HD-DVD-Special: HD-DVD-Player Toshiba HD-XA1 im HDTV-Check (1/2)

12.05.2006 Autor: Karsten Serck

Einleitung

Seit Ende März in Japan und Mitte April in den USA verkauft Toshiba die ersten HD-DVD-Player. Der HD-A1 wird zu einem Preis von 499 Dollar in den USA angeboten, das größere Modell HD-XA1 kostet 799 Dollar. In Japan wird nur der HD-XA1 verkauft. Wir hatten die Möglichkeit, das einzige Exemplar des HD-XA1, welches bei Toshiba Deutschland verfügbar ist, für einen halben Tag unter die Lupe zu nehmen.

Bei diesem Preview war es uns wichtig, die ersten praktischen Eindrücke auch mit richtigen HD-DVDs aus dem Handel und nicht nur Demos zu sammeln. Wir haben daher als Demo-Material zusätzlich noch "The Last Samurai" von Warner und den bereits älteren "Apollo 13" von Universal als HD-DVD aus den USA einfliegen lassen.

In Europa wird es die ersten HD-DVD-Player laut Toshiba voraussichtlich gegen Ende des Jahres geben. Dabei handelt es sich aber nicht um die in Japan und den USA verkauften Modelle, sondern um komplette Neuentwicklungen. Diese werden voraussichtlich auf der IFA 2006 in Berlin vorgestellt werden und vor Weihnachten in den Handel kommen. Es soll auch zwei verschiedene Modelle geben, die wahrscheinlich auch nicht zeitgleich angeboten werden. Einer der beiden HD-DVD-Player soll ein Premium-Modell werden, beide Player werden auch nicht zu den Kampfpreisen angeboten, die Toshiba derzeit in den USA hat, sondern teurer werden. Denn die beiden HD-DVD-Player werden in den USA zu einem Preis verkauft, der nicht einmal die Materialkosten deckt. Genaue Preisvorstellungen für die ersten europäischen HD-DVD-Player gibt es bislang aber noch nicht.

Das Gerät

Streng genommen ist der Toshiba HD-XA1 ein auf die HD-DVD-Wiedergabe zugeschnittener Multimedia-PC, was allerdings aufgrund des Gehäuse im Stile klassischer Unterhaltungselektronik für das Auge kaum auffällig wird. Bereits die Laufwerksklappe des HD-DVD-Laufwerks von NEC sieht aus, wie aus einem PC und auch die sonstige Hardware-Liste ist für klassische Unterhaltungselektronik doch eher ungewöhnlich. Kernstück des Players ist eine Intel Dual Core-CPU mit 2.5 GHz Taktfrequenz. Außerdem ist der Player mit 1 GB RAM sowie 256 MB nichtflüchtigem Speicher ausgestattet. 

Leider erinnern aber auch die Ladezeiten an einen PC: Nach dem Einschalten benötigt der Player zunächst erst einmal eine halbe Minute, bis er bereit ist, eine HD-DVD entgegenzunehmen und auch das Einlesen dauert mit rund 20 Sekunden recht lange, weil das Laufwerk zunächst einmal erkennen muss, ob es sich um eine HD-DVD, eine DVD oder CD handelt, um entsprechend die Wiedergabe zu starten. Dabei ist der Toshiba-Player deutlich leiser als ein PC, aber auch lauter als ein normaler DVD-Player, weil dauerhaft ein Lüfter aktiv ist, dessen Geräusch zwar noch recht dezent ist, in leisen Film-Szenen aber doch schon hörbar wird. 

An der Frontseite befinden sich unter der motorgesteuerten Klappe zwei USB-Schnittstellen. Diese können zukünftig bei entsprechend ausgestatteten HD-DVDs dafür genutzt werden, via Joystick interaktive Spiele zu nutzen. Sie sind nebenbei aber auch dazu geeignet, um z.B. Firmware-Updates einzuspielen.

HDTV-Bilder können über die HDMI-Schnittstelle oder den YUV-Ausgang angezeigt werden, sofern dieser nicht aufgrund der Vorgaben der Hollywood-Studios das Bild herunterrechnet (siehe unten). Zusätzlich gibt es in normaler NTSC-Auflösung auch Bilder über den Composite Video- und S-Video-Ausgang. Für den Digital-Ton ist ein optischer und ein koaxialer Digitalausgang vorhanden. Über den Netzwerkanschluss kann der Player auf zusätzliche Features im Internet zugreifen, was von den bisherigen Discs aber noch nicht unterstützt wird.

Anschlüsse im Überblick
  • 1 x HDMI
  • 1 x YUV
  • 1 x S-Video
  • 1 x Composite Video
  • 1 x Digital Out (optisch)
  • 1 x Digital Out (koaxial)
  • 1 x 5.1-Output (analog)
  • 1 x Stereo
  • 2 x USB 2.0 (Front)
  • 1 x Netzwerk

Regional-Code bei HD-DVDs

Die in den USA und Japan verkauften HD-DVD-Player und HD-DVDs sind mit keinem Regional-Code-System ausgestattet. Dies bedeutet, dass die Filme auf Playern in beiden Ländern abgespielt werden können. Die großen Hollywood-Studios haben bei ihren HD-DVDs auf die Regional-Codes verzichtet, was eindeutig zu begrüßen ist, da so der Film-Fan die Freiheit hat, sich Filme aus aller Welt zu kaufen. Code 2-DVDs kann der HX-XA1 aber dennoch nicht abspielen, da für DVDs der Regionalcode weiterhin gilt. Das US-Gerät war auch nicht in der Lage, regionalcodefreie PAL-DVDs abzuspielen.

Die europäischen DVD-Anbieter haben nach Angaben von Toshiba aber weiterhin Interesse an einem Regionalcode-System für HD-DVDs. Der Druck kommt vor allem aus England und Frankreich, denn während im Synchro-verwöhnten Deutschland die fehlende deutsche Sprache auf den US-HD-DVDs die Anzahl der Importe aus den USA in Grenzen hält, ist in diesen Ländern die meist frühere Verfügbarkeit der Filme interessant, da die Filme aus den USA nicht nur eine englische sondern häufig auch eine französische Tonspur bieten. So könnte es letztendlich doch passieren, dass wieder künstliche, verbraucherfeindliche Barrieren zwischen Europa und den USA hochgezogen werden. Allerdings: Wenn bislang weder die Player noch die Discs aus den USA über einen Regionalcode verfügen, so liegt die Vermutung nahe, dass die bislang verkauften Filme auch auf europäischen Playern abgespielt werden können und auch die regionalcodefreien Discs auf einem europäischen Player laufen, sofern nicht doch bereits eine Hintertür existiert, die dies verhindert. Offen ist auch noch, ob die Filme für Europa wie auf den US-Discs im Format 1080p 24 (1920 x 1080 Pixel mit 24 Vollbildern) auf den HD-DVDs abgespeichert werden oder ähnlich wie bei PAL-DVDs die Filme auf 25 Frames beschleunigt werden, da sich 25 Frames durch Bildverdopplung einfacher auf die bislang in Europa übliche 50 Hz-Wechselfrequenz bringen lassen. Ein wirklich zwingender Grund besteht hierfür aber nicht, da die in Europa verkauften HD ready-Geräte ohnehin 60 Hz-Signale wiedergeben müssen und 24p für die Zukunft interessant werden könnte, wenn Displays verfügbar sein werden, die HDTV in 1080p mit 24 Bildern wiedergeben können. 

Laut Toshiba soll sich der Regionalcode in die Europa-Player auch nachträglich via Firmware integrieren lassen, selbst dann, wenn die ersten europäischen Player zunächst über kein Regionalcode-System verfügen sollten.

 

Die Bildqualität

Die erste Generation der HD-DVD-Player gibt das HDTV-Bild in 1080i aus. Optional ist auch eine 720p-Darstellung möglich. Spätere Generationen sollen auch eine 1080p-Bildausgabe im Vollbild-Format ermöglichen, in dem die Bilder auf den HD-DVDs gespeichert sind.

Die von Toshiba mitgebrachte HD-DVD Demo-Disc enthielt mehrere Trailer verhältnismäßig neuer Kinofilme. Es handelte sich dabei um US-Trailer. Eine deutsche Demo-HD-DVD mit Trailern gibt es bislang noch nicht. Dafür konnten wir aber einen Blick auf das in HDTV gedrehte Making of zu Seals "One Night to Remember" werfen, das zwar nicht im Handel erhältlich ist, aber schon auf einer komplett in Deutsch bedruckten HD-DVD vorlag. Die Bildqualität war wegen vieler verschiedener Kameratypen nicht immer optimal, bot aber in vielen Szenen doch eine hohe Schärfe.

Die Clips auf der Trailer-HD-DVD waren in MPEG4-AVC mit einer Bitrate von rund 12 Mbps komprimiert. Hingegen war auf den beiden aus den USA importierten HD-DVDs das Bildmaterial in Microsofts VC-9 komprimiert, der standardisierten Variante von Windows Media 9. Microsoft hat sowohl mit Warner als auch Universal eine Vereinbarung über die Verwendung von VC-1 abgeschlossen, die dem bislang vornehmlich aus der PC-Welt bekannten Codec bereits von Anfang an eine hohe Bedeutung einräumt. Tontechnisch bieten die HD-DVDs bislang nur Dolby Digital Plus, während die besseren, weil verlustfrei komprimierenden Codecs True HD von Dolby und DTS HD noch nicht auf den HD-DVDs eingesetzt werden. True HD ist bei HD-DVD auch nur in der Stereo-Version ein vorgeschriebener Standard und DTS HD nur ein optionaler Standard, der in Ergänzung zu Dolby Digital (Plus), DTS oder MPEG Audio eingesetzt werden kann.

Die Trailer auf der Demo-Disc boten eine unterschiedlich gute Bildqualität. Neben überwiegend sehr scharfem Video-Material z.B. von "Ein Duke kommt selten allein", "Corpse Bride" oder "Serenity" und auch "Batman Begins" konnten Sydney Pollacks etwas weichgezeichneter UN-Thriller "Die Dolmetscherin" und Peter Jacksons ebenfalls nicht optimal scharfer "King Kong" nicht so richtig begeistern. Die üppigste Farbenvielfalt bot der Trailer von "Charlie und die Schokoladenfabrik" mit einer Farbgebung im Bonbon-Look.

Die beiden eigens importierten HD-DVDs aus den USA wurden bewusst für den Test ausgewählt, um mit "The Last Samurai" sowohl die Qualität eines aktuellen Films, der bereits in der DVD-Version ein relativ gutes Bild bot, beurteilen zu können, als auch anhand von "Apollo 13" sehen zu können, inwieweit sich HD-DVD auch bei älteren Filmen lohnt.

"The Last Samurai" erschien auf dem 50 Zoll Plasma PDP-506XDE von Pioneer ein wenig dunkel, bot aber ein überwiegend sehr scharfes Bild in warmen Farbtönen. Die Qualität variierte etwas, war aber gerade in Nahaufnahmen überwiegend gut. Die richtige Überraschung bot aber "Apollo 13". Obwohl der Film bereits von 1995 stammt, bietet er ein sensationell gutes Bild. Während die ebenfalls schon sehr früh von Unversal 1998 veröffentlichte US-DVD-Version nur ein mäßig scharfes, unruhiges und stark grieselndes Bild bot, wirkt die HD-DVD wie aus dem Ei gepellt. Rauschen ist kaum mehr zu sehen und bis auf einige mit nebligem Filter verfremdete Szenen bietet die HD-DVD ein extrem detailscharfes Bild. Die vielen technischen Instrumente an Bord von Apollo sind klar und deutlich ablesbar. Zudem bietet die DVD einen sehr hohen Kontrast und extrem kräftigte Farben, die noch etwas üppiger als seinerzeit auf der DVD erscheinen.

Beiden HD-DVDs gemeinsam war ein sehr sauberes Bild, das nahezu absolut unverfälscht erschien. Die Kompression produzierte keinerlei Artefakte. Während DVDs vielfach durch Rauschfilter "verschlimmbessert" werden, zeigten die HD-DVDs keinerlei Spuren einer bildverschlechternden Nachbearbeitung. Im Gegenteil: Die natürliche Körnigkeit des Filmmaterials wird überhaupt erst wieder sichtbar. Es bleibt zu hoffen, dass dies nicht nur bei den ersten sorgfältig produzierten HD-DVDs der Fall sein wird, sondern noch in einigen Jahren dieser hohe Qualitätsstandard gehalten wird und nicht - ähnlich wie bei den DVDs - zu beobachten ist, dass sich die Qualität der Filme auf DVD immer weiter verschlechtert. So hat z.B. gerade Sony, die in den ersten Jahren den Ruf hatten, recht gute Qualität zu produzieren, in den letzten zwei Jahren so einige DVDs veröffentlicht, deren Qualität nicht wesentlich besser als die einer SVCD erscheint. Allerdings wird Sony als das große Hollywood-Studio hinter der Blu-ray Disc ohnehin wohl kaum einen Film im HD-DVD-Format veröffentlichen.

"Apollo 13" demonstrierte sehr deutlich, dass die hohe HDTV-Auflösung nicht nur bei neuen Filmen Vorteile bringen kann - sofern der Anbieter Kosten und Mühen in eine neue HD-Abtastung investiert. Sicherlich wird nicht jeder ältere Film unbedingt diese hohe Qualität bieten, aber das gilt auch für neuere Filme, zwischen denen es auch in HDTV immer noch sichtbare Unterschiede gibt. Hier spielt auch immer die "künstlerische Intention" des Regisseurs eine Rolle. So bietet z.B. Steven Spielbergs "Terminal" auch in HDTV ein sehr weiches Bild, obwohl der Film aus dem Jahre 2004 stammt. Und gerade Farben und Kontrast werden bei fast allen neueren Filmen optisch verfremdet, seitdem in Hollywood das "Digital Grading" Mode geworden ist. Solche teilweise sehr gewöhnungsbedürftigen Verfremdungen des Bildes werden natürlich auch in HDTV weiterhin zu sehen sein.

Im Vergleich zu vielen HDTV-Übertragungen via Satellit wirkt das Bild der getesteten HD-DVDs noch eine Spur ruhiger und sauberer komprimiert. Da für HD-DVDs das Encoding nicht in Realtime erfolgen muss, sondern auch in mehreren Schritten optimiert werden kann, lässt sich die Kompression auf diesem Wege noch etwas verbessern.

Sehr angetan waren wir auch von der Skalierungsqualität der Elektronik des HD-XA1, die DVDs (in diesem Fall nur NTSC-Material) auf 1080i hochskaliert. Die US-DVD von "Star Wars - Epidode IV" gewann dadurch sichtbar an Detailschärfe. Unterschiede zu echtem HDTV-Material sind natürlich immer noch zu erkennen, doch zumindest DVDs von guter Qualität werden noch einmal recht gut aufpoliert, so dass nicht unbedingt jeder ältere Film noch einmal neu auf HD-DVD erworben werben muss.

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