TEST: Kopfhörer Koss Porta Pro
Der Koss Porta Pro wird seit 1984 produziert und hat bereits in der "Walkman"-Ära seinen guten Ruf als universell einsetzbarer Stereo-Kopfhörer etabliert. Daher ist es interessant, zu untersuchen, ob dieser Evergreen auch im Jahrzehnt des "iPod" noch weiterhin den Ton angeben kann. Der mit einem 3.5 mm-Klinkenstecker ausgestattete Kopfhörer kostet im Handel rund 30 EUR und wird mit einem Schutzbeutel sowie einem 6,3 mm-Klinkenstecker-Adapter ausgeliefert.
Auf den ersten Blick wirkt der Koss-Kopfhörer ziemlich klobig und unhandlich. Bei genauerem Hinsehen erweist sich das Design aber als recht clever. Denn der Kopfhörer lässt sich buchstäblich zusammenrollen, um beim Transport weniger Platz wegzunehmen.
Dazu schiebt man die Bügel ineinander und klappt anschließend die beiden Ohrmuscheln nach innen. Mit ein wenig Druck verbindet man die beiden Enden des Kopfhörers nun, die durch einen Hak-Mechanismus fest miteinander verbunden werden. Anschließend rollt man noch das Kopfhörerkabel um die gesamte Konstruktion und kann den Kopfhörer in den mitgelieferten Lederbeutel stecken. Durch die clevere Konstruktion ist der Koss so auf dem Transport weitgehend vor Beschädigungen geschützt. Ganz so robust wie die stabile Kunststoff-Verpackung des Sennheiser PX-100 ist diese Konstruktion allerdings nicht. Stärkeren Belastungen dürfte diese Konstruktion nicht standhalten (speziell die Aufhängung der Ohrmuscheln bietet viel Bruchpotential), weswegen man für den ganz sicheren Transport auf eine leere Dose oder sonstige feste Behälter zurückgreifen sollte, in die der zusammengerollt nur noch 8,5 cm Durchmesser große Kopfhörer gesteckt werden kann.
Der stufenlos verstellbarer Bügel macht das Anpassen des Kopfhörers an die eigene Kopfgröße sehr einfach. Mit einem Gewicht von 62 Gramm ist der Koss-Kopfhörer sehr leicht und sitzt locker auf dem Kopf. Den Anpressdruck kann man minimal über den blauen Schiebe-Regler an der Seite anpassen. Selbst in der leichtesten Einstellung sitzt der Kopfhörer aber immer noch so fest, dass er selbst bei schnelleren Kopfbewegungen nicht gleich verrutscht.
Klang
Für den Klang-Test wurde der Koss-Kopfhörer mit einem aktuellen iPod der fünften Generation verbunden und zunächst mit deaktiviertem Equalizer überprüft, um die Wiedergabe mit einem ausgewogenen Frequenzganz zu testen, bei der es ganz allein auf die Fähigkeiten des Kopfhörers selbst ankommt.
Quer durch alle Musikstille bietet der Koss-Kopfhörer hervorragende Allround-Qualitäten und präsentiert sowohl im Hochton- als auch Tiefton-Bereich ein sehr dynamisches Klangbild. Die kräftigten Bässe von Massive Attacks "Unfinished Sympathy" gibt der Koss dynamisch wieder, ohne dabei selbst bei höheren Pegeln zu verzerren. Selbst "Fools Gold" von den Stone Roses, ein Musterbeispiel für schlecht abgemischten CD-Sound ohne Dynamik und richtige Höhen, konnte der Koss klanglich noch recht angenehm wiedergeben, ohne dass das Klangbild zu mittig und kraftlos wirkte, was bei diesem Musikstück nur schwer realisierbar ist. Der Koss bietet eine sehr gute Höhenwiedergabe, ohne dass er hier zu übertriebener Schärfe neigt, sondern vielmehr ein sehr natürliches Klangbild mit viel Weite produziert. Auch die Stimmwiedergabe ist sehr natürlich und gibt selbst klanglich "dünnen" Stimmen genügend Volumen und Klarheit. Selbst Musik mit einer sehr spartanischen Instrumentierung, wie sie z.B. das Tracy Chapman-Debütalbum "Tracy Chapman" bietet, wird mit genügend Ausdruckskraft präsentiert und klingt dabei nie zu trocken.
Im Direktvergleich mit dem Sennheiser PJ-TX100 unterscheidet sich das Klangbild zwar nur in Nuancen, die sich erst nach mehreren Direktvergleichen heraushören lassen. Dennoch bietet der Koss insgesamt einen noch etwas angenehmeren Klang. Während der Koss im Bassbereich kaum einen Vorsprung geltend machen kann, ist seine Höhenwiedergabe noch besser als die des Sennheisers, der im Direktvergleich etwas dumpfer klingt und sein Klangbild auch etwas stärker in der Mitte präsentiert. Der Koss präsentiert hingegen transparente Höhen und auch etwas mehr Dynamik.
Den Einsatz eines Equalizers hat der Koss kaum nötig, was ihn zum optimalen iPod-Kopfhörer macht, dessen Equalizer-Presets neben dem Frequenzgang auch die Klangcharakteristik teilweise verändern und deswegen nur beschränkt zu gebrauchen sind. Die Programme "Dance" und "Jazz", die in unserem iPod-Test am besten ankamen, eignen sich zum Ausprobieren, produzieren aber zum Teil schon etwas zu viel Schärfe für den brillant auflösenden Koss-Kopfhörer, weswegen ein etwas sanfterer Equalizer-Preset wie "Latin" hier besser ankam. Leider waren in diesem aber auch die Verzerrungen im Bassbereich, die der iPod bei vielen sehr laut abgemischten Titeln produziert (z.B. Alan Braxe & Fred Falke "Rubicon" aus dem iTunes Music Store) nicht zu überhören, weswegen der "Jazz"-Modus bei solchen Titeln die einzige wirklich angenehme Klangverbesserung brachte. Trance-Musik wie z.B. "Connected" von der "Above & Beyond" - Compilation "The Best of Anjunabeats Melodic Trance 03" produzierte der Koss sehr luftig mit einem sanftem Bass-Teppich, der selbst bei höheren Lautstärken noch angenehm für die Ohren klang.
Fazit
Der Klassiker aus dem Hause Koss gehört auch im MP3-Zeitalter noch nicht zum alten Eisen. Er bietet einen sehr dynamischen Klang mit kräftigen Bässen und sauberen Höhen. Der Kopfhörer ist so abgestimmt, dass er auch Musik mit unterschiedlichem Qualitätsniveau immer klanglich gut präsentiert, ohne dass es dabei noch zusätzlicher Hilfe durch einen Equalizer bedarf. Trotz seiner Größe bietet der Kopfhörer einen guten Tragekomfort und man spürt selbst bei längerem Hören keinen Druck. Nur schade, dass trotz des cleverenz Faltmechanismus, der den Kopfhörer für der Transport auf Mini-Größe bringt, keine richtig stabile Transportverpackung im Lieferumfang inbegriffen ist.
Preis-/Leistung:
Pro
- Lebendiger und Dynamischer Klang
- Kräftiger Bass und saubere Höhen
- Kompakte Größe im zusammengefalteten Zustand
- Hoher Tragekomfort
Contra
- Keine stabile Transportverpackung im Lieferumfang