TEST: Sony MDR-ZX700 - geschlossener Kopfhörer mit HiFi-Qualität zum kleinen Preis

31.08.2011 (cr/phk)

Einführung

Für Marktpreise um die 75 EUR bietet Sony den geschlossenen Kopfhörer MDR-ZX700 für den mobilen Einsatz an. Der 24 Ohm-Kandidat macht für den Kaufpreis einen sehr hochwertigen Eindruck. Urethan-Ohrpolster wirken geräuschisolierend und sorgen für einen bequemen Halt des Hörers. Ob der Sony klanglich und bezüglich Verarbeitung sowie Tragekomfort überzeugen kann, lesen Sie im folgenden Bericht. 

Verarbeitung und Technik

Gutes Finish im Detail

Der gepolsterte Bügel sorgt für einen angenehmen Sitz auch bei längeren Hörsessions

Der Eindruck täuscht - auch die metallfarbenen Elemente sind aus Kunststoff

Einseitige Kabelführung

Ohrpolster

Vergoldeter Miniklinkenstecker

Für einen Kopfhörer der Preisklasse um 75 EUR (Marktpreis, UVP 99 EUR)) kann sich die Verarbeitung ohne Zweifel sehen lassen. Der Sony erscheint sehr hochwertig und muss sich mit seiner soliden Anmutung vor deutlich teureren Modellen nicht verstecken. Der in Weiß, Schwarz, Blau oder Rot erhältliche Sony hat bequem gepolsterte Ohrmuscheln, die auch bei längeren Hörsessions nie stören. Der Bezug ist allerdings etwas schweißtreibend. Die Geräuschisolierung der Urethan-Ohrpolster funktioniert in beide Richtungen gut, der Zuhörer bekommt von externen Einflüssen nicht mehr viel mit, und auch externe Personen müssen sich nicht über enormen, vom Hörenden verursachten Lärm beschweren. Mit 260 Gramm geht das Gewicht in Ordnung, der Sony wird nie unangenehm schwer. Der MDR-ZX500 mit 24 Ohm Impedanz (bei 1 kHz) arbeitet nach dem geschlossenen Prinzip und verfügt über eine großzügig bemessene 50 mm Treibereinheit, die mit Neodym-Magneten bestückt ist. Als Belastbarkeit gibt Sony recht beachtliche 2000 mW als maximalen Wert an. Als größtmöglicher Schalldruck werden 106 dB/mW genannt. Der Frequenzgang reicht laut Hersteller von 5 bis 40.000 Hz, die Kabellänge beträgt 1,2 Meter. Das Kabel mit vergoldetem 3,5 mm Miniklinkenstecker ist einseitig geführt, was sich im Alltagsbetrieb als sehr praktisch erweist. Das Kopfband ist komplett aus Kunststoff gefertigt, der aber einen relativ robusten Eindruck hinterlässt. Auch wenig sorgfältig durchgeführte Verstellmanöver zur Anpassung an die Kopfgröße des Hörers brachten den MDR-ZX700 nicht in Bedrängnis. 

Klang

Der Chart-Stürmer „Wonderful Life“ der englischen Gruppe Hurts kommt authentisch heraus. Der Sony hat einen präzisen Bass, der viele kleinere tieffrequente Einzelheiten akkurat berücksichtigt. Die Stimme löst sich sehr gut vom Kopfhörer, die vokalen Konturen sind sauber geordnet. Der MDR-ZX700 spielt neutral und nüchtern, damit wendet er sich direkt an die Verfechter des klassischen HiFi-Ideals. Er dickt im Bassbereich nicht künstlich auf und lässt auch den Hochtonbereich nicht mit übertriebener Brillanz aufspielen. Dieser Auslegung bleibt er auch bei „Take My Breath Away“ von Berlin treu. Der emotionale Song wird viele an „Top Gun“ erinnern, jene Story um Elite-Jetpiloten, die mit dazu betrug, dass Hauptdarsteller Tom Cruise zu Weltruhm kam. Sehr detailreich und präzise geht der MDR-ZX700 vor und trennt die Stimme der Sängerin akkurat von den Instrumenten. Der Sony bietet bei aller Nüchternheit seiner akustischen Auskleidung durchaus einen kräftigen Klang und agiert nicht zu zurückhaltend. Das akustische Ergebnis ist beim BeeGees-Klassiker „You Win Again“ überzeugend, denn der Sony geht hier mit Verve und einer sehr guten Räumlichkeit an die Arbeit. Dass er auch bei sensiblen Stücken die richtige Besetzung ist, beweist uns der Kopfhörer bei „Music Of The Night“ in der Adaption von Paul Potts. Die Stimme des britischen Sängers kommt charismatisch heraus, auch bei hoher Lautstärke wirkt der instrumentale Hintergrund nicht konturenlos, sondern behält seine Staffelung beinahe in vollem Umfang bei. Die Stimme von Potts löst fein auf, die Streicher im Hintergrund werden ebenfalls mit feiner Betonung übermittelt. Mit „L’Attesa“ von Andrea Bocelli kommt der Sony-Kopfhörer ebenfalls sehr gut zurecht. Vielleicht transportiert er für sehr emotional veranlage Hörer etwas zu wenig Gefühl – dafür fehlt es etwas an Samtigkeit – aber objektiv betrachtet, schneidet der MDR-ZX700 ausgezeichnet ab. Vor allem bleibt er auch bei beträchtlichem Pegel souverän und beginnt nicht, unschön zu verzerren. Er modelliert auch während Andreas Gesangs-Parts die Instrumente sauber durch und verliert sie nicht aus dem Blickfeld. Die Stimme steht natürlich im Fokus – aber die Instrumente verlieren sich nicht in hinteren akustischen Ebenen. Mit dem „Frühling“ von Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ geht der MDR-ZX700 ebenfalls gekonnt um. Er nimmt den Streichern jede Schärfe und gibt sie angenehm und neutral wieder – allerdings auch ohne eine spezielle, emotionale Note. Hier entscheidet einfach der Geschmack des Hörers, wie er gern die Quelle wahrnehmen möchte. Aus technisch-analytischer Sicht bietet der Sony-Hörer ohne Zweifel eine exzellente Performance. Gerade wenn man den Marktpreis von lediglich rund 75 EUR bedenkt, ist das Gebotene über praktisch jeden Zweifel erhaben. Was allerdings etwas fehlt, ist Tiefgang – der Bassbereich wirkt ganz unten im Frequenzkeller etwas unvollständig. Musik-Stilwechsel – und zwar um 180 Grad: Wie kommt der MDR-ZX700 mit den harten Kickbässen bei „Go Ahead“ der legendären Techno-Queen Marusha zurecht? Das Intro kommt gut zum Ausdruck, der Kickbass wird zwar präzise übertragen, könnte aber noch etwas mehr Nachdruck vertragen. Das Ergebnis wirkt etwas fade und ist nicht unbedingt dazu angetan, höchste Begeisterung beim Hörer zu wecken. Beim aktuellen Hit „Like I Love You“ von R.I.O agiert der MDR-ZX700 hörbar besser. Das Lied hat mehr Fundament und wirkt recht dynamisch, auch die Räumlichkeit ist wirklich gut. Verzerrungen leistet sich der recht preiswerte Kopfhörer auch bei diesem Stück nicht. Hohe Pegel werden daher beinahe ohne Kompromisse möglich. Etwas an Tiefgang fehlt es bei „Barbra Streisand“ von Duck Sauce. Der Kickbass beim Party-Hit hat zwar durchaus Gehalt, doch das Drückende, Treibende, was unter den Kickbass gelegt wurde, kommt nicht in Gänze heraus. Für die Preisklasse, in der sich der MDR-ZX700 befindet, kann man aber mit der Leistung sehr zufrieden sein. 

Fazit

Der Sony MDR-ZX700 ist für rund 75 EUR eine richtige Okkasion. Er ist sauber verarbeitet, hübsch anzusehen, bietet einen sehr guten Tragekomfort und klingt richtig gut. Beachtlich – für unter 100 EUR wird bereits ein neutraler, authentischer Klang geboten, nur unten herum fehlt es etwas an Tiefgang. Der Sony spielt eher nüchtern, was aber den Vorteil hat, dass er sich für nahezu alle Musikrichtungen sehr gut eignet. Dynamik, Räumlichkeit und Detaillierung sind für die Preisklasse durchweg auf sehr gutem Level. 

Pegelfester Kopfhörer, der zum günstigen Preis schon beinahe mit echter HiFi-Klangqualität aufwarten kann

Kopfhörer untere Mittelklasse
Test 10. August 2011

+ Neutrale Auslegung
+ Gute Detaillierung
+ Für die Preisklasse sehr gute Pegelfestigkeit
+ Räumlichkeit
+ Saubere Verarbeitung

- Komplett aus Kunststoff
- Tiefgang

Test: Carsten Rampacher
Fotos: Philipp Kind
Datum: 31.08.2011