Heaven

Original

Heaven

Studio

Miramax/X-Filme (2002)

Anbieter

X-Verleih im Vertrieb von Warner Home Video (2002)

Laufzeit

93:00 min.

Regie

Tom Tykwer

Darsteller

Kate Blanchett, Giovanni Ribisi u.a.

DVD-Typ

DVD-9

TV-Norm

PAL

Bitrate

5.57 Mbps

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Englisch, Dolby Digital 5.1 (384 kbps)
2. Deutsch, Dolby Digital 5.1 (384 kbps)
3. Audio-Kommentar, Dolby Digital 2.0 (192 kbps)

Untertitel

Deutsch (bei Original-Fassung nicht ausblendbar), Deutsch für Hörgeschädigte

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25 €
Film 

Turin. Vier unschuldige Menschen fallen einem Attentat zum Opfer. Widerstandslos lässt sich die Englischlehrerin Philippa (CATE BLANCHETT) festnehmen. Sie leugnet nichts - und ist am Boden zerstört. Denn ihr Ziel war ein anderer, ein Drogendealer, der ihren Mann und viele ihrer Schüler auf dem Gewissen hat. Die Polizei beharrt auf einem politischen Motiv. Nur ein junger Polizist (GIOVANNI RIBISI) schenkt der Engländerin Glauben, denn insgeheim ist er fest davon überzeugt, dass sie füreinander geschaffen sind. Er entwirft einen Plan, der ihr die Freiheit zurückgeben soll - egal, ob es seine Karriere oder gar sein Leben kosten kann. Er ahnt, dass er keine Bedingungen stellen darf, um ihr seine Liebe zu beweisen... 

"Heaven" passt zwar nach "Lola Rennt" und "Der Krieger und die Kaiserin" perfekt in die Filmographie von Tom Tykwer, doch handelt es sich hierbei nicht um eine Geschichte, die sich Tykwer selbst ausgedacht hat, sondern um eine Drehbuch-Verfilmung des 1996 verstorbenen renommierten polnischen Regisseurs Krzysztof Kieslowski, der zu Lebzeiten mit seiner "Drei Farben"-Trilogie und der "Dekalog"-Serie zu einem der bedeutendsten Regisseure Europas wurde. Tykwers und Kieslowskis Filme ähneln sich durchaus, wenn sie Themen wie Schicksal und Zufall behandeln, die zu großen Veränderungen im Leben der Filmfiguren führen. Und der Einstieg von "Heaven" erweist sich hierbei auch als perfekte Synergie, wenn der Anschlag auf den Drogendealer durch Zufall nicht nur fehl schlägt, sondern eine weitere Verkettung von unvorhersehbaren Ereignissen dazu führt, dass vollkommen unbeteiligte Menschen ums Leben kommen. Danach führt Tykwer den Zuschauer in "Heaven" aber auf den gleichen Weg, der bereits in "Der Krieger und die Kaiserin" nur schwer für den Zuschauer nachzuvollziehen war, der nicht ganz auf Tykwers Wellenlänge liegt: Zwei Menschen erleben etwas, was wie Liebe auf den ersten Blick erscheint und diese dazu veranlasst, für diese Liebe selbst die größten Risiken einzugehen. Selten allerdings hat man eine Love Story im Film gesehen, die so emotionslos dargestellt wird. Während Kate Blanchett während des gesamten Films ein Gesicht wie aus Wachs zeigt und man nicht weiß, inwieweit sie überhaupt verliebt ist, da sie die Frage darauf auch nur nach langem Zögern mit "Ja" antwortet, so schaut selbst der offensichtlich verliebte Giovanni Ribisi die ganze Zeit nur stur wie ein Schoßhündchen durch die Welt. Die Liebe reduziert sich auf Andeutungen und symbolische Bilder, was jetzt nicht deswegen zu kritisieren ist, weil man vielleicht schlüpfrige Szenen vermisst, sondern deswegen, weil für den Außenstehenden der Kern der Geschichte viel zu schleierhaft bleibt. Die einzige sichtbare Liebesszene des Films überhaupt vergeudet Tykwer für einen deplatzierten Quickie - der aber zwischen zwei Personen stattfindet, die im Film ansonsten überhaupt keine Rolle spielen. 

Tom Tykwer hat freilich mit seinem langjährigem Begleiter Frank Griebe einen hervorragenden Kameramann an seiner Seite, dem es mit seiner vorzüglichen Kameraführung wieder gelingt, Tykwers verträumte Ideen in wunderschönen Bildern umzusetzen und damit dem schwerfälligen Inhalt etwas optische Leichtigkeit entgegenhält. So hübsch "Heaven" auch aussehen mag, kann dies aber leider nicht den Makel der schwer zugänglichen Symbolik des Films übertünchen. Daher dürfte "Heaven" wirklich nur etwas für die ganz treuen Tom Tykwer-Fans sein, die mit dessen Gedankenwelt vertraut sind. Tom Tykwer hat sicherlich teilweise zu Recht während der Promotion-Tour zu "Heaven" heftig gegen die heutige Filmlandschaft gewettert (Siehe Interview in der ZEIT 07/2002). Allerdings sollte auch er, dem einst mit "Lola Rennt" der Glücksgriff gelang, Kunst und Unterhaltung in einem Film zu vereinigen, aufpassen, sich nicht selbst filmisch in eine Richtung zu bewegen, die nur im ARTE-Spätprogramm ein Publikum findet.

 

Bild 

"Heaven" spielt in zwei verschiedenen Landschaften: Während der Kontrast und die Farben zunächst in der Stadt eher realistisch-kühl ausfallen, so wechselt der Film mit einem trickreichen Übergang in Form einer Tunnelfahrt bei 63:24 min. aufs Land. Hier ist der Kontrastumfang weitaus steiler und die Farben bunter in erdigen Tönen gehalten. Die Bildschärfe bleibt leider hinter dem Machbaren zurück. Dies dürfte an der niedrigen Videobitrate von gerade einmal 4.5 Mbps liegen, die ein leichtes Blockrauschen produziert und gerade Details in Gesichtern immer etwas verschwimmen lässt. Dabei hätte das Encoding ohne Not auch mit einer höheren Bitrate durchgeführt werden können, schließlich sind auf der DVD noch rund 1.5 GB freier Speicherplatz vorhanden, die nicht ausgenutzt wurden.

 

Ton 

Während "Der Krieger und die Kaiserin" noch mit einem richtigen Score ausgestattet war, so fällt "Heaven" weitaus minimalistischer aus. Außer ein wenig Klaviergeklimper gibt es in dem Film kaum richtige Musik. Surroundeffekte sind ebenso wenig anzutreffen. Lediglich bei einigen Außenaufnahmen wie z.B. in Kapitel 2 klingen die Umgebungsgeräusche recht authentisch und räumlich.

Zwar wurde der Film von Tom Tykwers X-Filme mitproduziert, aber dennoch legte hier wohl Miramax ein Veto ein, dass verhindert, dass der Film ohne Einschränkungen in der englischen Originalversion angeboten werden kann. Dadurch sind auf dieser DVD User Prohibitions und fest eingeblendete deutsche Untertitel bei der englischen Fassung.

 

Special Features 
  • Audio-Kommentar mit Tom Tykwer: Egal, was man von seinen Filmen hält, Tom Tykwer ist immer jemand, dessen Ausführungen zu seinen Filmen man gerne zuhört. Zwar kann man auch den gezielten Hinweisen von Tykwer, die manche Szenen erläutern sollen, nicht immer folgen, da seine Gedanken dem Zuschauer häufig einfach voraus sind, doch er schafft es, ohne große Pausen wirklich durchgängig Interessantes zum Film beizusteuern. Da die Dialoge in "Heaven" meist recht knapp ausfallen, kann man den Film übrigens auch problemlos direkt mit dem Audio-Kommentar betrachten und sich die Dialoge der Darsteller als Untertitel anzeigen lassen.

  • Interviews: Auf der DVD ist zwar von Interviews die Rede, es handelt sich hierbei aber zunächst nur um aus dem Electronic Press Kit entnommene Statements. Diese sind dann zum Glück aber besser, als erwartet und enthalten keine hohlen PR-Statements, sondern gerade von Tom Tykwer recht umfangreiche Ausführungen. Neben den Darstellern Giovanni Ribisi und Cate Blanchett sind auch Statements der Produzenten Sidney Pollack und Anthony Minghella.

  • Nicht verwendete Szenen: Diese Szenen sind zwar hübsch anzusehen, inhaltlich aber nicht sonderlich relevant für die Handlung. Optional gibt es auch hier einen Kommentar von Tom Tykwer.

  • Der Himmel über der Toskana: Tom Tykwer war von dem "Spacecam"-Kamerasystem, welches die Kamera in einer Kugel aufgehängt und dadurch bei Montage unter einem Hubschrauber nahezu vibrationsfreie Aufnahmen ermöglicht, so angetan, dass er eine Menge Luftaufnahmen anfertigen ließ, die dann aber nicht komplett im Film Platz fanden. In diesem Clip bekommt man Gelegenheit, sich noch einige dieser tollen Landschaftsaufnahmen anzusehen.

  • Hinter den Kulissen: Mehr als sehr hektisch zusammengeschnittene B-Rolls sind hier nicht zu sehen, die auch kaum interessant sind.

  • Making of: Tom Tykwer gibt sich in diesem Making of recht offen und ehrlich. Ansonsten gibt es von den anderen Beteiligten aber vorwiegend reine PR-Statements zu hören. Teilweise ist das Making of aus Material, welches man bereits in den Interviews und B-Rolls gesehen hat, zusammengeschnitten worden.

  • Heaven im Internet (Weblinks)

  • Fotogalerie

  • Kinotrailer/Teaser

Review von Karsten Serck

Test-Equipment:
TV Panasonic TX-W32D3F/Sony KV-21FX30
DVD-Player Sony DVP-NS900V
AV-Verstärker Yamaha DSP-AZ1

13.09.2002