Unter Anklage

Studio

HBO Pictures (1995)

Verleih

mediacs (2003)

Laufzeit

131:45 min. (FSK 16)

Regie

Mick Jackson

Darsteller

James Woods, Mercedes Ruehl, Henry Thomas, Lolita Davidovich

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

4:3 (nicht anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Englisch, Dolby Digital 2.0

Untertitel

deutsch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 20 EURO
Film 

Zunächst ist es nur Ray Buckey (Henry Thomas), der in das Visier der Staatsanwaltschaft gerät, als gegen ihn wegen Kindesmissbrauchs ermittelt wird. Seine Verhaftung bringt dann allerdings binnen kürzester Zeit eine wahre Lawine ins Rollen. Zum einen melden sich immer mehr Eltern, deren Kinder von beunruhigenden "Vorfällen" im Zusammenhang mit dem von Buckeys Familie seit Generationen geleitetem Kindergarten berichten, zum anderen werden aufgrund der Anschuldigungen nach und nach ein großer Teil von Buckeys nahen Verwandten, die sämtlich im heimischen Betrieb mitwirkten, unter gleichen Anklagepunkten festgenommen, darunter seine Mutter, seine Schwester und sogar seine Großmutter, die zuvor noch wegen ihrer außerordentlichen Verdienste um das Wohl der nachwachsenden Generationen ausgezeichnet wurde. Für die Presse ist der Fall selbstverständlich ein gefundenes Fressen und so setzt ein wahrer Goldrausch nach weiteren Enthüllungs-Stories ein. In dieser Hinsicht sowohl der Staatsanwaltschaft, als auch der Informationsindustrie dienlich erweisen sich vor allem die Arbeiten der auf die Arbeit mit missbrauchten Kindern spezialisierten Sozialarbeiterin Kee McFarlane (Lolita Davidovich), deren Tätigkeit mit den traumatisierten Kindern zu mehr und mehr Aussagen und damit Stoff für die Anklage unter Führung der zielstrebigen Staatsanwältin Lael Rubin (Mercedes Ruehl) führt.
Die hochkochenden Emotionen (und die damit zwangsläufig verbundene Publicity) dürften denn nicht gerade demotivierend auf den Staranwalt Daniel Davis (James Woods) gewirkt haben, bei der Frage, ob es sich lohne, den Fall zu übernehmen. Mit gewohnter Kaltschnäuzigkeit macht er sich daran, seine Klienten ohne Ansicht von Schuld oder Unschuld durchs juristische Dickicht zu führen. Doch im Laufe der sich letztlich über Jahre hinwegziehenden Ermittlungen und Prozesse kommen nicht nur ihm immer mehr Zweifel: Könnte es nicht doch sein, dass die geballte Macht des Faktischen, gespeist von erfolgshungrigen Beamten, quotenabhängigen Berichterstattern, verängstigten Eltern und übermotivierten Therapeuten unter Umständen die Falschen aufs Korn genommen haben könnten ?

Schwierige Themen in angemessener Form zu verfilmen gehört wohl zu den schwierigsten Aufgaben, denen sich ein Filmproduktionsteam stellen kann. Und auf einen gelungenen Versuch kommen gemeinhin zig Fassungen, die in der einen oder anderen Art als verunglückt angesehen werden müssen. Insofern darf sich "Indictment" (Unter Anklage) rühmen, trotz einiger kleinerer Schönheitsfehler, eindeutig auf der Gewinnerseite gelandet zu sein. Immerhin gelingt dem Film das Kunststück, auf der einen Seite den angesprochenen Inhalten durchweg gerecht zu werden und von allen Blickwinkeln in neutraler Weise zu durchleuchten, wobei Regisseur Mick Jackson eine kluge Mischung aus (pseudo)dokumentarischer Handkameraarbeit und atmosphärisch dichten Kinobildern zugute kommt. Andererseits verliert das Drehbuch allerdings auch nie das Ziel aus den Augen, den Zuschauer durch eine dynamische Erzählung stets bei der Stange zu halten, was bedeutet, dass weder nur scheinbar gedankenschwere Füllstellen ebenso ausbleiben, wie langatmige Erläuterungen fachlicher Details (wobei in dieser Hinsicht umso bemerkenswerter ist, dass der Film nie auch nur den Hauch der bloßen Sensationshascherei erweckt und alle wesentlichen sachlichen Grundlagen des Geschehens in ebenso beiläufiger, wie prägnanter Form einzustreuen weiß, so dass sich keinerlei Informationsdefizite aufbauen). Hervorragende Darstellerleistungen, allen voran einmal mehr James Woods, der sich bei allem Charisma trotzdem hervorragend in das Gesamtgefüge einordnet, runden den guten Eindruck ab.
Die eingangs angesprochenen Minuspunkte finden sich überwiegend in kleineren Details, wie zum Beispiel der leichten Tendenz, die Figuren doch ein wenig zu eindeutig in gewisse Schubladen zu legen, was sie zwar noch nicht mit den eindimensionalen Schablonen von billig hingeschluderten "TV-Romanen der Woche" gleichsetzt, allerdings aufgrund der sonst so nüchternen Erzählweise doch deutlicher in negativer Weise auffällt. Auch kann man gerade gegen Ende des Films den Eindruck gewinnen, dass eine gewisse Raffung des Geschehens nicht unbedingt geschadet hätte, wobei dies allerdings angesichts einer durchweg zügigen Erzählstruktur den Mut zur erzählerischen Lücke verlangt hätte.
Alles in allem ist "Indictment" (Unter Anklage) aber gewiss ein Lichtblick auf dem Markt der großangelegten Fernsehwerke, der seine Existenz auf DVD mehr als rechtfertigen kann.

 

Bild 

Das an sich solide und daher gut anzuschauende Bild leidet unter einem gewissen Schönheitsfehler insofern, als immer wieder stellenweise Schwächen bei der Schärfe auftauchen. Es sind keine großen oder langdauernden Auffälligkeiten, aber es reicht doch aus, um negativ ins Gesamtgewicht zu fallen. Da sich allerdings alle anderen Grundwerte deutlich im positiven Bereich bewegen, mit Ausnahme einiger überzeichneten Kanten gegen Ende des Films, schneidet die DVD bei der Bildqualität im Vergleich zur Konkurrenz doch noch ganz ordentlich ab.

 

Ton 

Die DVD bietet auch in der deutschen Synchronisation, der eine 5.1-Fassung verpasst wurde, "nur" gute Dolby Surround Qualität. Angesichts dessen, dass es sich bei dem Film um ein TV-Format handelt, dessen Handlung keinerlei tontechnische Sensationen verlangt, geht das aber auch vollkommen in Ordnung. Das Zusammenspiel der Kanäle funktioniert einwandfrei, das Klangbild ist somit durchweg harmonisch, so dass man die bei einer echten (und gelungenen) 5.1-Version vorhandene weitere Differenzierung nicht zwingend vermisst.

 

Special Features 

Außer dem Trailer ist kein Extra im Programm.

09.04.2003

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES