Exklusiv bei uns im Test: Kenwood KRF-X9090D (2/2)
Bedienung

Für die Preisklasse ist die Fernbedienung des KRF-X9090D prima gelungen. Zu loben wären das kleine LC-Display sowie das zentral angebrachte Navigationskreuz. Zu tadeln ist die fehlende Beleuchtungsmöglichkeit

Wir waren gespannt, denn nun setzt Kenwood beim 9090 auch erstmals auf ein automatisiertes Lautsprechersetup. Das Einmesssystem ist einfach gehalten, arbeitet dafür schnell und zuverlässig. Neben der verwendeten LS-Konfiguration (Anzahl und Größe der Lautsprecher) werden die Abstände der einzelnen Lautsprecher zur Hörposition ermittelt und deren Pegel aufeinander abgestimmt. Zusätzlich wird für jeden Active EQ-Modus die geeignetste Equalizer-Kurve eingestellt. Dazu wird pro Lautsprecher nur einmal ein Testton abgegeben (Rauschen). Die Lautstärke des Testtones (Low, Med, High) lässt sich im Setup einstellen. Das Ergebnis bedarf nur minimaler Korrekturen. Beim Auto Setup mit unserem Testsystem entsprach lediglich die Entfernung des Subwoofers nicht den realen Gegebenheiten; 9m im Vergleich zur tatsächlichen Entfernung von ca. 3m. Wer diese Parameter selbst einstellen oder nach eigenem Gusto optimieren möchte kann dies natürlich auch tun. Die Entfernung lässt sich sehr fein in 3cm Schritten einstellen und der Pegel kann pro Lautsprecher von -10dB bis +10dB gewählt werden. 

Weniger oft benötigte Bedienelemente befinden sich beim KRF-X9090D unter einer Klappe auf der Gerätefront. Löblicherweise ist auch unter der Klappe alles andere als pures Chaos angesagt, auch hier sind die Funktionstasten und Drehregler übersichtlich angeordnet, was für eine einfache Bedienung sorgt

Auch ansonsten überzeugt der Kenwood in der Bedienungswertung. So ist das Gerätedisplay lobend zu erwähnen, welches in fein auflösender Punktmatrixform vorliegt und in drei Stufen gedimmt werden kann. Die Fernbedienung des Kenwood ist ebenfalls mit der Note "gut" zu bewerten, denn das kleine LC-Display und das griffgünstig untergebrachte Navigationskreuz überzeugen. Nicht gefallen hat uns die fehlende Beleuchtungsmöglichkeit des IR-Controllers. Pluspunkte sammelt unser Testkandidat durch das Vorhandenseins eines Standby- und eines richtigen Netzschalters. Selbst im Standby-Betrieb fließt dank des energiesparenden Standby-Trafos übrigens kaum Strom. Was wir am 9090 vermissen, ist ein On Screen Display (OSD), mit Hilfe einer solchen grafischen Benutzeroberfläche ist es deutlich einfacher, das Basis-Setup zu erledigen.

Sehr gut lässt sich das Punktmatrixdisplay des 9090 ablesen

Der KRF-X9090D ist der erste Kenwood AV-Receiver mit Einmessautomatik

Kurzfazit:

Pro:

  • Sehr gutes Display

  • Gut funktionierendes Auto Setup für die Lautsprecher

  • Fernbedienung mit LC-Display und gut unterbrachter Navigationseinheit

  • Einfache Bedienung am Gerät selber

Contra:

  • Kein OSD

  • Fernbedienung ohne Beleuchtungsmöglichkeit

Bewertung
Testequipment:
Klang

Trafo und Kondensatoren sind gut aufeinander abgestimmt, der KRF-X9090D fällt auch bei sehr hohem Pegel in kein unangenehmes Leistungsloch

Was die Pegelfestigkeit angeht, waren wir bislang von allen Modellen der KRF-X90xxD-Serie sehr angetan. Und der KRF-X9090D führt diese Tradition gekonnt fort: Er beweist, wie leistungsfähig Komponenten sein können, die für eine breite Gruppe von Anwendern finanzierbar sind. Selbst bei 80 bis 90 Prozent der Maximallautstärke liefert der 9090 noch ein ausgewogenes, stimmiges Klangbild, neigt weder zum Dröhnen noch zum Verzerren. Die Lautstärken, die erreichbar sind, bewegen sich auf einem Level, dem man einem 600 € AV-Receiver spontan nicht zugetraut hätte, und auch Hörräume über 30 Quadratmeter beschallt der "Kenny" locker und souverän. Damit bewegt sich der 9090 ohne Abstriche an der Klassenspitze - vom Antritt her wirkt er sogar subjektiv besonders kraftvoll, ähnlich wie der Denon AVR-2106. Auch Yamaha RX-V757 und Pioneer VSX-1015 sind sehr pegelfeste Geräte, insbesondere der 1015 wirkt aber im direkten Vergleich zu Denon und Kenwood zugeschnürter, während der 757 auch in Bezug auf das Empfinden im Hörraum beinahe so kraftvoll wie 9090 und 2106 antritt. Zu loben beim Kenwood ist auch die maßvolle Erhitzung. Während der KRF-V7090D in unserem Test extrem heiß wurde, bleibt die Wärmeentwicklung des "großen Bruders" stets im Rahmen.  

Der 9090 konnte im Filmtonbetrieb mit Bestleistungen aufwarten. Bei unserem Modell, einem der ersten der Serie, gab es noch einen kleinen Fauxpas: Ein sprunghafter Anstieg des ansonsten moderaten Grundrauschens ist beim Übergang von -4dB auf -3dB zu vernehmen. Unter diesen Pegeln ist das Grundrauschen absolut im Rahmen und nicht schlechter als bei der Konkurrenz. Durch den nichtlinearen und somit spontan nicht zu erklärenden Anstieg gehen wir davon aus, dass es sich um einen Einzelfall handelt. 

Filmtonmeister: Gerade im THX Select 2-Modus beherrscht der KRF-X9090D die Konkurrenz

Davon abgesehen, konnte uns der Kenwood im Hörraum tief beeindrucken. Die spektakuläre Verfolgungsjagd durch das Asteroidenfeld im Kapitel 28 von STAR WARS Episode II konnte bislang kein Verstärker in dieser Preisklasse derart authentisch wiedergeben. Die Blasterschüsse von Jango's Slave I peitschen von allen Seiten durch den Hörraum, und wenn die Druckwellen der seismischen Bomben über Obi-Wan's Jedi-Fighter hinwegdonnern, ist man unwillkürlich geneigt, den Kopf einzuziehen. Hier wird richtiges Home Theatre-Feeling geboten, und Kenwood beweist erneut, dass man, wenn es um eine effektgewaltige, bassstarke Vorstellung zum günstigen Kaufpreis geht, den geneigten Kunden besonders gut zu bedienen weiß. Es ist die exzellente Mischung aus Effektivität, Spontaneität und Gelassenheit, die den Reiz des AV-Receivers ausmacht. Er wirkt weniger hektisch als seine etwas ungehobelteren Vorläufer, sondern er agiert hörbar kontrollierter. Ein etwas zu hurtiger und dadurch leicht detailarmer Effektaufbau ist dem 9090 überhaupt nicht mehr eigen. Er strukturiert klar durch und behält auch in großen Effektsequenzen wie sie z.B. auf der DVD "Der Herr der Ringe – Die Gefährten Special Extended Edition (DTS)" gehäuft vorkommen, den Überblick, indem er kleine Effekte, die oftmals aufgrund der großen, lauten Effektanteile gnadenlos untergehen, ebenfalls akkurat einbindet. Die Differenzierung einzelner Effekte oder Stimmen bleibt stets erhalten. Nie verwandelt sich ein vielschichtiges Klangbild in ein konturloses, undefinierbares Einerlei. 

Besonders gut traf der Kenwood im THX Select 2 Cinema Modus den Nagel auf den Kopf. Hier wirkt das gesamte Klangbild klar, bei hoher Lautstärke ist z.B. bei "Sky Captain and the World of Tomorrow (DD)" noch eine optimale Verständlichkeit aller akustischen Komponenten gewährleistet. Die Übergabe von Surroundeffekten zwischen den einzelnen Kanälen erfolgt lückenlos und sehr harmonisch, wodurch sich das weitläufige und natürliche Raumgefühl verstärkt. Der Kenwood schafft bei allen Testbeispielen eine lebendige, authentische Surroundklangkulisse, die wiederum im THX Select-Betrieb besonders gelungen wirkt. Hier sind die Übergänge besonders homogen und fließend, gleichzeitig aber, wenn zackiges Zupacken bei einem einzelnen, schnellen Effekt gefragt ist, liefert der 9090 hervorragende Präzisionswerte. 

Der Bassbereich ist insgesamt als besonders gelungen zu bezeichnen. Der Bass ist antrittsstark und füllig, wirkt aber stets souverän und nicht wie künstlich aufgeblasen. Es ist eine stimmige, natürliche Fülle, die den niederfrequenten Bereich kennzeichnet, das sorgt für ein beruhigendes, sattes Fundament und somit ist eine besonders wichtige Grundlage für emotionsgeladenen Heimkinospaß gegeben. Der Kenwood hat auch bei der Stimmwiedergabe merklich zugelegt, das war auch nicht unbedingt eine der Paradedisziplinen der unkultivierteren Vorgänger. Sie haben es zwar geschafft, auch bei großem Pegel jederzeit eine deutliche Verständlichkeit sicherzustellen, stimmspezifische Details jedoch gingen manchmal unter. 

Im Vergleich zur Konkurrenz steht der 9090 blendend dar. Er schafft es bei der Mehrkanal-Filmtonwiedergabe, das gesamte Konkurrenzfeld in die Schranken zu verweisen. Folgen kann ihm lediglich der exzellente Denon AVR-2106, doch ganz erreicht selbst dieses Ausnahmetalent nicht die beispiellose Spitzenleistung des Kenwood. Der 9090 ist für sein Geld schon beinahe genial gut. Der Yamaha RX-V757 droht noch als äußerst begabter Konkurrent, wenn es darum geht, auch aus akustisch zunächst nicht so beeindruckenden Vorlagen gerade im Detail noch mehr herauszuholen. Der mit ausgezeichneten DSP-Programmen ausgestattete Receiver optimiert wirkungsvoll im Detail, und erreicht so noch etwas mehr Tiefe, Weitläufigkeit oder Effekt-Effizienz, je nach dem welches DSP bei welcher Software angewählt wurde. Für Selbstoptimierer und DSP-Liebhaber ist der 757 eine verheißungsvolle Alternative, denn mehr Nachbearbeitungsmöglichkeiten bietet kein AV-Receiver dieser Preisklasse. Nicht ganz mit diesem drei Spitzenmodellen mithalten kann der Pioneer VSX-1015. Obwohl für sich betrachtet durchaus überzeugend, verliert der optisch massiv auftretende AV-Schallmeister durch sein etwas zu synthetisches Wesen an Boden. Er kann nicht mit einem so hohen Faszinationspotential dienen, welches sowohl Kenwood und Yamaha als auch Denon eigen ist. Genau dieses Faszinationspotential entfachte der Vorgänger Pioneer VSX-1014 gekonnter. Immer noch ein harter Gegner für die versammelte Konkurrenz ist der bärenstark zupackende Harman Kardon AVR-335. Sein Problem ist, dass er mit 799 € inzwischen etwas zu teuer geraten ist. Trotzdem ist die Leistung des 335 noch immer für einen Spitzenplatz gut. 

Auch im Mehrkanal-Musikbetrieb darf kräftig am sehr gut in der Hand liegenden Lautstärkeregler gedreht werden

Dass Kenwood AV-Receiver der KRF-X90xxD-Baureihe gnadenlos zupacken können, ist nichts wirklich Neues. Genauso jedoch war ihnen bislang eine gewisse Differenzierungsschwäche nachzuweisen, die man besonders deutlich bei der Wiedergabe von Mehrkanal-Musik ausfindig machen konnte. Subtile Details gingen unter, und das kraftvolle, bassstarke Fundament nahm im Vergleich mit anderen Klanganteilen einen zu hohen Stellenwert ein. Die Techno- und HipHop-Fraktion hat dies weniger gestört, diese Hörerschaft war begeistert vom massiven, effektstarken Wesen der Kenwood-Modelle. Doch Klassik- oder Jazzliebhaber mussten sich bei der Konkurrenz umsehen. Dies hat mit dem Erscheinen des KRF-X9090D nun ein Ende. Bereits beim 379 €-Modell KRF-V7090D konnten wir einen hörbaren Entwicklungssprung attestieren, der sich besonders in einem klaren, aussagekräftigen Hochtonbereich und in einer ansprechenden Detaillierung zeigte. Und genau hier setzt auch der größere 9090 an. Klassische Musik, aber auch Jazz- und Popmusik ertönt nun luftiger, klarer gegliedert und somit stimmiger, aufgeräumter. Der KRF-X9090D kann nach wie vor zum Star jeder Privatparty werden, denn die Bässe und Effekte toben bei Bedarf und entsprechender Trance- oder House-CD immer noch vehement durch den Hörraum. Aber wer in Zimmerlautstärke Klassik hört, sieht sich nun einem sorgsam aufbereitenden AV-Receiver gegenüber und nicht mehr einer lustlos vor sich hinmuffelnden Power-Maschine, die nur darauf wartet, dass Mozart wieder ins DVD-Regal wandert und DJ Tiesto endlich übers Mehrkanal-Lautsprechersystem brettern kann. Nein, der 9090 hat für Klassik ein offenes Ohr, er modelliert selbst Streicher und sehr kultivierte Instrumente wie ein Cembalo gekonnt heraus. Sein Hang zur harmonische Gesamtdarstellung merkt man dem Kenwood auch bei der Mehrkanal-Musikwiedergabe jederzeit an. Insgesamt kann sich der 9090 auch bei der Bewertung der Mehrkanal-Musikwiedergabe denkbar knapp vor dem Denon AVR-2106 an die Spitze setzen.

Dass die Verstärkereinheiten sehr hochwertig ausgefallen sind und dass nicht nur am Vor- sondern auch am Endverstärkerteil ausgiebig gearbeitet wurde, zeigte uns der 9090 bei der Wiedergabe der DVD-Audio "„Tubular Bells 2003“  von Mike Oldfield. Die Detailauflösung ist für einen AV-Receiver dieser Preisklasse im höchsten Maße beachtlich, noch beeindruckender wird das Ergebnis, wenn man sieht, welchen Schritt Kenwood hier gemacht hat: Das Zupfen der Gitarrensaiten vermittelt den Eindruck, als stünde der Musiker direkt vor dem Zuhörer.  Im Hochtonbereich spielt der KRF-X9090D absolut klar, wirkt aber nie übertrieben oder aggressiv. Besonders gut feststellen lässt sich dies bei der Wiedergabe der kleinen Glocken im Hintergrund bei Titel 1 (Introduction), die völlig natürlich erklingen und räumlich sehr gut eingebunden werden.  Durch das Zusammenwirken dieser genannten Faktoren wird über den Zuhörer ein wunderbar harmonischer Klangteppich ausgebreitet - somit ist der 9090 ebenso wie der Denon AVR-2106 als günstiges Einsteigermodell für die Wiedergabe der hochauflösenden Audioformate DVD-A und SACD anzusehen. 

Die nächste Disziplin, die Bewertung der Surround-Aufpolierer, endet leider deutlich weniger glorreich für den KRF-X9090D und sorgt dafür, dass der Kenwood insgesamt in der Klangwertung das Niveau des Denon AVR-2106 knapp verfehlt. Zwar setzt der Kenwood neue Glanzpunkte bei Mehrkanal-Musik und Filmton (was wir wirklich kaum für möglich gehalten hätten!), aber er verliert in der Surroundaufpolierer-Wertung so viel an Boden, dass der beeindruckend ausgeglichene Denon zusammen mit der nochmals einen halben Stern besseren Stereoperformance nach wie vor unser "Meister" bleibt.  Beide Surround-Aufpolierer Neo:6 und PLIIx  sind zwar ordentlich, aber keinesfalls überdurchschnittlich gut integriert. Die Unterschiede zwischen PLII Music und Neo:6 Music sind gering, aber durchaus hörbar. So werden mit PLII Music die Stimmen von Andrea Bocelli und Judy Weiss (CD "Bocelli") beim Titel 'Vivo per lei' zu stark betont. Sie wirken daher unnatürlich hart, fast schon aggressiv. Bei Neo:6 Music ist dieser Effekt weniger stark ausgeprägt, aber dennoch vorhanden.  Die genannten Effekte sind durchgängig bei allen Arten von Musik zu beobachten, so z.B. auch bei „DDD Halo Dance 2004“ mit kräftig abgemischten Dance- und Trance-Tracks. 

Bei klassischer Musik – wir testeten mit Beethovens Pastorale, gespielt vom Leipziger Gewandhausorchester – sollte man tunlichst auf PLII Music und Neo:6 Music verzichten. Sie schaffen es nicht, die Atmosphäre des Konzertsaales zu vermitteln. Die Darbietung wirkt aufdringlich, es fehlt an Differenzierung der Instrumente und an Weitläufigkeit. Hier sollte man sich zum Vergleich mal die äußerst gelungenen Integrationen des Denon AVR-2106 und des Yamaha RX-V757 anhören, die beide zeigen, wie es geht und auch für Klassik-Fans begreifbar machen, dass PLIIx bzw. Neo:6 hörenswerte Alternativen zu reinem Stereohören sind. 

Natürlich haben wir auch noch die DSP-Programme des KRF-X9090D ausprobiert, um nachzuprüfen ob sich (was wir allerdings kaum für möglich hielten) dort vielleicht etwas Unvorhergesehenes tut - und erlebten tatsächlich eine Überraschung: Denn so unglaublich es auch klingen mag, aber mit dem DSP-Mode 'Theater' klingt der KRF-X9090D fast wie umgewandelt. Die Darbietung erscheint jetzt stimmig, jegliche Aggression ist aus dem Klangbild verschwunden und wird durch eine luftige Harmonie ersetzt. Um sicher zu gehen, haben wir uns die Eröffnungssequenz mehrfach angehört, und sind jedes mal zum selben Ergebnis gekommen. Die DSP-Programme sollte man daher durchaus in Betracht ziehen, vor allem bei anspruchsvoller Musik, denn mit ihnen lässt sich eine harmonischere Wiedergabe erreichen, als dies mit den Surroundaufpolierern von Dolby oder DTS möglich ist. 

Was die Stereoqualitäten angeht, ist Kenwood eine echte Überraschung geglückt, denn der KRF-X9090D kann absolut überzeugen. Besonders auffällig ist die gleichermaßen lebendig-frische wie präzise Klangauslegegung. Mit diesen Eigenschaften rückt der 9090 in die Spitze nicht nur der Preisliga bis 600 €, sondern durchaus auch in die 800 €-Liga auf. Kein Vergleich mehr zum Vorgänger KRF-X9080D, der im Vergleich durch seine unpräzisere Spielweise, die dafür sorgte, dass der AV-Receiver gerade bei differenzierter Musik nicht richtig den Punkt trifft, deutlich weniger überzeugend konnte. Der 9080 wirkt lethargischer, zugeschnürter, er geht zwar mit fundierter Kraft an seine akustischen Aufgaben heran, aber ihm fehlt es an Brillanz und Spielfreude. Gerade bei verschiedenen Stücken von Andrea Bocelli verdeutlicht der neue 9090, dass es ihm an nichts mehr fehlt. Er klingt ähnlich gelungen wie der Denon AVR-2106,kommt letztendlich aber doch nicht ganz an die Paradeleistung des vorbildlichen Denon heran. Dies liegt auch daran, dass dem Kenwood eine Bi-Amping-Funktion, über die der Denon verfügt, fehlt. Ansonsten aber hält der Kenwood die Konkurrenten überraschend souverän im Schach.

Bewertung Pegelfestigkeit:
Bewertung Mehrkanal-Klang Filmton
Bewertung Mehrkanal-Klang Musik:
Bewertung DSP/Surroundaufpolierer: 
Bewertung Stereo:
Fazit

Kenwood über alles: Bei der Filmton- und Mehrkanal-Musikwiedergabe schlägt der KRF-X9090D selbst erstklassige Konkurrenten

Kenwood is back - und stärker denn je: Die Konkurrenz hat gerade noch einmal Glück gehabt, dass der KRF-X9090D nicht alle Konkurrenten komplett in die Schranken verweist. So bleibt unser ausgewogener, hochqualitativer "Supermann" Denon AVR-2106, der sich sogar durch seine herausragenden Eigenschaften deutlich übers Klassenniveau hinwegsetzen konnte, unsere Nummer 1, aber zwei Anmerkungen: Mit mehr Feinschliff würde der 9090 auch den Denon wegräumen, und der Rest der Konkurrenz wird schon jetzt in Schach gehalten vom durch den Hörraum fegenden Kenwood-Hurrican. 

Geht es bei der Filmtonwiedergabe um die schiere Kraft und deren effektvolle Präsentation, schlägt die Stunde des Kenwood, der das Publikum trotz vergleichsweise niedriger Preisklasse ständig die berühmte "Faust im Nacken" spüren lässt.  Große Effekte werden so zu einem echten Erlebnis, aber auch kleine Einzelheiten gibt der KRF-X9090D erstaunlich gekonnt wieder und lässt mit diesen universellen Fähigkeiten seine Vorgänger alt aussehen. Er lässt keine Facette aus, er präsentiert sich bei der Mehrkanal-Filmtonwiedergabe als ganzheitlicher Könner, der extreme Pegel managt, aber ebenso bei Zimmerlautstärke viel Charisma mitbringt. Er bietet noch mehr Kraft als der Vorgänger, ist aber gleichzeitig neuer Großmeister der gekonnten Hochtonwiedergabe: Wir hielten es kaum für möglich, aber der Kenwood schaffte tatsächlich noch eine Steigerung. Insgesamt ist mehr Faszination für weniger Geld kaum noch vorstellbar. 

Und auch im Mehrkanal-Musikbetrieb, wo die KRF-X90xxD-Baureihe trotz stetiger Evolution bislang zwar als echter Kraftmeier bei Trance-, Techno-, HipHop- und Rockmusik für viel solides Fundament sorgte, bei differenzierter Jazz- oder Klassikmusik aber durch zu grobschlächtiges Handling negativ auffiel, schlägt der 9090 neue Töne an: Die massive Kraft ist geblieben, wurde aber nachhaltig kultiviert, und die Detaileinarbeitung sowie die Brillanz im Hochtonbereich sind nun erste Klasse - und nicht nur in diesem Preisgefilde, in dem der Kenwood beheimatet ist. Massiv nachgebessert wurde im Stereobereich. Hier spielt der Kenwood ebenfalls ganz vorne mit und beeindruckt mit hervorragender Staffelung, einer ausgezeichneten Räumlichkeit, einem lebhaften Hochtonbereich und tadelloser Detaillierung.

Es sind lediglich kleine Schwächen, die sich der KRF-X9090D leistet. Die erste ist der in der Klangwertung beschriebenen Anstieg des Grundrauschens im hohen Pegelbereich, hier gehen wir aufgrund des nichtlinearen Ansteigens beim Lautstärkesprung von - 4 auf  - 3 dB allerdings von einem Einzelfall aus. Bei der Aufpolierung von Zweikanalmaterial durch PLIIx und Neo:6 setzt der Kenwood keine Glanzpunkte. Die Ergebnisse sind ordentlich, liegen aber unter dem Level der besten Konkurrenz. Insgesamt kreiden wir dem sympathischen "Kenny" diesen Makel aber nicht überdurchschnittlich an: Denn durch seine furiosen Leistungen bei der Mehrkanal-Filmton- und Musik-Wiedergabe sowie durch die hervorragende Stereoperformance liefert er ein eindrucksvolles Gesamtergebnis, das durch die erstaunlich guten Kenwood-DSPs weiter unterstützt wird und das bis auf den kein Konkurrent erreicht. Selbst der Denon AVR-2106 kann bei der Mehrkanal-Wiedergabe kein probates Mittel gegen den Kenwood finden, wenngleich die Unterschiede nur marginal sind. Aber: Bei dem hohen Level des Denon verdient es allerhöchsten Respekt, dass es der 9090 schafft, nochmals eins draufzusetzen. Nur durch seine extreme Ausgewogenheit inklusive hervorragender PLIIx  und Neo:6 Integration und durch die Ausnahmeleistung im Bi-Amping-Stereobetrieb schafft der 2106, seine Position als Referenz in der oberen Mittelklasse auch gegen den 9090 knapp zu verteidigen. Der Kenwood wird als Testergebnis später auch ein Referenzprädikat erhalten, aber "nur" in der Mittelklasse, wo der den Yamaha RX-V757 als Mittelklasse-Preisklassenreferenz ablösen wird. 

Dass der KRF-X9090D dieses Spitzen-Prädikat vollauf verdient, macht auch ein Blick auf die Ausstattungsliste deutlich: THX Select II, Lautsprecher-Einmesssystem, gute DSPs, Audio Delay, Videokonverter, Multiroom (zumindest für eine 2. Hörzone), vorprogrammierte und lernfähige Fernbedienung mit LC-Display, HD-fähige Komponentenanschlüsse, Active EQ - der Kenwood präsentiert sich schon als beinahe opulent ausgestattet. Nichts Wesentliches fehlt, wir wünschen uns lediglich eine Umstellungsmöglichkeit für die Back Surround Endstufen (wahlweise Back Surround, Front Bi-Amping oder Zone 2) sowie einen Videonormwandler, der auf Komponente hochkonvertiert. Doch im Vergleich zu praktisch allen Konkurrenten ist des Kenwoods Ausstattungsumfang beispielhaft. 

Das lässt sich auch von der optischen Anmutung behaupten. Der 9090 kommt daher wie ein Bolide mit etwas geschrumpften Abmessungen. Sein zeitlos-elegante,s hochwertiges Design bringt ihm viele Sympathien ein. Einziger Kritikpunkt ist der etwas labile Gehäusedeckel. Zu  bedienen ist der Kenwood trotz des fehlenden OSDs sehr einfach, so dass auch diese Teildisziplin das Punktekonto weiter füllt. 

Der Test endet also mit eindeutigem Ergebnis: "Nie war er so wertvoll wie heute" - das gilt nicht nur für den berühmten Melissengeist, sondern auch für den aktuellen Vertreter der KRF-X90xxD-Baureihe. Wir haben es trotz des großen Erfahrungshorizontes, der aus dem praktisch täglichen Testbetrieb resultiert, bislang kaum gesehen, dass einem Hersteller ein so großer Sprung gelungen ist. Durch diesen Quantensprung ist der KRF-X9090D nicht nur innerhalb der Kenwood-Firmenchronik eine kleine Revolution, auch die Konkurrenz sollte aufpassen: Kenwood ist wieder voll da, und mit solchen Produkten wie unserem Testkandidaten wird es nicht lange dauern, bis wieder der große Durchbruch auf breiter Front geschafft ist. Wir zumindest wünschen alles Gute. 

Höchstes Lob: Bezieht man das Preis-/Leistungsverhältnis mit ein, ist der sensationell klingende KRF-X9090D der beste AV-Receiver, den Kenwood je gebaut hat

Mittelklasse
Test 21.09.2005
Preis-/Leistungsverhältnis
Pro:
  • Erstklassige Leistungsfähigkeit

  • Extrem kraftvoller Bassbereich

  • Sehr dynamischer Gesamtauftritt

  • Hervorragende Trennung von Stimmen, Effekten und Instrumenten

  • Weitläufige Surround-Klangkulisse

  • Sehr guter Stereoklang

  • Äußerst gelungene Optik

  • Sehr fairer Kaufpreis

  • Gute DSPs

  • Durchdachte Ausstattung (z.B. Zone 2-Ausgänge (Audio/Video), LipSync und lernfähige Fernbedienung)

Contra:
  • Nur befriedigende Neo:6- und PLIIx-Integration

  • Videonormwandler wandelt nur auf S-Video

  • Kein On Screen Display

Datenblatt:
  • 7 x 120 Watt Ausgangsleistung im Surroundbetrieb

  • 2 x 120 Watt Ausgangsleistung im Stereobetrieb 

  • Tonformate Digital Surround:
    - THX Surround EX (7.1)
    - Dolby Digital
    - Dolby Digital EX
    - DTS
    - DTS-ES (Discrete, Matrix)
    - DTS 96/24 

  • Tonformate Analog Surround:
    - Dolby Pro Logic IIx
    - DTS Neo6
    - Dolby Headphone
    - Dolby Virtual Speaker

  • THX Select 2-Lizenz für eine besonders natürliche und dynamische Heimkinowiedergabe 

  • Kenwood Room Acoustic Calibration - automatische Einmessung auf die Raumakustik und Sitzposition 

  • 5 Stereo-DSP-Programme: Arena, Jazz Club, Theater, Disco, Stadium 

  • Dekodierung mit 32 Bit-Fließkomma-DSP (Sharc) 

  • diskret aufgebaute Linear TRAIT-Endstufen 

  • Advanced Ground Line 

  • elektronische Klangregler 

  • Anschlüsse für 2 Lautsprechergruppen (A/B) 

  • Lautsprecherschraubklemmen für alle Anschlüsse (Gruppe A + B) 

  • Active EQ-Schaltung für eine bessere Basswiedergabe von Sub-Sat-Systemen mit sehr kleinen Satellitenlautsprechern 

  • Subwoofer Remix-Funktion 

  • schaltbare Subwoofer-Übergangsfrequenz (40/60/80/100/120/150 Hz) 

  • Midnight-Modus für Dolby Digital- und DTS-Wiedergabe mit komprimierter Dynamik 

  • Muting-Schalter 

  • durchgeschliffenes HD Komponenten-Videosignal für den Anschluss von HDTV-Tunern und Pal Progressive-DVD-Spielern ohne Bildqualitätsverluste 

  • UKW/MW-Quartz Synthesizer-Tuner 

  • Radio Daten System RDS mit Programmartenerkennung (PTY) und Radiotext 

  • 40 UKW/MW-Festsenderspeicher 

  • automatischer Senderspeicher 

  • Anschlussmöglichkeiten: 8 analoge Audio-Eingänge inkl. Phono MM, Front AV AUX und 6-Kanal-Eingang, Plug & Play-Eingang für Spielekonsolen an der Front (mit automatischer Umschaltung), Video-Eingänge: 3 x HD-Komponenten, 5 x S-Video, 5 x Cinch (FBAS), 4 Digitaleingänge: 2 x optisch, 2 x koaxial (24 Bit, 96 kHz),
    optischer Digitalausgang, 2 analoge Audio-Ausgänge, Video-Ausgänge: 1 x HD-Komponenten, 2 x S-Video, 2 x Cinch (FBAS), integrierter Video-Konverter (Video zu S-Video), Vorverstärkerausgänge für alle Kanäle 

  • dreistufige Einstellung der Eingangsempfindlichkeit für analoge Programmquellen 

  • Neues Design, Metallfrontblende, verdeckte Bedienelemente 

  • energiesparender separater Stand By-Trafo (Stromverbrauch weniger als 2 Watt)

  •  Stand By- und Main Power-Schalter 

  • zwei geschaltete Netzanschlussbuchsen 

  • Zone-B-Funktion (Audio/Video Cinchausgänge für Raum B inkl. Multi-Zone Mode) 

  • lernfähige Universalfernbedienung mit 10er Tastatur und LCD-Display im Lieferumfang 

  • Abmessungen (BxHxT): 440 x 159 x 396 mm 

  • Gewicht: 12,3 kg 

Test: Karl-Heinz Pöppl, Carsten Rampacher
Redaktion: Carsten Rampacher

23. September 2005

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