INFO: Der Kauf von AV-Boliden und Vor-/Endstufenkombinationen (1/3)

26. Juni 2006 (cr)

Einleitung

War es vor zehn Jahren noch eher unüblich, eine komplette Heimkino- oder Surroundanlage im heimischen Wohnzimmer oder in einem speziell dafür vorgesehenen Kellerraum zu installieren, so ist dies heute nichts wirklich Besonderes mehr. Wer heute Differenzierungsmerkmale in Bezug auf seine "Heimausrüstung" schaffen möchte, kann dies in erster Linie über die Qualität seiner AV-Anlage tun: Einen AV-Receiver, einen DVD-Spieler, ein 5.1-, 6.1- oder 7.1-Lautsprechersystem sowie einen Flatscreen oder sogar einen (meist der Preisklasse unter 2.000 € zugehörigen) Beamer haben immer mehr Anwender bei sich zu Hause stehen, wer allerdings gleich als Zentrum seiner Mehrkanalanlage einen mehrere Tausend € teuren AV-Verstärker oder eine leistungsstarke Vor-Endstufenkombination einsetzt, befindet sich nach wie vor drastisch in der Minderheit und ist in der Lage, die Ausgangsbedingungen für richtiges "Home Theatre" und nicht nur für normale Film- und Musikwiedergabe über einen AV-Receiver und ein angeschlossenes Mehrkanal-Lautsprechersystem zu erfüllen. Wir möchten in diesem Text auf wichtige Unterscheidungs-, Leistungs- und Ausstattungsmerkmale von AV-Verstärkern und -Receivern der Luxusklasse sowie von Vor-/Endstufenkombinationen eingehen. 

Ausgangssituation

Wir griffen im einführenden Text einen Vergleich auf: Richtiges "Home Theatre" versus "normale Film- und Musikwiedergabe über einen AV-Receiver und ein angeschlossenes Mehrkanal-Lautsprechersystem". Hier dürften sich nun Leser, die sich bislang weniger mit der Materie Surround und Heimkino auseinandergesetzt haben, fragen: Wo liegen genau die Unterschiede, was füllt den Begriff "Home Theatre" mit Leben und was unterscheidet eine "Home Theatre"-AV-Anlage von einer "normalen" AV-Anlage? Wo liegen die Grenzen, wie sind sie definiert? 

Hier müssen wir zunächst etwas weiter ausholen, denn "Home Theatre" ist ein ganzheitlicher audiovisueller Genuss, der das Niveau von echtem Kinoklang - also großes Bild, Akustik mit Faszinationspotential - in die eigenen vier Wände bringt. Es ist eine optimale Kombination aus Akustik und visueller Darstellung auf hohem Niveau. Wir werden uns in diesem Text, sonst würde die Gesamtlänge zu umfangreich, mit den akustischen Gesichtspunkten auseinander setzen und auch hier unsere Ausführungen auf eine geeignete "Schaltzentrale" in  Form eines AV-Verstärkers oder einer Vor-/Endstufenkombination beschränken - denn diese Geräte sind sozusagen der "Dreh- und Angelpunkt" der AV-Anlage, da neben akustischen auch immer mehr visuelle Aufgaben von diesen Komponenten übernommen werden. 

Trotzdem wollen wir bei der Schilderung der Ausgangssituation auch einige Sätze zum Thema "Bildwiedergabegerät" und "DVD-Player" mit einbauen. Es dürfte klar sein, dass ein 55 cm Röhrenfernseher nicht dazu angetan ist, für richtiges Großbild-Flair zu sorgen, und selbst ein aktueller 32 Zoll-LCD-TV ist zwar, sucht man das Modell entsprechend sorgfältig aus und hält sich von 800 € No-Name-Geräten fern, ein prima Ersatz für den in den Ruhestand verabschiedeten Röhrenfernseher, aber hat nichts mit Home Theatre zu tun. Ganz zaghaft beginnt das Thema Home Theatre ab einer Bildschirmdiagonale von 42/43 Zoll (106/109 cm), je nach Betrachtungsabstand und Wohnsituation können hier schon Ansätze des Flairs eines großen Bildes erlebt werden. Gleichzeitig finden sich in dieser Liga bereits herausragende Geräte, die nicht nur ein relativ großes, sondern auch ein qualitativ hochwertiges Bild produzieren. 

Zwei hervorragende Plasmas: Der Pioneer PDP-436FDE/XDE (links) und der Panasonic TH-42PV60 (rechts)

Ganz besonders haben uns drei Modelle aktuell beeindruckt: Der Panasonic TH-42PV60, der Pioneer PDP-436FDE/XDE (beide Plasmas) und der Toshiba 42WL58P (LCD). Sie beweisen durch ihr rundherum beeindruckendes Leistungsprofil eine große visuelle Reife, nur im Detail findet sich noch Verbesserungspotential: Besonders betrifft dies allerdings einen Faktor, der dem normalen User wichtig ist: Die Qualität des TV-Bildes. Die internen Tunereinheiten sind von der visuellen Perfektion noch ein gutes Stück entfernt und bieten jede Menge Verbesserungspotential. Bilanzierend kann man sagen, dass der Einstieg ins richtige Home Theatre-Bildvergnügen in der 42/43-Zoll-Liga beginnt - dies hat auch mit einem Faktor zu tun, den wir eben angedeutet, aber noch nicht weiter ausgeführt haben: BILDGRÖSSE ALLEIN IST NICHT ALLES. Ebenso wichtig ist die Bildqualität, und manchmal ist etwas Zurückhaltung in Bezug auf die Bilddiagonale, verbunden mit einem Zugewinn an Bildqualität, die richtige Lösung. In Bezug auf die Auflösung müssen nicht allzu viel Worte verschwendet werden - auch Auflösung ist nicht alles, und wer automatisch zu einem Full HD-Screen mit 1.920 x 1.080 Pixeln Auflösung greift, ohne sich dieses Gerät z.B. bei der Wiedergabe bewegter Bilder ausreichend angeschaut zu haben, könnte nachher eher weniger erfreut von der Bildqualität in der Praxis, respektive bei der Wiedergabe von Filmen, sein. Eine Auflösung von 1.024 x 768 Zeilen bieten die meisten Plasmas der 42-/43-Zoll-Klasse, bei LCSs ist neben der erwähnten Full HD-Resolution noch die 1.366 x 768er Auflösung Gang und Gäbe. Der 720p HDTV-Standard entspricht einer Auflösung von 1.280 x 720 Pixeln, wie wir sehen, ist hier bei Displays auf jeden Fall Skalierungsarbeit noch innerhalb des Flatscreens nötig, bei Projektoren hingegen ist die Auflösung von 1.280 x 720 bei HD-fähigen Geräten üblich, das heißt, wer einen DVD-Player mit hochwertigem internen Scaler hat, kann den Projektor direkt mit dem Signal in nativer Auflösung ansteuern. 

Damit sind wir schon beim nächsten Thema: Was die Wahl des geeigneten Zuspielers angeht, befinden wir uns momentan in einer Übergangsphase, weil die neuen hochauflösenden DVD-Formate HD-DVD und BluRay unmittelbar vor der europäischen Markteinführung stehen. Gegen Ende des Jahres dürften erste Abspielgeräte im Handel erhältlich sein. Für "Otto Normalverbraucher", dies haben bereits verschiedene Umfragen ergeben, wird zunächst alles beim Alten bleiben, das heißt, der Wille, sich ein neues Gerät für die hochauflösenden Discs ins Haus zu stellen, ist eher weniger stark ausgeprägt. Richtige "Home Theatre-Fans" sind jedoch auch nicht selten "Early Adopters" und kaufen sich gleich bei der Markteinführung ein Gerät mit neuer Technologie, um technisch stets auf dem neuesten Stand zu sein. Da noch keine HD-DVD- oder BluRay-Player aktuell verfügbar sind, können wir diese Komponenten noch nicht hinsichtlich ihrer Produktqualität bewerten, dies müssen wir auf den Spätsommer/Herbst verschieben, wenn von den ersten Modellen Testsamples zur Verfügung stehen. 

Doch auch, wenn es diese neuen Zuspieler momentan noch nicht im Handel zu kaufen gibt, finden sich hochinteressante Offerten für den versierten Home Theatre-Fan. Denn eines sollte klar sein: Die gesamte Kette ist immer nur so gut wie ihr schwächstes Glied. Und eine hochwertige AV-Anlage kann sich nur dann voll entfalten, wenn auch der Zuspieler, sprich der DVD-Player, zum Rest der Komponenten passt. Wir haben einige Geräte parat, die besonders hohe Ansprüche erfüllen: der Marantz DV-9600, der Denon DVD-A1XV (inzwischen DVD-A1XVA mit 1.080p-Signalausgabe), der Onkyo DV-SP1000E und insbesondere auch der Cinemike-Denon DVD-3910 Level III mit SDI sind akustisch und visuell wahre Offenbarungen. Dass diese audiovisuellen Freuden schon beim mit 2.000 € durchaus noch finanzierbaren Marantz DV-9600 losgehen und dass der Cinemike-Player für 3.100 € bereits beinahe sensationelle Leistungen offeriert, zeigt, dass ein Referenz-Player zwar teuer, aber nicht unbezahlbar sein muss. 

Nun können wir uns gleich der eigentlichen Aufgabe dieses Textes widmen - nämlich der Beratung bei der Planung und dem Kauf von AV-Receivern-/Verstärkern der Luxusklasse und von Vor-Endstufenkombinationen. Ein Faktor muss jedoch noch angesprochen werden: Die Wahl des richtigen Lautsprechersystems. Klar dürfte sein, dass dieses zusammen mit der Raumakustik ganz maßgeblich die Klangqualität der gesamten Anlage beeinflusst. Hier sollte man einiges an Zeit investieren, um das geeignete Boxen-Set ausfindig zu machen. Die Marktsituation ist unübersichtlich, daher ist eine ausführliche Vorab-Information von großem Wert. Gerade bei Lautsprechersystemen gibt es auch enorme Unterschiede hinsichtlich des Preis-/Leistungsverhältnisses, daher kann man keineswegs festhalten, dass das teurere Set-Up in der Praxis das in jedem Fall bessere ist. Und was man nicht vergessen darf, ist die Frage nach der Prioritätensetzung. Wer neben der Mehrkanal-Wiedergabe mit dem identischen Aufbau auch Musik in Stereo hören möchte, setzt hinsichtlich der Lautsprecher-Auswahl andere Schwerpunkte als der, dem vor allem eine nachdrückliche Darstellung von Filmton wichtig ist.

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