AREA DVD-TEST: HDTV-Festplatten-Receiver LyngBox (1/2) (05.05.2008)

05.05.2008 Test: Karsten Serck

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Einleitung

Die "LyngBox" ist ein HDTV-Receiver für den Satellitenempfang mit integrierter 160 GB-Festplatte, der sich auch für die Aufzeichnung von HDTV eignet. Für den terrestrischen Digitalempfang ist außerdem ein DVB-T-Tuner integriert. Die "LyngBox" wird in Schweden produziert und entstand in Zusammenarbeit mit Christian Lyngemark, dessen Seite www.lyngsat.com seit 1995 Frequenzlisten mit Informationen zu weltweit empfangbaren Satellitenprogrammen anbietet. Die "LyngBox" ist mit dieser Datenbank verknüpft. Installiert man den Receiver, so greift dieser über seinen Netzwerkanschluss auf einen Server zu, von dem er sich die aktuellste Frequenzliste herunterlädt. Regelmäßig überprüft die Box außerdem Aktualisierungen oder Veränderungen von Frequenzen und aktualisiert automatisch die Senderliste. Über den Lyngsat Guide werden außerdem Programminformationen aus dem Internet geladen und ebenso ist es geplant, Nutzern die Möglichkeit zu geben, Timer-Aufnahmen direkt über die Website zu programmieren. Die LyngBox wird für einen Endkundenpreis von rund 650 EUR verkauft und in Deutschland über den Generaldistributor Visiontec vertrieben.

Das Gerät

Die LyngBox ist mit einem DVB-S2-HDTV-Tuner ausgestattet und unterstützt über einen zweiten Tuner auch TV-Ausstrahlungen via DVB-T in normaler PAL-Auflösung. Die Box kann auch noch um einen dritten Tuner ergänzt werden. Im Gehäuse ist zu diesem Zweck ein freier Schacht vorhanden, in dem das zusätzliche Modul später integriert werden kann. Das "DVB-S2 Expansion Modul", welches die parallele Aufnahme und Wiedergabe eines zweiten Senders via Satellit ermöglicht, soll voraussichtlich ab Ende Mai 2008 erhältlich sein.

Anschlüsse

Die LyngBox gibt HDTV-Bilder über HDMI und YUV aus. Für Pay TV-Module stehen zwei CI-Slots zur Verfügung. Diese sind - ungewöhnlich - nicht auf der Frontseite sondern der Rückseite des Receivers zu finden. Mit Hilfe eines Alphacrypt-Moduls lässt sich auch Premiere HD empfangen und aufzeichnen. Während für DVB-T sowohl ein Antenneneingang als auch ein Ausgang zur Verfügung stehen, gibt es lediglich einen einzigen Sat-Tuner-Anschluss. Das Sat-Signal lässt sich daher nicht an einen zweiten Receiver durchschleifen.

Wer Dolby Digital-Ton hören möchte, ist auf den optischen Digitalausgang angewiesen, da über die HDMI-Schnittstelle nur PCM übertragen wird. Dafür sind die Einstellmöglichkeiten für das Bild recht detailliert. Neben den einzelnen unterstützen Auflösungen lässt sich auch die Farbausgabe via HDMI zwischen RGB, 4:2:2 und 4:4:4 umstellen.

Ein S-Video-Ausgang wurde eingespart und auch über die SCART-Buchse lässt sich keine S-Video-Ausgabe einstellen. Diese ist fest auf RGB eingestellt. Gleich vier USB-Anschlüsse auf der Rückseite erlauben den Anschluss von USB-Sticks und externen Festplatten. Den Kontakt zur Außenwelt stellt vor allem die Netzwerkschnittstelle her, über die auch Updates auf dem Receiver installiert werden können. Alternativ können aber auch Updates über die USB-Schnittstelle installiert werden.

  • 1 x HDMI
  • 1 x YUV
  • 1 x SCART (RGB, FBAS)
  • 1 x LNB-IN
  • 1 x TOSLINK (optischer Digitalausgang)
  • 1 x Stereo-Cinch
  • 1 x Composite Video
  • 4 x USB
  • 2 x CI-Slot
  • 1 x LAN

 

  • Aufnahme/Editier-Funktionen: Trotz fehlendem Twin-Tuner bietet die LyngBox zumindest die Möglichkeit, während einer laufenden Aufnahmen ein zweites Programm live zu betrachten, sofern dieses auf dem gleichen Sat-Transponder ausgestrahlt wird. 

    Im Aufnahmearchiv werden die Aufzeichnungen in der zeitlichen Reihenfolge der Aufnahme abgelegt. Die LyngBox versieht sie mit dem Namen der Sendung als Titel. In einem Info-Fenster auf der rechten Sender werden noch der Sender sowie das Datum und die Uhrzeit der Aufnahme angezeigt. Zugriff auf die EPG-Infos ist aber nicht möglich. Zwar erlaubt die LyngBox mit der neuesten Firmware die Auswahl verschiedener Sprachen und auch Dolby Digital-Tonspuren. Die Tonspuren lassen sich aber nur im Live TV-Betrieb umstellen. Bei TV-Mitschnitten wird indes immer nur die erste Tonspur aufgezeichnet. Die Aufnahme einer zweiten Tonspur z.B. mit Originalton ist daher nicht möglich.

    Editier-Funktionen sind im Moment nicht vorhanden. So lässt sich keine Werbung aus Aufzeichnungen löschen oder einzelne Szenen herausschneiden. Zu einem späteren Zeitpunkt soll für die LyngBox eine Editierfunktion aber noch hinzugefügt werden.

  • USB: Mit 160 GB fällt die interne Festplatte der LyngBox relativ klein aus. Denn ein Spielfilm in HDTV nimmt schon schnell 10 GB Platz ein und durch die Erhöhung der Bitraten von ARD und ZDF in den letzten Jahren wird die Platte auch bei normalen PAL-Aufzeichnungen schneller voll. Entweder kann man die SATA-Platte gegen ein größeres Modell austauschen. Alternativ dazu bietet sich aber die einfachere Variante an, Aufnahmen auf USB-Festplatten auszulagern. Denn die LyngBox bietet nicht nur die Möglichkeit, bis zu vier USB-Geräte für Kopien anzuschließen, um die als Transport-Stream aufgezeichneten Videos nachträglich am PC zu bearbeiten. Auch nach dem Export erkennt die LyngBox die Aufnahmen af externen Festplatten und bietet die Möglichkeit, diese abzuspielen. Dies ermöglicht es, recht einfach ein Archiv anzulegen, welches sich beliebig um neue USB-Festplatten ergänzen lässt. Während USB-Sticks problemlos mit der LyngBox harmonieren, hat die Box Probleme, viele USB-Festplatten selbst geringer Stromaufnahme zum Laufen zu bringen. Sofern eine eigene Stromversorgung vorhanden ist, bereitet die Anbindung externer Platten ansonsten aber keine Probleme. Das direkte Aufzeichnen auf eine externe Platte ist allerdings nicht möglich.

    Neben der Wiedergabe von TV- und Radio-Aufnahmen eignet sich die LyngBox auch zur Darstellung von hochauflösenden JPEG-Photos. MP3-Dateien oder Videos in Multimedia-Formaten lassen sich hingegen nicht abspielen.

  • Installation, Multifeed-Empfang und DiSEqC: 

    Bei der Erstinstallation fragt die LyngBox den Standort des Benutzers und die Größe der verwendeten Satellitenantenne ab, um anhand dieser Daten über das Netzwerk eine Liste der Programme zusammenzustellen, die sich vor Ort empfangen lassen. Für jeden einzelnen Satelliten lädt der Receiver dann eine Senderliste aus dem Internet. Empfängt man mehr Satelliten als nur Astra 19.2° Ost, hilft dies auch bei der Ausrichtung der Antenne, da die Satellitenliste selbst die exotischsten Satelliten mit Frequenzen und Sendern findet, die in kaum einer fest installierten Receiver-Senderliste vorhanden sind. 

    Nicht berücksichtigt werden allerdings Feed-Frequenzen, die von TV-Sendern für Überspielungen genutzt werden, zum Teil aber auch dauerhaft aktiv sind und Sender ausstrahlen. Die Erstellung der Liste anhand der angegebenen Antennengrößere scheint sich auch mehr an offiziellen Daten der Satellitenbetreiber als an wirklich reellen Erfahrungswerten zu orientieren. Denn immer wieder kommt es vor, dass Sender außerhalb Deutschlands nicht mit aufgelistet werden obwohl diese zwar schwach, aber dennoch durchgängig empfangbar sind. Deswegen ist es hilfreich, die Antenne in den Grundeinstellungen möglichst groß anzugeben und - noch besser - bei Anlegen eines neuen Satelliten kurzzeitig die Standort-Angabe für die Box in ein Land zu verlegen, welches möglichst nah am Kernbereich des jeweiligen Satelliten-Footprints ist.

    Führt man einen Sendersuchlauf durch und legt eine Favoritenliste an, so bleiben diese Sender aber auch bei zukünftigen Updates über das Internet erhalten. Das Anlegen einer Favoritenliste ist bei der LyngBox auch eine Notwendigkeit, denn die Listen, die aus dem Internet geladen werden, enthalten sowohl verschlüsselte als auch unverschlüsselte Sender, die sich aus den für jeden einzelnen Satelliten angelegten Listen auch nicht löschen lassen. Ebenso gibt es keine Möglichkeit, einen Suchlauf auf frei empfangbare Sender zu beschränken. Immerhin bietet der Receiver aber auch einen manuellen Suchlauf, bei dem man auf Einzelfrequenzen suchen kann. 

    Dennoch ist die Handhabung der Favoritenlisten derzeit noch etwas umständlich, da man nach der Erstinstallation zunächst mit einer riesigen Liste konfrontiert wird, die sich zwar nach bestimmten Kriterien wie Verschlüsselung und Satellit filtern lässt, aber erst nach einer manuellen Auswahl geordnet erscheint.

    Wer mehrere Satelliten mit der LyngBox empfangen möchte, kann über einen DiSEqC-Schalter mit DiSEqC 1.0 bis zu vier Sat-Positionen ansteuern. Darüber hinaus unterstützt die LyngBox aber auch das DiSEqC 1.1-Protokoll, welches eine Ansteuerung von bis zu 64 Satelliten über eine Schaltmatrix ermöglicht sowie die Ansteuerung einer Motor-Antenne.


  • Installation/Suchlauf: Schließt man die LyngBox ans Netz an, so geht fährt diese erst kurz hoch um anschließend wieder in den Standby-Betrieb zu gehen. Startet man den Receiver via Fernbedienung, so erscheint nach rund 15 Sekunden das erste Bild. Die LyngBox ist mit einem Lüfter ausgestattet, der beim Booten zunächst sehr laut wird, sich dann ausschaltet und nach einigen Minuten Betrieb auf leiserem Niveau beginnt, dauerhaft zu laufen. Das Geräusch ist auch aus mehreren Metern Abstand hörbar, aber so tieffrequent, dass es bei Spielfilmen meist im allgemeinen Geräuschpegel untergeht.

    Für einen Sendersuchlauf aller Astra-Programme benötigt die LyngBox 17 Minuten und 39 Sekunden. Wer schnell nur einen Sender neu haben will, der noch nicht via Internet aktualisiert wurde, sollte daher lieber einen manuellen Suchlauf durchführen. Allerdings kommt es hier vor, dass zwar Sender gefunden werden, der Receiver diese aber nicht abspeichert. Die Umschaltzeit bei PAL-Programmen beträgt rund 1.8 Sekunden. Bei HDTV-Sendern dauert es etwas länger bis ein Bild zu sehen ist. Hier braucht der Receiver zum Umschalten etwas über drei Sekunden.

  • Lyngsat Guide: Dieser elektronische Programmführer ist eines der Highlights der LyngBox. Zunächst empfängt diese den typischen EPG des Senders, der aus den via Satellit ausgestrahlten DVB-SI-Daten generiert wird. Doch viele ausländische Sender bieten gar keinen eigenen EPG an und das sind dann auch überwiegend die Sender, die man ohnehin nicht in einer deutschen Programmzeitschrift findet. Genau für diese Programme gibt es den Lyngsat Guide, der auch im Internet unter www.lyngsat-guide.com zur Verfügung steht. Dieser befindet sich aktuell noch im Aufbau, bietet aber seit dem 1. März bereits eine große Anzahl an Sendern. Die LyngBox zieht sich automatisch die Programminformationen aus dem Netz, stellt diese in HDTV-Auflösung dar und bietet auch direkt die Möglichkeit zur Timerprogrammierung. Im Unterschied zum normalen EPG steht für den Lyngsat Guide eine Wochenansicht zur Verfügung. Häufiger passiert es, dass die Box selbst bei Sendern, für die ein EPG vorliegt, auf den Lyngsat Guide zugreift. Umgekehrt ist es aber mitunter auch nicht richtig: Britische TV-Sender strahlen z.B. via Satellit zwar einen EPG aus. Dieser enthält aber nur Infos zum aktuellen und folgenden Programm während der komplette Programmführer auf einem anderen Wege via Satellit übertragen wird und nur auf Sky-Boxen zur Verfügung steht. Hier wäre eine manuell Einstellmöglichkeit wünschenswert, um für jeden Kanal einzeln zu definieren, auf welchem Wege der Programmführer genutzt werden soll. Immerhin gibt es noch einen separaten Zugang zum "Lyngsat Guide", der über Menüpunkt "EPG" im Hauptmenü erreicht wird.