Drei Engel Für Charlie |
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Charlie's Angels |
Studio |
Columbia TriStar (2000) | |
DVD-Anbieter |
Columbia TriStar Home Entertainment (2001) | |
Laufzeit |
94:20 min. | |
Regie |
Joseph McGinty Nichol | |
Darsteller |
Cameron Diaz, Drew Barrymore, Lucy Liu, Bill Murray, Sam Rockwell, Kelly Lynch, Crispin Glover, Tim Curry, Tom Green u.a. | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
2,35:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1.
Englisch, Dolby Digital 5.1 2. Deutsch, Dolby Digital 5.1 3. Audio-Kommentar Joseph McGinty Nichol, Dolby Digital 2.0 |
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Untertitel |
Englisch, Deutsch | |
Regionalcode |
2 | |
Preis |
ca. 50-60 DM |
Film 





Was ein internationales High-Tech Unternehmen wie
"Knox Technologies" ist, das verpflichtet im Falle eines
kriminalistischen Problems nicht irgendeinen Schmalspurschnüffler,
sondern das Beste vom Besten. Und im Bereich Privatdetekteien gehört
dazu das Büro von Charlie, der über seinen Mittelsmann Bosley (Bill
Murray) sein dreiköpfiges Einsatzteam dirigiert. Und diese wahrhaft
himmlischen Geschöpfe, Natalie (Cameron Diaz), Dylan (Drew
Barrymoore) und Alex (Lucy Liu) müssen alle ihrer vielseitigen Fähigkeiten
aufbieten, um diesen Fall zu knacken, der um so undurchsichtiger wird,
je tiefer sie in die Materie einsteigen. Dabei scheint es zunächst
nur um eine simple Entführung zu gehen, welche ihnen von Vivian Wood
(Kelly Lynch), die an der Spitze von "Knox Technologies" tätig
ist, geschildert wird. Opfer ist Eric Knox (Sam Rockwell), der
Unternehmensgründer und Top-Erfinder, der gerade ein neues System
entwickelt hat, mit dem jeder Mensch mittels Spracherkennung besser
identifiziert werden kann, als mit jeder DNS-Analyse und das auch noch
weltweit. Und, wie es der dumme Zufall so will, ist natürlich mit
Knox auch das ganze Programm verschwunden. Da bekanntlich im
Wirtschaftleben mit harten Bandagen gekämpft wird, ist der größte
Konkurrent von "Knox Technologies", Roger Corwin (Tim
Curry), der Betreiber des Satellitenverbundes "Red Star
Systems" zunächst der Hauptverdächtige. Doch im Verlaufe des
Einsatzes, den die Engel mit vollem Kampf- und Körpereinsatz
bestreiten, wobei sie auf ihre Martial-Arts Künste ebenso vertrauen können
wie auf die Beherrschung sämtlicher Fortbewegungsmittel, vom
Rennwagen bis zu schwerem Fluggerät, stellen sie fest, dass an der
Sache mehr faul ist, als zu Beginn erwartet, wobei diese Erkenntnis
durch gewisse romantische Verwicklungen, die sich im Verlaufe der Zeit
ergeben, nicht gerade vereinfacht wird.
"Charlie's Angels" hat ja schon alle möglichen Prügel bezogen in dem Sinne, dass es sich hierbei im Endeffekt wohl um nicht mehr als den längsten Trailer der Filmgeschichte handeln könne, bei dem praktischerweise von der Erstellung des Endproduktes Abstand genommen wurde. Richtig an diesen Vorwürfen ist, dass es ohne Zweifel Gameboy-Spiele mit komplexeren Charakteren und Waschmittelwerbespots mit einer tiefschürfenderen Handlung gibt, als sie dieser Film aufzuweisen hat. Das bedeutet, wer Wert darauf legt, auch in einem Blockbuster-Film in die Handlung einzutauchen und an dem Schicksal der Figuren wenigstens annähernd Anteil zu nehmen, ist hier absolut fehl am Platze.
Doch betrachtet man den Film, als das, was er ist, nämlich
locker-flockige Action-Unterhaltung mit unübersehbaren parodistischen
Ansätzen, die insbesondere auch niemals vorgibt, mehr als das zu
sein, dann kann dem Endprodukt sein Gelingen kaum abgesprochen werden.
In poppigen Bildern wird eine ausgesprochen kurzweilige Nummernrevue
von durchaus gelungenen Gags und überdrehten Actionszenen geboten.
Dass Ganze erfolgt in einem rasanten Schnitt- und Inszenierungsstil,
bei dem Regisseur Joseph McGinty vor lauter Dynamik anscheinend sogar
einige Buchstaben aus dem Namen gefegt wurden, weshalb er genötigt
war, in den Credits nur modisch kurz als McG zu firmieren.
Dabei nimmt sich der Film weder selbst ernst, noch wird Vorbildern,
wie "Mission Impossible" diese Ehre erwiesen. Größter
Pluspunkt ist der Umstand, dass, im Gegensatz zu vielen anderen Großproduktionen,
die inhaltlich eigentlich auch nichts zu bieten haben, sich aber
trotzdem um Pseudotiefgang bemühen, wobei sie lediglich Löcher
voller Langeweile produzieren, "Charlie's Angels" konsequent
dem Spaßprinzip folgt und dabei von Anfang bis zum Ende
ununterbrochene Unterhaltung liefert.
Garanten hierfür sind nicht zuletzt die Darsteller, in
den Nebenrollen so talentierte Mimen wie Bill Murray, Tim Curry und
Sam Rockwell, die hier ihre luftig-leichte Seite präsentieren können.
Und natürlich die drei Hauptdarstellerinnen; die haben sich Cyndi
Laupers 80er-Jahre-Hit "Girls Just Want To Have Fun" ganz
offensichtlich zu Herzen genommen und kobolzen energiegeladen durch
die Szenerie in minütlich wechselnden Outfits, die alle den
gemeinsamen Nenner haben, so körperbetont wie nur möglich
auszufallen.
Peinlich wird es höchstens, wenn das product-placement die Überhand
gewinnt, so musste eine Szene angeblich sogar nachgedreht werden, weil
sich der Sponsor, ein bekannter Hersteller mobiler
Kommunikationsmittel, reklamierte, dass sein Erzeugnis nicht genügend
ins Bild gerückt war. Andererseits kommen solche Momente dann ja fast
schon wieder in die Nähe einer Realsatire auf die Auswüchse, welche
die letzten Bond-Streifen so zu bieten hatten (man denke nur an die äußerst
subtile Präsentation eines süddeutschen Fahrzeugbauers).
Wem es daher gelingt, den Geist für eineinhalb Stunden einfach mal
baumeln zu lassen, sollte sich mit "Charlie's Angels" in überaus
entspannter Art und Weise amüsieren, ohne jede Reue oder sonstige
Nachwirkungen verspüren zu müssen.
Bild 




Die visuellen Qualitäten sind fast makellos: Besonders beeindruckend die sehr gute, kräftige Farbabmischung. Schon in der Anfangsszene gefällt das ausgeprägte Blau des Himmels, als der eine verkleidete Engel zusammen mit dem panischen Bombenleger aus der Boeing 747 sprang: So ein sattes und reines Blau sieht man selten auf einer DVD. Die Bildschärfe, sonst in vielen Fällen ein leichtes Manko bei den DVDs von Columbia, ist sehr gut, die Detailtreue gefällt meistens mit einer guten Darstellung auch feiner Muster und Strukturen. (Ausnahme: Chapter 15, hier sind Kontrastumfang, Bildschärfe und Detailtreue nur gut zu nennen).
Der Anamorph-Transfer vom noch neuen Master blieb erfreulicherweise eine praktisch immer Qualitätseinbußen mitbringende Rauschfilter-Behandlung erspart. Daher findet man Störenfriede wie Nachzieheffekte oder Doppelkonturen auch so gut wie gar nicht. Bildrauschen ist in meistens geringem Maße zu beobachten - etwas störend wird es nur ein wenigen Filmsequenzen, wenn beispielsweise Objekte im hinteren Teil des Bildschirms von Rauschmustern gezeichnet sind - darunter leidet dann die Detailtreue etwas. Die Komprimierung ist gut gelungen, aber nicht überdurchschnittlich, in einigen Szenen könnten gerade Objektränder noch feiner komprimiert präsentieren.
Ton 




Die Tonabmischung gefällt durch eine sehr intensive Einbeziehung der Surroundkanäle. "Charlie's Angels" ist trotz lediglich 5.1.-kanaliger Abmischung sehr gut zum Einsatz einer eventuell vorhandenen Back Surround-Matrix geeignet - die üppige Surround-Klangkulisse macht es möglich. Exzellent ist die Positionierung aller vorkommenden Effektkombinationen (zB Chapter 10 - Die Schießerei mit dem "Klappergestell"). Selbst mit Back Surround-Matrix wird das Klangbild kaum schwammiger, der Raumeindruck ist dann sehr voluminös und wuchtig. Ein erstklassiges Effektfeuerwerk bieten auch in Chapter 12 die wilde Verfolgungsjagd mit den Champ Car-Rennautos, die Szene in Chapter 17 (der MP-Anschlag auf den Luxuswohnwagen von Alex' Freund), in Chapter 20 die Explosion des Büros von Charlie und natürlich die Schlussszene mit Knox und seinem geplanten Anschlag auf Charlie mit dem Armee-Helikopter. Gut ist die Verständlichkeit der Dialoge, ordentlich eingearbeitet präsentiert sich der Music Score, die Songs werden mit sehr guter Dynamik und sehr kraftvoll in den Zuhörerraum getragen. Die Dynamik im Hochtonbereich ist tadellos, manchmal schon fast zu aggressiv ist der Antritt. Auch am Basseinsatz gibt es nichts auszusetzen: Er erfolgt satt und präzise, an den richtigen Stellen wird der Subwoofer auch mal richtig auf die Probe gestellt. In Chapter 16 bei Cameron Diaz' Tanzeinlage in der Black Music Disco werden dem Woofer ein richtig heftiger Hip Hop-Bass entlockt, der richtig in den Frequenzkeller runtergeht - Spitzenklasse.
Special Features 




Extras sind auf der Code 2-DVD in reichhaltiger Auswahl enthalten. Neben dem Audio-Kommentar des Regisseurs bekommt der Engel-Freund eine Einführung in die Welt der Engel, wo Grundsätzliches zur Entstehungsgeschichte (besonders zum Stil, der durch die Wahl von Locations und Requisiten vermittelt werden soll) des Films zur Kultserie aus Sicht von Cast&Crew erläutert wird (deutsch untertitelt). Man arbeitete mit Liebe zum Detail: So versuchte man, für Charlies Stimme aus dem Lautsprecher die Original-Lautsprecherbox aus der Fernsehserie aufzutreiben. Länge: 4:42 Minuten.
Im Featurette "Getting Go Up" geht es um den Enthusiasmus von Regisseur "John McG" McGinty Nichol - Cast & Crew-Mitglieder sprechen über seine große Begeisterung und sein großes Engagement während der Drehzeit (6:27 Minuten, deutsch untertitelt). Weiter geht es mit "Der Herr und seine Engel": Cheung-Yan, verantwortlich für die spektakulären Martial Arts-Kampfeszenen im Film, gewährt dem Zuschauer einen kleinen Einblick in die Trainingsmethoden, die Cameron Diaz, Drew Barrymore und Lucy Liu über sich ergehen lassen mussten, ehe sie fit für die Engels-Rollen waren: Kraft- und Konditionstraining, die Schnelligkeit der Bewegungen, die Reflexe, alles musste stimmen - und das ging den drei Ladies dann doch etwas an die Knochen (Länge: 7:21 Minuten, deutsch untertitelt).
Mit den ausgefallenen Kleidungsstücken, die Natalie, Dylan und Alex während dem Film zur Schau trugen, beschäftigt sich das Special über die "Engelskleider" (Länge: 3:16 Minuten, deutsch untertitelt). Das war noch nicht alles: Mit den Special F/X beschäftigt sich die kurze Dokumentation "Engeleffekte": Die Aufnahmen fliegender Raketen, durchs All kreuzender Satelliten: Hier erfährt der Filmfan Wissenswertes über spektakuläre Filmszenen, beispielweise das Opening des Films mit dem Sprung aus dem Flugzeug, das Rennen mit den Indy-Car-Autos quer durch die Stadt, über den MP-Anschlag auf Alex, als der Wohnwagen ihres Freundes zu Schweizer Käse wird oder über die Schlussszene mit Knox und seinem Helikopter (Länge 6:43, deutsch untertitelt). In "Verkabelte Engel" sieht der Zuschauer, wie die Kampfszene in den engen Gassen und Hinterhöfen mit dem "Thin Man" entstanden ist - so gut hüpfen wie die Kanguruhs können selbst die Engel nicht: An Seilen befestigt, die für die endgültige Szene wegretuschiert wurden, ging es dann doch besser (Länge 2:32, deutsch untertitelt).
Zu den Special Features gesellen sich noch drei entfallene und erweiterte Szenen sowie besonders lustige Versprecher und sonstige kleinere Fehlleistungen verschiedenster Art. Zwei Musikvideos (in Dolby Digital 2.0), "Independent Women (Part 1)" von Destiny's Child sowie "Charlie's Angels 2000" von Apollo Four Fourty kommen noch hinzu, ebenso Filmographien der drei Engel, des Regisseurs und von Bill Murray. Das Angebot an Kinotrailers umfasst den Teaser-Trailer und den synchronisierten Kino-Trailer. dazu kommt noch ein Trailer zum Film "Die Hochzeit meines besten Freundes". Die Menügestaltung ist gut gelungen, zu bemängeln ist nur die schlechte Lesbarkeit der Schrift. Hier sollte der Grundsatz "Form Follows Funktion" vielleicht doch ein wenig mehr beherzigt werden.
Die Extras im tabellarischen Überblick:
- Audio-Kommentar des Regisseurs
- Dokus und Featurettes: "Willkommen in der Welt der Engel" (4:42 min.), "Getting Go Up" (6:27 min.), "Der Herr und seine Engel" (ca. 8 min.), Engelskleider: Kostüme für Cameron, Drew und Lucy (ca. 4 min.), Engeleffekte (ca. 7 min.), Verkabelte Engel (ca. 3 min.)
- Outtakes
- Entfallene und erweiterte Szenen, Entfallene Filmsequenzen und Versprecher
- Musik-Videos von Destiny´s Child und Apollo Four Forty
- Filmographien
- Kinotrailer
Review von Carsten Rampacher & Tobias Wrany
02.04.2001