KOMMENTAR: Sinn und Unsinn von Upgrades der AV-Anlage

23.03.2007 (cr)

Das Audio-/Video- und Home Theatre-Business ist ein schnelllebiges Geschäft: Heute noch sind Gerätschaften "in" und verkörpern modernste, zeitgemäße Technik, kaum jedoch hat man sich die Wundermaschine gekauft, ist sie bereits wieder veraltet - soll man nun das inzwischen nicht mehr ganz so gute Stück behalten, oder soll man gleich wieder investieren und auf etwas Neues setzen? Eine schwierige Frage - das Lager der Home Theatre- und Surround-Liebhaber teilt sich auf in passionierte Upgrader, die ständig neue Komponenten kaufen, und Upgrade-Gegner, die lieber das Bestehende sehr lange behalten und das gesparte Geld in DVDs oder CDs investieren. 

Beide Verhaltensweisen sind allerdings Extreme - und das, was vielleicht sinnvoll ist, bewegt sich, wie so oft, irgendwo in der Mitte. Was zum Beispiel zweifelsohne wenig bringt, sind ständige Gerätewechsel in ähnlichen Preisklassen. Gut, beispielsweise bei AV-Receivern der 600 €-Klasse hat sich in den letzten Jahren einiges getan, und wer einen 600 €-AV-Receiver der aktuellen Generation mit einem Modell von 2004 vergleicht, wird schon feststellen, dass sich insbesondere der Ausstattungsumfang erweitert hat. Aber: Meist sind es, abgesehen von wichtigen technologischen Neuerungen wie HDMI-Anschlüssen, keine elementar wichtigen Dinge, die sich neu in der Ausstattungsliste finden. Macht es da nicht mehr Sinn, den erst vor kurzem erstandenen 600 €-AV-Receiver noch eine Weile zu nutzen und dann lieber in ein Modell einer deutlich höheren Preisklasse zu investieren? Oder, ganz anderer Ansatz: Ist es nicht sinniger, das 600 €-Gerät weiter zu verwenden und das gesparte Geld lieber in die Raumakustik zu stecken? Ein Hörraum mit ordentlicher Akustik bringt viel mehr, als sich viele Anwender vorstellen können. Oft ergeben sich durch eine akustische Optimierung viel deutlicher nachvollziehbare klangliche Vorzüge, als durch den Neukauf eines AV-Receivers. Und: Aus finanziellen Aspekten heraus betrachtet, halten sich die Kosten für eine akustische Optimierung auch in Grenzen. Überhaupt hat man bei einigen Anwendern den Eindruck, sie seien einem regelrechten Upgrade- oder Update-Wahn verfallen - anstatt sich mit Hingabe dem aktuellen Equipment zu widmen, wird lieber neu gekauft. Dabei lassen sich durch gefühlvoll getroffene, überlegte Einstellungen oder durch leichte Veränderungen beim Aufbau der Lautsprecher schon klangliche Verbesserungen erzielen, die absolut erwähnenswert sind - und deutlich größer, als wenn man sich wieder einmal ein neues Setup in der nahezu identischen Preisklasse gönnt. 

Genauso wenig erstrebenswert ist es allerdings auch, sich allem Neuen konsequent zu verschließen. Natürlich muss jeder Anwender für sich entscheiden, welche Anschaffung getätigt werden soll und welche nicht. Aber es gibt einfach Gerätschaften, die in einer modernen AV-Anlage nicht mehr bestens aufgehoben sind. Zu einer solchen Gerätschaft ist beispielsweise ein Röhrenfernseher zu zählen. Dieser hat eigentlich nur den Vorteil, dass er aufgrund seiner unzureichenden Auflösung die visuellen Unzulänglichkeiten eines TV-SDTV-Signals nicht besonders deutlich zeigt. Nach wie vor aber schwören verhältnismäßig viele Anwender auf CRT-Geräte: Plasmas und LCDs würden immer noch zu viele visuelle Nachteile aufweisen, und außerdem kommen wieder neue Technologien wie SED, OLED und Laser - wozu also ein absolut unausgereiftes Plasma oder einen bildschwachen LCD einkaufen? Anwender, die eine derartige Meinung resolut vertreten, sind entweder Full Time SDTV-Betrachter oder aber haben sich noch nie die Mühe gemacht, sich mit einem aktuellen Plasmabildschirm oder einem modernen LCD-Fernseher eingehend auseinander zu setzen. 

Mit "eingehend auseinander setzen" ist nicht der Weg in den nächstgelegenen Elektroniksupermarkt gemeint, wo man sich dann gespannt vor dem "Angebot der Woche" aufbaut und danach die Bildqualität des 400 €-LCDs verspottet - man geht anschließend zufrieden nach Hause und schaut im wahrsten Sinne des Wortes "in die Röhre": Sich auf eine solche Art und Weise den eigenen überholten CRT-TV schönzureden, bringt auch nichts. Da ist es doch sinnvoller, sich einen Packen DVDs zu schnappen, etwas Zeit mitzubringen und beim Fachhändler einmal ausgiebig einem zeitgemäßen Plasma oder LCD auf den Zahn zu fühlen. Dann wird man nämlich bilanzierend festhalten, dass es bereits jetzt massive Fortschritte hinsichtlich der Bildqualität gibt und dass es auch zukünftig das "perfekte" Gerät mit "optimaler" Technologie nicht geben wird. Hier kann man endlos warten, und für Anwender mit derartigen Ambitionen empfiehlt sich als Pflichtlektüre das berühmte Stück "Warten auf Godot" von Samuel Beckett. Godot wurde auch sehnlichst erwartet - und bis zum Ende wird nicht klar, wer Godot überhaupt ist. Dafür steht er als Symbol für das Warten und das Ungewisse. Da verschafft man sich als wirklicher Liebhaber des guten Bildes doch gleich Gewissheit - und investiert in ein modernes Bildwiedergabegerät. Auch die Kombination aus kleinerem LCD und einem bildstarken Projektor ist eine dicke Empfehlung Wert - wie Panasonic und Mitsubishi in letzter Zeit mit Erfolg vormachen, muss selbst der Hightech-Full-HD-Beamer kein unerfüllbarer Traum mehr bleiben. 

Bei der Wahl des passenden Zuspielers wiederholt sich das muntere Wartespielchen. Blu-ray und HD DVD? Um Himmels Willen, nein danke! Diesen "Formatkrieg", der nur die Kassen der Hersteller zum Unwohl des armen Kunden füllt, den darf man doch nicht auch noch unterstützen. Dann lieber nochmals einen schönen alten DVD-Spieler gekauft und DVDs munter in 720 x 576er Auflösung genießen - und außerdem hat ja der DVD-Player einen Spitzen-Scaler, so dass man ja eigentlich schon zum erlauchten Kreise der HD-Anwender gehört. 

Leider sieht die Wirklichkeit ein wenig anders aus. Natürlich ist es ärgerlich, dass sich die Hersteller nicht auf ein Nachfolgeformat der DVD einigen konnten. Auch richtig ist es, dass es Blu-ray- und HD DVD-Software gibt, die aufgrund der nicht befriedigenden Ausschöpfung der theoretisch vorhandenen Möglichkeiten zur visuellen Umsetzung kein besonders überzeugendes Bilderlebnis bieten. Aber wer einmal einen visuell hervorragend gemasterten Film auf HD DVD- oder Blu-ray-Disc betrachtet hat, wird von diesem tiefen, plastischen, satten Bildeindruck nicht mehr wegkommen. Alter DVD-Player adé - das wird in vielen Fällen dann die Folge sein, zumal insbesondere die Toshiba HD DVD-Player auch noch als herkömmlicher DVD-Spieler einen glänzenden Eindruck hinterlassen. Und: Ein HD-E1 kommt auf gerade einmal noch 400 € im freien Handel. Da wird man doch schwach, und selbst wenn sich die HD DVD nicht durchsetzt, hat man zu einem fairen Preis einen exzellenten DVD-Player eingekauft. Wer also hier lange zögert, wird sich im Endeffekt nur ärgern, denn der normale DVD-Spieler holt auch aus vielen Standard-DVDs nicht mehr das mögliche Optimum.

Anders stellt sich die Situation nur dann dar, wenn man sich selbst als Liebhaber einer sehr anspruchsvollen akustischen Wiedergabequalität sieht. Dann führt momentan noch kein Weg an einem hochwertigen Universalplayer vorbei. Denon beliefert diese Klientel mit Hingabe - und mit den besten Modellen des Genres "herkömmliche DVD-Spieler", denn bei aller technischen Raffinesse hat Denon auch ein sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis stets im Fokus. 

Bilanzierend kann man also festhalten, dass sinnvolle Optimierungen und durchdachte Upgrades die AV-Anlage immer auf einem Stand halten, so dass man visuell und akustisch ein gelungenes Gesamterlebnis erhält. Der richtige Weg ist es auf jeden Fall, sich über neue Technologien auf dem Laufenden zu halten, und, sofern man die Zeit und die Möglichkeiten hat, interessante neue Geräte auch persönlich unter die Lupe nehmen. Es gibt viele Varianten, wie man ein Upgrade durchführen kann, und wer wirklich Wert auf Qualität legt und nicht ein außergewöhnlich großes Maß an Finanzen für sein Hobby übrig hat, kann auch Schritt für Schritt Verbesserungen in seinem Equipment erzielen: Man behält den AV-Receiver oder -Verstärker noch eine Weile, dafür investiert man in eine neues, leistungsfähiges Lautsprechersystem. Oder: AV-Receiver und Lautsprecher bleiben, aber man optimiert die Raumakustik. Andere Variante: Akustisch bleibt alles unverändert, dafür gibt es ein neues Bildwiedergabegerät.

Zu guter Letzt wollen wir uns in diesem Kommentar noch einem anderen Upgrade-Gebiet widmen: Den Verbesserungen, die durch höherwertige Kabel möglich sind. Diese Gebiet ist nicht ganz einfach, denn es spaltet die AV-Welt, eigentlich eher unverständlich, in zwei große Lager: Die Kabelklang-Gläubigen und die Kabelklang-Gegner. Die Kabelklang-Gegner bevorzugen das Noname-Kabel aus dem Baumarkt, während die Kabelklang-Gläubigen ein Vermögen in ihre Verdrahtung investieren. Beide Wege sind sicherlich möglich, aber suboptimal. Sinnvoller ist es doch, sich ein hochwertig verarbeitetes, kontaktsicheres Kabel zum vernünftigen, vertretbaren Preis zuzulegen - aus langer Sicht eine weise Entscheidung, weil solche Verbindungen einfach um ein Vielfaches haltbarer sind als billige Beipackstrippen, und weil die Bild- und Tonqualität bei einem Qualitätskabel schon sichtbar zunimmt. Der zusätzliche audiovisuelle Gewinn, den ein Highend-Kabel nochmals gegenüber einem Mittelklasse-Qualitätskabel bietet, ist im Verhältnis zum Mehrpreis hingegen oft nicht tragbar. Natürlich ist die Auswahl der Kabel letztendlich auch vom sonstigen Equipment abhängig, wer sich im Ein- und Aufsteigersegment seines AV-Equipments betreffend befindet, sollte auch nicht übermäßig viel Geld in Kabel investieren, es lohnt sich schlicht und einfach nicht. Da spart man das Geld lieber an und ermöglicht sich auf diese Art und Weise ein "richtiges "Upgrade" in Form höherwertiger Grundkomponenten. 

Text: Carsten Rampacher
Datum: 23. März 2007