TEST: Stereo-Regallautsprecher Nubert nuVero 4 

30. April 2009 (cr) 

Bildergalerie Verarbeitung außen:

Sauber eingepasstes Bassreflexrohr

Hochwertig verschraubtes Bi-Wiring-Terminal

Das spezielle Design der nuVero 4 zeigt sich im Kontrast zwischen Boxenkorpus und Schallwand

Hochwertige Oberflächen

Lautsprecher-Abdeckgitter aus Metall und mit sehr guter Materialqualität

Das Gitter sitzt exakt

Sanft gerundetes Gehäuse hinten

Testequipment
Klang

Bei der CD „One Chance“, Paul Potts brachten wir zunächst alle Schalter in neutrale Position für eine möglichst lineare Wiedergabe: Bei „Nessun Dorma“ setzt sich die nuVero 4 gleich hervorragend in Szene. Potts faszinierende Stimme ertönt vielschichtig und löst sich erstklassig von den Lautsprechern. Wie ein feiner Klangteppich breitet sich eine gleichermaßen dynamische wie fundierte Akustik im gesamten Hörraum aus. Gerade im Hochtonbereich sind gegenüber früheren und anderen Nubert-Konstruktionen weitere Verbesserungen zu bemerken. Alles wirkt feiner und filigraner, dabei nie zu spitz, sondern wohl ausgewogen. Größter „Benefit“ der neuen Hochtonkonstruktion ist die schon beinahe unglaubliche Räumlichkeit. Hier könnte man beinahe meinen, einen Bändchenhochtöner vor sich zu haben. Horizontale und vertikale Abstrahlung sind hervorragend. Auch bei „Time to say Goodbye“ spielt die nuVero ihre Stärken aus. Angenehm ist, dass man den Lautsprecher relativ frei aufstellen kann. Die Nubert-Box ist keine „Diva“, die nur bei einer ganz bestimmten Art der Aufstellung ihr Charisma entfalten kann. Hier ist sich der Lautsprecher „einig“ mit der Aurum 370. Die hoch talentierte Hannoveraner Konstruktion ist ein scharfer Konkurrent für die nuVero, allerdings unterscheiden sich beide Lautsprecher bezüglich ihrer Auslegung. Die Aurum verfügt über einen Bändchenhochtöner – bezüglich der Räumlichkeit kann dank der exzellenten Hochtönerkonstruktion der nuVero 4 kaum ein Bonus für die Aurum 370 ausfindig gemacht werden. Aber: Ganz so samtig, fließend wie die Aurum 370 klingt die nuVero 4 nicht. Dafür schlägt die schwäbische Box beim Thema Brillanz zurück - ohne je schrill oder spitz zu wirken, entfaltet die nuVero 4 einen Glanz im Hochtonbereich, der nicht nur in diesen Preisklassen seinesgleichen sucht. Nehmen wir zum weiteren Vergleich eine Ergo 602 hinzu. Diese spielt für ihre Preisliga im Hochtonbereich praktisch vorbildlich klar und neutral. Schon beinahe wie ein Monitor – mit dieser kleinen Canton-Konstruktion werden auch Hörer, die sich ansonsten in sehr viel höheren Preisklassen umschauen mussten, glücklich. Bedingt durch die kleinen Gehäuseabmessungen ist die Ergo natürlich auf den Support eines aktiven Basslautsprechers für hochwertigen 2.1 Stereogenuss angewiesen. Aber summa summarum besticht sie mit enormer Performance zum kleinen Preis. Und nun betritt die nuVero 4 das Parkett- und sorgt für Staunen: Präzise, hervorragend gestaffelt, und zudem wirkt der Klang durch die enorme, aber nie künstlich, sondern stets glaubhaft auftretende Räumlichkeit ungemein faszinierend und emotional. Man möchte fast sagen, dass hier ein neues schwäbisches Meisterwerk entstanden ist, das einerseits Präzisionsinstrument, andererseits schon beinahe künstlerisch auftretender Faszinationsbringer ist. Eine gelungene Gratwanderung zwischen Auslegungsextremen? Wir haben weiter in diesen außergewöhnlichen Lautsprecher hereingehört.

Zunächst haben wir den Schalter für die Auslegung des Mitteltonbereichs auf „prägnant“ gestellt und erneut „Nessun Dorma“ gehört. Durch die leichte Hervorhebung der Mitten stellt sich Potts Stimme stärker in den Vordergrund. Das ist gut für eine Betonung der charismatischen vokalen Details, allerdings ist die tonale Balance nicht mehr so exzellent austariert wie in der neutralen Position. Da das menschliche Gehör im Mitteltonbereich besonders sensibel reagiert, sind die Auswirkungen hier auch besonders schnell und klar spürbar. 

Bei der CD „Jarre in China“ setzten wir ebenfalls für die erste Testsequenz alle Schalter in neutrale Position. Bei dieser Disc musste die nuVero 4 unter Beweis stellen, dass sie auch mit enorm facettenreicher Musik - von traditionellen chinesischen Instrumenten über ein großes Orchester bis hin zu spektakulären Synthesizer-Effekten – umgehen kann. Und sie hat auch hier die bisherigen Erfahrungen bestätigt. Feine akustische Einzelheiten werden fließend eingearbeitet – diese Detail-Dynamik sorgt für ein ungemein komplettes Klangbild, welches es hervorragend versteht, Präzision mit Räumlichkeit zu verbinden. Bei „Oxygene 2“ holt der Lautsprecher auch Einzelheiten aus den hinteren akustischen Ebenen ans Tageslicht – kleine, sich schnell bewegende Effekte im Hintergrund erstrahlen so in neuem Glanz. Kleine Dynamikschwankungen im Hochtonbereich während der Darstellung von Synthesizereffekten kommen ebenfalls glaubwürdig zur Geltung. 

Nun haben wir den Bassschalter von „neutral“ auf „voluminös“ umgestellt, um zu schauen, was die „schwäbische Loudness-Schaltung“ in der Praxis bringt. Das Ergebnis spricht für sich: Der Regallautsprecher erzeugt im tieffrequenten Bereich ein Volumen, welches man den doch recht kompakten Schallwandlern nicht zugetraut hätte. Vor allem erfreut, dass das Volumen nicht wie „künstlich aufgeblasen“ erscheint, sondern wirklich realistisch. Der durch die Umlegung des Bassschalters gewonnene Klangeindruck lässt „Equinoxe 4“ sehr kraftvoll und nachdrücklich erscheinen. Keinesfalls „bevormundet“ die Basswiedergabe die Darstellung der anderen Frequenzen. Mittel- und Hochtonbereich können sich nach wie vor exzellent entfalten. 

Als nächstes haben wir den Höhenschalter auf „brillant“ gesetzt. Für Liebhaber enormen Glanzes in den Höhen ist diese Einstellung durchaus geeignet. Kleine Dynamikunterschiede bei hochfrequenten Einzelheiten scheinen subjektiv sogar noch minimal besser zur Geltung zu kommen. Wer sehr gern in einem normalen Raum (weder zu hellhörig noch zu stark bedämpft) mit hohem Pegel hört, muss aber Einschränkungen bezüglich der Langzeit-Hörbarkeit in Kauf nehmen. Das minimal Schneidende, sehr Prägnante könnte bei längeren Hörsessions die Harmonie stören. Wer lieber mit Zimmerlautstärke hört und eine glasklare Wiedergabe bevorzugt, kann diese Betriebsart hingegen ohne Probleme auch über mehrere Stunden einsetzen. Generell empfehlenswert ist die Schalterstellung „Brillant“ in stark bedämpften Hörräumen, die ansonsten für einen leicht bedeckten Klang im Hochtonbereich sorgen. Dank der „Brillant“ Stellung kann diese Problematik nahezu egalisiert werden. Verwendet man die Stellung „Sanft“, die ebenfalls bezüglich der Hochtonwiedergabe verfügbar ist, bietet das Klangbild der nuVero 4 im akustisch lebendigen Raum auch bei hohem Pegel noch eine enorme Souveränität. Geschickt wird ein „Abdriften“ in einen aggressiven, scharfen Bereich verhindert. Wer sehr gern höchst homogen und harmonisch im akustisch ausgewogenen Hörraum mit hoher Durchschnittslautstärke hört, kann diese Betriebsart ebenfalls einsetzen. Das Kristallklar-Präzise, welches die nuVero 4 grundsätzlich im Hochtonbereich auszeichnet, leidet dann zwar ein wenig, aber dafür kann besonders stressfrei gehört werden – hier ist es Geschmackssache, welche Schalter-Position dem eigenen Gusto am meisten entgegen kommt. Bei allen Testreihen beeindruckte die Nubert-typische hohe Pegelfestigkeit. Hier erzielt der Regallautsprecher Werte, die selbst einer ausgewachsenen Standbox mit deutlich mehr Gehäusevolumen und Membranfläche sehr gut stehen würden. Die nuVero 4 bleibt auch bei enormen Pegeln Herr der Lage und neigt nicht zur Dynamikkompression. Man sollte allerdings keinen zu „schwächlichen“ Verstärker verwenden – der Wirkungsgrad des Schallwandlers ist zwar gut, aber nicht überdurchschnittlich.

Carl Orffs „Carmina Burana“ ist selbst für hochwertige Lautsprecher eine große akustische Hürde, denn die speziellen Orff’schen Instrumente, der Choral, die enormen Dynamiksprünge und die hohen feindynamischen Ansprüche sind nicht leicht „unter einen Hut“ zu bringen. Der nuVero gelingt dies ausgezeichnet, und mit dem Bassschalter auf „Voluminös“ erscheinen die mächtigen Pauken noch direkter und nachdrücklicher. Bei der Carmina Burana würden wir den Hochtonschalter auf „Linear“ lassen – der sehr dynamische, sehr klare Hochtonbereich würde beim Setzen des Schalters auf „Brillant“ zu dominant über das restliche musikalische Geschehen herrschen. Hervorragend erfasst die nuVero 4 die Choräle, die durch klare vokale Konturen und eine charismatische Ausstrahlung begeistern. Bei den kräftigen Dynamiksprüngen ist die nuVero 4 mit ihrer hohen Impulstreue sofort zur Stelle und setzt viel nachdrückliche Energie frei, die dafür sorgt, dass der Zuhörer sich sehr gut in die Musik hineinversetzen kann. Wie sauber der Lautsprecher aus Schwäbisch-Gmünd die Streicher wiedergibt, beeindruckt auch beim sehr genauen Hinhören. Ebenso gut gefiel uns, was die nuVero 4 aus dem 007-Titelsong „Goldfinger“ (The Royal Philharmonic Orchestra, James Bond Themes, rein instrumental) machte: Wiederum klingen die Streicher gleichermaßen fließend wie präzise, schlichtweg souverän und elegant. Die Blechbläser überzeugen durch klare instrumentale Strukturen ohne die Vermischung benachbarten Frequenzen. Verschiedene parallele musikalische Ereignisse werden sehr gut im Raum platziert. Die enorme Strahlkraft im Hochtonbereich und das ausgezeichnete Loslösen des Klangs von der Box schaffen ein intensives, freies Hörerlebnis. 

Fazit Klang: Die nuVero 4 ist in der neutralen Grundeinstellung ein hochpräzises Instrument mit annähernd neutraler Tonalität. Überdurchschnittlich und bislang beispiellos in diesen Preisregionen und bei der Lautsprecherkategorie Kompakt-/Regallautsprecher ist die Kombination aus Präzision und Räumlichkeit im Hochtonbereich. Kleine dynamische Differenzen werden hervorragend erkannt und impulstreu wiedergegeben. Die sich fließend anschließenden Mitten und der straffe Bassbereich mit überraschendem Tiefgang sorgen für ein sehr konsequentes und hochwertiges Performance-Profil. Mittels der drei Kippschalter auf der Rückseite der nuVero 4 kann die Klangcharakteristik im Hoch-, Mittel- und Tieftonbereich beeinflusst werden. Somit ist der stolze Besitzer in der Lage, den Sound nicht nur dem Hörraum, sondern auch dem Quellmaterial und den eigenen Präferenzen anzupassen. Die effektive, glaubwürdige und nicht übertriebene Wirkung der Schalter hat uns überzeugt. 

Gesamtnote Klang in Relation zu Lautsprecherkategorie und Preisklasse: Hervorragend – perfekt. 

Fazit

Akustisch und qualitativ begeisternd: Die nuVero 4

Auch der kleinste Vertreter aus Nuberts nuVero-Serie begeistert mit exzellenter Verarbeitung, erstklassiger akustischer Leistungsfähigkeit und flexiblen Einsatzmöglichkeiten durch die drei Kippschalter zur Klangbeeinflussung. Die neu entwickelten Chassis und die Frequenzweiche bringen High Tech-Flair in bezahlbare preisliche Regionen. Durch ihr gesamtes Wesen, bestimmt durch die enorme Ausdruckskraft, Impulstreue und Sensibilität, aber auch durch die enorm hochwertige, elegante und zeitlose Optik, stellt die nuVero 4 ein Klang-Kunstwerk mit bleibendem Wert dar. Als einzigen Minuspunkt wollten wir die Gehäusefarben anführen, die aktuell lieferbar sind. Mit weißer und anthrazitfarbener Ausführung sind zwar im Trend liegende Farbtöne erhältlich, aber kein warmer Farbton. Da erreichte uns quasi in letzter Sekunde die Nachricht aus der Nubert Speaker Factory, dass in einigen Wochen auch der Farbton „Mocca“ zur Verfügung steht - somit fällt auch dieses Manko weg. 

Weit überdurchschnittlich leistungsfähiger Regallautsprecher mit edler Optik und viel technischer Raffinesse

Preisklassenreferenz Stereo-Regallautsprecher obere Mittelklasse
Test 30. April 2009
Preis-/Leistungsverhältnis

+ In Grundeinstellung tonal sehr ausgewogen
+ Hervorragende Pegelfestigkeit
+ Enorme Räumlichkeit
+ Sehr guter Tiefgang
+ Hervorragende Impulstreue
+ Effektive Kippschalter zur Anpassung der Klangcharakteristik
+ Meisterliche Verarbeitung
+ Fairer Kaufpreis

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Test: Carsten Rampacher
30. April 2009