TEST: Kopfhörer Beyerdynamic DTX-35 - klangstarkes Leichtgewicht 

17. März 2008 (cr)

 

Basisdaten
  • Wandlerprinzip Dynamisch

  • Arbeitsprinzip Offen

  • Übertragungsbereich 40 - 20.000 Hz

  • Nennimpedanz 32 Ohm

  • Kennschalldruckpegel 104 dB

  • Nennbelastbarkeit 100 mW

  • Gewicht ohne Kabel 45 g 

  • Lieferbar in schwarzer oder weißer Version

  • UVP 24,99 EUR

Einführung

Die Kopfhörer, die portablen Musicplayern beiliegen, sind nicht selten einem ansprechenden Hörerlebnis im Wege, denn oftmals handelt es sich um billige Zukauf-Headphones, die mit ihrem flachen Klang und der geringen Pegelfestigkeit für einen Spaßfaktor gleich Null sorgen. Hinzu kommt meist noch ein schlechter Tragekomfort und eine unzureichende Materialanmutung. Abhilfe gegen emotionslos vor sich hin plätschernde Musik verschafft der mit 24,99 EUR sehr günstig kalkulierte Nackenbügel-Kopfhörer DTX-35 von beyerdynamic, der seit einigen Wochen den Markt bereichert. Seine durchdachte Kabelführung (nur an einer Seite, für maximale Bewegungsfreiheit) und sein Mini-Gewicht von lediglich 45 Gramm dürften einem durchschlagenden Erfolg des in weißer oder schwarzer Version lieferbaren Modells  sehr förderlich sein. Was das trendige Modell letztendlich kann, klärt unser Testbericht. 

Verarbeitung

Einseitige Kabelführung

Zurückhaltend-modisches Styling

Ordentliche Materialqualität des Bügels

 

Die Optik des DTX-35 ist zeitgemäß, aber nüchtern. Auf stilistische Gags wird verzichtet, was dafür sorgt, dass man auch nach einigen Jahren des intensiven Betriebs den Kopfhörer noch anschauen kann. Der Bügel erweist sich als stabil, wenn man ihn mit den Händen bewusst verwindet, besteht keine Bruchgefahr. Die einseitige Kabelführung hat etwas Spiel, ist aber erstaunlich reißfest. Der Stoffbezug der Hörmuscheln fällt recht dünn aus, die Stoffqualität ist ebenso bescheiden wie der Preis des DTX-35.  Der Tragekomfort liegt erstaunlich hoch. Durch das geringe Gewicht spürt man den Hörer kaum, und auch der Bügel drückt praktisch nicht. Der 3,5 mm Miniklinkenstecker ist vergoldet und besitzt eine ordentliche Kontaktsicherheit. Gesamtnote Verarbeitung in Relation zur Preisklasse: Gut. 

Klang

Für knapp 25 EUR kann man hinsichtlich der gebotenen Klangqualität nicht wirklich viel erwarten - mit dieser Annahme im Hinterkopf, begannen wir die Testreihen mit dem DTX-35. Zunächst musste er sich mit Trance-/Techno-Musik, enthalten auf der "Tunnel Trance Force 41" Doppel-CD auseinander setzen. Beim Comiccon Remix des Klassikers "Komodo" auf der 2. CD entpuppte sich der leichtgewichtige Kopfhörer als wirklicher Spaßbringer. Erstaunt nehmen wir zur Kenntnis, dass auch so preiswerte Headphones einen gleichermaßen antrittsstarken wie voluminösen Bass mitbringen können. Gleichzeitig wirkt der Bass nicht verwaschen und indifferent, sondern kommt schnell auf den Punkt und neigt nicht zum unschönen Nachschwingen. Auch bei gehobener Hörlautstärke wirkt das tieffrequente Erlebnis noch klar und satt - die Pegelfestigkeit ist für die Preisklasse absolut überragend. Bei "Renegade" (ATB with Heather Nova) fällt die sehr gute Stimm- und Instrumentaltrennung und der facettenreiche Aufbau des gesamten Trance-Stücks auf. Effekte werden mit dem nötigen Nachdruck herausgearbeitet und erzielen so auch ihre beabsichtigte Wirkung. 

Bei Liedern mit sehr aggressivem Effektaufbau (Das Licht, "Deine Seele") gerät der beyerdynamic dann bei größerem Pegel doch an seine Grenzen und beginnt, Verzerrungen zu erzeugen. Wenn verschiedene, massive Bass- und Effektstrukturen aufeinander treffen, merkt man, dass beyerdynamic für rund 25 EUR auch nicht hexen kann - man muss dann den Hörpegel nach unten korrigieren, um wieder in vollem Umfang Klanggenuss zu haben. Mit viel Verve und Schwung meistert der DTX-35 die Techno-Hitsingle "On the Move" von Barthezz (The Best of Dream Dance, CD 2) - die intensive, aber nie schrille Hochtondarstellung ist im Speziellen zu loben. Der rasche Aufbau einer räumlichen Klangwelt möchte dem DTX-35 erneut sehr gut gelingen. Das sehr nachdrückliche Voranschreiten des Tracks "Twisted", bekanntester DJ Chart Erfolg von Svenson&Gielen, bringt der beyerdynamic Kopfhörer sehr gut zur Geltung - nur, wenn der Bass dann mit voller Wucht abgeht, ist hinsichtlich der Pegel etwas Vorsicht geboten. Hier sollte man etwas zurückhaltender sein und die Sound-Lautstärke auf langhör-tauglichen Pegel zurückfahren. Dann kann man die tadellose Raumwirkung und die homogene Gesamt-Klangkulisse genießen. 

Bei Falcos "Out of the Dark" zeigt sich wiederum, dass der DTX-35 mit seinem klaren Hochtonbereich frech in deutlich höheren Preisklassen wildert. Ein Sennheiser PX-100 spielt nicht ganz so frei auf, er agiert zwar auch homogen und nachdrücklich, der beyerdynamic durchzeichnet aber klarer und bringt insgesamt mehr Struktur ins Klangbild. Bei Europes Klassiker "The final Countdown" konnte sich der Heilbronner Kopfhörer erneut als Garant für Freude am Hören profilieren. Zwar ist auch er nicht in der Lage, zu verheimlichen, dass der Hochtonbereich der älteren Aufnahme weder besonders transparent noch besonders ausgewogen klingt, die mitreißende Dynamik des Stücks wird aber gut zum Ausdruck gebracht. Die ordentliche Stimm- und Instrumentaltrennung ist auch hier wieder nachvollziehbar. 

Ein unter die Haut gehendes Stück ist "One of theses Mornings" (Moby featuring Patti Labelle, Miami Vice Soundtrack). Der DTX-35 modelliert mit überraschend viel Gefühl eine nachvollziehbare akustische Bühne heraus und verleiht Labelles Stimme eine für die Preisliga des Hörers überdurchschnittliche Portion Charisma. Bei Laith Al-Deens "Alles an Dir" (von der CD "Für Alle") hört man wieder heraus, dass der DSTX-35 es schafft, der Musik einen glaubhaften Körper mitzugeben. Nicht, wie sonst bei günstigen Hörern oft üblich, ein undifferenziertes Einerlei wird übertragen, sondern eine lebendige, vielschichtige akustische Struktur, die auch die vokale Präsenz Al-Deens klar herausstellt. Die vom jubelnden Publikum und nachdrücklicher Dance-Musik durchwirkte Klangkulisse vom KLF-Hit "The Last Train to Trancentral" hinterlässt, bringt man den DTX-35 zum Einsatz, einen kraftvollen und Energie geladenen Eindruck: Man ertappt sich dabei, wie man spontan mittanzt und geistig voll mit dem Publikum mitgeht - dank des sehr geringen Gewichtes ist das auch kein Problem, denn der Hörer stört beim "Abdancen" in keinster Weise. Da kann man auch gleich bei "What Time is Love" weitermachen - den plötzlichen Dynamiksprung der Version auf der "White Room"-CD macht der Kopfhörer ebenso klaglos mit.  Mit dem ruhigen, aber vielschichtigen Stück "Bulit a Fire" kommt der DTX-35 auch sehr gut zurecht und macht nicht den Fehler, sich in Oberflächlichkeiten zu verlieren - er bietet eine gute Detaileinarbeitung, die dem normalen Anwender vollkommen ausreichen wird. Nur der versierte, erfahrene Hörer merkt, dass sich noch etliche Einzelheiten in den Tiefen des Songs verbergen. 

Insgesamt stellt der DTX-35 aus akustischer Sicht einen verheißungsvollen Neuzugang dar - er bietet eine nachdrückliche, dynamische Wiedergabe mit guter Raumwirkung und einer ordentlichen Pegelfestigkeit. Bei der Feindetaillierung merkt der erfahrene Anwender, dass es sich nicht um einen sehr teuren Hörer handelt - aber für 25 EUR kann man dies auch nicht erwarten.  Gesamtnote Klang: Sehr gut. 

Fazit

Der DTX-35 macht überzeugend deutlich, dass man kein Vermögen investieren muss, um die Klangqualität portabler Jukeboxen auf ein überraschend hohes Niveau zu liften. Er agiert nachdrücklich, bassstark und bietet sogar Anflüge von Brillanz bezüglich der Hochtondarstellung. Das sehr geringe Gewicht sorgt für einen hohen Tragekomfort. Insgesamt ist der preiswerte Kopfhörer eine ausgesprochen lohnenswerte Investition und wird den Markt mobiler Headphones gehörig aufmischen. 

Der beyerdynamic DTX-35 bietet hohen Tragekomfort und eine dynamische Akustik zum sehr günstigen Kaufpreis - ein Volltreffer aus Heilbronn 

Mobile Kopfhörer untere Mittelklasse
Test 17. März 2008
Preis-/Leistungsverhältnis

+ Für die Preisklasse sehr hohe Dynamik
+ Nachdrücklicher Bass
+ Gute Stimm- und Instrumentaltrennung
+ Frischer Hochtonbereich
+ Sehr günstiger Preis

- Billiger Stoffbezug der Ohrmuscheln

Test: Carsten Rampacher
17. März 2008