XXL-SPECIAL: Beurteilung der Bildqualität von Flachbildschirmen und BD-Playern anhand von Referenz-BDs

11. März 2010 (phk/cr)

Einführung

Jedes Jahr testen wir eine Vielzahl an Flachbildschirmen und Blu-ray-Playern und treffen in unseren Berichten umfangreiche Feststellungen hinsichtlich der gebotenen Bildqualität. Bei unseren Testreihen verwenden wir Referenz-Blu-rays und DVDs, die wir hervorragend kennen - wichtige Voraussetzung, um die vom jeweiligen Testgerät offerierte Bildqualität auch einschätzen zu können. In diesem Text möchten wir Sie, verehrte Leser, darüber informieren, wie es möglich ist, die Bildqualität von Blu-ray-Playern und Flachbildschirmen anhand von Referenz-Discs zu bestimmen.  Unser Weg sieht natürlich in der Praxis etwas anders aus. Wir haben exakt eingestelltes Referenzequipment, das bezüglich der gebotenen Bildqualität als Maßstab gelten kann. Nur dadurch ist es möglich, qualitative Unterschiede richtig einzuordnen. Wir möchten Ihnen daher anhand unserer Referenz-Kombination schildern, wie das Bild im Idealfall auszusehen hat, damit Sie wissen, wie nah das von Ihnen ins Auge gefasste Gerät dem visuellen Ideal ist. 

Unsere Referenzequipment

  • Panasonic TX-P46Z1E: Der Panasonic Z1 ist nicht mehr und nicht weniger als der derzeit beste auf dem deutschen Markt erhältliche Flachbildschirm. Nicht umsonst läuft dieses außergewöhnliche Modell bei Panasonic auch im Jahr 2010 - 3D zum Trotz - weiter. Mit superbem Schwarzwert, extremer Plastizität, bestmöglicher Homogenität bei der Helligkeitsverteilung, ultraschnellen Panelreaktionen, perfektem Blickwinkel, kaum feststellbarem Panelrauschen, herausragender Bildschärfe und Detailtreue sowie vorbildlicher 24p-Darstellung sucht der Z1 seinesgleichen. Aber auch bei einem solchen Premium-Bildwiedergabegerät ist es immens wichtig, dass man es hervorragend kennt, darum ist der TX-P46Z1E bereits seit letztem September das visuelle Aushängeschild unserer Redaktion im Bereich Flatscreens. Der voll ausgestattete Plasma verfügt über ein exzellentes THX-Bildprogramm, das bezüglich Farbwiedergabe, Kontrast- und Helligkeitsverhältnissen sowie Gammakurve ziemlich exakt den Vorgaben der Filmindustrie entspricht. 

  • Denon DVD-A1UD: Der 24p-Experte aus dem Hause Denon bietet nach wie vor eine  kaum von einem anderen BDP erreichte Bildstabilität bei der 24p-Signalausgabe. Die vorzügliche Bildplastizität geht einher mit neutraler Farbwiedergabe, tiefstem Schwarz und einer extremen Bildschärfe und Detaillierung. Trotzdem erscheint das Bild in jeder Situation als natürlich und authentisch. Wir kennen den DVD-A1UD schon seit seiner Einführung auf der High End 2009 hervorragend - er markiert die Speerspitze aller redaktionsinternen Blu-ray-Player bei AREA DVD. 

Was ist ein "gutes Bild"?

Wichtig ist eine korrekte Justage der Bild-Grundparameter, wenn kein geeignetes Bildprogramm mit an Bord ist

Jeder Mensch sieht anders - wie man so schön sagt, "über den Geschmack lässt sich trefflich streiten". Daher können wir auch nicht globalisieren, was jeder Leser von uns unter einem für ihn perfekten Bild versteht. Wir können nur objektivierten Fakten aufzählen, die ein gutes Bild im Sinne einer Filmwiedergabe, wie sie die Produzenten aus der Filmindustrie sie vorsehen, auszusehen hat. Ebenso gehen wir auf die Augenfreundlichkeit ein - schließlich soll die Bildgüte auch während langer Filmabende im wahrsten Wortsinn "keine Kopfschmerzen" machen. Wichtig ist, dass man zunächst begreift, welche einzelnen Parameter sich zu einem "guten Bild" zusammenfügen  - die wichtigsten nennen wir hier:

  • Helligkeit: Diese muss, möchte man sein Equipment selbst einstellen, zu allererst justiert werden. Wichtig ist, dass die Helligkeit an die Verhältnisse am Aufstellungsort perfekt angepasst wird. Ein zu helles Bild im dunklen Raum bietet keine überzeugenden qualitativen Voraussetzungen.

Kontrasteinstellung mit Graustufen-Testbild - hier von Burosch

  • Kontrast: Der Kontrast bezeichnet das Verhältnis zwischen hellen und dunklen Bildbereichen. Genauer formuliert, dient der Kontrast als Umschreibung für den Helligkeitsverlauf des gesamten Bildes  oder auch für Helligkeitsdifferenzen zwischen zwei Bildpunkten. In der Unterhaltungselektronik spricht man meist vom "Kontrastverhältnis". Dieses umschreibt den maximalen relativen Helligkeitsunterschied zwischen Schwarz und Weiß (On/Off-Kontrast, gemessen wird einmal komplett wei9, einmal komplett schwarz). Interessanter in der Praxis ist aber der ANSI-Kontrast, der mit Hilfe eines schachbrettartigen Testbildes ermittelt wird. Man misst die Helligkeit aller schwarzen Felder und setzt das Ergebnis in Relation zu der Gesamthelligkeit der weißen Felder. Der ANSI-Kontrast fällt stets geringer aus, ist aber viel aussagekräftiger, da in der Praxis keine on/off-Bilder vorliegen, sondern stets Bilder mit kontrastierenden Anteilen. Anmerkung: Es ist zwar eine hohe Kontrastdynamik erstrebenswert, diese sollte aber den realen Gegebenheiten entsprechen. Gern werfen Flachbildschirmhersteller mit Kontrastverhältnissen der Superlative um sich - helle Motive erscheinen dann aber letztendlich heller als in Wirklichkeit, dunkle dunkler - wobei letzteres durch den oft nur durchschnittlichen Schwarzwert von LCD-TVs in der Praxis eher nicht vorkommt. Daher ist ein unausgewogenes, unnatürliches und in hellen Bereichen überstrahlendes Bild die Folge einer übertriebenen Kontrastdynamik. 

Brauchbare Gammakorrekturen gibt es eher bei Beamern als bei Flachbildschirmen

Sehr hochwertige Blu-ray-Player unser Denon DVD-A1UD bringen auch eine aufwändige Gammakorrektur mit

  • Gammawert: Die vom Betrachter empfundene Helligkeit steigt in dunklen Bildbereichen steiler und in hellen Bildbereichen weniger steil an. Dem menschlichen Auge wird (Stevenssche Potenzfunktion) ein Gammawert von 0,3 bis 0,5 zu. Soll nun das Helligkeitssignal eines  Flachbildschirms als linear wahrgenommen werden - das heißt ein in hellen und dunklen Bildbereichen als identisch wahrgenommener Anstieg der Helligkeit - dann muss das Gamma mit dem reziproken Gammawert (3,3 bis 2) vorverzerrt werden.  Daher entsprechen die Gammawerte, die man bei manchen TVs oder BDPs einstellen kann, diesem reziproken Gammawert. In der Praxis kann man Unterschiede beim Gammawert in einer veränderten Wahrnehmung der Helligkeitsverläufe  bei nicht verändertem Kontrastverhältnis erklären. Den korrekten Gammawert für die jeweiligen Bedingungen findet man - sofern TV oder BDP  über eine Gammakorrektur verfügen - mit Hilfe eines Graustufentestbildes. 
  • Farbwiedergabe: Diese richtet sich allgemein ausgedrückt, nach dem Weißpunkt, was heißt, dass die Nicht-Farbe Weiß perfekt in der Helligkeit und ohne die Einflüsse von Farben aus dem Farbspektrum dargestellt wird. Allerdings gibt es verschiedenen Normen, die einen exakten Weißpunkt definieren (D65 und D50, dieses sind die meist gebräuchlichen Normen, hinzu kommen noch einige andere, die eine geringe praktische Bedeutung haben). Der Weißpunkt definiert sich anhand der Farbtemperatur. D65 setzt auf eine eine Farbtemperatur von exakt 6500 Celvin - dies entspricht Tageslicht mit Bewölkung. 

THX Bildprogramm

Burosch-Testbild zur Farbwiedergabe

  • Bei der farblichen Justierung kann gesagt werden, dass Besitzer von Flachbildschirmen mit THX-Bildprogramm oder ISF-Bildfeldern klar im Vorteil sind. THX setzt exakt auf 6500 Grad Calvin bei einem Gammawert von 2,2. ISF bietet zwei Bildfelder (Day und Night), die sich nach der Stärke des externen Lichteinfalls richtet und beim Betrachten von Filmen bei Tag und bei Nacht eine akkurate Farbwiedergabe mit exakt Weißpunkt ermöglichen sollen. Das THX-Bildfeld ist optimiert auf dunkle Umgebungen mit höchstens sehr geringem Lichteinfall. Wer einen Flachbildschirm ohne ISF und THX hat - was in der Praxis in den meisten Fällen so sein dürfte - müssen anders vorgehen. Unter Einbeziehung der individuellen Umgebungsparameter und unter Verwendung eines Farbtestbildes sollte hier eine Einstellung vorgenommen werden. Einige Flachbildschirme haben auch eine Möglichkeit zur Kalibrierung des Weißpunktes (über RGB Gain/Offset), dieses Tool nutzt aber nur dann etwas, wenn man eine exakte Bildkalibrierung über ein Kalibrationsprogramm wie Colour Facts vornimmt. Hier einfach ohne Messprogramm die Regler einzustellen, führt in der Regel zu keiner perfekten Bildwiedergabe. Daher raten wir, ein Farbtestbild zu verwenden, wichtig ist: Gerade viele Flachbildschirme bieten ein sehr strahlendes Weiß, das dem unbedarften Anwender wie das "richtige Weiß" vorkommt. Diese Einschätzung ist in der Praxis aber falsch. Bezüglich des D65 Weißpunktes ist dieses Weiß zu kalt und bezieht seine Brillanz und Strahlkraft aus einem leichten bläulichen Einschlag. Die meisten Bildprogramme, die ab Werk voreinstellt sind, treffen den D65 Weißpunkt nicht ganz korrekt. Am nächsten kommt oft noch das "Normal" oder "Standard" Programm. Viele Bildprogramme, die "Kino" oder "Film" heißen, ziehen die Farbtemperatur zu weit hinunter, so dass ein zu warmes Bild mit zu geringer Farbtemperatur entsteht. Manche TVs bieten aber im Video-EQ die Möglichkeit, die voreingestellten Bildfelder manuell anzupassen, indem man die Farbtemperatur dann von "warm" auf "normal" umstellen kann. Die die Film- oder Kinoprogramme meist hinsichtlich Kontrast und Helligkeit gerade in Umgebungen mit geringem externen Lichteinfall überzeugen können, ist dieser Schritt durchaus ratsam. 

Burosch-Testbild zur Einstellung der Bildschärfe

Auch bei diesem Burosch-Testbild kann man sehr gut die Bildschärfe beurteilen und einstellen. Die einzelnen Gitternetzlinien dürfen keine Doppelkonturen aufweisen

  • Bildschärfe: Schärfer ist nicht gleich besser - wer den Schärferegler deutlich aufdreht, wird  mit Doppelkonturen und Artefakten bestraft. Daher sollte man ein Testbild für die Einstellung der Bildschärfe verwenden, oftmals ist es sogar nötig, die Schärfe deutlich zu reduzieren, da die ab Werk eingestellten Grundwerte oft schon überzogen sind. Zur einfachen Justage empfehlen wir, den Schärferegler zunächst auf Maximum zu stellen und die Schärfe bis zum völligen Verschwinden von Artefakten und Doppelkonturen zu reduzieren.

Oft werden wir von Lesern gefragt, ob wir unsere für den Test verwendeten Bildparameter zur Verfügung stellen können, um so auch beim Leser eine perfekte Bildqualität zu ermöglichen. Dies ist in der Praxis ein wenig sinnvoller Weg, da sich die Justage der Paraemter exakt auf den Aufstellungsort beziehen muss. Nur hinsichtlich Parametern wie Bildschärfe oder elektronischen Bildverbesserern können wir sinnvolle Anhaltspunkte liefern. 

Bildgüte und der Nutzen elektronischer Bildverbesserer

In dieser Rubrik zählen wir einige gebräuchliche elektronische Bildverbesserer auf und schildern deren Nutzen für die Praxis.

Oft gibt es viele zuschaltbare - oder manchmal auch leider nicht komplett deaktivierbare - Bildverbesserer

  • Helligkeitssensor: Sehr sinnvoll - passt die Bildhelligkeit an die Verhältnisse im Raum an. Das senkt den Stromverbrauch und optimiert das Bild.
  • Dynamische Kontrasterweiterung/Kontrastanpassung: Meist sorgen diese Features nur für Disharmonie im Bild, besonders Kontrasterweiterungen bringen ein unschönes Überstrahlen heller Bildbereiche mit sich, die Natürlichkeit des Bildes wird verfälscht. Dynamische Kontrastanpassungen analysieren ständig den Bildinhalt und halten die Kontrastverhältnisse  konstant - manchmal funktioniert dies recht überzeugend, oftmals aber erscheint das Bild auch unnatürlich. 
  • 100 Hz/200 Hz/600 Hz-Funktion: Wir raten, diese Funktion bei der Wiedergabe von BDs nicht zu verwenden. Bei DVD- oder TV-Material aber zeigen sich deutlich flüssigere Bewegungsabläufe mit geringen Schärfeeinbußen. Hier gibt es große Unterschiede in der Arbeitsweise und Qualität der Technologie der verschiedenen Hersteller. Wenigen gelingt es, eine geschmeidige Bewegungswiedergabe ohne Ausbildung von störenden Artefakten zu realisieren. 
  • Rauschreduzierer: Vielleicht im DVD- oder TV-Betrieb in den unteren Stufen zu überlegen - bei BDs sollte man diese Rauschunterdrücker alle deaktiveren. Ausnahme: Adaptive Rauschreduzierer, die dynamisch arbeiten, jedes Bildsegment analysieren und nur da, wo es wirklich gefordert ist, eingreifen. Dies hat zur Folge, dass selektiv Rauschen entfernt wird, ohne das Gesamtbild hinsichtlich Natürlichkeit und Schärfe anzugreifen. 
  • Schärfe-Enhancer/Systeme, die den HD-Effekt verstärker sollen: Meist kann man diese Funktion getrost vergessen - Doppelkonturen und Zittern in hochfrequenten Bildbereichen beeinflussen die Bildwiedergabe sehr negativ. Ausnahme: Systeme wie Denons DPIC oder Toshibas Resolution Plus (nur für SD-Quellen). Korrekt kalibriert und eingesetzt, wird hier eine Verbesserung der Bildgüte erzielt. 
Verwendete Blu-rays und zu beachtende Parameter

BD-Auswahl

Fluch der Karibik 1 - hier verwenden wir die Kapitel 1 und 2:

  • Zu Beginn des Films kommt das Galionsschiff aus dichtem Nebel hervor. Hier achten wir auf die Plastizität - es muss eine klare Differenzierung der visuellen Ebenen gegeben sein. Die Galionsfigur muss detailreich, aber ohne Zittern im hochfrequenten Bildbereich, dargestellt werden. Die Gebrauchsspuren an den Segeln sollen klar erkennbar sein. Die Gesamtfarbe der Segel muss ein schmutziges Weiß sein, es darf zu keinem Überstrahlen kommen. Das kleine Mädchen (die junge Elisabeth) muss deutlich zu erkennen sein, auch die Oberflächenstruktur ihres Kleides darf weder Artefakte noch Rauschmuster aufweisen. Die langsame Vorwärtsbewegung des Schiffes muss ruckelfrei dargestellt werden, zudem dürfen sich keine Flimmereffekte an den Objekträndern zeigen. Als Captain Jack Sparrow Kurs auf Port Royal nimmt, ist sein Gesicht kurz in Großaufnahme zu sehen. Hier kann man die Güte bei der Wiedergabe von Hauttönen überprüfen. Es sollte eine saubere kaukasische Hautfarbe mit leicht gebräuntem Teint zu sehen sein. Die erdigen Farbeinflüsse müssen auf ein realistisches Maß beschränkt sein. Auch kann man sehen, ob Jacks Rastalocken und die Gebrauchsspuren am Hut klar erkennbar sind - so sind Rückschlüsse auf Kontrastdynamik  im Detail und auf die Detailtreue zu ziehen. Im weiteren Verlauf der Szene passiert Sparrow in seinem arg mitgenommenen Boot zur Warnung aufgehängte Piratenskelette, die vor einer Felsformation zu sehen sind. Anhand dieser Sequenz kann man Tiefenstaffelung sowie Kontrastdynamik sehr gut ühberprüfen - grenzen sich die toten Piraten klar von den Felsen ab? Sind im Schatten liegende Bildbereiche detailreich erkennbar? Nun nähert sich der Piraten-Kapitän dem Hafen. Schafft es die Kombation aus Flachbildschim und BDP, hier eine exakte Tiefenstaffelung bei der Einfahrt nach Port Royal vorzunehmen? Auch müssen vom Segelschiff rechts im Bild die Holzplanken authentisch erfasst werden. Es darf zu keinen Ruckelbewegungen oder zu Bildzittern kommen - ist dies der Fall, ist die 24p-Darstellung der Kette nicht akkurat. Kurz darauf schreitet Jack den hölzernen Landungssteg entlang. Die Holzstruktur muss ebenso klar erkennbar sein wie die Oberfläche des dort stehenden Strohkorbes. Wenige Zeit später sehen wir einen Kameraschwenk über die Festungsanlage, diese Kamerafahrt muss flüssig und artefaktefrei verlaufen. Horizontale wie vertikale Linien müssen ohne Pixelversatz wiedergegeben werden. 

Casino Royale, hier starten wir mit Kapitel 2

  • Das Kapitel 2 in Bonds nicht mehr ganz aktueller Mission beginnt auch mit einem Kameraschwenk über eine tobende Menschenmenge in einer Kampfarena. Ein ruhiger Bildverlauf mit hoher 24p-Stabilität sollten hier ebenso gegeben sein wie eine ausgeprägte Bildplastizität in den äußeren Bereichen. Nachdem die Kamera das Geschehen etwas näher ins Auge fasst und das Frettchen und die Schlange in Großaufnahme gezeigt werden, dürfen die hellen Bildbereiche bei der Darstellung des staubigen Bodens keine Detailverluste aufweisen. James Bond lehnt in der Folgeszene an einem verkohlten Holzbalken, der klar strukturiert und bis in die dunkelsten Bereiche noch Details aufweisen muss, ebenso muss der 3-tage Bart und feine Konturen klar erkennbar im Gesicht des Protagonisten und auch im im Schatten liegenden Nackenbereich visuell ersichtlich sein. Darauf folgend hetzt die Kamera dem Schurken und dem Agenten bei ihrer Verfolgungsjagd hinterher, besonders gut kann man hier flüssige Bewegungswiedergabe der rennenden Akteure beobachten und sollte keine Nachzieheffekte oder zittrige Linien ausbilden. 007 schnappt sich in der Hitze des Gefechts einen Radlader, auf den sein Gegenspieler das Feuer eröffnet. Die schnelle Vorwartsbewegung muss ebenso sauber und artefaktfrei dargestellt werden wie das Einschlagen der Einschusslöcher, zudem muss das 007 hinter der Frontscheibe noch deutlich strukturiert und detailliert zu sehen sein. Bond ist hier in seinem Vorwärtsdrang kaum zu bremsen und fährt mit dem Radlader in eine gezogene Rohmauer der Baustelle, die aufspritzenden Steinschläge müssen plastisch dem Zuschauer entgegen fliegen. Als einer der Mitarbeiter versucht den Schurken aufzuhalten und ihm mit einem Schweißgerät vor der Nase fuchtelt, wird dieser kurzerhand vom Gerüst gestossen und fliegt mitsamt der Gasflasche in die Tiefe. Die aufkommende Explosion muss hinsichtlich der Farbwiedergabe und den Übergängen authentisch und satt wiedergegeben werden, darf aber nicht überzogen oder übersättigt sein. Nach einer tollkühnen Flucht kämpfen die beiden auf dem Kranausleger über der Baustelle, hier dürfen keine Doppelkonturen an den Objekträndern des Krans zu erkennen sein, ebenso sollte die gestaffelte Tiefe der zwei Kranausleger vor dem weiten Ozean leicht differenzierbar sein.

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels, ab Filmbeginn:

Der Panoramaeffekt bei der Wiedergabe der Landschaft muss klar herauskommen

Der Hut muss plastisch in den Vordergrund treten

Der Konvoi kommt am 1. Kontrollpunkt an

Klar erkennbar - die Struktur der Hangartore

  • Hier startet der Film mit zwei jungen Pärchen, die mit einem Hot Rod durchs weite Land fahren. Gleich am Anfang wird ein weitläufiges Landschaftspanorama gezeigt, das gezielte Aufschlüsse über die Differenzierungsfähigkeit visueller Ebenen und über die Gesamtplastizität des Bildes zulässt. Das Bild entfaltet hier, wird es von einem hochwertigen BDP aufbereitet und an einen leistungsfähigen Flachbildschirm weiter geleitet, ein hohes Maß an Dreidimensionalität. Kurz darauf liefern sich die ausgelassenen jungen Leute eine kleine Jagd mit einer Armeelimousine aus dem Konvoi. Hier muss die sich schnelle drehende verchromte Felge der Limousine glänzend und mit feiner Oberflächenstruktur wiedergegeben werden. Ebenso müssen die Bewegungsabläufe im Gesamten flüssig und ohne erkennbare Nachzieheffekte ablaufen. Als dann der Armeekonvoi mit den Ganoven an Bord in Richtung der AREA 51 abbiegt, kann man verschiedene Faktoren beobachten: Werden die aus etwas Entfernung sichtbaren Konvoifahrzeuge mit sauberer Ausgestaltung der Kanten (ohne Flimmereffekte oder Unschärfen) abgebildet? Ist der Panoramaeffekt der Hintergrundkulisse klar ersichtlich? Nachdem die Konvoifahrzeuge vor dem ersten Kontrollpunkt zum Stehen kommen und die diensthabenden Soldaten brutal mit Schüssen niedergestreckt werden, bückt sich einer der Anführer der Gangster - es werden kurz der Stiefel und der Boden sichtbar, beides muss scharf und detailreich erkennbar sein. Als sich die Gruppe widerrechtliche Zutritt zur AREA 51 verschafft, wird kurz darauf Indy aus seinem unbequemen Versteck im Kofferraum der Armeelimousine gezerrt. Die Kameraperspektive von Oben auf das Limousinendach muss die Staubspuren an der matten Karosserieoberfläche deutlich zeigen. Als Indy gewaltsam aus dem Kofferraum gezogen wird, fällt sein dunkelbrauner Hut auf den Boden. Es ist eine kurze Einblendung zu sehen, in der der Hut auf dem Boden vor der Limousine liegt - hier müssen die verschiedenen visuellen Ebenen einwandfrei voneinander zu unterscheiden sein. Als das Gesicht von Jones sichtbar wird, arbeiten sehr gute Displays und BDPs die Bartstoppeln und die Furchen in seinem Gesicht einwandfrei heraus. Das Funkeln in den Augen, bedingt durch die Bösartigkeit der Ganoven mit ihren Kidnappingplänen, muss gut erkennbar sein. Nun verschaffen sich die Gangster Zutritt zum riesigen Hangar. Während sich die Hangartüren öffnen, muss die wellblechartige Türstruktur ohne Pixelversatz oder Schärfeverluste erkennbar bleiben. Als die Halle von innen gezeigt wird und die Tore noch offen sind, darf kein zu deutliches Überstrahlen die Bildgüte schmälern. Es zeichnet ein erstklassiges Bildwiedergabegerät aus, dass ein exakter räumlicher Eindruck des großen Hangars vermittelt wird. Die Güte bei der Darstellung der einzelnen, teilweise fast völlig in der Dunkelheit liegenden Kistenstapel gibt Auskunft über die Fähigkeit, dunkle Bildbereiche akkurat durchzuzeichnen. Als sich die Truppe auf den Weg macht, in der Halle das gesuchte "Corpus Delicti" ausfindig zu machen, müssen viele Details, sowohl an den Anzügen der Soldaten als auch an den Kisten, erkennbar werden. Das Licht, welches von den Lampen an der Hallendecke kommt, muss präzise und ohne den Lichtstrahl durchwirkende Artefakte erkennbar sein. Als Indiana Jones mit magnetischem Schießpulver den Weg zur gesuchten Kiste mit stark magnetischem Inhalt sucht, muss das fein zerstäubt durch die Luft fliegende graue Schießpulver gut zu erkennen sein.

G.I. Joe, Kapitel 2

Detaillierung - dies können hochwertige Bildketten deutlich besser als preiswerte

Bildtiefe und Farbneutralität ermöglichen einen stimmigen Bildeindruck

  • Großes Popcorn-Kino wird in G.I. Joe zelebriert, aber auch die Bildqualität kommt nicht zu kurz. Zu Beginn des zweiten Kapitels sind zwei Helikopter zu erkennen, die an der Kamera vorbei in Richtung Dunkelheit fliegen. Die Objektkanten der beiden Hubschrauber sollten dabei in keinem Falle zittern, sondern geschmeidig über das Display getragen werden. Es ist deutlich ersichtlich, dass es sich bei den Hubschraubern um computer-generierte Modelle handelt, in der Großaufnahme der beiden Fluggeräte von vorne ist die CG kurz wahrnehmbar. Die Insassen dagegen müssen absolut frei von unnatürlichen Einflüssen sehr authentisch erscheinen, die Nahaufnahmen der Protagonisten zeugen von sauberen Hauttönen. Neben der sauberen Farbwiedergabe geht es in diesem Beispiel vor allem um Bewegungsflüssigkeit, Nachzieheffekte und Kantenzittern, in den folgenden Minuten eröffnet sich ein Kampfspektakel der Extraklasse unter Einsatz verschiedener Luft- und Bodenfahrzeuge. Bei jeglichen Manövern, ob blitzschnell und unerwartet oder gemäßigt und bedacht, muss eine stabile und ruckelfreie Darstellung auf dem Display erfolgen, die hier vom Quellmaterial gegeben ist. Ebenso wenig dürfen bei der Vielzahl an großkalibrigen Geschossen, die durch die Nacht geschossen werden, irgendwelche Nachzieher zu erkennen oder sonstige Bildruckler nachzuvollziehen sein. Als die G.I. Joe Einheit sich aus einem der Hubschrauber abseilt wird erneut ruckelfreie Bewegung gefordert und gleichzeitig kein Schärfeverlust der umliegenden Umgebung in Kauf genommen werden. Eine saubere Schwarz/Grau-Differenzierung bestätigt der stumme aber kampfstarke Storm Shadow, zwischen Sonnenbrille, Anzug und Accessoires wird eine hohe Differenzierbarkeit auch im hochfrequenten Bildbereich ermöglicht.
Was ist wichtiger für eine ansprechende Bildqualität - Display oder Blu-ray-Player?
  • Wichtig ist zunächst, dass die Bildwiedergabekette in sich schlüssig ist und Geräte mit zumindest in groben Zügen vergleichbarer Performance beinhaltet. Meist besteht eine visuelle Kette aus drei Gliedern: Blu-ray-Player, AV-Receiver und Bildwiedergabegerät. Bei der Wiedergabe von BDs erfüllt der AVR nur eine visuelle Aufgabe, er leitet das 1080p/24 Hz-Signal durch. Die meisten aktuellen AV-Receiver/-Verstärker schaffen dies ohne jegliche Einbußen bei der Signalgüte, auch schon preiswerte Modelle leisten sich hier kaum Schwächen. Der BDP muss das 1080p/24 Hz Signal in stabiler Qualität ausgeben, das Bildwiedergabegerät muss es entsprechend hochwertig aufs Display bringen. Generell kann man sagen, dass eine hohe Displayqualität noch wichtiger ist als ein sehr edler Blu-ray-Player. Gerade Schwächen oder Stärken bei Kontrastdynamik, Schwarzwert oder Farbwiedergabe fallen beim Display besonders deutlich ins Gewicht. Aber man kann auch klar sagen, dass BDPs der oberen Mittelklasse, der Ober- und Luxusklasse durch eine nochmals stabilere 24p-Signalausgabe einen absolut verwertbaren Vorteil gegenüber preiswerten Modellen bieten. Dieser Vorteil fällt aber auch nur dann sichtbar ins Gewicht, wenn ein hochklassiges Bildwiedergabegerät verwendet wird. 
Die Situation bei der Wiedergabe von DVDs auf einem Full-HD-Display

Mit einer sauberen Upconversion wird ein Bildeindruck möglich, der zumindest in groben Zügen echtes HD-Feeling verspricht

Wichtig ist eine artefaktefreie, flüssige Bewegungswiedergabe (Burosch AVEC Professional Test-DVD)

  • Immer noch dürfte ein Großteil der Heimkinofreunde mehr DVDs als BDs besitzen. Daher ist es nicht unerheblich, in welcher Qualität diese Scheiben auf einem Full HD-Display wiedergegeben werden kann. Dies hängt davon ab, wie gut die 576i-Auflösung der DVD auf 1920 x 1080p hochkonvertiert werden kann. Prinzipiell stehen hier in einer Kette, die aus BDP, AVR und Panel besteht, gleich mehrere Möglichkeiten offen, gerade dann, wenn es sich um hochwertige Geräte handelt: a) Der BDP nimmt die Upconversion vor,  das 1080p Signal wird an den AVR weitergeleitet (über HDMI), dieser führt es ohne weitere Bearbeitung zum Bildwiedergabegerät, welches dann das Bild in Panel-nativer Auflösung anzeigt. B) Der BDP leitet ein 576i Signal via HDMI an den AVR weiter und dieser übernimmt die Upconversion. Klingt einfach, ist es aber nicht, denn gerade viele günstige BDPs älterer Baujahre können nur 576p, aber kein 576i über HDMI ausgeben. Und die nächste Hürde folgt sofort: Selbst wenn der Player 5766i ausgibt, so verarbeiten gerade AVRs der Preisklasse unter 1000 EUR nur eingehende analoge Videosignale, aber keine eingehenden digitalen (HDMI) Signale. Hier bleibt dann als einziger Weg, dem Bildwiedergabegerät die Upconversion zu überlassen. Sollte man aber einen Player besitzen, der HDMI 576i ausgibt und zudem über einen AV-Verstärker oder -Receiver verfügen, der einen sehr hochwertigen Videochip eingebaut hat, so ist dieser Weg als sehr geeignet zu bezeichnen. C) Man leitet ein analoges Bildsignal (Komponente 576i) aus dem BDP an den AVR weiter. Dieser muss das Signal dann zunächst analog-digital wandeln, was gerade bei preiswerteren AVRs manchmal wenig überzeugend gelingt. Schärfe- und Kontrasteinbußen sowie Defizite bei der Bild-Sauberkeit sind die Folgen. Manchmal aber sind die Ergebnosse durchaus sehenswert, gerade bei AVRs der 700 bis 1000 EUR Preisklasse, die oft noch keine digital eingehenden Videosignale bearbeiten können. Sind die Videochips in BDP und im Bildwiedergabegerät eher unzureichend, dann kann man diesen Weg trotz allem gehen. D) Es liegt durchaus im Bereich des Möglichen, dass man sich einen neuen sehr edlen Flachbildschirm mit modernstem Videochip gegönnt hat, während BDP und AVR normalem, aber keinesfalls überdurchschnittlichem qualitativem Standard entsprechen. Dann macht es Sinn, dem Bildwiedergabegerät die Signal-Hochkonvertierung von 576i auf 1080p zu überlassen. Generell ist wichtig: Die Komponente mit dem leistungsfähigsten Videochip sollte die Upconversion durchführen. 

Wodurch zeichnet sich eine saubere Upconversion (De-Interlacing und Scaling) auf 1080p aus?

  • Das Bild muss scharf und rauscharm erscheinen, auch hochfrequente Bilddetails dürfen nicht flimmern oder zittern
  • Diagonale Linien und komplexe Objektkanten müssen ohne Treppenstufen oder Ausfransungen dargestellt werden
  • In großen einfarbigen Flächen darf es nicht zu deutlichem Bildrauschen kommen
  • Farbsäume müssen korrekt gezeichnet sein, ein Ausfransen oder ein Ineinander übergehen von Farben ohne klare Trennung muss vermieden werden
  • Bewegungen sollten flüssig und ohne Nachzieheffekte sowie Unschärfen erfolgen
  • Verschiedene parallel stattfindende Bewegungsabläufe müssen auseinander differenziert werden können. 
  • Videomaterial und Filmmaterial werden auf  identischem Level dargestellt, das heißt, der eingebaute De-Interlacer richtet seine Arbeitsweise nach dem Ausgangsmaterial
Fazit

Um die Bildqualität von Komponenten, die man für den Kauf ins Auge gefasst hat, zu überprüfen, sollte man etwas Zeit und Geduld mitbringen. Zudem ist es allerdings notwendig, zumindest elementare Vorstellungen davon zu haben, welche Faktoren in welcher Art und Weise die Bildqualität beeinflussen, im Positiven wie im Negativen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, steht dem Kauf visuell hochwertiger Komponenten, die auch höheren Erwartungen entsprechen, nichts mehr im Wege. 

Text: Philipp Kind, Carsten Rampacher
11. März 2010