Mädchen Mädchen

Studio

Constantin Film (2001)

Verleih

BMG Video (2002)

Laufzeit

85:29 min. (FSK 12)

Regie

Dennis Gansel

Darsteller

Diana Amft, Karoline Herfurth, Felicitas Woll

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1

Untertitel

deutsch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 20 €
Film 

Inkens (Diana Amft) Geburtstagsfreude wird trotz Überschreitens der Volljährigkeitsgrenze überschattet von der neiderschmetternden Erkenntnis, das anscheinend jedes andere menschliche Wesen in ihrem näheren Umfeld ein erfüllteres Sexualleben hat als sie selbst, was ihr bei der abendlichen Heimkehr nicht zuletzt die ebenso lautstarken, wie eindeutigen Emissionen beweisen die aus dem Schlafzimmer dringen, wohin sich ihr alleinerziehender Erzeuger mit seiner neuen Bekanntschaft zurückgezogen hat. Als sie kurz darauf feststellt, dass ihr neues Fahrrad weitaus überzeugendere Qualitäten für einen Liebhaber aufweist, als ihr Freund Tim, setzt sie der Beziehung zu dem untalentierten Knaben kurzentschlossen ein Ende, was angesichts der Tatsache, dass der junge Mann auch sonst einen fatalen Hang zur Dummbeuteligkeit aufweist, bestimmt nicht die schlechteste Entscheidung ihres jungen Lebens ist. Aber die alles entscheidende Frage, "Wer bringt mich endlich zum Höhepunkt ?" harrt damit natürlich noch immer der Auflösung und so macht sie sich zusammen mit ihren beiden besten Freundinnen, Vicky (Felicitas Woll) und Lena (Karoline Herforth), die von selbigen Problematiken geplagt werden, auf die Suche nach dem richtigen Gegenstück für den Job. Kein ganz leichtes Unterfangen, denn die zunächst vielleicht naheliegendste Wahl, die Jünglinge aus der Schule, zeichnen sich eigentlich fast durchweg durch intellektuelle, wie körperliche Inkompetenz aus, was verbunden mit dem offenkundigen Stolz mit welchem dieser Zustand präsentiert wird, wenig Aussicht auf baldige Besserung verspricht. Lediglich die eher zurückhaltende Lena meint in dem Musiker Nick unter Umständen ein gewisses Potential entdeckt zu haben, muss aber auch feststellen, dass der gute Junge noch einen gewissen geistigen Reifeprozess vor sich hat. Vicky denkt sogar darüber nach, ihre Chancen auf eine erfolgversprechendes Liebesleben dadurch zu vermehren, dass sie sich auch dem eigenen Geschlecht zuwendet, wobei sie zunächst mal den scheinbar sicheren Weg über die einschlägigen Chat-Räume im Datennetz geht, während Inken sich mit den Tücken eines Blind Dates herumschlagen muss.

Mal ganz formal betrachtet sind die Zutaten für "Mädchen Mädchen" genau die selben, wie bei all den anderen Teenie-komödien, die gegenwärtig rudelweise über das Filmpublikum herfallen: Amoklaufende Hormone, Irrungen und Wirrungen in allen Variationen zwischen Buben und Mägden, spritzende Körpersäfte und die intensive verbale Auseinandersetzung zum Thema Geschlechtsverkehr, nebst praktischer Umsetzung. Bleibt damit der einzige Unterschied, dass ausnahmsweise die titelgebenden Geschlechtsgenossinnen die Hauptrolle übernehmen dürfen? Nein, denn auch wenn es eigentlich nur leichte Akzentverschiebungen sind, kann "Mädchen Mädchen" den knallharten Jungs, die auf Road Trips unappetitliche Dinge mit Apfelkuchen anstellen, weitaus mehr entgegensetzen, als nur die weibliche Perspektive der wesentlichen Dinge des Teenagerlebens. Dem Film gelingt es, zu seinen Gunsten die Verhältnisse spiegelverkehrt aufzuziehen. Zeichnet sich der Rest des Genres durch Geschichten aus, die marginal in der Realität wurzeln, hauptsächlich aber den Vorgaben mehr oder weniger talentierter Sitcom-Autoren gehorchen, was im Ergebnis meist nur zu einigen universal gelungenen Gags führt, während der überwiegende Rest der Humorabteilung erst im volltrunkenen Zustand des Zuschauers seinen ganzen Reiz entfaltet. "Mädchen Mädchen" nimmt dagegen für sich das Privileg in Anspruch, Handlung und Personen überwiegend ernst zu nehmen (die ein, zwei überkonstruierten Ausreißer fallen deshalb besonders negativ auf, sind aber in der Gesamtschau schnell verziehen) und hat neben vereinzelten derberen Späßen vor allem erfrischenden und spontanen Witz zu bieten, der sich elegant aus der Situation entwickelt, wobei sowohl die Schauspielerinnen (neben den Hauptdarstellerinnen brilliert vor allem Ulrike Kriener in einer hinreißenden Nebenrolle als überverständnisvolle Mutter), als auch der Regisseur ein in der aktuellen Komödienlandschaft leider viel zu wenig verbreitetes Talent an Timing und Pointen-Treffsicherheit bezeugen. Bei so viel guter Laune verzeiht man dem Film sogar, dass nicht immer alles ganz rund läuft, so geht zum Beispiel der Liebesgeschichte, die Karoline Herfurth als Lena mit ihrem Herzbuben Nick zugestanden wird, von Anfang bis Ende wirklich jede Originalität ab, obwohl sich mit ein wenig geistiger Anstrengung der Autoren doch wohl der eine oder andere unkonventionelle Schlenker hätte einbauen lassen. Doch letztlich ist es doch immer noch besser auf hohem Niveau noch steigerungsfähig zu sein, als mit der Masse in ebenso unlustigen, wie geschmacklosen Regionen herumzudümpeln.

 

Bild 

Grundsätzlich ist das Bild mehr als ordentlich. Es zeichnet sich durch eine angenehme Farbgebung, überzeugende Schärfe, überwiegende Bildruhe und ordentliche Kontraste aus. Ganz perfekt ist die Angelegenheit allerdings auch wieder nicht. So hat der Transfer auf die DVD zu gelegentlichen Doppelkonturen an scharfen Rändern geführt, auch treten gelegentlich kleinere künstliche Unreinheiten des Bildes auf, die nicht unbedingt sein müssten. Alles in allem ist der Anblick aber deutlich positiver als der Durchschnitt.

 

Ton 

Alltagskomödien sind stets im Tonbereich wenig auffällig und "Mädchen Mädchen" macht da keine Ausnahme. Im Mittelpunkt stehen die Dialoge und diese weisen einen natürlichen Klang und eine optimale Einpassung in das übrige Geschehen auf. Die Musikwiedergabe passt sich diesem ordentlichen Ergebnis nahtlos an. Sofern doch einmal ein wenig Räumlichkeit gefragt ist, bekommt das die Tonmischung ohne Mangel gut hin, aber ein weites Raumgefühl lassen die Vorgaben des Films trotzdem nicht zu. Auffällig ist die Betonung der Bässe bei den Volleyballspielen, welche den akustischen Eindruck erwecken, es kämen Medizinbälle zum Einsatz; so bleibt der Subwoofer wenigstens nicht ganz arbeitslos.

 

Special Features 

Es gibt einige Zugaben; die qualitativen Ergebnisse sind allerdings wie üblich durchwachsen. Der Audiokommentar von Regisseur Dennis Gansel und Hauptdarstellerin Diana Amft ist durch das Zwiegespräch ganz munter geraten und darf durchaus auf der Habenseite gebucht werden.
Gleiches gilt für die 8 geschnittenen Szenen, inklusive einem alternativen Ende, dass tatsächlich einen ganz anderen Ausgang bietet, wahlweise mit einem Kommentar des Regisseurs.
Recht nett sind auch die "Trockenübungen" zu einigen Szenen während der Castingphase.
Der "Teamfilm" bietet einen Blick hinter die Kulissen aus dem Blickwinkel der weniger im Rampenlicht stehenden Mitarbeiter und so wirkt das ganze wie eine Amateurversion von einem gewöhnlichen "Making Of", das ist am Anfang ganz witzig, gerade weil ganz kurz die übertriebene Lobhudelei jener Promotions-Ärgernisse parodiert wird, ist ab dann aber nurmehr chaotisch, was bei einer Länge von 8 Minuten aber auch nicht weiter stört.
Die Entstehung dreier Szenen wird durch B-Roll-Aufnahmen beleuchtet, was aber wie üblich keine wesentlichen Erkenntnisse bietet.
Weiterhin ist zu einer Szene ein direkter Vergleich des fertigen Films mit dem Storyboard im Angebot.
Und dann gibt es auch noch eine musikalisch unterlegte Fotogalerie, ein überflüssiger Blick auf "Dokumente" (z.B. aus dem Zusammenhang gerissene Szenenanweisungen u.a.) des Drehs, sowie Produktionsnotizen in Textform, ebenso wie kurze Infos zu vielen der Beteiligten (ausnahmsweise nicht nur der Hauptdarsteller und des Regisseurs), teilweise ergänzt durch die altbekannten kurzen Interviewschnipsel.

Mädchen Mädchen für 15.99 €

08.04.2002

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES