TEST: Sennheiser HD 218 - Hoher Spaßfaktor zum Einstiegspreis?

24.06.2010 (phk)

Einführung

Nicht einmal 50 Euro lässt sich Sennheiser für den geschlossenen Kopfhörer HD218 bezahlen. Ein vielfältiges Einsatzgebiet, Tragekomfort und satter Sound durch kräftige Neodym-Magnete sollen den Bügelkopfhörer auszeichnen. Der angegebene Frequenzgang von 19Hz - 21.000 kHz des mit 1,4m Kabel und 3,5mm Klinkenstecker versehenen Headphones verspricht viel. Ebenso soll das ohraufliegende Design Nebengeräusche dämmen und die Klangqualität weiter steigern, wir haben den etwas über 100g leichten Kopfhörer überprüft.

Verarbeitung

Ohrmuschel aus Kunststoff

Ohrmuschel-Innenpolsterung

Bügelpolsterung

Drehbares Gelenk um 90°

3,5mm Jack

Das Gehäuse-Material ist erwartungsgemäß nicht von höchster Qualität, abgesehen der Innenpolsterungen besteht das komplette Gerät (inklusive Gelenke) aus Kunststoff und wirkt zugegebenermaßen ein wenig einfach. Hinsichtlich des günstigen Preises ist die Materialwahl aber in Ordnung, die guten Passungen und tadellosen Übergange lobenswert. Der Kabelzug ist absolut sauber und hält festerem Zug problemlos Stand. Der Tragekomfort ist, positiv beeinflußt durch das geringe Gewicht, sehr angenehm, längeren Headphone-Sessions steht so nichts im Weg. Da die Muscheln das Ohr nicht umschließen ist die angesprochene Geräuschminderung nicht extrem ausgeprägt, aber bemerkbar. Gesamtnote in Relation zur Preisklasse: Sehr gut.

Klang

CD, Corona - Try me Out, Rhythm of the Night

Das italienische Dancefloor-Ensemble hielt sich 1993 13 Wochen mit dem Hit "Rhythm of the Night" auf Platz 1. Mit dem HD218 lassen wir diese Zeiten noch einmal hochleben und genießen die südländischen Klänge mit einem satten und kräftigen Bass. Im ersten Moment wirkt die Stimme etwas samtig, für unseren hohen Pegel ist das aber sehr angenehm. Die schwunghaft lebendige Wiedergabe wird nur minimal von den etwas zurückhaltenden Keyboard-Klängen getrübt. Im Gegensatz zu Try Me Out werden wir bei Rhythm of the Night mit sehr klaren Mitten empfangen, die atmosphärisch luftigen Klänge entfalten eine gute Dynamik und verbreiten mit Lebendigkeit Spielfreude.

CD, Future Trance Vol. 1: Kosmonova - Raumpatrouille, SASH! - Encore une fois

Hier können sich die Stärken im Bassbereich noch einmal beweisen. Nach dem Countdown startet sofort der aggressive Kickbass, kräftig agiert der HD218 sofort, ein suggeriertes Volumen fehlt uns aber etwas. Hier zeigt sich aber auch der Hochtonbereich von seiner guten Seite und präsentiert die verschiedenen Motive keinesfalls zu weich. Bei Musik der noch härteren Gangart scheint der HD218 die größte Dynamik zu entwickeln und spielerisch schwungvoll das eigene Gehör zu verwöhnen. Encore une fois empfinden wir als sehr progressiv treibend mit wiederum einem kräftigen Schuss Tieffrequenzen. Die weibliche Stimme entwickelt ihren charakteristisch harten Touch und wirkt nicht etwa zurückhaltend.

Die erwähnte Spielfreude bei elektronischer Musik wird durch einen hohen Pegel wenig beeinflußt - die Techno- und Trance Freaks wird das freuen, die hohe Lautstärke wirkt sich auch nur wenig auf den Hochtonbereich aus (Überspitzen). Allerdings ist auch hier irgendwann das Grenzmaß erreicht, steigern wir den Pegel in unangenehme Sphären bricht der Bassbereich schließlich durch und sorgt für Verzerrungen.

CD, Prodigy - Everybody in the Place

Wir sehnen kein Ende herbei. Auch für Breakbeat-Hörer ist der HD218 ein echter Spaßmacher und schleudert einem die Synthesizer-Effekte nur so um die Ohren. Wie erwähnt prägt sich die minimal weiche Auslegung sehr positiv auf pegelfreudige Nutzer aus. Mit Leichtigkeit handhabt der Sennheiser Frequenzsprünge, Breaks und Dynamik-Peaks. 

CD, The Royal Symphony Orchestra - Golden Eye; Bedrich Smetana - Die Moldau

Das wir nach all dem Lob auch von ein paar Einschränkungen berichten, war abzusehen. Die Gesamtperformance ist zwar immer noch stimmig und schwungvoll, allerdings fordert das Symphonie Orchester aus London dem HD218 einfach etwas zuviel ab. Feindynamik bei Blasinstrumenten und Glockenspiel - das insgesamt etwas in den Hintergrund gerückt scheint - geht im hochfrequenten Bereich verloren. Auch die Auflösung und akustische Durchdringung wirkt nicht so ausgeprägt. Besonders deutlich werden unsere Beobachtung bei Smetanas Moldau, sehr schwer ist das Zupfinstrument der ersten 50 Sekunden auszumachen. Violinen und Querflöten klingen an, können aber ihre finale Charakteristik nicht ausspielen. Insgesamt ist die Instrumententrennung etwas zu bemängeln, ein musikalischer Brei ist es lange nicht, dennoch verschwinden die Nuancen der einzelnen Klangerzeuger. Der HD218 liefert bezüglich seiner Preisklasse alles andere als eine schwache Leistung ab, elektronische Musik hoher Geschwindigkeit liegt ihm aber einfach besser, dementsprechend höher ist der Spaßfaktor. Gesamtnote Klangqualität in Relation zur Preisklasse: Ausgezeichnet - Hervorragend.

Fazit

Sennheiser wirft mit dem HD 218 einen preisgünstigen, aber leistungsstarken Kopfhörer auf den Markt. Rundum zufrieden macht der Sennheiser Liebhaber elektronischer Musik: Pegelfestigkeit, ein angenehmer Hochtonbereich und ein kraftvoller, satter Bass setzen das Fundament für die impulstreue Ohrenschale. Einschränkungen müssen wir bei feingeistigeren Musikrichtungen attestieren, Feinheiten im Orchesterensemble gehen verloren und Instrumentdifferenzen wirken schwach ausgeprägt. Wird aber auf flottes, dynamisches Hören mit Schwerpunkt auf den tiefen Frequenzen wert gelegt, empfehlen wir ohne Zögern den Sennheiser HD 218.

Viel Techno für wenig Geld - Der Sennheiser HD 218

Stereo-Kopfhörer Einsteiger bis 50 EUR
Test 24. Juni 2010

+ Souveräner Bassbereich
+ Hohe Gesamtdynamik
+ Schwungvoll, mitreißend
+ Sehr preiswert

- für Musikarten feinerer Gangart nur mäßig einsetzbar
- durchschnittliche Instrumentaltrennung

Test: Philipp Kind
Datum: 24. Juni 2010