Crazy

Studio

Constantin Film (2000)

Verleih

VCL/MAWA (2000)

Laufzeit

ca. 93 min. (FSK 12)

Regie

Hans-Christian Schmid

Darsteller

Robert Stadlober, Tom Schilling u.a.

DVD-Typ

2 x DVD-9

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1
2. Deutsch, DTS 5.1
3. Audio-Kommentar des Regisseurs
4. Audio-Kommentar der Darsteller, des Autors und der Produzenten

Untertitel

Deutsch (optional)

Regionalcode

2

Verpackung

Amaray-Case

Preis

ca. 25 EURO
Film   

Der halbseitig gelähmte 16-jährige Benjamin (Robert Stadlober) wird von seinen Eltern wegen Schulproblemen ins Internat gesteckt. Zunächst ist er noch schüchtern und fühlt sich wegen seiner Behinderung ausgegrenzt. Doch recht schnell wird Benjamin in die Clique der Jungs aufgenommen und erlebt das, was man man als Jugendlicher in diesem Alter auf dem Weg zum Erwachsenwerden gewöhnlich durchmacht: Partys, heimliche Besuche im Striplokal, die erste große Liebe und der erste Sex. Zwar wird Benjamin am Internat nicht vom Sitzenbleiber zum Musterschüler. Dafür lernt er aber wenigstens, worauf es im Leben ganz genau ankommt....

Ganz locker und hype-frei inszenierte Regisseur Hans-Christian Schmid "Crazy" nach der erfolgreichen Roman-Vorlage des damals 17-jährigen Benjamin Lebert, der in "Crazy" seine eigenen Erlebnisse beschrieb, die er im Internat hatte. Dabei herausgekommen ist das ehrliche Portrait eines Jugendlichen, welches von Ängsten und Träumen handelt, die jeder in diesem Alter hatte oder vielleicht immer noch hat. Themen wie Liebe und Sex werden natürlich und unbefangen behandelt, so wie sie sind, ohne dabei moralische Scheuklappen zu zeigen oder im "American Pie"-Stil die Problematik durch den Kakao zu ziehen. Die jungen und teilweise noch unerfahrenen Darsteller geben sich dabei vollkommen natürlich, allen voran "Benny"-Darsteller Robert Stadlober. Nur schade, dass Crazy nicht einmal die kino-üblichen zwei Stunden dauert, sondern der Film bereits nach knapp anderthalb Stunden vorbei ist.

 

Bild  

Das Bild ist eine Enttäuschung - was anderes kann man leider nicht sagen: Ob es nun bereits an der Filmvorlage liegt oder erst nachträglich Murks gemacht wurde, lässt zwar nicht so einfach feststellen. Doch dies ist auch im Endergebnis unbedeutend: Die Schärfe ist unzureichend und das Bild sehr verschwommen, was zum Teil auch den Verdacht auf den Einsatz von Rauschfiltern weckt. Trotz einer hohen Videobitrate ist das Bild stellenweise unruhig. Der Kontrast wirkt viel zu hoch und das Bild überstrahlt in einigen hellen Szenen sehr deutlich. Die Farben sind nicht kräftig genug und wirken unnatürlich gräulich. Nachdem man sich mit diesem enttäuschenden Bildeindruck schon fast abgefunden hat, ist aber das Erstaunen um so größer, wenn man auf der zweiten DVD die "Deleted Scenes" sieht: Diese sind zwar etwas körnig, aber zugleich auch weitaus schärfer, im Kontrast stimmiger und farbenfroher als der Hauptfilm - und das, obwohl die geschnittenen Szenen nicht einmal anamorph sind.

Ergänzung: Nach unserem ersten Review erhielten wir von Steffen Gerlach, DVD-Producer bei den mediacs-Studios, eine Stellungnahme zu unserer Kritik, die wir hier veröffentlichen:

Ausgangspunkt war eine nicht-anamorphe Digibeta, die wir nicht für die DVD nutzen wollten, da wir an eine Platinum Edition bestimmte Richtlinien stellen. Dazu gehört auch ein anamorphes Bild. Da wir dieses Bild qualitätsbedingt nicht durch Interpolation generieren wollten, blieb nur ein Weg offen: Es wurde extra für die DVD und das Video eine neue anamorphotische Abtastung des Filmes bei "Das Werk" angefertigt. Diese Abtastung wurde im November 2000 unter ständiger Aufsicht von crazy-Produzent Thomas Wöbke und der Postproduktionsleitung des Filmes Patricia Fladda sowie nach deren Vorgaben
durchgeführt. Auch die Endabnahme erfolgte durch Thomas Wöbke. Somit sind
sowohl die Farbgebung und der Kontrast als gewollt anzusehen.

Bei mediacs verfolgen wir strengste Qualitätsrichtlinien. Wie auch bei allen anderen Platinum Editionen (besonders auffällig bei Sleepy Hollow) wurde
bei uns definitiv auch die crazy MAZ nicht! entrauscht, da wir Filmkörnung
als natürlich gegeben ansehen. Auch der Kontrast, Farben, Helligkeit werden
durch das Encoding bei uns keinesfalls verfälscht. Da auch die DVD von Thomas Wöbke abgenommen wurde und er vom Encoding der MAZ begeistert war, ist das "fertige" Bild von den Filmemachern wirklich so gewollt.

 

Ton   

Crazy ist kein Film, mit dem man Besuchern die Fähigkeiten seiner Heimkino-Anlage demonstrieren sollte. Denn soundtechnisch bietet der Film eigentlich gar nichts. Die Handlung ist auf die Frontboxen fixiert und nur selten und mit äußerster Konzentration bekommt man aus den Surrounds auch einmal etwas zu hören. Das sollte weniger als Kritik als als einfache Feststellung verstanden werden. Schließlich passen nicht unbedingt zu jedem Film auch donnernde Surround-Effekte. Die Kosten für das DTS-Mastering hätte man sich da ehrlich gesagt auch gleich sparen können, denn auch dieser ist nicht in der Lage, mit einer feineren Hochtonauflösung auf den Surround-Kanälen zu brillieren, wenn diese gar nicht genutzt werden. Für MAWA ist DTS allerdings Pflichtbestandteil der Platinum-Editionen, weswegen dennoch nicht auf den DTS-Ton verzichtet wurde. 

 

Special Features  

Bei den Extras hat man nicht gespart und zeigt wieder einmal, dass auch in Deutschland inzwischen Filmemacher wissen, dass die DVD integraler Bestandteil der Verwertungskette einer Kinoproduktion ist. Dies merkt man deutlich an gleich zwei Audio-Kommentaren, dem einen mit Regisseur Hans-Christian Schmid, sowie den zweiten mit den Darstellern, dem Produzenten sowie dem Romanautor Benjamin Lebert. Bereits erwähnt wurden die Deleted Scenes, insgesamt zehn an der Zahl, die auch optional mit zusätzlichem Kommentar zu hören sind. Gleich zwei recht umfangreiche Making of´s werden angeboten. Das eine ist von der S&L-Medienproduktion und etwas PR-lastig, während das zweite Making of sich als Beitrag des WDR-Kinomagazins entpuppt, der aber deutlich besser ist. Wer schon immer wissen wollte, was Männlein und Weiblein voneinander denken, wenn sie jeweils unter sich sind, der kann dies in den Improvisationen erleben, einem zusammenhängenden Clip von recht langer Dauer, der die zwei Grüppchen der männlichen und weiblichen Darsteller in einer sehr langen improvisierten Szene zeigt, die so lang wurde, dass sie nicht in den Film genommen werden konnte. Nicht unbedingt jedermanns Geschmack ist das Musik-Special. Hier gibt es neben einer Einführung zwei Musikvideos und Ausschnitte aus dem Soundtrack zu hören. Des weiteren gibt es noch Trailer, eine Bildergalerie und in Textform Hintergrundinfos über Cast & Crew sowie von Benjamin Lebert vorgelesene kurze Sequenzen aus seinem Roman. Über den Autor selbst erfährt man allerdings recht wenig und auch im Audio-Kommentar hält er sich etwas zurück. Die Extras sind sehr umfangreich. In der Umsetzung fallen allerdings zwei kleine Haken auf: Zum einen laufen alle Clips im Menü-Modus ab, was bedeutet, dass keine Zeitanzeige zu sehen ist. Außerdem stört, dass bei den Textinfos Lauftexte anstelle von Tafeln verwendet werden, so dass das Lesetempo durch die Geschwindigkeit des Lauftextes vorgegeben wird. 


Review von Karsten Serck

Test - Equipment:
TV Panasonic TX - W32D3F
DVD - Player Pioneer DV-737
Dolby Digital / DTS - Receiver Sony STR-DA 50 ES

08.01.2001