Edward mit den Scherenhänden

Edward Scissorhands

Studio

20th Century Fox (1990)

Verleih

20th Century Fox (2001)

Laufzeit

100:42 min.

Regie

Tim Burton

Darsteller

Johnny Depp, Winona Ryder, Dianne Wiest, Vincent Price, Alan Arkin

DVD-Typ

DVD - 9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Englisch, Dolby Digital 4.0
2. Deutsch, Dolby Digital 2.0
3. Audio-Kommentar Tim Burton
4. Audio-Kommentar Danny Elfman

Untertitel

Deutsch, Englisch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25 EURO
Film  

Ein Wissenschaftler (Vincent Price) hat in seinem einsamen Schloss gelegenen, Laboratorium ein Wesen geschaffen, das fast ein Mensch ist. Das einzige, was Edward (Johnny Depp) fehlt, sind Hände. Statt Finger hat er nur scharfe Scheren. Doch sein Schöpfer stirbt, ehe er die versprochenen Hände anmontieren kann, so dass Edward für den Rest seines Lebens mit seinen metallenen Gliedmaßen auskommen muss.
Als eines Tages die Avon-Beraterin Peg (Dianne Wiest) den beschwerlichen Weg zum Schloss auf sich nimmt, um dort ihre Produkte zu veräußern, trifft sie auf Edward und nimmt ihn kurzerhand mit in ihre Vorstadtsiedlung.
Zunächst ist der scheue Edward die Sensation der ganzen Nachbarschaft. Seine rührende Bereitschaft, alles richtig machen zu wollen, schafft ihm schnell einige Sympathiepunkte und als sich herumgesprochen hat, welche Wunderdinge Edward mit seinen Scherenhänden an Büschen, Schoßhündchen und sogar den Frisuren der neugierigen Einwohnerinnen anstellen kann, ist er bald zum Liebling aller geworden, dabei ist die unersättliche Joyce (Kathy Baker) stets in der ersten Startreihe zu finden. Nur Kim (Winona Ryder), Pegs Tochter, ist über den neuen Mitbewohner alles andere als begeistert, nicht zuletzt, weil dieser bei ihrer ersten Begegnung aufgrund seines Handicaps ihrem Wasserbett unbeabsichtigt den Garaus macht.
Doch mit der Zeit beginnt auch Kim, dem unsicheren Charme des Kunstmenschen zu erliegen, was nicht zuletzt daran liegt, dass ihr Freund Jim (Anthony Michael Hall) mehr und mehr seine unangenehmen Seiten in den Vordergrund treten lässt, worunter nicht zuletzt Edward zu leiden hat. Dies ist auch genau der Grund, wieso langsam alles in der Nachbarschaft beginnt, sich gegen Edward zu wenden und obwohl er im Grunde nichts dafür kann, kommt es irgendwann zur Katastrophe.

Am besten ist Tim Burton dann, wenn er poetisch-düstere Märchen erzählen darf, wie bei "Batman Returns" oder dem von ihm produzierten "Nightmare Before Christmas". Von der gleichen Magie sind die Bilder am Anfang und am Schluss von "Edward Scissorhands", im Schloss des Erfinders oder in dem Moment, wenn Edward seine Liebe zu Kim durch die Gestaltung einer Eisskulptur zum Ausdruck bringt und die herunterfallenden Eisspäne ihn und sie wie in ein verträumtes Schneegestöber einhüllen. Die ganze Geschichte von Edward hat dabei einen Grundton, der unmittelbar auf die Werke Hans Christian Andersons zurückgeführt werden kann.
Erneut stimmungsvoll unterstützt durch Danny Elfmanns Musik, die Burtons (Alp)traumwelten erst wirklich zum Leben erwecken, zeigt "Edward Scissorhands" in diesen Szenen das, was Kino in seinem Kern ausmacht: Die Erschaffung einer anderen Dimension der Realität, die ihre Wurzeln aber in der Phantasie eines jeden Betrachters findet.

Am zweitbesten beherrscht Burton die Kunst der bissigen Satire auf diejenige Art von Musterbürgern, die leider keine andere Lebensart als die ihre neben sich zulassen. Und was das angeht kann sich der Regisseur in der bonbonbunten Vorstadtsiedlung mit ihren Musterhäusern, auf den mit dem Lineal gezogenen Gartenanlagen und den auf gleiche Weise festgezurrten Lebensentwürfen seiner Einwohner vortrefflich austoben und eine giftige Spitze nach der anderen abfeuern. Dass die Balance zwischen dem märchenhaften Rahmen und der realsatirischen Ausführung weitgehend gelingt, ist nicht zuletzt den Schauspielern zu verdanken, vor allem dem Darsteller des Titelhelden. Johnny Depp gibt den Edward mit reduzierter Mimik, aber um so ausdrucksvolleren Blicken als traurige Marionette des Schicksals, die an Gefühlen scheitert, welche zu stark sind, als das er sie seiner Umwelt zuliebe aufgeben kann. Die große Leistung von Burton und Depp besteht auch darin, dass es ihnen gelingt, Edward in zahlreiche einfach witzige (wie die Sache mit dem Wasserbett) oder eigentlich peinliche Situationen zu bringen, ohne dass er auch nur für einen Moment seine Würde verliert, weshalb auch der Humor des Films nie auf ein Niveau gleitet, das die Gedanken ausschaltet und die dahinterstehende Tragik verloren gehen lässt.
Lediglich bei der Darstellung von Edwards Konkurrenten Jim hat der Film leider nicht das nötige Fingerspitzengefühl. Der "Böse" ist zu grob gezeichnet, um sich nahtlos in den Rest der Geschichte einzupassen, er hätte besser in eine billige High-School-Klamotte gepasst. Dieser dramaturgische Fremdkörper macht sich dann leider gerade bei der finalen Zuspitzung der Konfrontation negativ bemerkbar, wodurch sich der Film unnötigerweise selbst ein Stück von seiner Wirkung beraubt.

 

Bild 

Das Bild der DVD ist verblüffend gut. Sehr positiv fällt der klare und auch ohne Zuhilfenahme von Rauschfiltern nahezu von Störungen freie Videotransfer auf, der für einen zehn Jahre alten Film vorbildlich ist. Die Farben sind teilweise etwas unnatürlich geraten, was vor allem bei den Gesichtern auffällt, die häufig den Eindruck eines akuten Sonnenbrandes vermitteln. Dies kommt auch gerade deshalb besonders zur Geltung, da die Farben im übrigen eher matt wirken. Alles in allem sind keine wirklich fassbaren Mängel festzumachen, außer, dass das Bild nicht ganz die Detailschärfe hat, die man sich wünschen würde. In dieser Disziplin sind aber selbst viele Filme neueren Datums deutlich schlechter.

 

Ton 

Der Originalton kann mit ordentlicher Qualität überzeugen, ohne allerdings irgendwelche Höhepunkte zu liefern. Dazu kommt zum einen von den hinteren Kanälen zu wenig Druck und auch sonst bleibt der Höreindruck moderat. Vorne dominiert meist die Orchesterbegleitung, die aber stets vornehm zurücktritt, wenn die Dialoge zu ihrem Recht kommen wollen. Auch kleinere Nebengeräusche werden relativ gut verortet. Die deutsche Fassung hält zwar im Großen und Ganzen gut mit, ist aber im Ergebnis etwas weniger Druckvoll geraten.

 

Special Features 

Allzu üppig ist das Bonus-Material nicht. Es gibt zwei Audio-Kommentare, einer von Tim Burton, der andere von Komponist Danny Elfman zusammen mit dem Music Score des Films, daneben noch ein gut vierminütiges Featurette, die üblichen Trailer und Kurzinterviews mit einigen der Beteiligten vor und hinter der Kamera.

11.02.2001

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-535
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES