Exklusiv bei uns im Test: Kenwood KRF-X9090D (1/2)

23.09.2005 
Test von Karl-Heinz Pöppl (khp) und Carsten Rampacher (cr)

Einführung

Sieben Endstufen, jede davon 120 Watt stark, THX Select 2-Lizenz für hervorragende Home Theatre-Performance, alle aktuellen Decoder, Active EQ für die optimale Anpassung von Subwoofer-/Satellitensystemen, Videonormwandler, vorprogrammierte und lernfähige Fernbedienung mit LC-Display, Auto Setup für die Lautsprecherkonfiguration, Multiroom-Optionen - Kenwood hat beim neuen Topmodell KRF-X9090D viele Register gezogen und eine Menge an zeitgemäßer Technik integriert. Aber: "Topmodell" und diese Ansammlung an Goodies, das klingt nach mindestens 800 bis 1.000 €. Dazu noch das Erscheinungsbild mit Alufront und dicker Klappe, hinter der sich weniger oft verwendete Bedienungselemente verstecken - da kommt doch ein richtiger AV-Receiver der oberen Mittelklasse in unseren Testraum? Die Antwort fällt für Liebhaber eines ausgezeichneten Preis-/Leistungsverhältnisses hochinteressant aus: Anmutung und Technik obere Mittelklasse, aber der Preis auf ganz normalem Mittelklasse-Level. Genau 599 € wechseln den Besitzer. Dieser brandheiße Kurs sorgte dafür, dass der stämmige "Kenny" sofort in unseren Testraum beordert wurde, wo er mit herausragenden Kontrahenten vom Schlage eines Denon AVR-2106, eines Yamaha RX-V757 oder eines Pioneer VSX-1015 um die Vorherrschaft in seiner Preisliga kämpfen muss. Wir freuen uns, dass wir unserer Leserschaft als erste deutschsprachige Publikation einen exklusiven Test des neuen erfolgversprechenden Kenwood-AV-Receivers anbieten können. 

Verarbeitung

Gute Passung der Alu-Front

Dicke Standfüße, die Klappe, unter der sich die weniger oft verwendeten Bedienelemente befinden, ist immerhin mit Alu beplankt. Der Kern besteht aus Kunststoff

Der KRF-X9090D sieht endlich einmal anders aus als seine Vorgänger der KRF-X90xxD-Baureihe, die sich wie ein Ei dem anderen glichen. Mit dem Eierzählen ist aber nun Schluss, denn der relativ preisgünstige Kenwood verwöhnt mit einer edel wirkenden Optik, zu der nicht nur die auch in diesen Preisgefilden mittlerweile obligatorische Alu-Front, sondern auch eine Frontklappe gehört, die für ein aufgeräumtes Design sorgt, da sich die weniger oft benötigten Funktionselemente unter ihr in sicherem Gewahrsam befinden. Eine klare, sympathische Optik kennzeichnet somit den 9090, dem zudem die angenehme Aura des Zeitlosen anhaftet. Also, Kompliment an Kenwood, ein schönes Gerät. Kritik findet sich im Detail. In dieser Preisklasse absolut zu verzeihen ist, dass die Klappe zwar Alu-beplankt ist, im Kern aber aus kostengünstigerem Kunststoff besteht. Ärgerlich hingegen ist der instabile Gehäusedeckel unseres Testgeräts. Auch eher ungern sehen wir fest mit dem Gerät verbundene Netzkabel. Positiv auffallen kann der AV-Receiver mit der prima eingepassten Frontplatte. Auch das Punktmatrixdisplay füllt das Plus-Punkte-Konto. Der Front AV-Eingang ist vergoldet, die Anschlusssektion auf der sauber verarbeiteten Geräterückseite müssen, preisklassengemäß, ohne kontaktsicherheitsfördernde Vergoldung auskommen. Gut gefallen haben uns die dicken, silbernen Gerätestandfüße, auch der Lautstärkedrehregler bietet nur Lust und keinen Frust. Die Haptik verdient sich ebenso sehr gute Zensuren wie die stimmige Dämpfung. Wer am Regler dreht, bekommt den beruhigenden Eindruck von Solidität. Und das ist keinesfalls selbstverständlich in dieser Preisliga. 

Der KRF-X9090D zeigt einen guten inneren Aufbau, nur die Verkablung könnte (siehe Bild oben) noch etwas sorgfältiger sein, unser Testmodell ist, das muss man Kenwood zugute halten, aber auch eines der ersten Modelle. Das Layout der Endstufen ist aufwändig, der Kühlkörper ist aus Aluminium und nicht aus Blech  - diesen Luxus bietet Kenwood sogar bereits beim 379 €-Modell KRF-V7090D. Damit ist Kenwood verschiedenen Konkurrenten voraus, hier wird selbst in der 600 €-Liga noch Blech als Material für die passive Kühlung eingesetzt. Dass Kenwood auf hochwertige Baugruppen vertraut, zeigt auch der Sharc-DSP aus dem Hause Analog Devices. 

Sehr gut: Kühlkörper aus Aluminium

Hochwertiger 32 Bit DSP von Analog Devices

Auf dieser Platine sitzt der Sharc-DSP

Der am Rande untergebrachte Trafo arbeitet in keiner separaten Kammer

Zwei Elkos mit je 10.000 Microfarad

Bilanzierend liegt die Güte des Innenaufbaus  bis auf den kleinen Verkabelungs-Fauxpas praktisch auf einem Level mit dem Yamaha RX-V757 und dem Denon AVR-2106. Der Pioneer VSX-1015 liegt auch noch auf dem Niveau der Klassenbesten. Er ist am saubersten und am aufwändigsten aufgebaut,  verspielt durch seine Blechkühlkörper aber die alleinige Top-Platzierung. Die Stunde des Pioneers schlägt jedoch bei der äußeren Anmutung: Mehr Noblesse und mehr Bolidenflair bietet kein Konkurrent, da müssen alle passen. Rein von der Anmutung her kann sich der Kenwood gleich hinter dem Pioneer behaupten, der Yamaha und der Denon sind zwar keinesfalls schlechter verarbeitet, machen aber optisch im Vergleich zu Pioneer und Kenwood weniger her. Sie wirken optisch eher zu ihrer Preisklasse gehörig, während der KRF-X9090D und der VSX-1015 auch durchaus in höheren Preisligen zu finden sein könnten. Und wie sieht es beim Thema Fernbedienung aus? Hier ist der IR-Controller des KRF-X9090D als durchaus gelungen zu bezeichnen. Das lernfähige Teil ist in schickem Titan gehalten und mit einem kleinen LC-Display ausgestattet, hier kann man keine Kritik anbringen. 

Kurzfazit:

Pro: 

  • Gute Verarbeitung der Frontplatte

  • Elegantes, übersichtliches Design

  • Vergoldeter Front-AV

  • Hochwertige Gerätestandfüße

  • Gut verarbeitete Fernbedienung

Contra:

  • Instabiler Gehäusedeckel

  • Etwas wirre Verkabelung im Geräteinneren

Bewertung
Ausstattung und Anschlüsse

Irgendetwas fehlt immer. Hat der AV-Receiver THX Select 2 und eine Audio Delay-Funktion für das synchrone Zusammentreffen von Audio- und (de-interlactem und daher ohne Delayfunktion zeitverzögertem) Videosignal, dann fehlen Multiroom-Optionen. Ist Multiroom an Bord und auch Audio Delay und dazu noch ein Lautsprecher Auto Setup, gibt es kein THX Select. Und sollte es Multiroom, Auto Setup für die LS, THX Select und Audio Delay in einem Paket geben, dann ist die Fernbedienung vorprogrammiert, aber nicht lernfähig.....Fazit: Es ist schwer, DEN optimal ausgestatteten AV-Receiver zu finden - doch Kenwood kommt dem Ideal mit dem 9090 verdächtig nahe. Der 599 €-Receiver bringt praktisch alles mit, was nachgefragt wird. Natürlich sind alle relevanten Decoder inklusive DTS 96/24 und PLIIx von Dolby mit an Bord. Zusätzlich gibt es für eine optimierte Filmton- und Musikwiedergabe THX Select 2, erstmals mit unterschiedlichen Modi. Neben Musik und Film ist auch ein spezieller "Game" Modus für Hobby- und Profi-Spieler enthalten. THX Select kannte nur eine einzige Möglichkeit, die Akustik per Post Processing zu beeinflussen, und diese sah ausschließlich eine Optimierung von Filmmaterial vor. Das Decoding- und Post Processing-Package wird von fünf Kenwood-eigenen DSPs komplettiert, und wer Surround-Sound mittels normalem Stereokopfhörer genießen möchte, freut sich über des Kenwoods Dolby Headphone-Programm. Für Surround-Sound mit nur zwei Lautsprechern bringt der 9090 den Dolby Virtual Speaker-Decoder mit. 

Der KRF-X9090D verfügt ebenfalls, erstmals bei Kenwood, über ein automatisches Lautsprechersetup mittels spezieller Elektronik und mitgeliefertem Messmikrophon. Das System erfasst folgende Parameter:

  1. Überprüfung der vorhandenen Lautsprecher, Festlegung der Lautsprecher-Größe

  2. Pegelanpassung

  3. Distanz (Time Alignment) der einzelnen Boxen vom Hörplatz

  4. Raumakustische Anpassung

Das Kenwood-System erkennt Phasenfehler beim Boxenanschluss und schickt auch dann eine Fehlermeldung aufs Display, wenn das Mikrophon aufgrund lauter externer Geräusche nicht korrekt arbeiten kann. Im Testbetrieb arbeitete bis auf eine einzige Ausnahme (siehe Bedienungswertung) zuverlässig, so dass bereits Kenwoods erstes Auto Setup-Experiment als gelungen eingestuft werden kann. 

Damit Audio- und Videosignal unter allen Umständen zeitgleich wiedergegeben werden, ist auch eine Audio Delay Funktion integriert. Löblicherweise spendierte Kenwood einen weiten Regebereich von 0 bis 200 ms, regelbar in 10 ms-Schritten. Mit an Bord ist ein Videosignalkonverter, dem aber die wichtigste Funktion fehlt: Die Upconversion auf Komponente. Mit einer reinen FBAS --> S-Video-Wandlung kann man nicht wirklich viel anfangen. 

Löblich ist, dass Audio- und Videosignale in eine 2. Hörzone (Multiroom) übertragen werden können. Komplett durchdacht hat Kenwood die Multiroom-Funktion jedoch nicht: Es ist unbedingt ein externer Leistungsverstärker für den 2. Raum einzusetzen. Sinnvoller wäre es, dem Kunden die Wahl zu überlassen: Im Menü könnte dann, wenn im Hauptraum eine 5.1-Konfiguration reicht, eine alternative Zuweisung der Surround Back-Endstufen für die zweite Hörzone erfolgen. Nur, wer auf ein 7.1-Setup im Hauptraum setzt, muss sich einen externen Leistungsverstärker für den zweiten Hörraum beschaffen. Da wir gerade bei den zu verbessernden Punkten sind: Als dritte Option für die Verwendung der 6. und 7. Endstufe könnte Kenwood so wie beim Denon AVR-2106 eine Bi-Amping-Option für die Frontkanäle anbieten. 

Für analoge Quellen verfügt der KRF-X9090D über eine Eingangspegeleinstellung. Drei Einstellwerte sind möglich: - 3 dB, - 6 dB und die werksseitige Einstellung 0 dB. Hiermit kann man einem zu hohen Eingangspegel einer analogen Quelle entgegen wirken. Die einstellbaren Subwoofer-Übergangsfrequenzen (40/60/80/100/120/150 Hz) sind sinnvoll gestaffelt.

Kenwood-typisch ist die Active EQ-Funktion, die auch beim 9090 nicht fehlen darf. Wer die automatisierte Einmessfunktion des Kenwood genutzt hat, findet bereits eine Voreinstellung für jede Active EQ-Kurve, die zur jeweiligen Raumakustik am besten passt. 

Das "Active EQ"-System kompensiert die bei Sub-Sat-Systemen mit sehr kleinen Satellitenboxen auftretenden Defizite in der Grundton- und Basswiedergabe. Mit der Active EQ-Schaltung lässt sich die Klangqualität aller Audioformate, vom konventionellen Stereo bis zu Dolby Digital Surround EX optimieren. Drei Active EQ-Einstellungen stehen zur Wahl: Im Music-Modus sorgt die Elektronik dafür, dass die Satellitenlautsprecher möglichst natürlich klingen. Im Cinema-Modus wird der Basspegel der Satelliten angehoben, damit dynamische Soundeffekte wie Explosionen realistischer und kraftvoller klingen. Und für eine besonders räumliche Wiedergabe von Spielen gibt es den Game-Modus. Zusätzlich ist für einen flacheren Frequenzgang die Einstellung "Flat" abrufbar. 

Neben den normalen Bass- und Höhenreglern ist für den Stereobetrieb auch eine Loudness-Funktion auswählbar. Für Bassfans bringt der KRF-X9090D im Stereobetrieb einen "Bass Boost"-Schalter mit, der den Bassregler auf + 10 und somit auf den höchsten einstellbaren Wert setzt. In der Praxis ist diese Funktion aber nur für hartgesottene Raver oder HipHopper mit unerschöpflichem Bassbedarf von ernsthaftem Interesse. Und dann muss man noch einen Lautsprecher haben, der mit dieser Extraportion Bass auch fertig wird. 

Bananenstecker-geeignete Lautsprecher-Schraubverschlüsse, wie üblich in dieser Preisklasse für alle Kanäle

Die Anschlussauswahl ist der Preisklasse angemessen, die Komponentenanschlüsse sind HD-tauglich

Auch ein Phono-Eingang ist auf der Rückseite des 9090 heimisch

Die Anschlussmöglichkeiten umfassen 8 analoge Audio-Eingänge inklusive Phono MM, Front AV AUX und 6-Kanal-Eingang. Es befindet sich ein Plug & Play-Eingang für Spielekonsolen auf der Front (mit automatischer Umschaltung). Die Video-Eingangssektion ist mit 3 x HD-Komponenten, 5 x S-Video und 5 x Cinch (FBAS) gut bestückt. Erfreulich, dass auch Kenwood dem Trend zu HD-fähigen Komponententerminals Rechnung trägt. 4 Digitaleingänge, 2 x optisch, 2 x koaxial, gehen in Ordnung und sorgen für voll befriedigende digitale Anschlussmöglichkeiten. Es gibt einen optischen Digitalausgang, 2 analoge Audio-Ausgänge und als Video-Ausgänge 1 x HD-Komponenten, 2 x S-Video sowie 2 x Cinch (FBAS). Vorverstärkerausgänge für alle Kanäle runden das tadellose Programm ab. 

Vergoldeter Front AV-Eingang, leider ohne digitalen Anschluss

Kurzfazit:

Pro:

  • THX Select II Lizenz

  • Audio Delay mit weitem Regelbereich

  • HD-taugliche Komponentenanschlüsse

  • Multiroom für Bild und Ton

  • Phono-Eingang

  • Vorprogrammierte und lernfähige Fernbedienung

Contra:

  • Keine alternativen Zuweisungsmöglichkeiten für Surround Back-Endstufen

  • Videokonverter wandelt nicht auf Komponente

Insgesamt kann sich der reichhaltig und sinnvoll ausstaffierte Kenwood sehr gut in Szene setzen. Mehr Ausstattungsfülle, die in der Praxis auch nachgefragt und verwendet wird, bietet kaum ein Konkurrent.

Bewertung Ausstattung, Aufbau, Anschlüsse

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