TEST: Multiformat-Motor-Rolloleinwand WS-Spalluto S-4-Format

11.03.2009 (th/cr)


Einführung

Heimkino – ein wunderbares Hobby. Liegt die eigene Gewichtung mehr auf dem Wort „Kino“ anstatt auf „Heim“ ist der Wunsch nach einem großen Bild nicht fern. In letzter Konsequent bedingt dies die Verwendung eines Projektors. Projektoren gibt es inzwischen mit faszinierender Qualität für jeden Geldbeutel. Selbst der beste Projektor erreicht seine absolute Leistung aber nur auf einer adäquaten Leinwand. Und hier stoßen wir auf ein großes Problem vieler Heimkinoenthusiasten. Welches Leinwandsystem ist das individuell richtige und wie bringe ich es in dem anvisierten Raum unter? 

Nicht jeder ist in der glücklichen Lage, einen eigenen Raum für das Hobby zur Verfügung zu haben. Daher ist es vielen Anwendern nicht möglich, starre und meist plan liegende Rahmenleinwände zu verwenden. Eine Rolloleinwand ist in diesen Fällen die praxisgerechte Alternative. Rolloleinwände gibt es in den unterschiedlichsten Größen und Ausstattungsvarianten. Für die eigene Wahl entscheidend ist neben dem persönlichen Anspruch die finanzielle Ausgabebereitwilligkeit. Nach mehreren Tests des Herstellers Alphaluxx, dessen Produkte in einer bezüglich des Preis-/Leistungsverhältnisses sehr interessanten Klasse angesiedelt sind, wenden wir uns in diesem Bericht einer ebenso teuren wie hochwertigen Rolloleinwand zu. Das Objekt unserer Betrachtung stammt aus dem Hause WS-Spalluto hört auf den Namen WS S-4-Format. Es handelt sich um eine maskierbare 4-Format Motorrolloleinwand, ausgestattet mit einem Leinwandtuch DLP2006 mit Gain-Faktor 1,2 und einem UVP von 3.200,-€.

Warum Multiformat?

Es verschiedene Formate, in denen Film- und Fernsehproduktionen gedreht und auf Blu-ray bzw. DVD gebracht werden. Je nach verwendetem Produktionsformat erhält man trotz 16:9-Leinwand oberhalb und unterhalb des medialen Inhalts schwarze Balken. Je nach der Fähigkeit des angeschlossenen Beamers, ein gutes Schwarz zu produzieren und je nach den individuellen Voraussetzungen im Heimkinoraum (Art der Wand, Wandfarbe, Reflexionsverhalten, Restlichtstärke) können diese eigentlich schwarzen Balken in mittlerem bis dunklen Grau dargestellt werden, was den cineastischen Betrachtungseindruck merklich schmälert: Der empfundene Kontrast steigt erheblich, wenn der mediale Inhalt komplett schwarz eingerahmt ist – was man mit einer Multiformat-Leinwand, welche den schwarzen Leinwandrahmen dem medialen Format anpasst, erreichen kann. 

Die WS S-4-Format

4:3

16:9

1,85:1

2,35:1

Die vier gängigsten Formate sind 1.85:1, 2,35:1 Cinemascope, 1,78:1 (16:9) und 1,33:1 (4:3). Alle diese finden sich im Funktionsumfang unseres Testkandidaten vereinigt. Unser Testmuster bringt eine Diagonale (4:3) von 120 Zoll (resultierende Bildgröße 244 x 183 cm) mit. Das Leinwandtuch ist durchgängig ohne Nähte oder Schweißpunkte verarbeitet, matt weiß und mit Glasfaser verstärkt. 

Der Bündelungsfaktor ist relativ gering (Gain von 1,2). Unter dem Bündelungsfaktor versteht man das Reflexionsverhalten der Leinwand (Gain-Faktor). Je höher der Bündelungsfaktor ist, sprich Werte > 2 bis hin zu 10, umso sensibler spricht die Leinwand an, wenn der Zuschauer nicht exakt fokussiert sitzt. Das Bild kann nicht mehr in voller Qualität wahrgenommen werden, je weiter man sich aus der direkten Blickachse entfernt. 

Genauso wie der früher bei LCD-TVs kritische Betrachtungswinkel sorgt ein hoher Gain-Faktor somit für einen kleinen optischen Sweet Spot. Dies ist historisch damit zu begründen, dass ältere Beamer nicht genug Helligkeit aufbieten konnten, um die für eine Leinwand mit geringem Gain-Faktor nötige Lichtstärke zur Verfügung zu stellen. Bei unserem Testkandidaten sorgt der geringe Gain-Faktor für die Möglichkeit einer homogenen Ausleuchtung mittels eines geeigneten, das heißt entsprechend lichtstarken modernen Heimkino-Projektors. So können auch mehrere Personen nebeneinander in exzellenter Qualität Filme und andere mediale Inhalte genießen. 

Vor diesem Leinwandtuch kann man bei Nutzung anderer Bildformate als 4:3 motorisch eine Hundertprozent schwarze Mimik ausfahren, die die Leinwand auf das gewünschte Format einstellt. Für ein reflexionsarmes Verhalten ist diese Mimik mit schwarzem Samt beschichtet. Der eigentliche Clou der WS S-4-Format ist ihre Flexibilität. Sowohl der Motor des Leinwandtuches als auch der, welcher für den Antrieb der Maskierungs-Mimik zuständig ist, lässt sich für jedes Format frei programmieren. Der Anwender hat die Wahl, ob sich die 4 Formate um ein optisches Zentrum bewegen oder beispielsweise an einer optischen Unterkante orientieren.

Die Ansteuerung dieser vier individuell programmierbaren Positionen erfolgt sehr komfortabel über vier Direktwahltasten auf der mitgelieferten Fernbedienung. Die Fernbedienungs-/Steuerungselektronik-Kombination birgt ein weiteres „Special Feature“: Im Lieferumfang ist sowohl eine Infrarot- als auch eine Funk-Fernbedienung enthalten. Dies erlaubt eine sehr gute Anpassung an persönliche Installationsgegebenheiten. Für versierte Anwender besteht zudem noch eine penibel genaue Angleichmöglichkeit (6 mm-Schritte) für die Leinwand und die davor liegende Maskierungs-Mimik. 

Verarbeitung und Montage

Elektronik

Montage an der Decke

Befestigung im Detail

Sicht von vorn im eingefahrenen Zustand

Rollen

Seilspannung

Seilmechanismus im Detail

Seilwicklung

Angetrieben wird diese flexibel einzusetzende und fein justierbare Motorik von je einem hochwertigen Rollladen-Motor. Die Motoren sind ebenso wie die massiven Aufrollwalzen in einem hochfesten, steifen Hartplastikgehäuse untergebracht. Mit Maßen von 267 x 22,1 x 15,7 cm handelt es sich hier eigentlich um ein relativ ausladendes, aber höchst solides Gehäuse. Die optische Erscheinung fällt aufgrund der gerundeten Gehäuseformen allerdings recht dezent aus. Die Oberfläche des Gehäuses weist eine hochwertige Pulverbeschichtung auf. Die relativ große Breite im Verhältnis zur sichtbaren Leinwandbreite erklärt sich durch eine technische Raffinesse: 

Rolloleinwände leiden systembedingt unter einer mehr oder weniger ausgeprägten Wellenbildung, was zu deutlichen visuellen Einbußen führen kann. Der Vorteil von Rahmenleinwänden ist ihre allseitige Verspannung. Die WS S-4-Format versucht dies, zu imitieren, indem seitlich nach innen gewölbte, konkav befestigte Spannseile montiert sind, die eine gleichmäßige Spannung garantieren. Das Resultat ist eine für diese Leinwandbreite ungemein ebene Projektionsfläche – Respekt!
Die Montage der Leinwand gestaltet sich erfreulich einfach. Es werden Befestigungsprofile (wahlweise auch zur Wandmontage geeignet) an der Decke angebracht, und in diese wird die Leinwand einfach eingehängt – vorbildlich einfach, vorbildlich stabil – durch das hohe Eigengewicht von 40 kg der Leinwand nebst Kasten. Einziger Wermutstropfen für Design-Liebhaber: Das Gehäuse ist nur mit erheblichem logistischem und finanziellem Aufwand in eigener Wunschfarbe erhältlich. 

Testumgebung und Bildqualität

Testumgebung: Der resultierende Eindruck einer Frontprojektion korrespondiert unweigerlich immer mit dem Raum. Licht wird in Abhängigkeit verwendeter Materialien und Farben immer zu einem gewissen Grad reflektiert. Helle, insbesondere weiße Räume erlauben daher kein hundertprozentiges Schwarz. Die von uns beschriebenen Eigenschaften der WS S-4-Format beziehen sich auf unseren eigenen Heimkino-Testraum, welcher in tiefem, matten Nachtblau gehalten ist. Als Beamer verwendeten wir für den Test den Pioneer Kuro KRF-9000FD, der sich durch seine tiefe Schwarzwiedergabe auszeichnet. 

Unsere Bild-Eindrücke WS S-4-Format: Der sinnvoll gewählte Gain-Faktor sorgt für einen neutralen Helligkeitseindruck, somit entscheidet die Güte des verwendeten Projektors/BD-Player über den Punch des dargestellten Bildes. Die für eine Rolloleinwand sehr gleichmäßige Projektionsfläche erlaubt ein homogenes Helligkeitsempfinden. Die mattweiße Tönung des Tuches ermöglicht sowohl sehr helle, gleißende Darstellungen wie auch eine nahezu komplett schwarze Bildwiedergabe. Ein Einwirken der Leinwand auf Helligkeits-/ Grautreppenverläufe konnten wir nicht feststellen. Durch die neutrale Charakteristik der Leinwand wurde exakt die Kontrastveränderung wiedergegeben, die von der Elektronik-/Beamer-Kette vorgegeben wurde. Diese schon bei Helligkeit und Kontrast gesehene Authentizität lässt sich nahtlos auf die Farbwiedergabe übertragen. Somit schafft es die Spalluto-Leinwand, bei entsprechend hochwertigen Zuspielern die Farben exakt so darzustellen, wie sie auf der BD oder der DVD abgespeichert sind. Die absolut neutrale, natürliche Farbwiedergabe ist eine der besonders hervorstechenden Eigenschaften dieser Rolloleinwand. Besonders auch BDs mit enormer Farbdynamik (Baraka) kommen mit vorbildlicher farblicher Brillanz zum Ausdruck. Auch bezüglich der möglichen Bildschärfe leistet sich die WS S-4-Format keinen Ausrutscher. Es ist problemlos möglich, hochwertige Heimkinoprojektoren bezüglich der erreichbaren Bildschärfe optimal zu kalibrieren. Durch die feine Oberflächenstruktur des hochwertigen Tuches werden auch feinste Details hervorragend erfasst. Bis hin zu einem Betrachtungsverhältnis von 1:1 war es uns nicht möglich, in einer Full-HD-Projektion Gewebestrukturen oder aus ihr resultierende Darstellungsartefakte wahrzunehmen. Fans eines noch bombastischeren Bildeindruckes bitten wir, die Leinwand einer eigenen Betrachtung zu unterziehen. Der durch die Maskierung hervorgerufene Effekt funktioniert – es wird subjektiv eine echte Kontraststeigerung wahrgenommen, so dass das Filmerlebnis nochmals intensiver und direkter ist. Nach mehrmonatigem intensiven Test weist unsere Leinwand keine gesteigerte Wellenbildung auf.

Kaum Wellenbildung dank konstanter Seilspannung

Fazit

Zu einem zugegebenermaßen recht happigen Preis liefert WS-Spalluto mit der S-4-Format eine rundherum überzeugende, flexibel einzusetzende und komplett ausgestattete Leinwand der Oberklasse. Die Verarbeitung ist ebenso zu loben wie die einfache Montage, durch die enorme Flexibilität bei der Konfiguration wird diese Rolloleinwand vielen Ansprüchen gerecht. Das hochwertige Tuch ermöglicht ein unverfälschtes, kontrastreiches und farbechtes Bild, durch die feine Oberflächenstruktur ist die S-4-Format uneingeschränkt Full-HD-tauglich. 

Sehr hochwertige, motorgetriebene Rolloleinwand mit enormer Flexibilität und authentischem Bildeindruck 

Test 11. März 2009
Rollo-Leinwände Oberklasse
Preis-/Leistungsverhältnis

Text: Thomas Hermsen, Carsten Rampacher
11. März 2009