TEST: Apple iPod G5.5 (80 GB)
22.03.2007 Autor: Karsten Serck
Einleitung
Auch wenn Apple nicht zu den Pionieren in der portablen Musikplayer-Szene gehört, so sind die "iPods" ohne Zweifel die erfolgreichsten Geräte dieser Art. Er hat es vor allem geschafft, MP3-Player nicht nur für Technik-Nerds interessant zu machen, sondern auch gerade für Leute, für die mehr das Design und die Bedienung als die Technik im Vordergrund stehen.
Der ursprünglich als "iPod Video" 2005 gestartete iPod der 5. Generation ist seit September 2006 in einer überarbeiteten Variante mit optimiertem Display in einer 30 GB-Version und einer 80 GB-Version zu Preisen von 289 EUR bzw. 399 EUR in schwarz und weiß erhältlich. Das ist viel Geld, zumal es eine große Auswahl von alternativen Modellen zu deutlich niedrigeren Preisen gibt. Vergleicht man die Speicherkapazität der beiden Apple-Varianten, ist der 80 GB-iPod das bessere Geschäft, weil er mehr als die doppelte Speicherkapazität des rund 100 EUR günstigeren 30 GB-iPod bietet, allerdings erfordert es bereits recht große Musiksammlungen, um überhaupt den 30 GB-iPod mit Musik zu füllen.
Bedienung
Im Lieferumfang des iPods befinden sich ein Ohrhörer, ein USB-Kabel, eine schwarze Schutztasche und ein Docking-Station-Adapter. Die Verpackung ist nur wenig größer als ein Stapel mit drei CDs und nimmt somit kaum Platz im Keller weg. Mangels Ladegerät im Lieferumfang kann der iPod zunächst nur über das USB-Kabel geladen werden. Erfahrungsgemäß wird der iPod bei jedem Anschluss an den Rechner kurz geladen. Hierbei ist zu hoffen, dass die Lade-Elektronik so intelligent ist, dass der Player selbst beim häufigem Umstöpseln nicht beschädigt wird. Ist der iPod fertig geladen, so soll die Kapazität für rund 20 Stunden Musikbetrieb reichen, was in der Praxis auch im Nonstop-Betrieb tatsächlich möglich ist. Die integrierten Lithium-Ionen Akkus haben zwar den Vorteil, dass sie eine hohe Kapazität ohne Memory-Effekt bieten, allerdings altern solche Akkus systembedingt und haben eine zu erwartende Lebensdauer von rund drei Jahren. Da die Akkus fest eingebaut sind und zudem der iPod nicht einfach aufgeschraubt werden kann, ist ein Akku-Wechsel etwas kompliziert. Mittlerweile haben sich aber einige Anbieter genau auf diese Aufgabe spezialisiert und bieten spezielle Tools für den Austausch an oder übernehmen diesen gegen Entgelt selbst. Nichtsdestotrotz wäre es sowohl aus ökonomischen als auch ökologischen Gründen sinnvoller gewesen, den iPod mit Wechsel-Akkus anzubieten.
Möchte man den iPod nicht über das USB-Kabel laden, so sind im Handel mittlerweile zahlreiche Spezial-Ladekabel zu diesem Zweck erhältlich. Dieses muss nicht zwangsläufig von Apple sein. Viele Firmen bieten bereits spezielle USB-Lader an, die sich auch zum Aufladen anderer Geräte eignen. Nutzt man den iPod in einer Docking-Station, so verfügt diese meist auch über einen eigenen Lademechanismus.
Auch wenn allgemein meist das Bedienkonzept des iPods besonders herausgestellt wird, so ist doch das auffälligste Unterscheidungsmerkmal zu anderen MP3-Playern die integrierte Schnittstelle, die es ermöglicht, den iPod nicht nur mit anderen Geräten zu verbinden, sondern das Gerät auch über diese zu steuern. Dies ermöglicht es inzwischen, den iPod mit zahlreichen AV-Receivern zu verbinden oder im Auto zu nutzen, wobei die Steuerung dann über das gewohnte Interface des Gerätes erfolgen kann, mit dem der Player verbunden wurde. Die Tonübertragung erfolgt in diesem Fall über einen analogen Line-Out, der an einem der PINs der iPod-Schnittstelle anliegt.
Das Gehäuse des iPods ist sehr empfindlich. Die Kehrseite des schicken Hochglanzdesigns zeigt sich bereits, wenn man den iPod das erste Mal in die Hand nimmt. Fingerabdrücke sind praktisch unvermeidlich und selbst wenn man ganz behutsam mit dem iPod umgeht, sieht der Musik-Player schon nach wenigen Minuten verschmiert aus. Die silbern glänzende Rückseite des iPods ist so kratzempfindlich, dass es selbst bei sorgfältigster Behandlung kaum möglich ist, Kratzer zu vermeiden. Wer seinen iPod möglichst lange im Urzustand behalten möchte, sollte daher möglichst eine Schutzfolie auf der Rückseite befestigen, die Kratzspuren unterbindet.
Das Display des iPod ist sehr gut. Die Auflösung des 2.5 Zoll-Farbdisplays liegt bei 320 x 240 Pixeln. Die kräftigen Schrift-Fonts sind sehr gut ablesbar und sowohl die Schärfe als auch der Kontrast der Anzeige sind exzellent. Dank der Mini-Größe des Displays sehen selbst Videopodcasts sehr scharf aus. Sofern die Bitrate hoch genug ist, sind keine Störungen im Bild zu erkennen (Die Moirées in unseren Abbildungen sind technisch bedingt und auf dem Display selbst nicht zu sehen).
Die Menü-Gestaltung ist sehr simpel gestaltet. Prinzipiell ist die Ansicht sehr übersichtlich. Aufgrund der vielen verschiedenen Untermenüs wirkt die Struktur allerdings doch recht verschachtelt. Wer die verschiedenen Einstellungen, die das Gerät bietet, erst einmal anpassen möchte, braucht dafür zunächst einmal etwas Geduld, da Abspielfunktionen und Systemeinstellungen auch nicht hundertprozentig sauber voneinander getrennt sind, so dass man z.B. die Video-Einstellungen nicht unter "Einstellungen", sondern in einem Untermenü unter "Videos" vornehmen muss.
Die Steuerung des iPods erfolgt über das runde "Click Wheel", welches als eine Art Cursor dient. Durch Bewegen der Finger im Kreis bewegt sich die Markierung nach oben und unten. Zur Bestätigung drückt man den weißen Knopf in der Mitte des Rades. Um eine Hierarchie zurück zu gehen, betätigt man die Menü-Taste. Bei größeren Musiksammlungen erweist es sich als etwas unpraktisch, da man sich hier zur Suche nach einem bestimmten Titel recht lange buchstäblich im Kreise bewegen muss. Bei schnelleren Bewegungen wechselt die Suche direkt auf eine nach Anfangsbuchstaben beschränkte Suche, wofür das Click Wheel aber schon wirklich sehr schnell betätigt werden muss.
So simpel die Steuerung mit dem Click Wheel auch sein mag, so sehr wünscht man sich doch ein paar mehr Tasten, mit denen man simple Einstellungen schneller ändern könnte als über das Menü. Lediglich für das Starten und Pausieren der Wiedergabe, den Titel-Wechsel und Spulen in beide Richtungen und den Zugriff auf das Menü gibt es eigene Tasten. Auch die Lautstärke-Anpassung und die Aktivierung des Zufallsmodus sind nur über die Betätigung des Click Wheels möglich. Noch ärgerlicher ist das Fehlen einer versteckten Reset-Taste. Stürzt der iPod einmal ab, was während des Tests schon ein paar Mal passierte, so muss man mehrere Tasten miteinander kombinieren, deren genaue Reihenfolge man garantiert dann schon längst wieder vergessen hat, wenn dieser Fall eintritt.
iTunes
Der iPod und die dazugehörige Software "iTunes" bilden eine Einheit. Die für PC und Mac erhältliche iTunes-Software dient zur Verwaltung der eigenen Musik-Sammlung und der Synchronisierung mit dem iPod. Im Vergleich zu früheren Generationen gibt es keine Firewire-Schnittstelle mehr, sondern lediglich einen USB-Adapter. Um iTunes nutzen zu können, ist nicht zwingend ein iPod erforderlich: Die Software kann kostenlos unter www.apple.com heruntergeladen werden und lässt sich auch ohne iPod zur Organisation von Musikdateien und Podcasts nutzen, die sich allerdings nur mit den Apple-Playern synchronisieren lassen.
Zum Kern des Apple-Geschäftsmodells gehört der iTunes Music Store, über den neue Musik aus dem Internet geladen und auf den iPod übertragen werden kann. Das von Apple verwendete AAC-Format ist ein im Vergleich zu MP3 effizienterer Codec, was Apple aber nicht dazu ausnutzt, die Musik auch in weniger stark komprimierten Dateien anzubieten. Alle über iTunes verkauften Dateien sind mit einer Bitrate von 128 kbps codiert, was mit rund 160 kbps bei MP3 zu vergleichen ist. Auch wenn audiophile Hörer hier prinzipielle Bedenken haben dürften, so gab die die Klangqualität der erworbenen AAC-Dateien im Tests sowohl über Kopfhörer als auch via Docking Station an einem Yamaha RX-V2700 keinen Anlass zur Klage.
Als Zahlungsmittel werden von iTunes werden die direkte Zahlung via Kreditkarte oder eine Abrechnung via Click & Buy (ehemals Firstgate) angeboten. Über Firstgate ist es auch möglich, die Abrechnung über ein Girokonto vorzunehmen. Alternativ kann man über den "Apple Store" auch Prepaid-Karten mit einem Guthaben von 15 oder 25 EUR erwerben.
Das Musikangebot in iTunes ist inzwischen recht umfangreich. Für Einzeltitel verlangt Apple 99 Cent. Alben kosten meist 9,99 EUR, teilweise aber auch 11,99 EUR oder 12,99 EUR. Das ist im Vergleich zu CDs häufig immer noch etwas günstiger, wobei allerdings zu berücksichtigen ist, dass CDs ohne Kopierschutz eine uneingeschränkte Nutzung erlauben und unkomprimierten PCM-Sound bieten anstelle komprimierter Audio-Dateien mit DRM-Schutz, die sich auch nicht weiterverkaufen lassen. Interessant ist die Nutzung von iTunes dann, wenn man nur einzelne Titel kaufen möchte, da wohl nur wenige Alben wirklich mit jedem einzelnen Track überzeugen können. Außerdem bietet iTunes auch viele Sampler auch für 9,99 EUR an, die im Handel mehr als eine normale Einzel-CD kosten, und hat zudem auch eigene Song-Kollektionen zum Spottpreis im Angebot. So gibt es z.B. mehrere Musiksammlungen verschiedener Genres auch für 9,99 EUR. Für ältere CDs, die im Handel bereits als "Nice Price"-Sonderangebot verkauft werden und bei eBay gebraucht für ein paar EUR zu haben sind, bezahlt man bei ebay aber überwiegend auch den Einheitspreis von 9,99 EUR. Schaut man einmal genau hin, so hat iTunes zwar die meiste Musik aus den Charts im Angebot, weist aber gerade im Katalog-Angebot jenseits des Mainstreams viele Lücken auf. Zudem ist auch die Sortierung in iTunes nach Genres nicht perfekt gelöst. Wer z.B. nach elektronischer Musik sucht, der kann in den Kategorien "Dance" und "Electronic" fündig werden, wobei die Einsortierung etwas willkürlich ist. Wer gezielt nach Musik sucht, wird zwar über die gute Suchfunktion schnell fündig. Zum Stöbern wirkt iTunes aber etwas unhandlich, weil Musik jenseits der Charts ohne direkt Suche häufig nicht gefunden wird. Zudem ist es ärgerlich, dass iTunes-Benutzern nur das eingeschränkte Musik-Angebot des deutschsprachigen iTunes zur Verfügung steht. Zwar kann man über die Software auch im vielfach spezialisierteren Angebot anderer Länder suchen, die Musik aber nicht downloaden. Ursache hierfür ist ein unzeitgemäßes Urheberrecht, welches den ansonsten freien Warenverkehr in der EU ignoriert und die Lizensierung der Titel auf die Landesgrenzen beschränkt. Schuld hieran ist aber weniger Apple als vielmehr die Plattenfirmen, die sich hier unflexibel zeigen. Denn viele andere auf Genres spezialisierte Download-Shops im Internet stehen Benutzern beliebiger Länder zur Nutzung frei und bieten häufig sogar MP3-Tracks ohne Nutzerrestriktionen an.
Besitzt man eine DSL-Verbindung, erfolgt der Download der Musikdaten nach dem Kauf selbst bei größeren Alben innerhalb weniger Minuten. Nach Beendigung des Downloads versieht die iTunes-Software die Musiktitel mit dem "Fairplay" DRM-System. Dieses unterbindet eine freie Verwendung der gekauften Musik. Die Songs können auf maximal fünf verschiedenen PCs eingesetzt werden. Zur Kontrolle muss ein PC erst online autorisiert werden. Ansonsten sind die Einschränkungen des DRM-Systems im Vergleich zu anderen Online-Shops relativ zahm, wenn auch "FairPlay" als reines Apple-System den großen Haken hat, dass Apple sein DRM-System an keine anderen Hersteller lizensiert. Wer also bei iTunes gekaufte Musik unterwegs hören möchte, kann dies nur auf den iPods von Apple und keinem anderen MP3-Player tun. Die Tracks lassen sich auf beliebig viele iPods überspielen und obendrein ist auf dem Wege eines Re-Encodings auch die vollkommen legale Möglichkeit gegeben, die Musik vom DRM zu befreien, auch wenn iTunes dies (eventuell absichtlich) ein wenig umständlich macht. Das direkte Brennen der Downloads auf CDs mit einem Knopfdruck ist nicht möglich. Man kann allerdings Wiedergabelisten erstellen und eine solche Liste bis zu sieben Mal auf CD brennen. Bei CD-RWs gilt zu beachten: Bereits bespielte CD-RWs werden vom integrierten Brenn-Modul als Daten-CDs erkannt und müssen erst manuell gelöscht werden. Mit iTunes erstellte Audio-CDs lassen sich wiederum in MP3- oder AAC-Dateien ohne DRM komprimieren.
Der integrierte Audio-Decoder unterstützt die Formate AAC, AIFF, MP3, WAV und Apple Lossless. Gerade der MP3-Decoder bietet neben verschiedenen Presets auch benutzerdefinierte Einstellung für das Encoding mit variabler Bitrate und verschiedenen Qualitätsstufen. Zwar unterstützt der iPod zwar nicht Microsofts WMA-System. Fügt man seiner Musiksammlung WMA-komprimierte Titel hinzu, bietet die Software aber ein Transcoding an, sofern es sich nicht um DRM-geschütze Musik handelt. Sehr praktisch: Über iTunes gekaufte oder selbst encodete Musik wird komplett mit einem Mini-Cover abgespeichert, welches im Display angezeigt wird. Auch Podcasts, die über iTunes geladen werden, zeigen ein solches Symbol an (siehe oben).
Neben Musik werden bei iTunes auch Videos und neuerdings Spiele für die iPods der fünften Generation verkauft. Richtige Spielfilme und TV-Serien werden in Deutschland allerdings noch nicht angeboten. Dieses Angebot ist derzeit auf die USA beschränkt. In Deutschland kann man derzeit z.B. Musik-Videos und verschiedene Kurzfilme erwerben, die zu Preisen von 2,49 EUR allerdings etwas teuer erscheinen. Recht simple Spiele wie z.B. "Tetris" sollen sogar 4,99 EUR kosten. Auch Hörbucher sind bei iTunes im Programm.
Viel interessanter ist das recht umfrangreiche kostenfreie Podcast-Angebot, welches direkt in iTunes zur Auswahl steht. Neben Audio-Podcasts gibt es auch inzwischen eine recht große Anzahl von Video-Podcasts, die aufgrund der großen Verbreitung des iPod meist für diesen optimiert sind und in den unterstützten Formaten .m4v, .mp4 und .mov. vorliegen. MPEG-Video oder DivX unterstützt der iPod nicht. Das Abspielen von Videos auf einem Fernseher ist möglich, erfordert allerdings ein spezielles AV-Kabel als Zubehör, welches neben Apple inzwischen auch zahlreiche Zulieferer im Programm haben.
Weiter zu Seite 2: Klang-Test mit drei verschiedenen Kopfhörern und am Line-Out