AREA DVD-Test: HDTV-Sat-Receiver Pace DS810 KP für Premiere HD (1/2)

19.01.2006 Test: Karsten Serck

Das Gerät

Der Pace DS810 KP ist der erste in Deutschland erhältliche Sat-Receiver, mit dem sich das HDTV-Angebot von Premiere HD empfangen lässt. Derzeit ist der Receiver nur in geringen Stückzahlen erhältlich und wird bestehenden Premiere-Abonnenten zu einem Preis ab 149 EUR zum Kauf angeboten. Ohne Abo soll der Receiver im Handel rund 400 EUR kosten.

Der Pace-Receiver beherrscht nicht nur den Empfang von Digital-Programmen, die in MPEG2 komprimiert sind, sondern ebenso den neuen MPEG4/H.264-Codec, der auch als Standard bei der HD-DVD und der Blu-ray Disc zum Einsatz kommt. Die Lieferschwierigkeiten der HDTV-Receiver sind vor allem darauf zurückzuführen, dass es bislang nur wenig Chip-Produzenten gibt, die in größeren Stückzahlen Decoder-Chips für MPEG4 liefern können und die Receiver obendrein auch noch den neuen Modulations-Standard DVB-S2 unterstützen müssen. Im Pace DS810 KP kommt ein Decoder-Chipsatz von Broadcom zum Einsatz.

Pace ist zwar einer der größten europäischen Produzenten von Satellitenreceivern in Europa, doch in Deutschland als Marke relativ unbekannt. Dies hängt damit zusammen, dass sich Pace aus dem typischen Endverbrauchergeschäft zurückgezogen und inzwischen darauf spezialisiert hat, für Pay TV-Anbieter maßgeschneiderte Receiver-Lösungen zu entwickeln. So produziert Pace z.B. für den britischen Pay TV-Anbieter BSkyB die Sky-Digibox. In Deutschland ist Pace erst seit kurzem wieder mit Receivern für Premiere oder Kabel Deutschland als Marke prominent vertreten.

 

Anschlüsse

Der Pace DS810 KP verfügt für die HDTV-Bildausgabe über eine HDMI-Schnittstelle und einen YUV-Ausgang. Ein kurzes HDMI-Kabel befindet sich im Lieferumfang. Über die SCART-Buchse kann das Bild wahlweise in RGB und Composite Video ausgegeben werden. Dies geht auch parallel zur HDTV-Bildausgabe. Für die RGB-Ausgabe muss der Komponenteneingang allerdings deaktiviert werden. Ein S-Video-Ausgang ist nicht vorhanden. Ebenso fehlt zusätzlich zum optischen Digitalausgang ein zusätzlicher koaxialer Digitalausgang.

Das Nagravision-Verschlüsselungssystem ist in den Receiver integriert. Der Pace kann über seinen Kartenleser nicht nur die Premiere-Karte aufnehmen, sondern verfügt darüber hinaus über einen CI-Slot, der CA-Module für andere Verschlüsselungssysteme aufnehmen kann. Außerdem verfügt der Receiver über eine Telephon-Buchse und eine USB 2.0-Schnittstelle für die es aber derzeit keinen Verwendungszweck gibt.

Der Receiver verfügt jeweils über einen Sat-Ein- und Ausgang, so dass sich das Sat-Signal auch zu einem weiteren Sat-Receiver durchschleifen lässt. Möchte man den Pace hinter einen anderen Sat-Receiver mit Durchschleif-Funktion schalten, ergibt sich indes ein Problem: Weil der Pace auch im Standby-Betrieb den angeschlossenen LNB noch mit Spannung versorgt und über keinen Netzschalter verfügt, muss der Netzstecker des Pace gezogen werden, damit der andere Receiver Programme empfangen kann. Dieses Problem soll mit dem ersten Software-Update im Februar behoben werden.

Anschlüsse im Überblick

  • 1 x HDMI
  • 1 x YUV
  • 2 x SCART (RGB, Composite Video)
  • 1 x Digital Out (optisch)
  • 1 x Stereo
  • 1 x SAT Ein- und Ausgang
  • 1 x Telefon
  • 1 x USB 2.0
  • 1 x CI-Slot für alternative Verschlüsselungssysteme

Die Programme von Premiere HD

Premiere HD ist am 3. Dezember 2005 mit drei Programmen gestartet. Zum Zeitpunkt des Tests befand sich das Angebot noch in einem "Feldtest" mit einem sich wiederholenden Programm-Mix auf den drei Kanälen. 

"HD Sport" zeigt Sportübertragungen in HDTV. Der Schwerpunkt liegt derzeit vor allem auf Fußball. "HD Film" zeigt Spielfilme und später auch TV-Serien in HDTV. Große Blockbuster sind dort bislang noch nicht groß vertreten. Zu den bekanntesten Filmen gehören z.B. "Underworld", "Open Range" und "Out of Time". Auffällig ist der derzeit hohe Anteil an deutschen Produktionen in HDTV. Dazu gehören z.B. "Der Bergkristall" und "Der Wixxer".

"Discovery HD" ist eine eingedeutschte HDTV-Version des amerikanischen Discovery Channels, der bereits seit langer Zeit in der PAL-Version von Premiere vermarktet wird. Der amerikanische Sender hat in den letzten Jahren ein großes Archiv an Dokumentationen in HDTV aus zahlreichen Wissensgebieten der Naturwissenschaft und Technik aufgebaut, aus dem das Programmangebot von "Discovery HD" gespeist wird.

Alle drei Programme werden in 1080i mit 50 Hz ausgestrahlt. Als Tonformat steht häufig Dolby Digital 5.1 zur Verfügung. Neben der deutschen Synchronfassung in Dolby Digital 5.1 werden die meisten Filme parallel dazu in der Originalfassung gezeigt, die sich über die Options-Taste des Receivers anwählen lässt. Die Originalfassung gibt es allerdings nicht in Dolby Digital 5.1, sondern nur als Stereo-Signal, welches sich aber im Zusammenspiel mit einem Dolby Pro Logic-Decorder auch mit Raumklang wiedergeben lässt. 

Dolby Digital 5.1 wird auch für "Discovery HD" eingesetzt. Die Dokumentationen auf diesem Sender wurden für den deutschen Sprachraum überarbeitet und bieten neben einem deutschen Sprecher-Ton auch deutschsprachige Texteinblendungen. Die englische Originalfassung der Discovery Channel-Dokumentationen steht nicht als Ton-Option zur Auswahl. 

Auch HD Sport wird teilweise mit Dolby Digital 5.1-Ton ausgestrahlt, sofern der jeweilige Broadcaster ein 5.1-Signal zur Verfügung stellt. Während bei HD Sport und Discovery HD Senderlogos angezeigt werden, werden die Filme auf HD Film ohne Senderlogo ausgestrahlt.

Die Kosten von Premiere HD

Premiere vermarktet Premiere HD nicht als Einzel-Angebot parallel zu den bereits vorhandenen Premiere-Paketen. Die drei HDTV-Sender sind ausschließlich als Zusatz-Abo in Verbindung mit den entsprechenden Premiere Standardabonnements oder deren Kombinationen erhältlich. (Einzelpreise/Monat: Premiere Film 24,90 EUR, Premiere Sport oder Premiere Thema 19,90 EUR).

Abonnenten von PREMIERE FILM können beispielsweise PREMIERE HD FILM abonnieren. Wer PREMIERE FILM und PREMIERE THEMA abonniert hat, kann dazu im Paket PREMIERE HD FILM und PREMIERE HD THEMA abonnieren. Das HD-Einzelabo kostet zusätzlich zum jeweiligen Standardabonnement 14,90 Euro. Die Kombination aus zwei HD-Abonnements kostet ebenfalls 14,90 Euro. 

Alle drei Abonnements gibt es in Verbindung mit PREMIERE KOMPLETT (44,90 EUR/Monat) im Paket zum Preis von 12 Euro. Selbst wer nur ein einziges der HDTV-Programme sehen möchte, zahlt dafür also monatlich mindestens 34,80 EUR.

 

Voraussetzungen für den Empfang

Premiere HD ist derzeit ausschließlich via Satellit (Astra 19.2° Ost) zu empfangen. Das neue Modulationsverfahren DVB-S2 setzt lediglich einen dafür geeigneten Receiver wie den Pace DS810 KP voraus. Veränderungen an der Sat-Anlage sind nicht erforderlich. Es können vorhandene LNBs und Multischalter verwendet werden. Die Kabel-Einspeisung von Premiere HD in die meisten Kabelnetze ist bis zur Fußball-WM 2006 geplant. Bis dahin soll es auch HDTV-Kabelreceiver geben.

Der Pace DS810 KP gibt die Bilder in HDTV wahlweise über einen YUV-Komponentenausgang oder eine HDMI-Schnittstelle aus. Um alle Sender sehen zu können, ist unbedingt ein Display/Projektor erforderlich, der die "HD ready"-Kriterien erfüllt. Dies hängt insbesondere mit dem Kopierschutz HDCP zusammen, der auf der HDMI-Schnittstelle aktiviert wird. Ohne HDMI-Schnittstelle oder DVI-Eingang mit HDCP-Unterstützung bleibt der Bildschirm bei Spielfilmen dunkel. Premiere kann via Satellit dem Sat-Receiver Anweisung erteilen, ob der HDCP-Kopierschutz aktiviert werden soll. In diesem Fall erfolgt eine HDTV-Bildausgabe nur noch über den HDMI-Ausgang und der Komponentenausgang wird deaktiviert. Nach dem ersten Software-Update soll der YUV-Ausgang bei aktiviertem HDCP zumindest ein auf 576p herunterskaliertes Bild anzeigen.

Premiere strahlt derzeit nur den Filmkanal "Premiere HD Film" mit HDCP-Verschlüsselung über Satellit aus. Der Sportkanal "Premiere HD Sport" und der Doku-Kanal "Premiere HD Thema" werden bislang noch nicht mit HDCP verschlüsselt. Damit lassen sich die beiden Programme auch über DVI ohne HDCP oder YUV-Eingänge in HDTV darstellen. Premiere will nach eigenen Angaben die HDCP-Verschlüsselung nur dann einsetzen, wenn dies nicht anders möglich ist. Obligatorisch ist HDCP nach Aussage von Premiere  aufgrund der Vorgaben der Hollywood-Studios bislang nur bei dem Filmkanal "Premiere HD Film".

Die HDMI-Verbindung bereitet mit den ersten Geräten des Pace DS810 KP noch teilweise Probleme. Der Receiver gibt über HDMI mit aktiviertem HDCP erst dann ein Bild aus, wenn er vom angeschlossenen Display eine Rückmeldung erhalten hat, dass dieses ebenfalls die HDCP-Verschlüsselung unterstützt. Bei verschiedenen Displays klappt dieser "Handshake" nicht richtig, weswegen das Bild dann dunkel bleibt oder gestört wird. Dieses Problem tritt sehr häufig auch auf, wenn als Schaltzentrale ein AV-Receiver mit HDMI-Anschlüssen genutzt wird. Zur Lösung des Problems hat Pace bereits ein Firmware-Update angekündigt, welches, sobald es verfügbar ist, über die OTA-Funktion direkt via Satellit eingespielt werden kann. Bis dahin sollte - sofern möglich - vor dem Kauf überprüft werden, ob der Pace-Receiver mit der Bildwiedergabekette einwandfrei zusammen arbeitet. 

Premiere betrachtet die auftretenden Schwierigkeiten mit HDCP als ein Problem der gesamten Unterhaltungselektronikindustrie, das Pace allein auch nicht lösen kann. Hierzu sollten sich alle Marktpartner (Hersteller) verständigen und eine gemeinsame Lösung erarbeiten.