Gottes Werk und Teufels Beitrag

The Cider House Rules

Studio

Miramax Films (1999)

Verleih

Kinowelt Home Entertainment (2000)

Laufzeit

ca. 120 min. (FSK 12)

Regie

Lasse Halström

Darsteller

Michael Caine, Tobey Maguire, Charlize Theron

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

2,35:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Deutsch, Dolby Surround
3. Englisch, Dolby Digital 5.1
4. Englisch, Dolby Surround
5. Audio-Kommentar

Untertitel

Deutsch (bei engl. Original-Fassung nicht ausblendbar)

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 20-25 EURO
Film  

St.Clouds, Maine in den 30er Jahren. Dr. Wilbur Larch (Michael Caine) ist ein Arzt, der sich auf ungewollte Schwangerschaften spezialisiert hat: Offiziell als Geburtshelfer und Leiter eines Waisenhauses; doch auch in Form von illegalen Abreibungen. Die Bewohner seiner Institution wechseln im Laufe der Jahre immer wieder, denn die Glücklichen unter ihnen werden von Adoptiveltern aufgenommen, andere werden leider niemals erwachsen werden, da unheilbare Krankheiten auch hier ihren Tribut fordern. Aber es gibt auch solche wie Homer Wells (Tobey Maguire), er fand als Baby zwar schon diverse Eltern, kam aber stets zurück, da er es seinen neuen Familien nicht so recht machen konnte, wie von einem dankbaren Waisenkind erwartet. So wächst er heran und wird von Dr. Larch langsam zu einer wichtigen Stütze. Doch die Hoffnungen des Doktors, die er in Hinblick auf die Regelung seiner Nachfolge hegte, werden vorerst enttäuscht, als das junge Paar Candy (Charlize Theron) und Wally (Paul Rudd) auftaucht, um bei Candy eine Abtreibung durchführen zu lassen. Homer, der bisher noch nie aus seinem Geburtsort herausgekommen ist und schon lange ein wenig mehr von der Welt sehen wollte, bittet die beiden, ihn mitzunehmen.
Auch wenn er es nur bis zur Küste von Maine schafft, findet Homer dort doch eine vollkommen neue Welt vor. Er heuert auf der Apfelfarm von Wallys Mutter als Pflücker an, wo er bald mit den schwarzen Pflückern aus den Südstaaten Freundschaft schließt. Noch wesentlich enger jedoch gestaltet sich im Laufe der Zeit seine Beziehung zu Candy. Nachdem Wally in den Krieg gezogen ist, verbringen die beiden viel Zeit miteinander, was letztlich zu mehr als nur  freundschaftlichen Gefühlen führt. Für einen gewissen Zeitraum ist das Leben auf der Apfelfarm für Homer das Paradies auf Erden, doch einige Ereignisse, wie das schreckliche Geheimnis um die Schwangerschaft der Tochter Rose (Erykah Badu) des Vorarbeiters (Delroy Lindo), die Nachricht vom Tode Dr. Larchs und nicht zuletzt die Rückkehr des im Krieg schwer verwundeten Wallly zwingen Homer schließlich dazu, sich zu entscheiden, ob sich sein Lebensweg vielleicht doch wieder zurück nach St. Clouds wenden sollte.

Das Gelingen von "The Cider House Rules" (Gottes Werk und Teufels Beitrag) ist vor allem dem Drehbuchautor und dem Regisseur zu danken. John Irving ist nach seinem eigenen Roman ein rundum überzeugendes Drehbuch geglückt, dass eine Geschichte erzählt, die darauf verzichtet zu sehr in die Breite zu gehen und statt dessen viele Dinge nur andeutet, so dass sich dem aufmerksamen Zuschauer eine weit über das direkt abgebildete Geschehen hinausgehende Welt erschließt, wobei jedoch niemals der Eindruck entsteht, hier habe jemand vergessen, lose Enden rechtzeitig zusammen zu führen. Kongenial unterstützt wird er von Lasse Hallström und dessen Kameramann Oliver Stapleton. Erscheint Homers Jugendzeit im Waisenhaus noch geprägt von den eher spartanischen Innenräumen des Instituts und vom Winter, der eine dicke Schneedecke über sein Leben legt, so bricht in dem, in warmen Braun und Gelb gehaltenen Leben auf der Apfelfarm, das über dem satten Grün der Wiesen farblich geradezu explodiert, ein neuer Tag an. Dabei ist die behutsame Inszenierung, mit der Hallström die Handlung ablaufen lässt, der Grund, warum man dem Film Zeit lassen muss, seine Tiefenwirkung zu erreichen. "The Cider House Rules" ist ein "Stimmungsfilm", der nur dann funktioniert, wenn man sich auf das Leben der Figuren wirklich einlassen möchte, da nur dann der ausgestreute Zauber seine Wirkung entfalten kann. Dann breitet sich die Geschichte der Hauptfigur aus, die in allen Bereichen des Lebens endgültig erwachsen wird und erkennen muss, dass gewisse scheinbar feststehende Lebensregeln genauso behandelt werden müssen, wie die titelgebenden Vorschriften der Apfelfarm. 

Letztlich darf aber auch der Beitrag der anderen Beteiligten nicht vergessen werden. So ist die Darstellerschar in jeder Hinsicht ein Glücksgriff für den Film. Tobey Maguire, der seinem ausgesprochen introvertierten Homer nur in ausgewählten Momenten gestattet, seine Gefühle in kleinen Gesten oder winzigen Veränderungen im Minenspiel zum Ausdruck zu bringen und natürlich Michael Caine, dessen Leistung allerdings nur in der Originalfassung richtig zu würdigen ist, in welcher der Brite seinen perfekt angelernten Neuengland-Akzent zelebrieren darf. Aber auch die weiblichen Rollen entsprechen höchsten Maßstäben, hervorzuheben sind vor allem zwei Seiteneinsteigerinnen ins Schauspielgeschäft; Charlize Theron beweist, dass das Etikett Ex-Modell nicht zwangsläufig mit geringem darstellerischen Talent gleichzusetzen ist. Sie ist in der Rolle der Candy wirklich eine Idealbesetzung. Und zum anderen ist da die Sängerin Erykah Badu, die hier ihr Filmdebut gibt und sich mehr als nachhaltig für weitere Rollenangebote qualifiziert.
Gekrönt wird der ganze Film schließlich noch von Rachel Portmans gelungener musikalischen Untermalung.

Auch wenn nicht verschwiegen werden darf, dass der Film nicht vollkommen frei von kleinen Fehlern ist, so überschreitet Delroy Lindos Sterbeszene überdeutlich die Grenze zum untragbaren Kitsch, so ist letztlich doch festzustellen, das es "The Cider House Rules" gelungen ist, zu einem Film zu werden, der im Zuschauer ein nachhaltig gutes Gefühl zurücklässt, und dies sogar trotz der breiten Palette eher negativ ausstrahlender Themen, die von Abtreibung, sterbenden Kindern, Vergewaltigung, Inzest bis zu den bleibenden Schäden des Krieges reichen.

 

Bild 

Die zwischen dem Alltagsgrau im abgelegenen Waisenhaus und den bunten Farben auf der Apfelplantage wechselnden Bilder erscheinen klar und mit viel Kontrast. Die Farben behalten dabei immer einen sehr natürlichen Ton, der der jeweiligen Umgebung entspricht. Die Kompression ist sehr sauber und zeigt keine Artefakte. Rauschen und Dropouts sind kaum zu sehen. Die Bildschärfe ist in Ordnung, auch wenn das Bild etwas weich wirkt. Einige Szenen aus weiterer Distanz sind allerdings etwas verschwommen.

 

Ton 

Die sehr harmonische Filmmusik gibt dem Film einen leicht sentimentalen Anstrich mit viel Räumlichkeit. Auch die Umgebungsgeräusche erklingen deutlich hörbar von allen Seiten. Künstliche Surroundeffekte sind allerdings angesichts der sehr dialogbetonten Thematik nicht zu vernehmen.

 

Special Features 

Die Extras sind zwar nicht üppig, aber dennoch vollkommen ausreichend, weil sie sich auf das Wesentliche konzentrieren. Hierzu gehört z.B. der Audiokommentar, den Regisseur Lasse Hallström zusammen mit Autor John Irving und dem Produzenten R.N. Gladstein aufgenommen hat und dessen Hintergründe im gut gemachten Making of noch ergänzt werden. Auch die geschnittenen Szenen sind recht umfangreich und interessant, ebenso wie die Interviews, die mit den Darstellern, John Irving und dem Regisseur geführt wurden. Nicht ganz so überzeugend sind lediglich die "Behind the Scenes"-Aufnahmen, die kurze Sequenzen vom Set zeigen. Die Trailer sind nicht ganz so umfangreich wie bei den meisten Kinowelt-DVDs, um es genau zu sagen, gibt es lediglich den Filmtrailer zu "Gottes Werk und Teufels Beitrag".

Review von Karsten Serck

Test - Equipment:
TV Panasonic TX - W32D3F
DVD - Player Yamaha DVD-S795
Dolby Digital / DTS - Receiver Sony STR-DA 50 ES

12.10.2000