TEST: AV-Receiver Denon AVR-1707 (3/3)
Testequipment 

Ein Teil unseres wie gewohnt umfangreichen Testequipments

Klang

Mittlerweile sind die Ansprüche selbst an ein mit 420 € eher preiswertes Gerät relativ hoch, ganz einfach, weil verschiedene AV-Receiver der Preisregionen zwischen knapp 400 und rund 600 € mit sehr positiven akustischen Eigenschaften aufgefallen sind. Dies trifft nicht nur auf die gesamte klangliche Auslegung, sondern auch auf die Pegelfestigkeit zu. Da gerade für die nachdrückliche Wiedergabe von Filmton die Pegelfestigkeit von großem Interesse ist, messen wir dieser auch eine entsprechende Bedeutung bei. Prinzipiell sollte der AVR-1707 - man beachte den sauberen Innenaufbau - auch gut zum Management erhöhter Lautstärken geeignet sein. In der Praxis dann erzielt der neue Siebenkanal-Receiver tadellose, aber nicht überdurchschnittlich gute Zensuren. Der Denon schafft durchaus hohe Pegel, allerdings fehlt es dem dann gebotenen klanglichen Erlebnis an Souveränität. Der Bassbereich wirkt dann ein wenig unterrepräsentiert, es fehlt an Durchsetzungskraft. Besonders offensichtlich wird dies dann, wenn man vorn große Standlautsprecher ohne die zusätzliche Unterstützung eines aktiven Subwoofers verwendet. Diese Art der Konfiguration mag zwar bei einem 420 €-Modell nicht die Üblichste sein, dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch preiswertere Geräte mit einem solchen Setup zurecht kommen sollten. Der Pioneer VSX-916 für 399 € entpuppt sich als harter Konkurrent. Zwar greift seine Schutzschalter etwas zu rigoros und plötzlich ein, allerdings ist der bis zum Eingriff der Schutzschaltung erzielbare Pegel besser nutzbar. Mit besser nutzbar meinen wir, dass der Pioneer bis zum Eingriff der Schutzschaltung einen kräftigen, fundierten Bass produziert - er wirkt weniger angestrengt als der AVR-1707 und lässt sich daher besser mit großen Standlautsprechern betreiben. 

Das Temperaturmanagement des AVR-1707 präsentiert sich stimmig. Auch bei Betrieb mit deutlich erhöhter Lautstärke erhitzt sich der AV-Receiver nicht über Gebühr, was anzeigt, dass der passive Kühlkörper korrekt dimensioniert ist

Wir haben sehr ausführliche Erkenntnisse bei Vergleichen dieser beiden Kontrahenten gewonnen, da wir sie stundenlang am völlig identisch aufgebauten Canton Karat 5.1-Set mit und ohne aktiven Subwoofer hören konnten. Der VSX-916 ist dieses Jahr einfach einer der praktisch rundherum überzeugende AV-Receiver-Volltreffer, so gut, wie er mit den beiden Karat 709CD zurecht kommt -  für einen AV-Receiver unterhalb der 400 € hervorragend. Selbst mit den sehr großen Nubert nuLine 120 kann man den VSX-916 betreiben. Der AVR-1707, dies ist klar zu stellen, ist alles andere als ein wenig pegelfester AV-Receiver. Er hat nur im Jahr seines Erscheinens das Pech, auf besonders starke Gegner zu treffen. Zum allerstärksten Gegner überhaupt wird erneut der überragende Yamaha RX-V659. Er kostet mit 550 € zwar 130 € mehr, ist aber so leistungsfähig, dass er sogar manchem 900 bis 1.000 € AV-Receiver nahe kommt. Da ist das Geld für Anwender, die sehr gern laut und nachdrücklich hören, ausgesprochen gut angelegt. Auch den VSX-916 weist der Yamaha souverän in die Schranken. Mit dem großen Nubert nuLine 120/CS-70/DS-60/AW-1500-Set kam der RX-V659 sehr gut zurecht. Wie stark die Unterschiede bei Modellen in preislicher Nachbarschaft innerhalb eines Unternehmens sein können, beweist der Yamaha RX-459, der nicht nur gegenüber dem RX-V659 deutlich zurückfällt, sondern sich auch hinter dem AVR-1707 sowie dem VSX-916 einordnen muss. 

In den Hörtestreihen fiel die ausgeglichene Gesamtauslegung des AVR-1707 auf

Kommen wir zum Klang bei der Mehrkanal-Filmtonwiedergabe. Hier gefällt das sehr ausgeglichene Gesamtklangbild des AVR-1707 bei Star Wars Episode III. Der AV-Receiver schafft einen natürlichen, gut aufgebauten Raumeindruck und trägt nicht zu dick auf. Bereits im 5.1 Betrieb fällt auch die Surroundklangkulisse durch ihre Weitläufigkeit positiv auf. Wer allerdings von Beginn an die 3. Star Wars Episode anschaut, wird feststellen, dass die spektakuläre Eröffnungsschlacht eher etwas zurückhaltend klingt und nicht ganz den hohen Erwartungen gerecht wird. Es fehlt ein wenig der "Pfeffer", die Struktur und die Klarheit ist schon sehr gut, aber der Nachdruck, vor allem im Bassbereich, ist nicht besonders immens. Wie man an den verschiedenen Dialogszenen feststellen kann, gelingt dem AVR-1707 die Stimmwiedergabe ausgesprochen gut, wie sich z.B. bei den Dialogen von Anakin Skywalker und Kanzler Palpatine, dem späteren Imperator, herausstellt. Auch Natalie Portmans (alias Amidala) Stimme kommt natürlich und gut strukturiert zur Geltung. Bei "Gladiator" ergibt sich ein ähnliches akustisches Bild. Die Räumlichkeit ist erneut überzeugend, beim Einschlag der Brandkugeln im gegnerischen Lager jedoch merkt man wiederum, dass eine sehr kraftvolle Effektwiedergabe nicht zu den großen Stärken des 1707 gehört. Insgesamt ist es einem Hersteller kaum möglich, seinem gesamten Produktsortiment die identische Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, dies wird deutlich spürbar. Denons ständig weiter entwickelte große Boliden AVC-A11XVA und AVC-A1XVA enteilen der Konkurrenz, in bürgerlichen Preisklassen jedoch sind aktuell Pioneer und Yamaha sehr stark. Bei diesen Anbietern läuft dafür nicht allzu viel in der Bolidenliga, der Yamaha DSP-Z9 und der Pioneer VSA-AX10Ai-S kann man zwar nach wie vor ausgezeichnete AV-Boliden bezeichnen, gegen die aktuellen Denons und auch gegen den Onkyo TX-NR5000E sind aber nicht allzu viele Chancen vorhanden.  Sehr hart umkämpft sind Mittelklasse und obere Mittelklasse sowie die angehende Oberklasse, hier sind Denon, Yamaha und Pioneer allesamt sehr gut besetzt, Pioneer rüstet nun mit den Modellen VSX-AX4ASi-S und VSX-AX2AS weiter auf. Wir sind gespannt.

Wenden wir uns wieder dem AVR-1707 zu. Die tonale Ausgewogenheit des kleinen AV-Receivers überzeugt auf jeden Fall - kein Frequenzbereich wird zu stark hervorgehoben, die Anschlüsse zwischen Hoch-, Mittelton- und Bassbereich sind stimmig. Daher eignet sich der AVR-1707 auch sehr gut, um ihm lange zuzuhören und Filme vielleicht auch mit weiblicher Begleitung in angenehmer Atmosphäre genießen zu können, ein extrem hochpegeliger Einsatz verbunden mit fulminantem Basseinsatz wird vom besseren Teil der Schöpfung in sehr vielen Fällen sowieso nicht toleriert. Dafür achtet man sehr auf eine wirklichkeitsnahe Stimmwiedergabe, und diese, wie bereits erwähnt, bringt der AVR-1707 auf jeden Fall mit. Das Detaillierungsvermögen ist für die Preisliga absolut in Ordnung, dies merkt man auch bei der Wiedergabe mehrkanaliger Musik. Ludwig van Beethovens "Pastorale" erklingt sauber und klar, die Streicher wirken nicht synthetisch, was bei manchem günstigeren Gerät ein Problem darstellt, sondern realistisch. Vergleicht man das Profil bei 5.1 Musik- und Filmtonwiedergabe mit den Leistungsdaten der Konkurrenz, fallen deutliche Unterschiede auf. Der Onkyo TX-SR503E (UVP: 399 €) ist mittlerweile durch den TX-SR504E abgelöst und kann nicht mehr ganz in Bezug auf seine Performance mithalten - letztes Jahr noch überzeugte er, aber diesjährige, neue Modelle haben erneut Fortschritte gemacht. Das Testresultat für den 503, dies möchten wir klar betonen, ist in Bezug auf die damalige Situation am Markt zu sehen. Heute würde das Modell mit einem "sehr gut" abschneiden - dies zeigt, dass es, auch wenn es mancher Anwender kaum glauben mag, wiederum zu klanglichen Verbesserungen gekommen ist. Durch seine sehr schöne Stimmwiedergabe und die natürliche Räumlichkeit kann der Denon AVR-1707 den 503 schlagen. Der VSX-916 beweist wie kaum ein zweiter so günstiger AV-Receiver, was inzwischen für wenig Geld möglich ist: Kraftvoller Bassbereich, sehr üppiges Raumgefühl, klarer, frisch klingender Hochtonbereich und trotzdem eine hohe Gesamt-Homogenität beweisen vielfältige Talente. Der Yamaha RX-459, mit 359 € preisgünstiger, fällt innerhalb dieses Konkurrenzfeldes etwas ab , er klingt weniger intensiv und emotional.  Völlig anders tritt erneut der Yamaha RX-659 auf. Er gibt Effekte mit viel Kraft wieder, gleichzeitig aber detailliert er erstaunlich gut. Der facettenreiche Hochtonbereich könnte ebenso zu einem 800 €-Modell gehören. Durch die exzellenten DSP-Programme kann man gerade die akustische Wiedergabe von Kinofilmen noch im Detail optimieren und so z.B. noch mehr Weitläufigkeit oder Effekt-Effizienz herausholen. Mit diesen Eigenschaften schlägt der bärenstarke 659 auch etablierte Größen der 600 €-Liga wie dem Denon AVR-2106 oder den Kenwood KRF-X9090D - daher bleiben keine Zweifel: Der Yamaha RX-659 ist eine Lichtgestalt im AV-Receiver-Business 2006. 

Das heißt allerdings nicht, dass unser Testgerät eine schlechte Wahl wäre  - wer einen unaufgeregten, gepflegten Sound sucht, der sich gleichmäßig im Raum ausbreitet, liegt richtig beim 1707, dies ist auch herauszuhören, wenn man sich der eingebauten Surround-Aufpolierer Neo:6 und PLIIx annimmt. Die Integration von PLIIx ist Denon-typisch wieder einmal besonders gut geworden. Die Ausgewogenheit ist hoch, der Bass zwar auch hier kein Wunder an Volumen und Nachdruck, aber doch mit ordentlichem Fundament präsent. Die Präzision ist ebenfalls tadellos, so dass man auch klassische Musik auf einem Stereo-Medium mittels PLIIx effektiv aufbohren kann. Neo:6 fällt im direkten Vergleich ab, Schuld daran tragen der etwas zu schmale Bassbereich und die nicht im selben Maße vorhandene klangliche Harmonie. 

Geht es um die Stereo-Klangqualität, kann der AVR-1707 abermals seine Bi-Amping-Möglichkeit in die Waagschale werfen, die hier für klangliche Steigerungen sorgen sollte - und dies bestätigt sich auch in der Praxis. Der Klang ist rund, gut gestuft und überzeugt mit voll befriedigender Detaillierung. Der Nachdruck ist deutlich spürbarer als im Betrieb mit nur einer Endstufe pro Frontlautsprecher. Dass es sich beim 1707 um einen relativ preiswerten AV-Receiver handelt, wird beim Thema Feindynamik deutlich - die schwungvolle, präzise Einarbeitung kleiner Nuancen möchte dem 1707 nicht so recht gelingen - hier befindet er sich aber in bester Gesellschaft. Stereo-Benchmark in der Region bis 600 €, das dürfte die Denon-Verantwortlichen trösten, stammt aber auch aus gleichem Hause: Der AVR-2106 schlägt auch die chronologisch gesehen jüngere Konkurrenz, wenn es um überzeugenden Stereosound geht. Hier ist der 2106 nach wie vor die beste Alternative, denn als einziges der hier ausgeführten Geräte bis 600 € dürfte er auch Stereo-Hörer mit einigem Anspruch erfreuen. 

Übersicht (Zensuren in Bezug auf die Preisklasse zu sehen):
Pegelfestigkeit gut
Mehrkanal-Filmtonwiedergabe sehr gut
Mehrkanal-Musikwiedergabe gut - sehr gut
Surround-Aufpolierer ausgezeichnet
Stereo befriedigend - gut
Akustische Qualitäten im Bezug auf Preisklasse und Preis-/Leistungsverhältnis sehr gut - ausgezeichnet

Fazit

Ausgewogenheit ist Trumpf beim AVR-1707

Der Denon AVR-1707 präsentiert sich als solides, flexibel einsetzbares Gerät mit reichhaltiger sowie praxisgerechter Ausstattung, einfacher Bedienung und guter Verarbeitung. Wahre Schwachpunkte sucht man vergeblich, die neu entwickelte Fernbedienung, die PLIIx-Integration und die Qualität der Videokonvertierung sind sogar überdurchschnittlich gut. Akustisch repräsentiert der 1707 ein beachtliches, aber nicht weit überdurchschnittliches Niveau. Er klingt angenehm und ausgewogen, es fehlt allerdings etwas an Punch. Bei Verwendung des Bi-Amping-Modus stellt sich ebenfalls kein außerordentlich nachdrücklicher Gesamteindruck ein, auch wenn die Resultate dort hörbar druckvoller sind. Die Pegelfestigkeit ist tadellos, es gibt allerdings einige Mitstreiter, die bei höheren Lautstärken noch freier aufspielen. 

Reichhaltig und praxisgerecht ausgestatteter AV-Receiver mit angenehmer Akustik 

Untere Mittelklasse
Test 07. August 2006
Preis-/Leistungsverhältnis

+ Angenehmer, nie störender Klang
+ Sehr reichhaltige und sinnvolle Ausstattung
+ Gute Anschlussauswahl
+ Qualitativ hochwertige Videokonvertierung
+ Fernbedienung über Preisklassenniveau
+ Insgesamt sehr lobenswerte Verarbeitung

- Nur durchschnittliche Durchsetzungskraft
- Kein OSD

Test: Thomas "High Speed" Hermsen und Carsten Rampacher
Redaktion und Text: Carsten Rampacher
07. August 2006

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