Chicken Run - Hennen rennen

Chicken Run

Studio

Dreamworks (2000)

DVD-Anbieter

BMG Video (2001)

Laufzeit

80:51 min. (FSK 6)

Regie

Peter Lord & Nick Park

DVD-Typ

DVD-9 (Film), DVD-5 (Extras)

Fernsehnorm

PAL

Bildformat

1,85:1 (anamorph)

Audiokanäle

1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 EX
2. Englisch, Dolby Digital 5.1 EX
3. Music Score, Dolby Digital 5.1 EX
4. Regie-Audiokommentar
5. Deutsch, DTS ES Discrete 6.1
6. Englisch, DTS ES Discrete 6.1

Untertitel

Deutsch, Englisch

Regionalcode

2

Verpackung

Super Jewel Box

Preis

ca. 25-30 EURO
Film   

Als die Pläne für eine grundlegende Umstrukturierung der Produktionsmethoden auf der Farm der Tweedys ansteht, reagieren Ginger, Bunty, Babs, Mac und der alte Fowler erst einmal panisch wie ein aufgescheuchter Hühnerhaufen, was sich nicht zuletzt damit erklärt, dass es sich bei den letztgenannten um Mitglieder dieser gefiederten Spezies handelt. Von den neuen Plänen sind sie unmittelbar in einer wenig erfreulichen Art und Weise betroffen. Mrs. Tweedy hat sich nämlich in den Kopf gesetzt, den Profit des heimischen Unternehmens zu steigern, indem von der Eierproduktion auf den lukrativen Geschäftszweig der Herstellung von Pasteten umgesattelt wird. Und es geht keinesfalls um irgendwelche Pasteten, sondern solche, deren Hauptbestandteil Geflügel, genauer gesagt Hühnerfleisch, ist, wobei den derzeitigen Bewohnerinnen der Farm die zweifelhafte Ehre zukommen soll, die Ersten zu sein, die einer derartigen Verwertung zugeführt werden sollen.

Davon verständlicherweise alles andere als entzückt, werden heftig Fluchtpläne geschmiedet, ungeachtet der Tatsache, dass sie auf diesem Gebiet schon mehr als einen Fehlschlag hinnehmen mussten, da die listige Ginger in Zusammenarbeit mit ihren Kolleginnen, vor allem der technisch außerordentlich begabten Mac, zwar schon bisher keine Möglichkeit ausließ, um sich und ihren Kolleginnen den Suppentopf zu ersparen, der unweigerlich jeder Einwohnerin der Farm drohte, welche die notwendige Frühstückseierquote nicht zufriedenstellend erfüllte. Aber letztendlich scheiterten alle Unternehmungen dieser Art, egal, ob es über, unter oder sogar durch das Zauntor hindurch gehen sollte.

Gerade, als sie schon fast aufgeben wollen, kommt, ganz nach dem Motto "Alles Gute kommt von Oben", Rocky herbeigeflogen. Bei Rocky handelt es sich nach seinen eigenen bescheidenen Angaben um einen ausgebildeten Flug-Hahn, der auf der Flucht vor dem Zirkus ist, bei dem er bisher seine Beschäftigung fand. Besonders Ginger sieht in ihm die Rettung, denn wenn er es geschafft hat, hinein zu fliegen, dürfte es dem Rest der Truppe doch gelingen können, den umgekehrten Weg zu nehmen. Rocky, von der Aufmerksamkeit berauscht, die ihm als buchstäblichen Hahn im Korbe zukommt, bestärkt sie noch in ihrem Beschluss und startet prompt ein exzessives Flugtraining, wobei er allerdings "vergisst" zu erwähnen, dass auch er eigentlich nicht besonders flugtauglich ist und sein Einflug damals nichts mit eigenen Fähigkeiten zu tun hatte. Doch als seine Übertreibung schließlich auffliegt, scheint alles zu spät, denn schon wird die neue vollautomatische Hühnerpastetenmaschine angeliefert und wartet auf die ersten Versuchskanin... äh...Versuchshühnchen, um ihre Effizienz zu demonstrieren.

Wer bisher der Meinung war, Hühner taugten nur als Rohstofflieferanten für diverse Lebensmittel oder als malerische Statisten beim Urlaub auf dem Lande, der wird mit "Chicken Run" jedenfalls insofern eines besseren belehrt, als das Federvieh die idealen Protagonisten eines großangelegten Abenteuerfilms sind, zumindest dann, wenn das kreative Team der Aardman-Studios hinter der Sache steht. Nick Park und Peter Lord, die schon zuvor mit den Wallace & Gromit Kurzfilmen für Furore sorgten, haben in Zusammenarbeit mit Dreamworks, die glücklicherweise die nicht unbeträchtlichen Produktionskosten von ca 40 Mio $ lieferten, ohne sich in den kreativen Prozess zu sehr einzumischen, ihren ersten abendfüllenden Spielfilm geschaffen und dabei den eindeutigen Beweis erbracht, dass das scheinbar so altmodische Stop-Motion-Verfahren, bei dem die Figuren für jede Bewegung sorgfältig per Hand umgemodelt werden müssen, mit jeder technischen Spielerei der "Neuzeit" mehr als mithalten kann. Aufgrund des riesigen Aufwandes, der hinter der Schaffung der absolut flüssigen Bewegungen der Knetfiguren steht, waren Park und Lord zu ihrem Leidwesen diesmal jedoch gezwungen, die Handarbeit größtenteils an andere Animatoren zu delegieren, aber durch die gute Zusammenarbeit ging nichts vom Charme ihrer früheren Werke verloren und zusätzlich kam, wie Lord in einem Interview feststellte, noch der Vorteil hinzu, dass so jeder Animateur seine eigene Individualität in die Bewegung der Figur einbringen konnte, was diese so wirklich lebendig machte.

Das Ergebnis dieser Vorgehensweise überzeugt auf der ganzen Linie, denn von so vielschichtigen und originellen Rollenangeboten, wie sie den Hühnern von "Chicken Run" geboten wurden, träumen viele Hollywooddarsteller aus Fleisch und Blut vergeblich. Der Film ist deshalb auch mehr als "nur" eine ausgesprochen gelungene Parodie auf "Ausbrecherfilme", wie "Gesprengte Ketten", er erlaubt auch das Mitzittern mit den Hauptfiguren, bei ihren dramatischen Fluchtversuchen und das gilt selbst für diejenigen Zuschauer, welche fälschlicherweise davon ausgehen, Puppentrickfiguren seien etwas fürs Kinderprogramm, was für die Hühner von "Chicken Run" (wie auch schon für die Abenteuer von Wallace & Gromit) klar widerlegt wird.

Was "Chicken Run" aber vor allem auszeichnet, ist der Humor. In rasanter Folge wechseln sich ausgeklügelte Slapstick-Szenen und gnadenlos gelungene Situationskomik, mit spritzigen Dialogen ab, wobei bei letzteren die Originalversion ihre Überlegenheit beweist, da der unterhaltsame Gegensatz zwischen amerikanisch-cooler Überheblichkeit und der original britischen Mischung aus Skurrilität und intellektuellem Stil noch viel pointierter hervorspringt. Mel Gibson arbeitet die lässige Selbstüberschätzung von Rocky perfekt heraus, muss aber vor der britischen Übermacht letztlich kapitulieren, insbesondere deshalb, weil allein Julia Sawalha die Ginger so brillant zum Leben erweckt, dass sie alle anderen an die Wand spielt bzw. spricht.
Kurz gesagt, wer nicht gerade unter einem akuten Fall von Hühnerphobie leidet, sollte sich mit "Chicken Run" großartig amüsieren.

 

Bild  

3 Dolby-Tracks in 5.1 und zusätzlich noch zwei DTS-Spuren. Wer glaubt, dass es da eng auf der DVD wird und eventuell Kompromisse bei der Datenrate eingegangen werden müssen, sieht sich getäuscht: Denn die DVD-9 bietet mit gerade einmal rund 6 GB belegtem Speicher noch eine Menge Platz. Schließlich ist "Chicken Run" mit knapp 81 Minuten Laufzeit auch recht kurz. Doch leider ist die Bildqualität trotz guter Vorgaben nicht optimal. Wer bereits die US-DVD kennt, für den wirkt die Filmvorlage, die BMG verwendet hat, wieder einmal ein wenig befremdlich. Zu hoher Kontrast und etwas zu knallige Farben fallen am deutlichsten auf und ähneln etwas der Qualität vieler deutscher Kino-Trailer. Die Bildschärfe ist in Ordnung, es mangelt aber ein wenig an Detailzeichnung, was man allerdings auch bei der US-DVD beobachten konnte. Die Kompression ist akzeptabel, lässt aber im Ansatz auch an einigen Stellen leichte Artefakte sichtbar werden, so z.B. bei schnellen Helligkeitsveränderungen. Ein leichtes Farbrauschen ist zwar vorhanden, fällt aber nur auf großen Bildschirmen wirklich auf.

 

Ton   

Nach "Scream" ist "Chicken Run" die zweite deutsche DVD, die sowohl den deutschen als auch englischen Ton jeweils in Dolby Digital und DTS anbietet. Beide Tonformate gibt es sogar in den neuen Variationen namens Dolby Digital 5.1 EX und DTS ES Discrete 6.1. Und bei alledem lassen sich sogar die Untertitel frei wählen - auf Wunsch sogar die englischen Original-Untertitel. Trotz der spektakulären Ansammlung der Mehrkanal-Tonformate kommt "Chicken Run" nicht über eine lediglich gute Tonbewertung hinaus. Bei der etwas zu schwachen Abmischung, die Umgebungsgeräusche nicht sorgfältig genug einarbeitet und gleichzeitig die nicht allzu häufig auftretenden größeren Effekte nur mit befriedigender Durchschlagskraft ausstattet, hilft auch der zusätzliche diskrete Back Surround-Kanal nichts. Beeindruckend ist der Sound vorwiegend dann, wenn auch der (optional isoliert anhörbare) Music Score zu hören ist oder bei 360 Grad-Effekten wie bei Laufzeit 50:25, wenn die Flammen des Gasofens nach und nach anspringen. Gut ist die Stimmwiedergabe und die Dynamik im Hochtonbereich (sehr klar und präzise). Hingegen vermisst man deutlich ein solides Bassfundament, welches den Klang nach unten abrundet.

 

Special Features  

Schade: Gerade bei einem recht erfolgreichen Film wie Chicken Run bekommt man ein sehr spartanisches DVD-Menü zu sehen, welches optisch wenig Glanz bietet. Die Menüsteuerung ist sehr simpel aufgebaut und erfolgt, wenigstens passend zum Film, durch die Selektion einzelner Hühnereier.

Die Code 2-DVD hat deutlich mehr Extras anzubieten als die US-DVD, auf deren Bonus-Material sie aufbaut. Der Großteil der insgesamt rund 108 Minuten langen Extras ist in englischer Sprache, aber auch komplett untertitelt. Einige Elemente wiederholen sich an anderen Stellen wieder, was zwar auffällt, aber noch noch in einem vertretbaren Rahmen bleibt. Dies hängt auch damit zusammen, dass auf der Code 2-DVD einige der Quellen zu sehen sind, die auf der US-DVD nur ausschnittsweise im Making of zu sehen waren.

Das US-Making of wurde eingedeutscht und um einen kurzen Beitrag über Ingolf Lück, der dem "Rocky" seine deutsche Stimme gibt, ergänzt. Ebenfalls vorhanden ist das zweite Making of "The Hatching of Chicken Run", welches sich stellenweise mit dem ersten Making of überkreuzt, aber auch ein wenig mehr die Historie der Wallace & Gromit-Macher behandelt.

Mit weiteren zahlreichen Featurettes, die auf der US-DVD nicht zu finden sind, werden weitere Aspekte thematisch vertieft. Es handelt sich hierbei um kurze Clips, die zunächst die Geschichte erläutern und dann auf die Produktion und die Animation eingehen.

Im nächsten Menü-Punkt sind mehrere Clips zu sehen, die die Synchronarbeiten von Mel Gibson und Ingolf Lück, einen kurzen Besuch am Set und die Entstehung der Musik zeigen. Diese Clips kommen ohne Kommentierung aus, was aber auch gar nicht weiter stört, da sie somit einen weitgehend authentisch wirkenden Eindruck hinterlassen.

Löblich sind die insgesamt 15 Produktionsnotizen: Während dies manchmal auf DVDs nur kurze Texte sind, findet man hier neben Textinfos auch noch kurze Statements der meisten Beteiligten, die auch die weniger prominenten Stars berücksichtigen.

Wer Trailer mag, der wird auch bedient. Insgesamt 11 Teaser und Trailer findet man auf der DVD aus Deutschland, England und den USA, darunter auch die MI:2-Parodie "Chicken Impossible".

Über Sinn oder Unsinn von Quiz-Beiträgen auf DVDs kann man durchaus streiten. Nichtsdestotrotz wurde auch noch ein kurzes Chicken Run-Quiz platziert, dessen Multiple Choice-Fragen recht simpel sind. Wer es dennoch nicht schafft und wenigstens den kurzen und ganz witzigen Bonus-Clip sehen will, der sollte am besten einfach direkt Track 36 mit der Fernbedienung anwählen.

Der DVD-ROM-Teil zeigt sich weniger verspielt als informativ. Hier findet man zum einen noch einige ergänzende Infos in Textform, die Historie und Technik der Aardman-Animationen erklären. Zusätzlich lassen sich noch Postermotive und Bildschirmhintergründe downloaden, letztere liegen im JPG-Format vor und sind allerdings nicht optimal komprimiert. Die kleinen Spielereien der US-DVD fehlen gänzlich.

Die Extras im Überblick:

  • Audiokommentar von Peter Lord & Nick Park
  • Sound Highlights
  • Making of Chicken Run
  • "The Hatching Of Chicken Run": Eigentlich noch ein "Making Of" mit der Geschichte der Knetpuppen von Nick Park und Peter Lord (Wallace & Gromit), rund 15 Minuten lang
  • Featurette: Die Story
  • Featurette: Die Produktion
  • Featurette: Die Animation
  • Ingolf Lück im Tonstudio
  • Synchronarbeiten mit Mel Gibson
  • Besuch am Set
  • Die Musikaufnahmen
  • 2 Teaser (D & GB), 2 Trailer (D & USA), Trailer "Chicken Impossible" und "Wallace & Gromit", 5 TV-Spots (D, GB & USA)
  • Die Macher & Sprecher: 15 Infotexte und größtenteils Videoclips
  • Quiz: Interview Track 36
  • Filmplakate, Bildschirmhintergründe, Umfangreiche Produktionsnotizen, Interviews (Text)

Review von Karsten Serck (Bild, Ton, Special Features) und Tobias Wrany (Inhalt)

Test - Equipment:
TV Panasonic TX - W32D3F
DVD - Player Pioneer DV-737
DTS ES Discrete 6.1/THX Surround EX-Verstärker Denon AVC-A1SE

31.01.2001