TEST: Kenwood HD20GA7 MP3-Jukebox - Gelungene Premiere? (2/2)
Player-Setup und Bedienung

Übersichtlich gestaltet sind alle Menüs des Kenwood-Players, und auch die Bedienelemente erfreuen mit insgesamt problemloser Handhabung.

Unten im Display wird die Belegung der Navigationseinheit angezeigt. In der Mitte ist die "Pause"-Funktion, rechts kommt man zum Hauptmenü (mit dem Haus als "Home Menu" gekennzeichnet), unten ist das Spulen/der Titelsprung vorwärts und oben das Spulen/der Titelsprung rückwärts angeordnet. Wenn man einmal kurz drückt, wird der nächste Titel angespielt, drückt man fortwährend (mindestens für 1 Sekunde) auf den oberen oder unteren Teil der Navi-Einheit, wird vor- bzw. zurückgespult. Links vom Pause-Symbol ist noch ein Pfeil zu sehen: Wählt man diesen an, gerät man in die nächsthöhere Menüebene

Dies ist die in angenehmem, augenfreundlichen Blau hinterleuchtete Funktionseinheit. Rechts ist der Lautstärkeregler angeordnet. Die Bedienung dieser Einheit erfordert kurze Eingewöhnung, dann funktioniert alles problemlos - hat man einigermaßen geschickte Hände.  Absolut perfekt im Handling ist aber weder Kenwoods Lösung noch die von Apple beim aktuellen iPod der fünften Generation. Gut: Im Gegensatz zum iPod hat der Kenwood einen richtigen Aus-Schalter (links oben im Bild)

Dies ist das Hauptmenü für die Verwaltung der Musikdateien. Der gerade aktive Eintrag wird rot markiert, was für eine einwandfreie Übersichtlichkeit sorgt

Im Setup findet sich in übersichtlicher Art und Weise die Auswahl aller relevanten Grundeinstellungen

Auch das Anspielen der Titel ist möglich, wahlweise 10 oder 60 Sekunden lang

Qual der Wahl - oder doch nicht? Die fette Schrift ist besser lesbar. Übrigens sind auch - japanisch bennante "Themenanzeigen" (was die Screengestaltung betrifft) übers Setup aufrufbar: Wir wählten "Haku" (weißer Hintergrund). Es gibt noch "Boku" (Dunkelblau) und "Yami" (Schwarzer Hintergrund)

Die Themenanzeige "Boku" mit dunkelblauem Hintergrund und hellblauer Schrift

Über "System Info" erhält man alle Daten über HD-Kapazität und installierte Betriebssystem-Version sowie die Modellnummer

Klang

Akustisch kann sich der HD20GA7 sehr gut in Szene setzen - Kenwood hat sich nicht zu viel vorgenommen. Besonders überzeugt der Player, wenn man ihn mitnimmt und den Sound mittels der hervorragenden, mitgelieferten Ohrhörer auf sich wirken lässt. Während sich ansonsten bei MP3-Jukeboxen die Klanggüte der mitgelieferten, meist sehr billig produzierten Earphones in engen Grenzen hält, entfalten Kenwoods edel wirkende Exemplare ein klares, vielschichtiges Klangbild mit tadelloser Präzision im Hochtonbereich. Das erzeugte Raumgefühl ist verblüffend gut, ebenso weiß die tadellose Verständlichkeit der Stimmen zu gefallen, die überdies sauber von den Instrumenten getrennt werden. Mit diesen vorzüglichen Eigenschaften ist der Kenwood bestens gewappnet, um sowohl lateinamerikanische Musik (Buena Vista Social Club) oder kraftvolle Stücke von Anastacia ansprechend auszugestalten. Besonders für Techno-Freude von Interesse ist der eingebaute Equalizer, der sich manuell einstellen lässt und sich gerade bei verschiedenen Armin van Buuren-Trance-Mixes als gewinnbringend erwiesen hat. 

Praktisch: Manuell einstellbarer EQ, der jeweils drei Frequenzbänder im Hochton- und im Bass-Bereich bereithält

Ebenfalls abrufbar sind verschiedene, werksseitig von Kenwood voreingestellte Klang-Modi. Unter "Custom" findet sich dann der individuell justierbare Equalizer

Höreindrücke im einzelnen:

  1. Buena Vista Social Club, Chan Chan, De Camino A La Vereda: Gute Herausarbeitung der Gitarre, ordentliche Trennung von Instrumenten und Stimme, prima passt hier der "Jazz"-Modus bei den Soundfeldern, oder aber man legt selber Hand und "frischt" den Hochtonbereich durch eine gezielte, aber nicht übertriebene Anhebung noch etwas auf (+ 2 bei den drei Frequenzbändern). Wer es voluminöser mag, kann auch das 90- und 180 Hz-Frequenzband im Bassbereich auf + 2 einstellen. 

  2. Anastacia, Freak of Nature, Paid my Dues:  Gut passt hier der "Pop"-Modus, der für ein kräftiges Klangbild im Hoch- und im Mitteltonbereich sorgt. Diese Betriebsart ist nicht eben basskräftig  -d er Bass jedoch ist ein kleines Problem bei Wiedergabe über die Ohrhörer, da er in diesem Lied nicht einfach wiederzugeben ist, muss man entweder mit einer bassschwachen Wiedergabe leben oder aber mit einem hörbaren Dröhnen klar kommen (wenn man z.B. den "Dance"-Modus wählt) - grundsätzlich sind auch hochwertige Ohrhörer nicht für eine fetzige Basswiedergabe gerüstet. Bei "Paid My Dues" gelingt im "Dance" EQ-Modus die Wiedergabe mit etwas stärkerem Bass ohne irgendwelche Störungen. Sehr frisch und lebendig klingt Anastacias Stimme. 

  3. Seal, Love' Devine, My Vision: Gut kommen Donner und Regen gleich zu Beginn des Lieds heraus, auch die Stimme des Sängers ertönt erstaunlich klar. Technikbedingt fehlt es im unteren Mitteltonbereich etwas an Volumen. Schön deutlich wird auch das Piano im Zusammenspiel mit der Stimme präsentiert. Der Hochtonbereich des Kenwood Players ist wirklich von beachtlicher Qualität. Dies beweist auch der Anfang von "My Vision", der zudem durch den erstaunlich detaillierten Aufbau begeistert. bei den Seal-Stücken klang der HD20GA7 besonders gut, auch in neutraler EQ-Einstellung. 

  4. Ricky Martin, Private Emotion: Wieder prima Klang des Pianos und guter Aufbau, Stimm- und Instrumentaltrennung sind gut und sorgen für eine tadellose Verständlichkeit der Stimme, ohne dass die Instrumente untergehen. Im oberen Hochtonbereich ist der Sound etwas spitz, was zur Bildung von vokalen Zischlauten und zu einer leichten Übersteuerung der Instrumente führt. Das heißt es: Etwas zurückhaltender operieren im Hochtonbereich.

  5. Armin van Buuren, A State of Trance 181 (Top 20 Tunes of 2004): Hier geht es mit extrem schnellen, effektorientierten Beats zur Sache, was eine gefühlvolle Justage des HD20GA7 nötig macht, ansonsten bestimmen Dröhnen und Verzerrungen das Klangbild. Wer laut hören möchte, sollte die Finger vom Bassregler lassen, hat dafür aber dann kein trance-typisch kraftvolles Klangbild. Wer lieber Lautstärke opfert, aber Volumen gewinnen möchte, kann zur "Bass 2"-Einstellung greifen, wobei diese wirklich nur bei geringerem Pegel gehört werden kann. Der beste Kompromiss ist die "Dance"-Betriebsart, die erstaunlich viel Spaß bringt - wer es nicht hoffnungslos mit dem Pegel übertreibt, hat hier seinen Favoriten gefunden. Der HD20GA7 versteht es sogar gut, ein gewisses Maß an Bühne und Räumlichkeit zu vermitteln. 

Vorteil iPod (unten). Bequemer Anschluss und Steuerungsmöglichkeit durch Fremdkomponenten sind durch den Systemanschluss möglich

Schließt man den HD20GA7 an den AV-Receiver an, entsteht ebenfalls ein guter akustischer Eindruck, es zeigen sich tatsächliche Vorteile des überzeugenden Kenwood EQs - hier kann man das in verschiedenen Modi gebotene Bass-Plus prima nutzen (bitte dann nichts mehr an den Reglern für Bass und Höhen beim AV-Receiver mehr verstellen, dann übersteuert alles!). Im direkten Vergleich hat der Apple iPod EQ (der oft eher verzerrend als akustisch gewinnbringend agiert) nicht allzu viele Chancen gegen den sehr sauber und passend abgestimmten Kenwood EQ. Beim iPod deaktiviert man den EQ am besten, möchte man über die AV-Anlage hören. Hier merkt man eindeutig, dass Kenwood aus dem Audiobereich kommt und daher dem iPod relativ deutlich "die Butter vom Brot nimmt". Der klare, frische Sound des Kenwood bleibt auch bei der Wiedergabe über hochwertige AV-Systeme (beteiligte Komponenten: Onkyo TX-NR5000E , Harman Kardon AVR-635, Nubert nuWave 125, CS-65 und AW-75,Teufel Theater 8) erhalten und sorgt für große Zufriedenheit. Man muss den Kenwood allerdings über dessen Kopfhörerausgang anschließen, weil 2 Dinge fehlen: Ein Line Out Anschluss und eine Systemschnittstelle, wie sie Apples iPod mitbringt. 

Der Ausgangspegel über den Kopfhörerausgang ist beim Kenwood eher gering, wenngleich nicht ganz so niedrig wie beim iPod, wo diese Anschlussvariante nur unzureichende akustische Ergebnisse ermöglicht, da hörbares Rauschen (was sich natürlich, so höher der Pegel ist, umso kräftiger in den Vordergrund schiebt) eine gelungene klangliche Darbietung im Keim erstickt. Da der HD20GA7 a) einen etwas höheren Ausgangspegel als der iPod mitbringt und b) erfreulicherweise kaum rauscht, ist hier eine deutlich bessere Qualität möglich, die praktisch der Güte ebenbürtig ist, die der iPod erreicht, wenn er mittels Systemschnittstelle in einem (leider herstellerspezifischen) Dock sitzt (z.B. bei Onkyo oder Harman) oder mittels eines - preisgünstigeren - Systemkabels (Denon und Pioneer) mit dem AV-Receiver verbunden ist. 

Fazit

Kenwoods Mission, einen besonders wohlklingenden MP3-Player zu bauen, ist tatsächlich gelungen: Der erstaunlich lebendige Klang, der feine Hochtonbereich und die straffe, sauber strukturierte, wenn auch nicht übertrieben nachdrückliche Basswiedergabe bringen das Punktekonto ins Plus. Der HD20GA7 kann sich im portablen Einsatz, wenn der mitgelieferte, sehr hochwertige Ohrhörer eingesetzt wird, erstaunlich gut in Szene setzen: So ein guter Sound für Unterwegs ist nicht leicht zu finden.  Schließt man den Kenwood über dessen Kopfhörerausgang an die AV-Anlage an, muss man mit dem niedrigen Ausgangspegel leben. Dadurch, dass der HD20GA7 kaum rauscht, ist die Soundqualität trotzdem prima. Besser wäre aber für die AV-Integration ein Systeminterface wie z.B. bei Apples iPod. Die hochwertige Verarbeitung und das scharf und gleichzeitig angenehm darstellende Gerätedisplay mit schicken Menüs setzen dafür wiederum Akzente. Prima gefallen haben uns auch die vielfältigen manuellen EQ-Einstellmöglichkeiten und die vorprogrammierten Klangfelder, die wirklich praxisgerecht abgestimmt und denen von Apples iPod hörbar überlegen sind. Nicht ganz so begeistert sind wir von der Datenaustausch-Software, die auf dem PC installiert werden muss, möchte man MP3-, WAV- oder WMA-Dateinen synchronisieren oder übertragen. Der Ausstattungsumfang der Kenwood Media Application ist bescheiden und lange nicht so reichhaltig wie bei iTunes, wo auch die PC-Benutzeroberfläche weitaus attraktiver gestaltet ist. Hier merkt man, dass Kenwood noch ein wenig die Erfahrung fehlt.

Kenwoods HD20GA7 brilliert mit klarem und kraftvollen Klang sowie mit ausgezeichneter Verarbeitung

MP-3-Jukeboxen
Test 20. November 2005
Preis-/Leistungsverhältnis
Pro:

+ Erstaunlich ausdrucksstarker Sound
+ Sehr guter EQ und tadellose Werks-Klangfelder
+ Gut gestaltete Player-Menüs
+ Augenfreundliches Display
+ Hochwertige Verarbeitung
+ Überdurchschnittlich guter mitgelieferter Kopfhörer

Contra:

- Mitgelieferte PC-Software mit wenig Ausstattungsumfang
- Keine Systemschnittstelle
- Kein Line-In und kein Line-Out

Technische Daten (Werksangaben):

  • Speicherkapazität des HD-Laufwerks: 20GB 
    Wiedergabe von MP3-Files, WMA-Dateien (inkl. DRM-geschützte Daten), Songs im WAV-Format 
    Kenwood-exklusiver “New Clear Digital”-Verstärker für Kopfhörerbetrieb 
    extrem leichtes Chassis mit spezieller Masseführung für optimale Klangqualität 
    Spielzeit bis zu 24 Std.* (MP3-Files mit 128 kBit/s, WMA-Files mit 64 kBit/s) 
    Multifunktionstaste & Schnellsuchtaste mit 2 Geschwindigkeiten 
    übersichtlich gestaltetes 2,2 inch Farbdisplay mit umschaltbarem Schriftstil 
    USB-Anschluss 2.0 für schnelle Datenübertragung (kompatibel auch mit USB 1.1) 
    Vorprogrammierte Soundeinstellungen (Loudness / Bass 1 / Bass 2 / Rock / Pop / Jazz / Dance / Custom / Voise / Noise Cut) 
    Wiedergabe aller Titel, Ordnerwiedergabe, Wiederholfunktionen und Zufallswiedergabe für Ordner oder alle Titel 
    Hochwertiger Kopfhörer für exzellente Musikwiedergabe 
    Wiederaufladbarer Lithium-Ionen-Akku 
    Einschlafautomatik & Alarm Timer 
    Kenwood Media PC Anwendersoftware im Lieferumfang 
    Sprachauswahl: Englisch, Japanisch, Französisch, Spanisch, Deutsch, Holländisch, Italienisch 
    Abmessungen (B x H x T): 61 x 104 x 17 mm; Gewicht: 140 g 

Test: Carsten Rampacher
20. November 2005

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