Invincible |
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Studio |
Zephir Film (2001) | |
Verleih |
mediacs (2002) | |
Laufzeit |
125:46 min. (FSK 12) | |
Regie |
Werner Herzog | |
Darsteller |
Jouko Ahola, Tim Roth, Max Raabe | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
1,85:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 2. Deutsch, DTS 5.1 3. Englisch, Dolby Digital 2.0 |
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Untertitel |
deutsch | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case | |
Preis |
ca. 25 EURO |
Film
Zishe Breitbart (Jouko Ahola) verfügt über Bärenkräfte und wird deshalb im Jahre 1932 von einem Künstleragenten aus seinem kleinen polnischen Dorf in die Großstadt Berlin gelotst, versprechen sich doch dort weit höhere Verdienste, als bei der Mitarbeit in der Familienschmiede. Zishe wird im Varietee des Hellsehers Hanussen (Tim Roth) engagiert, wo er, "behütet" mit einer gelockten Blondhaarperücke als starker Siegfried mit diversen Demonstrationen seiner Kraft das zahlende Publikum unterhält. Unter diesem finden sich auch zahlreiche Anhänger der aufsteigenden Nationalsozialisten, denen sich Hanussen in der Hoffnung auf einen ertragreichen Posten nach der anvisierten Machtübernahme beflissen mit erfolgversprechenden Zukunftsvorhersagen andient, bei denen aber selbstverständlich der Recke Siegfried ebenfalls hoch im Kurs steht. Bis Zishe sich auf offener Bühne zu seiner jüdischen Herkunft bekennt und verkündet, in Zukunft nur noch als mächtiger Samson aufzutreten. Dies verschafft ihm die uneingeschränkte Zuneigung der jüdischen Gemeinde, bringt ihn aber in Konflikt mit seinem Brotherrn Hanussen, was schließlich in einen Prozess mündet, in welchem sich die Pianistin Marta, die ebenfalls bei Hanussen beschäftigt ist und die sowohl zu ihrem Chef, als auch zu Zishe eine enge persönliche Beziehung unterhält, zwischen den beiden entscheiden muss. Doch schließlich verlässt Zishe wieder die Metropole, in der Hoffnung, seine Heimat vor der aufziehenden Bedrohung durch die neuen Machthaber in Deutschland rechtzeitig warnen zu können, er muss jedoch feststellen, dass seinen düsteren Voraussagen über die Zukunft von seinen Glaubenbrüdern kaum Gehör geschenkt wird.
Ein Film kann unter einer einfallslosen Inszenierung ebenso leiden, wie an einem
missglückten Drehbuch. Kommt beides zusammen, bleiben dann naheliegenderweise nur noch
wenig Rettungschancen bestehen. Bei "Invincible" sind diese Notanker der stets
verlässliche Tim Roth, allerdings nur in einer Nebenrolle, sowie die ausgesuchte
Musikauswahl. Mehr als ein vollständiges Kentern können sie aber auch nicht verhindern,
der Schiffbruch des Films bleibt bestehen. Was soll man auch machen, wenn ein Werk, das
offensichtlich als großangelegtes Geschichtstableau angedacht war, in flächigen
Fernsehmotiven, statt schwelgerischer Bilderpracht präsentiert wird. Vor allem geht die
bildliche Gestaltung auch nicht als Alternative zum künstlichen Großkino, dass heißt
als lebensnaher, quasi-dokumentarischer Stil durch; dazu sind die Aufnahmen nämlich
wiederum viel zu getragen und distanziert, kurz gesagt, der Film findet keinen echten
Kontakt zum Alltags- und Innenleben seiner Protagonisten. So traurig es ist, des öfteren
erinnert das Ganze mehr an eine Folge aus den frühen Anfängen von "Gute Zeiten,
schlechte Zeiten" und Co., wie eine Art Seifenoper in historischem Gewandt, wobei
eine Parallele in den Voraussetzungen tatsächlich gegeben ist, sind doch sowohl der
Hauptdarsteller Jouko Ahola als Gewichtheber, als auch die Pianistin Anna Gourai
Schauspiellaien. Ihnen allerdings die Schuld am Scheitern von "Invincible"
zuzuschieben wäre höchst unfair, denn während Ahola zwar gelegentlich (aber wirklich
nicht dauernd) etwas hölzern agiert, schlägt sich die Musikern durchaus wacker auf dem
fremden Terrain. Aber selbst ein Weltklassedarsteller hätte wohl Mühe mit einem Skript
gehabt, das sich durchweg durch eine einfallslose Aneinanderreihung uninspirierter
Klischeebilder, stocksteife Dialoge und eine ausgeleierte Dramaturgie auszeichnet. Dem
offenkundigen Wunsch, hier ein wichtiges zeitgeschichtliches Thema abzuhandeln, wird in
dieser Form natürlich ein Bärendienst erwiesen.
Hat man den Vorspann verpasst und auch sonst nichts über den Film gehört, wäre man
geneigt das Produkt für die erste Arbeit eines Filmstudenten in den Anfangssemestern zu
halten, dem man kurz vor Drehbeginn die Hälfte des Budgets zusammengestrichen hat; dass
aber ein Werner Herzog, der kreativen Kraft hinter wahrhaft großen Kinofilmen wie
"Fitzcarraldo", die künstlerische Verantwortung für "Invincible"
trägt, mutet dann schon mehr als befremdlich an.
Bild
Wenn das Ausgangsmaterial trotz "neuer Bauart" nicht viel her gibt, dann kann natürlich auch die DVD-Fassung nichts mehr herumreißen. Der Gesamteindruck des Bildes ist viel zu flächig und ausgewrungen, wie bei einem unterfinanzierten Fernsehspiel (mit dem entscheidenden Unterschied, dass bei einem solchen der Look der Erzählung durchaus entgegenkommen kann). Allerdings kommt dann noch hinzu, dass nicht nur die Hintergründe, sondern auch zentrale Bildelemente des öfteren stärker verrauscht sind und es an einzelnen Stellen sogar zu zitternden Verzerrungen des Bildes kommt, wobei diese Phänomene allerdings so geringfügig sind, dass fast schon das Zusehen mit einer Lupe notwendig ist, um sie als störend zu bemerken. Und letztlich lässt sich das Ganze in Hinblick auf die übrigen Werte auch durchaus ansehen, aber unter dem Durchschnitt bleibt die Qualität trotzdem.
Ton
Die gute Nachricht vorneweg. Die Musikwiedergabe, der sorgfältig ausgesuchten und auch stets passend eingesetzten Begleitmelodien ist hervorragend. Damit sind die positiven Aspekte allerdings auch schon weitgehend erledigt, denn im übrigen fallen eigentlich nur noch die Dialoge wesentlich auf, allerdings durch ihre auffallende Sterilität und Künstlichkeit in der akustischen Wahrnehmung. Sporadische Nebengeräusche fallen kaum ins Gewicht und so werden die Möglichkeiten des Mehrkanaltons nur äußerst ansatzweise ausgenutzt.
Special Features
Viel ist nicht an Zugaben dabei, neben der Anspielmöglichkeit von acht Ausschnitten aus diversen Musikstücken aus dem Film und außerdem dem Trailer gibt es aber zumindest einen Audiokommentar des Regisseurs, der mit interessanten Informationen nicht geizt, wobei die Struktur dadurch ein dynamisches Moment bekommt, als dem Regisseur ein journalistischer Fragesteller beiseite gestellt wurde, der dem Kommentar so eine gelenkte Form verleiht.
27.09.2002
Review von Tobias Wrany
Test-Equipment
TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES