AREA DVD-TEST: HDTV-Festplattenrecorder Technisat Digicorder HD S2 (1/2)

03.12.2007 Test: Karsten Serck

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Das Gerät

Von den vielen verschiedenen angekündigten HDTV-Receivern gehört der Technisat Digicorder HD S2 mit zu den Geräten, zu denen wir in den letzten Monaten die meisten Anfragen erhalten haben. Seit November ist Technisats erster HDTV-Receiver mit Aufnahmefunktion jetzt erhältlich. Den Schritt vieler Hersteller, zunächst einmal einen HDTV-Receiver ohne Aufnahmefunktion zu entwickeln, hat sich der Hersteller aus Daun in der Eifel gespart und bringt stattdessen direkt einen Festplattenrecorder auf dem Markt. Der Digicorder HD S2 ist in Silber und Schwarz erhältlich und kostet mit einer 160 GB-Festplatte 599,99 EUR (UVP). Mit einer 500 GB-Festplatte kostet der Receiver 749,99 EUR (UVP). Getestet wurde der Receiver mit der Firmware 2.35.0-856b.

Die Funktionalität des Receivers und die grafische Benutzeroberfläche wurden im Vergleich zum seit 2005 erhältlichen Festplattenrecorder Digicorder S2 bis auf die für HDTV und HDMI erforderlichen Anpassungen nur in geringem Umfang verändert. Das bedeutet jedoch nichts Negatives, denn schon seit Jahren bietet Technisat bei seinen Receivern Möglichkeiten, die zum Teil bis heute noch ein Alleinstellungsmerkmal darstellen. Die auffälligste optische Veränderung ist von außen zu sehen. So wurde das Gehäuse-Design etwas modernisiert und gerade in schwarz sieht der Digicorder HD S2 richtig schick aus. Einziger Nachteil der kompakten Bauweise mit einer Gerätetiefe von gerade einmal 22 cm ist die erschwerte Integration in ein klassisches HIFI-Rack, da über dem Digicorder nur noch kleinere Geräte einen Platz finden.

 

Anschlüsse

Die Anschlüsse auf der Rückseite des Receivers sind übersichtlich angeordnet. HDTV-Bilder gibt der Technisat über HDMI und YUV aus. Auch über den YUV-Ausgang werden PAL-Bilder auf 720p oder 1080i hochskaliert dargestellt. Premiere HD kann mit Hilfe eines Alphacrypt-Moduls entschlüsselt und auch aufgezeichnet werden. Verschlüsselte Sendungen legt der Receiver während der Aufzeichnung unverschlüsselt auf der Festplatte ab. Im Receiver integriert ist ein Kartenleser für das Conax-Verschlüsselungssystem. Das von Technisat inzwischen in den meisten Receivern eingebaute Conax konnte lange Zeit in erster Linie für die Technisat-Radio-Angebote und das MTV Pay TV-Angebot genutzt werden. Seit kurzem hat Technisat aber auch eine Kooperation mit Premiere, die es ermöglicht, das "Premiere Thema"-Paket auch mit Conax entschlüsseln zu können. Eventuell wird es dann irgendwann auch einmal möglich sein, weitere Premiere-Angebote direkt über den Kartenleser nutzen zu können.

Der Digital-Ton wird sowohl über die HDMI-Schnittstelle als auch einen optischen oder koaxialen Digitalausgang ausgegeben. Nicht selbstverständlich ist, dass über HDMI auch Dolby Digital-Ton ausgegeben wird. Software-Updates sind direkt via Satellit möglich, können aber auch über die USB-Schnittstelle eingespielt werden. Letzteres ist auch der schnellere Weg, zumal die Updates ohnehin meist früher im Internet als via Satellit verfügbar sind. Ein S-Video-Ausgang wurde eingespart. Die SCART-Buchse lässt sich aber so konfigurieren, dass sie auch S-Video-Signale ausgibt.

  • 1 x HDMI
  • 1 x YUV
  • 2 x SCART (RGB, S-Video, FBAS)
  • 2 x LNB-IN
  • 1 x TOSLINK (optischer Digitalausgang)
  • 1 x COAX (Digital)
  • 1 x Stereo-Cinch
  • 1 x Composite Video
  • 1 x USB 2.0 (Front)
  • 2 x CI-Slot
  • 1 x Kartenleser (Conax)
  • 1 x LAN
  • 1 x RS-232

  • Tuner und Aufnahme: Der Digicorder verfügt über einen Twin-Tuner mit zwei Antenneneingängen. Da sich fast sämtliche deutschen TV-Programme auf Astra im horizontalen High-Band befinden, kann man den Receiver fast uneingeschränkt auch mit nur einem einzigen Antennenkabel nutzen. Für den Twin-Tuner ist kein Zubehör wie Splitter oder Loop-Kabel erforderlich. Bereits beim Setup wird die Installation abgefragt und das Signal intern an den zweiten Tuner weitergeleitet. Einziger Nachteil dieser komfortablen Installationsvariante ist die fehlende Möglichkeit, das Sat-Signal auch noch an einen weiteren Sat-Receiver weiter leiten zu können, da es keinen weiteren LNB-Ausgang gibt. Die interne Festplatte ist über einen ganz normalen SATA-Anschluss im Receiver angeschlossen. Einen externen Anschluss für SATA-Festplatten hat das Gerät aber nicht am Gehäuse. Die Festplatte aus der DB35-Serie von Seagate ist speziell für die Verwendung in Festplattenrecordern konzipiert worden und arbeitet sehr leise. Auf der Receiver-Rückseite ist ein kleiner Lüfter montiert, der im normalen Betrieb kaum zu hören ist.

  • Trotz zwei eingebauten Sat-Tunern ist ein voller HDTV-Twin-Tuner-Betrieb mit dem Digicorder HD S2 nicht möglich (erst mit dem Digicorder HD S2 Plus). Denn von den zwei Tunern ist nur einer HDTV-tauglich. Daher ist es nicht möglich, zwei HDTV-Programme parallel aufzuzeichnen und während einer laufenden HDTV-Aufnahme kann auch kein zweites HDTV-Programm betrachtet werden. Normale Programme in Standard-Auflösung und bereits vorhandene Festplattenaufzeichnungen sind von dieser Einschränkung aber nicht betroffen, so dass durchaus eine Aufnahme in Standard-Auflösung parallel zu einer HDTV-Aufzeichnung möglich ist. Trotz der höheren Datenraten, die bei HDTV-Aufzeichnungen anfallen, merkt man im Handling dem Digicorder kaum einen Unterschied an, ob er normales Fernsehen oder HDTV aufzeichnet. Die Spul- und Wiedergabe-Funktionen stehen auch im HD-Betrieb zur Verfügung. Bei der Wiedergabe von Aufzeichnungen traten keine Aussetzer auf und auch der Dolby Digital-Ton lief bei unseren Testaufnahmen synchron zum Bild. Die Picture in Picture-Funktion erlaubt es, ein zweites Programm verkleinert auf dem Bildschirm anzuzeigen.

  • Aufnahme/Editier-Funktionen: Im laufenden Programm kann man beliebig pausieren und vor- und zurückspulen, nachdem die Aufnahmetaste gedrückt wurde. Noch nicht selbstverständlich bei HDTV-Festplattenrecordern ist die Möglichkeit, auch Aufnahmen zu editieren, was beim Digicorder HD S2 recht einfach möglich ist. Dazu setzt man Markierungen in einer Aufnahme und kann Bereiche zwischen dieser Start und Stop-Position löschen oder auch z.B. nur den gewählten Abschnitt extrahieren. Die Markierungen werden aber häufig nicht genau gesetzt, so dass bei Schnittpunkten Abweichungen von mehreren Sekunden auftreten können. Eine Besonderheit ist die Möglichkeit, bei Radio-Aufnahmen den MP2-Audiostream direkt in einer separaten MP2-Datei abzuspeichern. Diese Aufnahmen lassen sich dann ohne Umbearbeitung auch auf einem PC abspielen. Leider gibt es aber kaum einen MP3-Player, der das Abspielen von MP2-Dateien mit 48 kHz Sampling-Frequenz unterstützt, so dass zum Abspielen auf einem portablen Player doch noch eine weitere Konvertierung erforderlich ist.

  • USB/Netzwerk: An die integrierte USB 2.0-Schnittstelle kann man auf der Frontseite einen USB-Stick oder eine USB-Festplatte zum Datenexport anschließen. Ebenso ist ein Datentransfer via PC möglich. Technisat bietet zu diesem Zweck das Programm "Mediaport" an, welches unter www.technisat.de heruntergeladen werden kann. Dieses ermöglicht auch den direkten Datentransfer über ein Netzwerk. Auf der internen Festplatte legt der Receiver die Aufzeichnungen in Form von Transport Stream-Dateien (.ts) ab. Media-Player, die das Abspielen solcher Dateien unterstützen, können die Aufnahmen somit auch ohne Nachbearbeitung abspielen. Größere Aufzeichnungen werden in einzelne Transport-Stream-Dateien von jeweils 3.99 GB Größe aufgeteilt. Während USB-Sticks auf Anhieb erkannt wurden, zeigte sich der Digicorder HD S2 mit USB-Festplatten wählerisch. Von drei verschiedenen Platten wurde keine einzige erkannt, da der USB-Ausgang nicht ausreichend Strom liefern könnte, um die Platten hochzufahren. Externe USB-Platten mit eigener Stromversorgung funktionierten hingegen.

    Neben der Wiedergabe von TV- und Radio-Aufnahmen eignet sich der Digicorder auch zum Abspielen von MP3-Dateien und JPEG-Photos. Diese lassen sich über die USB-Schnittstelle auch dauerhaft auf den Recorder kopieren. Eine Wiedergabe von MPEG2-Videos von einer externen Festplatte wie dies z.B. der Vantage HD 7100S erlaubt, ist aber mit dem Technisat-Receiver nicht möglich.

 


  • Installation/Suchlauf: Aus dem Standby-Modus startet der Technisat für einen HDTV-Receiver recht flink in den TV-Betrieb: Nach dem Einschalten vergehen gerade einmal rund 13 Sekunden, bis das erste Bild erscheint. Die Uhrzeit stellt der Receiver automatisch ein. Optional lässt sich der Sender einstellen, über den die Uhrzeit-Informationen bezogen werden, was sinnvoll ist, da es vorkommt, dass einige Programme falsche Informationen übertragen und somit die Uhrzeit verstellen könnten.

    Für einen Sendersuchlauf aller frei empfangbaren Astra-Programme benötigt der Technisat-Receiver rund sechs Minuten. Zum Programmwechsel benötigt der Receiver rund zweieinhalb Sekunden. Bei HDTV-Programmen sind es rund drei Sekunden.

  • Multifeed-Empfang und DiSEqC: Wer mehrere Satelliten mit dem Digicorder HD S2 empfangen möchte, kann über einen DiSEqC-Schalter bis zu vier Sat-Positionen ansteuern. Damit dürfte der Receiver für die meisten Anwendungszwecke gut gerüstet sein. Für umfangreichere Installationen mit mehr als vier LNBs eignet sich der Digicorder aber weniger, da er nicht das DiSEqC 1.1-Protokoll unterstützt. Besser sieht es da bei der Verwendung eines Rotors für eine Drehantenne aus, mit dem man ohne zusätzliche externe Spannungsversorgung beliebig viele Satelliten ansteuern kann. Die Motorsteuerung des Digicorders ist sehr komfortabel: Nach Eingabe des Längen- und Breitengrads dreht der Digicorder die Antenne automatisch auf die gewünschte Satelliten-Position. Die Ansteuerung ist sehr präzise und lässt sich mit dem „Auto Focus“ auch noch einmal ganz genau auf die exakten Positionen einmessen. Die Satellitenliste umfasst eine große Anzahl von Satelliten in Europa und ist sehr übersichtlich sortiert, weist aber auch mehrere Lücken wie z.B. die nur mit großen Antennen empfangbaren Arabsat-Satelliten auf. Neue Satelliten können aber der Satellitenliste auch manuell hinzugefügt werden. Im Gegensatz zu den meisten Sat-Receivern ist der Digicorder aber nicht mit einer am Gerät editierbaren Frequenzliste für die einzelnen Satelliten ausgestattet. Führt man einen Suchlauf auf einem Satelliten durch, so merkt sich der Empfänger aber neue Frequenzen und berücksichtigt diese beim nächsten Suchlauf. 

  • ISIPRO-Programmlistenaktualisierung. Über das ISIPRO-System werden Veränderungen und Neuerungen in den Satelliten-Programmlisten erkannt und die Programmlisten auf Wunsch aktualisiert. So bleibt die Programmliste auf einem aktuellen Stand. Allerdings sind in letzter Zeit wirklich interessante Programmneuerungen äußerst selten, so dass es teilweise störender ist, nach dem Einschalten den Hinweis zum Hinzufügen neuer Programme zu finden, bei denen es sich dann häufig nur um neue Teleshopping-Kanäle handelt, als selbst hin und wieder einen neuen manuellen Suchlauf durchzuführen.

  • SiehFern INFO: Die meisten Sat-Receiver benötigen zum Laden von EPG-Programminformationen immer etwas Zeit. Nicht so der "SiehFern INFO"-EPG, mit dem die Receiver von Technisat ausgestattet sind. Die EPG-Informationen werden automatisch in der Nacht (oder einer anderen definierbaren Zeit) von einem Astra-Datentransponder geladen und stehen sogar für einige Programme zur Verfügung, die selbst keinen eigenen EPG anbieten. Die EPG-Informationen bleiben auch beim Umschalten und Ausschalten des Geräts erhalten und stehen nach dem Einschalten sofort wieder zur Verfügung. Neben den Programminformationen werden im EPG teilweise auch Bilder angezeigt. Dies führt zu einem höheren Speicherbedarf und dazu, dass die Festplatte bei jedem EPG-Zugriff hochgefahren wird, selbst wenn man nur ganz normal das TV-Programm betrachtet. Die Timer-Programmierung ist direkt aus dem EPG mit einem einzigen Tastendruck möglich und umfasst auch spezielle Sonderfunktionen wie z.B. eine tägliche, wochentägliche, wöchentliche oder monatliche Aufnahme-Wiederholung. Neben einer Aufnahme auf die Festplatte eignet sich der Timer auch für Aufnahmen auf externe Geräte. Da VPS bei DVB-S nicht genutzt wird, hat man prinzipiell keine Sicherheit bei Zeitverschiebungen. Der Digicorder S2 bietet daher die Möglichkeit einen zeitlichen Vorlauf zu nutzen bzw. Aufnahmen zu verlängern. Die Vorlauf- bzw. Nachlaufzeit lässt sich minutenweise einstellen und wird dann bei der Timer-Programmierung via EPG automatisch berücksichtigt.