Die fabelhafte Welt der Amélie

Original

Le fabuleux destin d' Amélie Poulain

Studio

Tapioka Film, Victoires Productions, Studio Canal u.a. (2001)

Verleih

Universal Pictures Video (2002)

Laufzeit

118:48 min.

Regie

Jean-Pierre Jeunet

Darsteller

Audrey Tautou, Mathieu Kassovitz u.a.

DVD-Typ

2 x DVD-9

TV-Norm

PAL

Bitrate

7.29 Mbps

Bildformat

2,35:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 (384 kbps)
2. Französisch, Dolby Digital 5.1 (448 kbps)
3. Deutsch, DTS 5.1 (754 kbps)
4. Französisch, DTS 5.1 (754 kbps)
5. Audio-Kommentar Jean Pierre Jeunet (192 kbps)

Untertitel

Deutsch, Französisch, Deutsch für Hörgeschädigte

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25 EURO
Film 

Die schüchterne Amélie Poulain lebt in ihrer eigenen Welt und hat einen ausgeprägten Sinn für die kleinen, schönen Dinge des Lebens. Zufällig findet sie in ihrer Wohnung eine Kiste, in der vor Jahrzehnten ein Junge seine Kindheitsschätze versteckte. Anonym lässt sie die Schachtel ihrem Besitzer, der inzwischen das Rentenalter erreicht hat, wieder zukommen und beschließt, von nun an wie eine gute Fee in das Leben ihrer Mitmenschen einzugreifen. So schenkt sie zum Beispiel ihrer Hauswirtin neuen Lebensmut, verkuppelt die Menschen in dem Café, in dem sie als Bedienung arbeitet, schickt den Gartenzwerg ihres Vaters auf eine abenteuerliche Weltreise und rächt den schüchternen Gemüsehändler, der von seinem Chef drangsaliert wird. Aber wenn es um ihr eigenes Glück geht, verlässt die zauberhafte Amélie der Mut. Als sie sich in den geheimnisvollen Nino verliebt und ihn aus der Ferne anhimmelt, braucht auch sie Schützenhilfe von einem wahren Freund....

"Die fabelhafte Welt der Amelie" erweckt Erinnerungen an "Ally McBeal", nur dass im Gegensatz zur an sich recht bodenständigen TV-Heldin die Amélie Poulain aus diesem Film sich nicht nur in Tagträume flüchtet, sondern komplett in ihrer einer eigenen Traumwelt lebt. Dafür kennt Amélie zunächst keinen Liebesfrust, zumindest bis zu dem Moment, als schließlich doch eines Tages das große Rad der Zeit unverhofft "den Richtigen" in das Leben von Amélie bringt. Doch das ist nur eine von vielen Geschichten, die dieser Film amüsant von der ersten bis zur letzten Minute erzählt. Der Film erzählt am laufenden Bande kleine Anekdoten über Gewohnheiten, Vorlieben und Abneigungen der Menschen, mit denen Amélie zu tun bekommt und präsentiert diese mit einem unaufdringlichen Humor, der es in sich hat. Nach dem düsteren und ziemlich missglückten "Alien IV" erscheint es fast so, als ob Regisseur Jean-Pierre Jeunet mit "Die Fabelhafte Welt der Amélie" genau auf den Gegenpol seines filmischen Schaffens gestoßen wäre - und das diesmal mit Erfolg. Mit einem Mix aus träumerischen Phantasien, liebevollem Humor und zwei Prisen Melancholie und Zynismus entführt die gute Fee Amélie den Zuschauer mit in ihre Traumwelt und zeigt, dass es mit ein wenig Kreativität auch heute noch möglich ist, amüsante Filme mit Niveau zu drehen. So ist "Die fabelhafte Welt der Amélie" ein zuckersüßer Feelgood-Movie mit zeitloser Ausstrahlung geworden.

 

Bild 

Im Vergleich zur vorab veröffentlichten Verleih-DVD wurde die Bild-Datenrate der Kauf-DVD nicht merklich erhöht. Auf auffälligsten bei "Die fabelhafte Welt der Amélie" ist das glatte und sehr bunte Bild. Die Kantenschärfe ist zwar gut, allerdings fehlt es dem Bild an Detailauflösung, es erscheint fast ein wenig interpoliert. Die Kompression an sich ist trotz einer niedrigen Video-Bitrate von rund 4.7 Mbps in Ordnung und zeigt kaum Störungen in Form von Artefakten - das weiche Bildmaster dürfte hier mit seinen Teil beigetragen haben. Der Kontrast des gesamten Films ist immer leicht verfremdet und gibt dem ganzen Film einen starken meist gelb-grünlichen Touch. Die Farben erscheinen in warmen Tönen und werden sehr kräftig dargestellt. So wie schöne Träume eben sind, so sieht Amélie ihre Welt eben aus anderen Augen in den quietschbunten Farben ihrer Fantasiewelt. Selbst ein schmuddeliger Sex-Shop wird da schnell zu einer strahlend-schönen Einrichtung im knalligen Neon-Look. Hat man sich aber erst einmal an die etwas merkwürdige Bildkomposition gewöhnt, so stört das Bild bis auf die fehlende Detailschärfe aber kaum noch. Wahlweise lassen sich via Multi-Angle sowohl deutsche als auch französische Texte für die Bildeinblendungen wählen, die Jeunet öfters für seine kurzen Bild-Anekdoten verwendet.

 

Ton 

Vor allem die Musik spielt eine durchaus relevante Rolle, wenn es darum geht, die Tagträume von Amélie zu illustrieren. So ertönt sehr regelmäßig Musik aus dem Hintergrund und auch die Geräusche der Umwelt sind meist sehr deutlich zu vernehmen. Allerdings wurde hier ein wenig zuviel des Guten getan, da die Geräuschkulisse in Relation zu den Dialogen häufig zu laut wird. Das fällt bei der französischen Originalversion nur in geringem Maße auf, ist aber bei der deutschen Synchro so deutlich, dass oft die Dialoge nicht zu verstehen sind - ein offensichtlicher Fehler, der bereits bei der Verleihversion bestand, aber nicht behoben wurde. Stichwort Fehler: Die beiden Tonspuren in französischer Sprache enthalten insgesamt drei kurze Tonaussetzer bei Laufzeit 75:45, 87:25 und 95:32 min, wo der Ton für jeweils ca. 1.5 Sekunden komplett stummgeschaltet wird. Die Wiedergabe des Films klingt auch nur bedingt räumlich. Zwar sind auch die Surroundkanäle sehr laut (und aus dem zuvor genannten Grunde auch schon zu laut), aber die DVD bietet nur ein sehr enges Klangfeld mit wenig Weite, dass auch etwas zu steril klingt. Richtige Räumlichkeit will dabei nicht so hundertprozentig entstehen, zumal die Geräuschkulisse gerade bei der deutschen Synchro durch den hohen Lautstärkepegel auch übertrieben dargestellt wird. 

 

Special Features 

Mit "Die fabelhafte Welt der Amélie" startet Universal ein kleines Experiment: Zeitgleich werden zwei verschiedene DVD-Versionen verkauft. Neben dem 2 DVD-Set mit Extras wie Making of und Interviews gibt es noch für weniger Geld eine einfache Version, bei der die DVD Nr. 1 der ersten DVD des 2 DVD-Sets entspricht. Wer Extras nicht wichtig findet, der braucht diese entsprechend nicht zu bezahlen, aber bekommt den Film in der ansonsten technisch identischen Qualität (und sogar mit Audio-Kommentar). Man kann nur hoffen, dass auch andere DVD-Hersteller diesem Beispiel folgen, anstelle dem Film-Interessenten gleich die bei praktisch jedem bekannteren Film inzwischen üblichen 2 DVD-Sets aufzuzwingen, deren Bonus-Material oft ohnehin von zweifelhaftem Wert ist. So muss man nämlich auch bei dieser DVD leider sagen, dass bis auf das längere Interview mit Jean-Pierre Jeunet kaum etwas Interessantes dabei ist - zumal die nicht zu unterschätzende Musik hier gar nicht einmal thematisiert wird. Eine Sache hätte Universal bitte lassen können: Wer diese DVD in ein DVD-ROM-Laufwerk einlegt, bekommt nicht direkt den Film zu sehen, sondern wird direkt via Autostart-Funktion auf eine Amélie-Film-Website geleitet.

  • Audiokommentar mit Regisseur Jean-Pierre Jeunet: Jean Pierre Jeunet bewährt sich hier als interessanter Erzähler, der meist sehr nah am Bild kleine und große Anekdoten seines Filmes erläutert. Obwohl Jeunet sehr deutlich spricht, benötigt man schon einige Erfahrung im Umgang mit der französischen Sprache und wird ansonsten auf die deutsche Untertitel-Übersetzung angewiesen sein. Daher stört es ein wenig, dass eben diese Untertitelung an einigen Stellen fehlerhaft ist und keine Anzeige des Textes erfolgt.

  • Trailer: Neben einem deutschen und einem französischen "Amélie"-Trailer sind hier noch ein Trailer zur "Zurück in die Zukunft-Trilogie" und der "E.T. 20th Anniversary Edition" auf der ersten DVD. Auf der zweiten DVD sind noch weitere Trailer und Teaser sowie einige Plakatentwürfe.

  • Storyboards: Mit eingedeutschten Texten steht hier eine Bildergalerie mit Storyboards zur Auswahl. Zusätzlich gibt es noch für die Geisterbahn-Szene einen Split-Screen-Vergleich zwischen Storyboards und Film.

  • Probeaufnahmen: Dies sind rund sechs Minuten Probeaufnahmen mit Amélie-Darstellerin Audrey Tautou und anderen Darstellern, die man wahrscheinlich einmal und dann nie wieder anschauen wird.

  • Die Tournee: In diesem rund sechs Minuten langen Clip ist ein Auftritt des Regisseurs und der wichtigsten Darsteller anlässlich einer Interview-Tournee vor Kinopublikum zu sehen. Die Kamera ist dabei aber anscheinend nur mit reduzierter Framerate mitgelaufen, da die gesamte Aufnahmen sehr verruckelt erscheint.

  • Das Interview: In 20 Minuten erzählt Regisseur Jean-Pierre Jeunet die Entstehungsgeschichte seines Filmes und hält dabei die Balance zwischen dem künstlerischen und wirtschaftlichen Aspekt, ohne zu langweilen oder auf Werbeslogans auszuweichen. Gegen Ende werden dann noch kleine Anekdoten über Zuschauerreaktionen und eine Begegnung mit Jacques Chirac erzählt. Dieses Interview ist neben dem Audio-Kommentar eines der interessantesten Extras der DVD.

  • Polaroid-Fotos: Eine der witzigsten Randgeschichten des Films ist die vom Gartenzwerg, der sich auf Weltreise begibt. In dieser Bilder-Galerie kann man die Aufenthaltsorte dieser Reise betrachten.

  • Filmographien von Jean-Pierre Jeunet Audrey Tautou und Mathieu Kassowitz, (versteckte) DVD-Credits, Szenenfotos und ein Bereich namens "Abspann", der nichts weiter enthält, als eine Auflistung der im Abspann erwähnten Namen.

  • Making of "Home Movie": Dieser rund 12 Minuten lange Film ist weniger ein richtiges Making of, sondern ein Zusammenschnitt von Aufnahmen hinter den Kulissen, die parallel zu den Dreharbeiten mit DV-Kamera aufgenommen wurden. Über Film erfährt man hier allerdings nur wenig.

  • Versprecher von Audrey Tautou (ca. zwei Minuten)

Die fabelhafte Welt der Amélie (2 DVDs) für 24.99 €

Review von Karsten Serck

Test-Equipment:
TV Panasonic TX-W32D3F
DVD-Player Sony DVP-NS900V
AV-Verstärker Yamaha DSP-AZ1

29.04.2002