AREA DVD-Test: HDTV-Sat-Receiver Pace DS810 KP für Premiere HD (2/2)
Receiver-Features
  • DiSEqC und Unterstützung mehrerer Satelliten: Laut Datenblatt soll der Pace DiSEqC 1.2 unterstützen. Allerdings erlaubt der Receiver nur die Ansteuerung von maximal zwei LNBs und ist zudem nicht dazu geeignet, einen DiSEqC-Rotor anzusteuern, womit man nicht die zahlreichen anderen HDTV-Testausstrahlungen, die es bereits auf verschiedenen Satelliten gibt, ansehen kann. 

    Die Satellitenliste umfasst auch lediglich Astra 19.2° Ost, Astra 23.5° Ost, Hotbird 13° Ost und Türksat. Wer hingegen als zweiten Satelliten z.B. Astra 28.2° Ost nutzen möchte (die BBC plant HDTV-Testausstrahlungen noch im Verlauf dieses Jahres) muss darauf hoffen, dass mit einem Netzwerksuchlauf über das Premiere-Menü alle Sender gefunden werden oder für jede Frequenz nach Eingaben der genauen Empfangsparameter einzeln einen Suchlauf durchführen.

    Für den einfach Astra-Suchlauf sollte man möglichst den "Suchlauf über alle Anbieter" im Premiere-Menü starten, der schon nach drei Minuten und 39 Sekunden beendet ist. Der Komplett-Scan, der alternativ im Menü "Sender" zu finden ist, dauert nämlich mit 56 Minuten wesentlich länger.

    Auch die Umschaltzeiten sind im Vergleich zu anderen Receivern viel zu lang. Beim Umschalten zwischen zwei Programmen vergehen mehr als drei Sekunden, bis wieder ein Bild erscheint. Schaltet man zwischen zwei HDTV-Programmen um, so benötigt der Receiver im Schnitt rund vier bis fünf Sekunden, aber ab und zu sogar sogar noch länger: Teilweise ist erst nach 13 Sekunden wieder ein Bild zu sehen. Beim Umschalten auf HDCP-verschlüsselte Sender wie "Premiere HD Film" erfolgt zudem jedes Mal noch der Handshake zwischen Display und Receiver neu, so dass das Bild für einen kurzen Moment komplett verschwindet.

 

  • Lippensynchronität: Bei längeren Kabelverbindungen kann es gerade in Verbindung mit HDMI zu leichten zeitlichen Differenzen bei der Übertragung von Bild und Ton kommen. Der Pace-Receiver bietet die Möglichkeit, die Tonausgabe entsprechend anzupassen und maximal eine Verzögerung von 300 ms einzustellen, um die Verschiebungen wieder auszugleichen.


  • Bildformate: Der Pace-Receiver erlaubt über HDMI und YUV die Bildausgabe in insgesamt vier verschiedenen Formaten mit jeweils 50 Hz. Neben den HDTV-Formaten 1080i und 720p kann das Bild auch in 576p oder 576i dargestellt werden. Bei der Festlegung der Grundeinstellungen kann man angeben, welche dieser Formate genutzt werden sollen. Diese lassen sich dann über Tastendruck auf die "V-Format"-Taste nacheinander abrufen. Parallel dazu wird im Geräte-Display die aktuelle Auflösung angezeigt.

    Für die HDTV-Darstellung sollte auf dem eigenen System überprüft werden, ob das Bild in 1080i oder 720p besser aussieht. Bei Displays mit schlechtem De-Interlacing sollte man lieber auf 720p schalten, da sonst die 1080i-Bilder bei Bewegungen Störungen anzeigen können. Im 720p-Modus erschien das HDTV-Bild auf unserem Testprojektor Panasonic PT-AE900 (1280 x 720 Pixel) genau so scharf wie das 1080i-Bild, so dass in dieser Hinsicht keine Bedenken bestehen sollten.

  • EPG: Der elektronische Programmführer des Pace-Receivers ist optisch sehr übersichtlich gestaltet und zeigt die verschiedenen Programminformationen gut lesbar an. Zwar gibt es keine Möglichkeit, sich ausschließlich das Programm eines Senders einzeln anzeigen zu lassen, doch die Auflistung der Programme erlaubt zumindest in den meisten Fällen, dass das aktuelle Programm komplett ausgeschrieben wird und man keine kryptischen Abkürzungen entziffern muss. Zwar werden die ersten EPG-Informationen schnell geladen, doch gerade bei den drei HD-Kanälen, für die es noch keine Programmpläne in Zeitschriften oder im Internet gibt, dauert es recht lange, bis man die im späteren Tageslauf folgenden Programme auch angezeigt bekommt. Zudem muss der EPG meist bei jedem Aufruf die Programminformationen neu laden und blendet Bild und Ton des aktuellen TV-Programms komplett aus. 

Bedienung

Die Fernbedienung des Pace-Receivers ist übersichtlich gestaltet und verfügt über griffige Tasten mit gut lesbaren Beschriftungen. Augrund der teilweise etwas versetzten Anordnung der Tasten gestaltet sich lediglich die Bedienung im Dunkeln etwas schwierig. Schaltet man den Receiver aus dem Standby-Betrieb ein, so vergehen rund 45 Sekunden, bis das erste Bild erscheint. Das ist entschieden zu lange.

Das blaue Geräte-Display verfügt über insgesamt acht Stellen und kann auch Buchstaben im Dot-Matrix-Format anzeigen. Leider wird dies in der Praxis aber nicht richtig genutzt, um z.B. Sendernamen dauerhaft anzuzeigen. Nach dem Umschalten scrollt der Sendername lediglich zwei Mal durch das Display. Danach wird die Kanal-Nummer angezeigt. Trotz Textanzeige-Möglichkeit eignet sich der Receiver daher schlecht für den Radio-Betrieb ganz ohne eingeschalteten Fernseher.

Die On Screen-Menüs wirken optisch schlicht, sind aber dennoch sehr übersichtlich und ansprechend gestaltet. Die Schriften sind deutlich auf dem Bildschirm ablesbar. Bei der Unterteilung der verschiedenen Einstellmöglichkeiten macht sich allerdings etwas Durcheinander breit, da die Unterteilung in "Premiere-Menü" und "Sender" Funktionen voneinander trennt, die man eigentlich an einer Stelle erwartet und man z.B. für einen Suchlauf gleich zwei verschiedene Menü-Punkte findet.

Der Pace-Receiver wird ohne vorkonfigurierte Programmliste ausgeliefert, was eine bereits optimal justierte Sat-Anlage voraussetzt, um einen Suchlauf starten zu können. Beim ersten Anschließen wird dieser direkt nach Angabe der Satellitenkonfiguration gestartet. Der Suchlauf lässt sich auch auf die Premiere-Programme oder eine bestimmte Frequenz beschränken. Ein Suchlauf, der sich ausschließlich auf frei empfangbare Programme beschränkt, ist nicht möglich. Nach einem Suchlauf muss man daher zunächst einmal eine riesige Programmliste organisieren, die auch zahlreiche andere Pay TV-Angebote umfasst. Die Programmorganisation gestaltet sich schwierig, da es nicht möglich ist, Programme zu löschen oder zu verschieben. Die Programmliste beginnt mit den Sendern von Premiere auf Nr. 100, andere Sender folgen in alphabetischer Reihenfolge. Die einzige Möglichkeit, Programme in eine Wunsch-Reihenfolge zu bringen, besteht darin, dass man sich eine Favoritenliste anlegt, die dann die Programmplätze 0-99 belegen kann.

Als sehr nervig erweist sich im Alltag auch die Jungendschutz-PIN-Abfrage, die bei jedem einzelnen Sender erfolgt, sobald ein Programm ab einer FSK 16-Freigabe ausgestrahlt wird. Das Ganze ist aber keine Schuld von Premiere, sondern eine Folge typisch deutscher staatlicher Überregulierung, die auch andere Pay TV-Sender betrifft und dabei keinerlei Rücksicht auf die sonst gerne beschwörte Eigenverantwortung der Eltern oder Haushalte nimmt, in denen gar keine Kinder leben. Eine Möglichkeit, die Jugendschutzabfrage komplett zu deaktivieren oder auf eine einmalige Abfrage zu beschränken, ist nicht vorhanden.

Empfang

Die Empfangseigenschaften des Pace DS810 KP sind sehr gut. Er empfängt selbst sehr schwache Signale noch störungsfrei. Die öfters zu hörende Vermutung, dass für den Empfang von Premiere HD eine wesentlich genauere Antennenausrichtung erforderlich wäre und es Probleme beim Empfang mit kleineren Antennen geben könnte, ließen sich im Test nicht bestätigen. Bei einer bewussten Vedrehung der Antenne aus der optimalen Empfangsposition heraus traten keinerlei Empfangsstörungen auf und das Premiere HD-Bild blieb selbst dann noch einwandfrei, als bereits ein Großteil der deutschen TV-Programme nicht mehr zu empfangen war. Somit sollte auch mit kleineren Sat-Antennen der Empfang keine Probleme bereiten. Eine richtige Signalstärke/Signalqualitäts-Anzeige für alle Programme gibt es leider nicht. Lediglich für einen der Premiere-Transponder werden diese Werte angezeigt.

 

Bildqualität

Die für Premiere HD genutzte MPEG4-Kompression arbeitet wesentlich feiner als das noch vom ersten europäischen HDTV-Sender Euro 1080 verwendete MPEG2-Verfahren. Blockrauschen in großen Flächen, wie man es selbst bei hohen Bitraten mit MPEG2 stellenweise erleben konnte, treten bei MPEG4 nicht mehr auf. Die drei HDTV-Programme teilen sich derzeit auf dem Astra-Transponder eine Bandbreite von 49 MBit. Genaue Informationen über die aktuelle Bitrate der einzelnen Sender zeigt der Pace-Receiver leider nicht an. Die Bandbreite ist aber auf jeden Fall mehr als ausreichend. Das Bild ist absolut ruhig und zeigt praktisch keine Bildstörungen, die direkt als Merkmale der Kompression zu erkennen wären. Dies gilt insbesondere für HD Film und Discovery HD. Bei den Discovery HD-Dokumentationen fiel allerdings häufiger ein Bildruckeln auf, das die schönen Kameraschwenks der Discovery-Dokumentationen störte. HD Sport ist mit den häufig schnellen Bewegungen im Bild für die Technik die größte Herausforderung, zeigt sich aber auf einem sehr hohen Qualitätsniveau. Gerade bei Fußball-Spielen zieht der Blick häufig magisch auf den Rasen, der nicht einfach nur eine grüne, glatte Fläche ist, wie man es sonst beim Digital-Fernsehen gewohnt ist, sondern auch die Struktur des Grases haargenau erkennen lässt. Ab und zu zeigt der Rasen bei schnellen Schwenks leichte Unregelmäßigkeiten aber diese Störungen sind wirklich minimal.

Die Bildschärfe verhält sich recht unterschiedlich und ist stark abhängig vom vorliegenden Ausgangsmaterial. Gerade die Sportübertragungen bieten häufig das schärfste und detailreichste HDTV-Bild, welches Details auf dem Rasen und Sorgenfalten in den Gesichtern der Trainer deutlich sichtbar macht. Vor allem die Bilder von der Bundesliga bieten hier ein Referenz-Niveau. Die Wiederholungen des Confed Cups glänzen nicht ganz so deutlich und wirken etwas blasser. Bei den auf Premiere HD gezeigten Spielfilmen gibt es ebenfalls starke Qualitätsunterschiede. Von absolut grandioser Qualität wie bei "Shanghai Noon" bis zu Filmen wie "Out of Time", deren Bild nicht wesentlich besser als das einer sehr guten DVD erscheint, ist alles dabei. Eines der Aushängeschilder ist derzeit trotz seiner düsteren Farbgebung "Underworld". Das HDTV-Bild dieses Films ist so makellos und detailscharf, dass selbst die feine Körnigkeit des Filmmaterials sichtbar wird. Qualitätsunterschiede gibt es teilweise auch auf Discovery HD, wo einige Dokumentationen schon teilweise etwas älter sind. Insgesamt bietet Discovery HD aber ein überwiegend sehr scharfes und plastisches HDTV-Bild.

Nicht nur die Schärfe ist bei HDTV höher als bei normalem PAL, sondern auch die Farben wirken wesentlich satter als man es gerade aus dem analogen Fernsehen gewohnt ist. Die enorm üppige Farbsättigung macht sich meist besonders deutlich auf HD Sport oder den farbenprächtigen Dokumentationen auf Discovery HD bemerkbar.

Neben Premiere HD lassen sich mit dem Pace-Receiver auf Astra auch die Astra HDTV-Demos sowie Sat.1 HD und ProSieben HD empfangen. Überwiegend wird das Bild der beiden deutschen Sender aber einfach nur von PAL auf HDTV hochskaliert. Das Bildformat bleibt dabei 4:3, selbst PAL-Sendungen im 16:9-Format werden nicht auf der vollen Bildbreite dargestellt. Dennoch ist das Bild zumindest geringfügig besser als die parallele Ausstrahlung auf dem ProSiebenSat.1-Transponder, da die Bitrate wesentlich höher ist und somit das Bild nicht durch Blockrauschen gestört wird. Echte HDTV-Sendungen bei ProSieben HD und Sat.1 HD zu finden, gleicht einem Glücksspiel. Auskunft über die sporadischen HDTV-Sendungen auf Sat.1 HD gibt die Videotext-Seite 326 - da der Pace-Receiver aber über keinen eigenen Videotextdecoder verfügt, muss man hierfür einen Fernseher mit eigenem Empfangsteil heranziehen.

Der Receiver lief im Test über längere Zeit meist störungsfrei. Bildaussetzer waren nur äußerst selten zu beobachten. Ab und zu kann es passieren, dass das Bild nach dem Umschalten ruckelt oder der Ton ausbleibt. Dies lässt sich durch erneutes Umschalten aber meist beseitigen. In einem Fall war es allerdings auch erforderlich, den Receiver komplett aus- und anschließend wieder einzuschalten.

 

Fazit

Mit dem Start von Premiere HD hat der Pay TV-Sender Premiere HDTV in Deutschland endlich für Privathaushalte erlebbar gemacht. Trotz aller Verzögerungen und den derzeit noch vorhandenen Lieferengpässen bei den Receivern kann sich Premiere rühmen, das erste breit aufgestellte HDTV-Angebot in Deutschland auf die Beine gestellt zu haben. Die technische Qualität der im "Feldtest" gezeigten Programme ist überwiegend als gut bis sehr gut zu bewerten. Jetzt kann man nur noch darauf hoffen, dass die Receiver von Pace, Humax und Philips schon bald in größeren Stückzahlen verfügbar sein werden, damit auch jeder das Angebot von Premiere nutzen kann, der Interesse am hochauflösenden Fernsehen hat. Bedauerlich ist indes, dass Premiere die drei HDTV-Programme nicht in einem eigenen Paket vermarktet, sondern ein bestehendes Premiere-Abo voraussetzt.

Der Pace DS810 KP bietet eine sehr gute Bildqualität und ermöglicht dank seiner sehr guten Empfangsleistungen auch den Empfang mit kleineren Antennen. Seine wesentliche Aufgabe erledigt der Receiver tadellos, sofern die HDMI-Verbindung funktioniert, doch im Handling machen sich leider einige Defizite bemerkbar. Neben den langen Einschalt- und Umschaltzeiten stört insbesondere das umständliche Kanal-Management und die Einschränkung auf maximal zwei verschiedene Satellitenpositionen. Features, die selbst Sat-Receiver der untersten Preisklasse bieten, sind bei dem Pace nicht vorhanden. Das ist insbesondere deswegen schade, weil die Ergonomie der Fernbedienung und der On Screen-Menüs prinzipiell einen guten Komfort bieten. Ob die Receiver von Humax und Philips hier mehr bieten können, muss sich allerdings noch zeigen.

Preis-/Leistung:
Pro:
  • Sehr gutes Bild

  • Sehr gute Empfangseigenschaften

  • Ansprechendes Geräte-Design

Contra:
  • HDMI-Kompatibilitäts-Probleme mit verschiedenen Displays und AV-Receivern

  • Lange Ein- und Umschaltzeiten

  • Keine frei wählbaren Programmlisten

  • Keine dauerhafte Sendernamenanzeige

  • Maximal zwei Satelliten ansteuerbar, keine Rotor-Steuerung

  • Kein Löschen von Programmen möglich

  • Kein koaxialer Digitalausgang

  • Dauerhafte LNB-Spannungsversorgung selbst bei ausgeschaltetem Receiver