Test: Sherwood P-965/A-965 - Was kann die 7.1 Vor-End-Kombi für 3500 Euro ? (1/5)
29.11.2005 (lm)
Einführung
Testpremiere bei AREA DVD: zum Ersten Mal seit fast 3 Jahren stellt
sich ein Sherwood Produkt unserem hartem Test-Parcours, wobei es streng
genommen sogar gleich 2 Geräte sind, um die es sich in diesem Bericht handelt.
Doch bevor wir uns der Technik widmen, noch ein paar Worte zum Hersteller: War
Sherwood vor mehreren Jahren hauptsächlich mit preislich eher günstigen Artikeln
in den Elektronikläden vertreten, so verschwanden die Produkte in den letzten
Jahren völlig aus den Regalen bzw. Paletten, so dass die Marke momentan eher
wenig bekannt ist. Durch einen neuen Vertrieb kommt die Marke Sherwood nun zwar
wieder zurück auf den europäischen Markt, jedoch mit einer vollkommenen
Neuorientierung der Produkt- und Verkaufsphilosophie: Wurde früher ein möglichst
günstiger Preis fokussiert, strebt Sherwood nun mit seinen aktuellen
Produkten ausschließlich eine Zusammenarbeit mit dem Fachhandel an und erhebt
gleichzeitig in technischer bzw. klanglicher Hinsicht einen Premium-Anspruch. Die Weichen
für eine erfolgreiche Unternehmung dafür sind gestellt, denn der Mutterkonzern
„Inkel“ betreibt die weltweit wichtigsten und größten Produktionsanlagen für
Unterhaltungsgeräte und fertigt u.a. Surround-Receiver und DVD Player im
Auftrag vieler bekannter japanischer Firmen, darunter auch etliche High-End
Anbieter. So gesehen sind die Chancen für Sherwood als direkte Vertriebsmarke
von Inkel sehr gut, preislich attraktive Produkte mit hochwertiger Technik zu
kombinieren.
Um dem gehobenen Anspruch von Sherwood Ausdruck zu
verleihen, haben wir uns entschlossen, Ihnen gleich beim ersten Test die
Sherwood Vor-/Endstufen Kombination vorzustellen. Diese Gerätekombi hat es in
sich und könnte das gesamte Marktsegment nachhaltig erschüttern: Lediglich 3498
€ wechseln den Besitzer, was im Vergleich zu den üblichen Marktpreisen von
Konkurrenzprodukten (selbst unter Zugrundelegung der Straßenpreise) schlichtweg
als "Kracher" bezeichnet werden kann, besonders in Anbetracht der üppigen
Ausstattung.
So verfügt die 7.1 Vorstufe P-965 (Einzelpreis: 1599 €) unter anderem über alle aktuellen Tonformate inkl. ProLogic2x , eine Room2 Funktion, eine automatische Einmessung, eine große Anschlussvielfalt, eine LCD Fernbedienung, einen Tuner und sogar eine USB-Buchse (die sich nur selten, z.B. beim Pioneer VSA-AX10Ai-S, findet)
Doch damit nicht genug – auch die Endstufe kann sich in
Anbetracht eines Preises von 1899 € äußerst gut präsentieren. Für diesen
Betrag erhält der Käufer in einem stattlichen 32 kg Gehäuse ganze 7 kraftvolle
Endstufen, die laut Hersteller selbst bei gleichzeitiger Vollauslastung bei 4
Ohm noch bis zu 150 Watt pro Kanal an die Lautsprecher liefern.
Sie sehen: sowohl die Vor- als auch die Endstufe definieren,
(zumindest auf dem Papier) ein neues Preis-/Leistungsverhältnis in der Vor-/Endstufenkategorie,
denn keines der bislang getesteten, vergleichbaren Produkte kann hier
mithalten. Beispielsweise die 6-Kanal Vincent Vor-/Endstufenkombination
SAV-C2/SAV-P200:
diese kostet 4350 € und bietet bei weitem nicht diese Ausstattung. Eine
Preisklasse höher (6500 €) befindet sich die Rotel Vor-/Endstufenkombination RSP-1098/RMB-1095,
die zwar mit eingebauten TFT Display aufwarten kann, aber in den anderen
Disziplinen (u.a. nur 5 Endstufen) ebenfalls nicht das deutlich günstigere
Sherwood-Duo klar distanzieren kann. Und sogar unsere Masterpiece Audionet
MapV2 Vor-/Endstufenkombi für 17.000 Euro muss im Ausstattungsvergleich hinten
anstehen !
Wir möchten mit diesem Test aber nicht nur Vergleiche mit
anderen Vor- / Endstufenkombinationen machen, denn durch den günstigen Preis
empfiehlt sich die Sherwood Kombi auch als Alternative für Käufer, die bislang
im 3500 €-AV-Boliden Segment auf Gerätesuche gegangen sind. Es wird
interessant sein, zu sehen, wie sich die konzeptionell so unterschiedlichen
Geräte klanglich vergleichen lassen, denn nach wie vor gelten moderne
AV-Boliden als wahre Ausstattungswunder, so dass die Sherwood Kombi auf
klanglicher Ebene gefordert ist, um die bei AV-Boliden üblichen Features wie
HDMI Ports oder extrem aufwendige Einmessverfahren, auszugleichen.
Ganz konkret nehmen wir als Messlatte sowohl den topaktuellen Marantz SR-9600 als Vertreter der 3500 €-AV-Boliden, aber auch als direkte Vor-/Endstufen Konkurrenten die entsprechenden Kombis von Rotel und Vincent, die wir alle zusammen in unserem Test-Studio versammelt haben, um möglichst aussagekräftig sagen zu können, wo wir das Sherwood Duo einordnen würden. Doch damit nicht genug – es gibt unter unseren Lesern eine Vielzahl an Interessenten, die eventuell nur eine Vor- oder Endstufe benötigen. Aus diesem Grund werden wir ebenfalls in unserem Test die Qualitäten der jeweiligen Einzelbausteine betrachten, auch in Hinblick auf Benutzer von aktiven Lautsprechern, die dann selbstverständlich gerne wissen möchten, wie hoch die klanglichen Fähigkeiten der Vorstufe alleine einzuschätzen sind.
Verarbeitung
Was uns an der titanfarbenen Gehäuseausführung besonders gefallen hat, ist
der recht dunkle Farbton im Vergleich zu den titanfarbenen Yamaha Geräten.
Dadurch wird sowohl die Kombination mit silbernen – aber auch schwarzen Geräten
ermöglicht. Der satte Farbton sorgt zusammen mit der leicht glänzenden
Oberfläche für eine sehr edle Erscheinung, so dass insbesondere die deutlich
teurere Rotel Vor-/Endstufenkombination RSP-1098/RMB-1095
trotz TFT-Display bei Weitem nicht so hochwertig wirkt.
Ebenfalls als vorteilhaft entpuppt sich das elegante Design, denn neben den
zwei Drehreglern und den mittig verlaufenden Tasten wurden alle weiteren
Bedienelemente hinter eine Frontklappe verbannt.
Diese Frontklappe begeistert nicht nur mit einer sehr
soliden Bauweise, sondern auch beim langsamen Heruntergleiten – die
Passgenauigkeit ist übrigens sehr gut, wobei anzumerken ist, dass aus optischen
Gründen ganz bewusst ein leichter Versatz zwischen Gehäuse und geschlossener
Frontklappe besteht. Sehr erfreut waren wir übrigens, zum ersten Mal (!) bei einer
Vorstufe einen Front-AV Eingang zu finden, der beim P-965 neben einem analogen
Audio- und Videoeingang auch einen optischen Digitalanschluss beinhaltet.
Oft sparen die Herstellern an diesen Punkten, doch nicht bei Sherwood: schön anzusehende Gerätefüße sorgen neben einem sicheren Stand auch für optische Aufwertung. Zum Vergleich: Weder die 3500 € teure Rotel-Vorstufe noch das 1350 €-Modell von Vincent wurden mit solchen Details bedacht und müssen mit kleinen Kunststofffüssen vorlieb nehmen
Erinnert an den Onkyo TX-NR5000E: Blau umleuchteter Knopf auf der Front des P-965. Doch während beim Onkyo jede einzelne Quelle (unter anderem) blau markiert werden kann, kommt diese Technik bei der Sherwood Vorstufe lediglich beim Stand-By Schalter zum Einsatz. Links daneben übrigens der „richtige“ Netzschalter. In fast identischer Form findet sich dieses Design auch bei der Endstufe.
Etwas lieblos wirkt hingegen die Gehäuseabdeckung aus lackiertem Blech, doch fairerweise muss gesagt werden, dass sich unverständlicherweise fast alle Geräte (auch in dieser Preisklasse) in dieser Kategorie nicht mit Ruhm bekleckern – ob nun der Blick zu Marantz, Rotel, oder Vincent geht, oft finden wir Gehäusedeckel vor, die in gleicher Ausführung auch zu normalen PC-Desktop Gehäusen passen würden. Einfach schade, dass die Gerätefronten immer aufwändiger werden, aber lediglich einzelne Produkte wie der Onkyo TX-NR5000E oder die Audionet-Produkte vormachen, dass ganzheitlich hochwertig aussehende Geräte realisierbar sind.
Bei der A-965 finden wir zwar auch keine groben Kritikpunkte, doch auch wenn Sherwood hier für 1799 € eine (fast) konkurrenzlos günstige 7 Kanal Endstufe anbietet, würden wir uns über noch etwas hochwertigere Lautsprecher-Terminals sehr freuen. Vom praktischen Aspekt gesehen ist die realisierte Lösung jedoch nicht verbesserungswürdig, denn es passen neben großen Kabelquerschnitten auch Bananenstecker in die Anschlüsse - und das ist ohnehin wichtiger, als die Tatsache, dass die Terminals keine neuen Bestwerte in Bezug auf eine möglichst leichtgängige Verschraubung erreichen. Erfreulich finden wir, dass daran gedacht wurde, die einzelnen Kanäle farblich zu unterscheiden.
Was den großen Controller betrifft, sind wir hinsichtlich der Qualität restlich begeistert. Noch nie haben wir bei einem 1600 Euro Gerät eine derart hochwertige Fernbedienung gesehen.
Das große LC-Display wird mit den nebenstehenden Tasten bedient, die übrigens ähnlich wie beim Controller des Onkyo TX-NR5000E aus hochglanzversiegeltem Kunststoff bestehen und deswegen beim Bedienen wesentlich mehr Spaß bereiten als die üblichen, aufgerauten, weichen Knöpfe der meisten anderen Controller. Für nächtliche Heimkino-Sessions lässt sich die komplette Fernbedienung (inkl. Navigationskreuz) auf Knopfdruck in grün hinterleuchten.
Fazit Verarbeitung:
+ Frontplatte inkl. Klappe sehr sauber verarbeitet
+ präzise Drehregler mit hoher Anfassqualität
+ elegantes Gerätedesign
+ hochwertige Gerätefüsse
+ Hauptfernbedienung wirkt ebenfalls sehr nobel
+ Anschlussbuchsen der Vorstufe anständig verarbeitet
- Gerätedisplay ist zwar nicht schlecht, könnte aber besser sein
- Gehäuseabdeckungen etwas lieblos gestaltet