Verrückt/Schön (crazy/beautiful)

VÖ: 11.07.2002

Studio

Touchstone Pictures (2001)

Verleih

Buena Vista Home Entertainment (2002)

Laufzeit

95:01 min. (FSK 12)

Regie

John Stockwell

Darsteller

Kirsten Dunst, Jay Hernandez

DVD-Typ

DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Englisch, Dolby Digital 5.1
3. Türkisch, Dolby Digital 2.0

Untertitel

deutsch, englisch, türkisch, spanisch, französisch, schwedisch, norwegisch, dänisch, finnisch, isländisch, hebräisch, griechisch, estnisch

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25 EURO
Film 

Es ist vielleicht noch nicht sofort Liebe, aber doch zumindest gesteigertes Interesse auf den ersten Blick, als sich Nicole (Kirsten Dunst) und Carlos (Jay Hernandez) zum erstes Mal aus kürzerer Entfernung gegenüberstehen. Das zufällige Treffen findet am Strand statt, wo sich Carlos mit seinen Kumpeln den warmen Sommerwind um die Nase brausen lässt, während Nicole in weniger erholsamer Mission unterwegs ist, muss sie doch nach einer Trunkenheitsfahrt die Sozialstunden, zu denen sie verdonnert wurde, durch das Aufsammeln von Abfällen ableisten. So ist aber schon mal ein Grundstein gelegt für ein weiteres Näherkommen, das auch dadurch begünstigt wird, dass beide die selbe Schule besuchen. Ihre jeweilige Einstellung zu den Anforderungen des Bildungsinstitutes sind allerdings denkbar verschieden. Während Nicole die ganze Veranstaltung als lästige Unterbrechung von Fun und Faulenzen betrachtet, nimmt Carlos einen zweistündigen Schulweg von dem nicht nur in bildungstechnischer Hinsicht benachteiligten Latinoviertel, in dem seine Familie lebt, auf sich, um seinen Traum vom Aufstieg in ein besseres Leben zu verwirklichen, was sich bei ihm im Besuch einer Eliteschule für Kampfpiloten konkretisieren soll. Dieses Ziel setzt jedoch nicht nur gute Noten, für welche der junge Mann Tag und Nacht büffelt, voraus, sondern auch die Empfehlung eines hohen Tiers in gesellschaftlich verantwortlicher Position. Die überraschende Erkenntnis, dass Nicoles Vater der in sozialen Bereichen ausgesprochen engagierte Kongressabgeordnete Tom Oakley (Bruce Davison) ist, scheint daher einen angenehmen Nebeneffekt der gefühlsmäßig zunehmend enger werdenden Beziehung zwischen den beiden Teenagern zu sein. Allerdings bleibt auch Carlos nicht verborgen, dass Nicoles manchmal ausgesprochen durchgeknallter Lebensstil mehr darstellt, als bloße Rebellion gegen ein wohlsituiertes Elternhaus, sondern auf den einen oder anderen seelischen Knacks in Nicoles Innenleben zurückzuführen ist. Umso schwerer fällt Carlos die Entscheidung zwischen seinen beruflichen Zukunftsplänen und der Zuneigung zu seiner Freundin, deren Einfluss sich auf mehr als eine Weise negativ auf seine Karrierepläne auszuwirken beginnt, angefangen mit einer zunehmenden Vernachlässigung seiner schulischen Pflichten bis hin zur Frage, wie er sich zu ihrem Erzeuger stellt, der gegen die Verbindung scheinbar wohldurchdachte Argumente vorbringen kann.

Schon irgendwie blöd, da bekämpft "crazy/beautiful" (verrückt/schön) relativ erfolgreich die offenkundigsten Fallstricke seiner Geschichte und schlägt sich letztlich zwar nicht gerade k.o., verliert aber doch nach Punkten. Was den geglückten Teil anbelangt, meint dies eine Story, deren Vorgaben zunächst mal denkbar schlecht für ein interessantes Filmerlebnis sind. Seelisch armes, aber materiell reiches Mädchen trifft auf strebsamen Jüngling aus unterprivilegierter Schicht; große Liebe gegen alle Hindernisse, wie insbesondere reichen Vater (nebst fieser Stiefmutter), der auch noch die Möglichkeiten hat, auf den Lebensweg des strebsamen Jungen fördernd Einfluss zu nehmen und dies romantikdestruktiv auch durchführt. Solche Vorgaben betteln förmlich um ausgeleierte Handlungsstränge mit schablonenhaften Figuren. Jedoch, "crazy/beautiful" zeigt sein Geschick nicht nur darin, dass es zahlreiche naheliegende Klischees vermeidet oder gar auf den Kopf stellt (wie die Motivation des Vaters, Carlos den Umgang mit seiner Tochter zu untersagen, auch wenn allerdings gerade dieser Aspekt ein ganz klein wenig konstruiert wirkt), sondern vor allem darin, dass selbst dort, wo er die melodramatischen Trampelpfade zahlreicher Problemfilme nicht verlässt, trotzdem ein ausreichendes Maß an Glaubwürdigkeit bewahrt, wodurch selbst gewisse Stereotype nicht allzu unangenehm auffallen. Dazu tragen nicht zuletzt die Darsteller bei, die durchweg erfolgreich bemüht sind, ihren Rollen eine ausreichende Dosis Realitätsnähe einzuimpfen, was auch ihre Sympathiewerte merklich positiv beeinflusst, selbst bei weniger netten Verhaltensweisen. Eine flotte Regie, mit Gespür für die richtige Stimmung, dynamische, aber nie hektische Schnitte und eine passgenaue Auswahl der Begleitmusik tun eigentlich ihr übriges, um den Film als durchschlagenden Erfolg enden zu lassen.
Aber je länger "crazy/beautiful" andauert, um so deutlicher wird, dass es einfach nicht ausreicht, nur den groben Fallstricken aus dem Weg zu gehen, um ein wirklich überzeugendes Werk zustande zu bringen; die eine oder andere frische Idee sollte auch dabei sein. Da in dieser Hinsicht aber totale Fehlanzeige angesagt ist, schleppt sich die Handlung ausgemacht lau und latschig ihrem Ende entgegen. So ist die Reaktion am Schluss zwar keine Nervenreizung oder gar Verärgerung über eine eineinhalbstündige Zeitverschwendung, aber mehr als ein "na, schön, ganz nett, und nun ?" kann der Film nicht hervorrufen und letztlich ist das doch ein bisschen wenig.

 

Bild 

Das in kühlen Farben gehaltene Bild liegt deutlich am oberen Ende der Skala. Die Schärfe, ebenso wie die Kontraste zeigen keine Schwächen. Lediglich die Bildruhe hat ganz leichte Schwachpunkte aufzuweisen. Dies fällt vor allem bei den Szenen in der rotlichtbestrahlten Dunkelkammer auf, wobei fairerweise anzumerken ist, dass es sich bei diesen Licht- und Farbverhältnissen wohl um diejenigen mit den höchsten Anforderungen an das Bild einer DVD handelt.

 

Ton 

Allzu ausgiebig macht der Film von den Möglichkeiten des Rundum-Tons eigentlich nicht gebrauch; die Handlung erweist sich als ausgesprochen Centerorientiert. Was allerdings negativ ins Gewicht fällt ist das vollkommen fehlende Fingerspitzengefühl der Tonmeister bei der Zumischung der begleitenden Lieder. Die sind im Vergleich zum ganzen Rest der Handlung einige Stufen zu laut geraten, so dass sie bei ihren an sich gut gewählten Auftritten im Film alles andere zudröhnen.

 

Special Features 

Die Zugabenabteilung ist ganz ordentlich ausgefallen. Der Audio-Kommentar von Regisseur John Stockwell und Kirsten Dunst wird locker präsentiert und ist für die eine oder andere interessante Information über die Entstehung des Films gut, insbesondere auch über den Kampf mit diversen Stellen, die alle auf die "jugendgefährdenden" Aspekte des Films Einfluss genommen haben.
Das "Making Of" setzt sich vom üblichen PR-Getrommel ab, in dem es sich auf drei Nebenfiguren des Films und deren Darsteller (praktisch von der Straße engagierte Jugendliche) konzentriert.
Die vier geschnittenen Szenen sind von der Bildqualität in Ordnung, aber auch durchweg ausgesprochen kurz.
Zum Abschluss darf natürlich auch der Trailer nicht fehlen.

18.03.2002

Review von Tobias Wrany

Test-Equipment

TV: Panasonic TX-28PK1F
DVD-Player: Pioneer DV-343
Dolby Digital / DTS Receiver: Sony STR-DA50ES