme ist harmonisch eingefügt und präsentiert sich mit erstaunlich viel Struktur. Die lebendige Darbietung bekommt durch die prima Räumlichkeit ihren letzten Schliff. Detailreich agiert der K 540 auf jeden Fall, hier darf man aber nicht die Preisklasse aus den Augen verlieren. Für diese Beträge kann man, wie der K 540 zeigt, gute, aber keine hervorragenden Leistungen erwarten. 

CD, Falco – Out oft he Dark, Titelsong: Die leicht spitze Abmischung dieser CD im Hochtonbereich arbeitet der K 540 klar heraus, was zeigt, dass er wirklich auch authentisch reproduziert – und nicht durch Equalizing die eigentliche Aufnahme verfälscht. Allerdings sind dadurch auch Pegelorgien deutliche Grenzen gesetzt, erhöht man die Lautstärke deutlich, schreit einen Falcos prägnante Stimme mit schrillem Touch an – das muss nicht sein. Hier haben die Produzenten der CD also keine überzeugende Arbeit abgeliefert. Ansonsten – der AKG-Kopfhörer trennt Stimmen und Instrumente sauber und offeriert eine von Natürlichkeit geprägte Räumlichkeit. 

CD „Future Trance in the Mix – Greatest Club Anthems”, CD 2, Track 7 – Guru Josh – Infinity 2008: Auch hier bleibt der K 540 neutral - unten herum fehlt es etwas an Volumen und Kraft. Der Bass ist sehr präzise und auch schnell, hier schafft es der K 540 aber nicht, echte Emotionen beim Hörer zu wecken. Das ist schade – denn ansonsten stimmt das Gesamtpaket und überzeugt durch guten Effektaufbau und eine feinfühlige Trennung der unterschiedlichen akustischen Ereignisse. 

CD, Andrea Bocelli, „Andrea“ – Track 2 – L’Attesa: Hier zeigt der K 540 eine für die Preisklasse sehr ansprechende Detaillierung und modelliert auch stimmtypische Einzelheiten schön heraus. Die Instrumente kommen trotz der sehr guten Stimmeinarbeitung nicht zu kurz, sondern gerade die Streicher wirken elegant integriert. Zusammen mit der überzeugenden Räumlichkeit liefert der österreichische Kopfhörer hier eine richtig gute Leistung ab. 

CD, Within Temptation, „The Heart of Everything“, Track 1 – The Howling: Das übliche Problem – der Bassbereich geht nicht richtig tief in den Frequenzkeller. Ansonsten zeigt der K 540 hier seine Schokoladenseiten: Eine tolle Stimmwiedergabe, die fetzig aufspielende und authentisch übertragene E-Gitarre und der gekonnte Übergang vom Mittel- in den Hochtonbereich beweisen, dass der AKG die ihm übertragenen Aufgaben sehr ernst nimmt. Tempowechsel stellt er klar heraus, deutliche Dynamiksprünge stellen ihn vor keinerlei Probleme. 

Fazit

Der AKG K 540 ist ein tonal neutraler, kultiviert klingender Kopfhörer, der mit diesem Leistungsprofil den reifen Hörer sehr ansprechen dürfte. Für diese Tugenden ist der Kaufpreis sehr fair. Der jüngere, eher Spaß-orientierte Anwender hingegen wird etwas Punch und Nachdruck gerade im Bassbereich vermissen. Die Verarbeitung ist nicht einheitlich – manche Detaillösungen sind hervorragend, andere der Preisklasse nicht ganz angemessen. 

Tonal neutraler, für die Preisklasse tadelloser detaillierender halboffener Kopfhörer

Kopfhörer untere Mittelklasse
Test 21. Jänner 2011

+ Tonal neutral
+ Prima Detaillierung
+ Gute Räumlichkeit
+ Schicke Optik

- Bügel nur aus Kunststoff
- Tiefgang

Test: Carsten Rampacher
Datum: 21.01.2011