Lara Croft Tomb Raider: Die Wiege des Lebens (WMVHD-DVD)

Kauf-VÖ: 27.04.2004

Original

Lara Croft Tomb Raider: The Cradle of Life 

Produktion

2003

Anbieter

Concorde Home Entertainment (2004)

Laufzeit

117:21 min. (FSK 12)

Regie

Jan de Bont

Darsteller

Angelina Jolie u.a.

DVD-Typ

DVD-9

Auflösung

1280 x 544

Bitrate

8.190 Mbps (Video: 7.75 Mbps)
Kapazitätsausnutzung: 7.65 / 7.95 GB (96 %)

Bildformat

2,35:1

Audiokanäle

Deutsch, Windows Media Audio 9 Professional 5.1 (440 kbps)

Untertitel

-

DRM

ja (Lizenzvergabe erfordert keine Internetverbindung)

Diese DVD ist nicht einzeln erhältlich, sondern wird nur als Bestandteil der "Tomb Raider I & II Collector's Box" verkauft

Inhalt

Lara Croft befindet sich in einem globalen Wettlauf gegen den größenwahnsinnigen Wissenschaftler Dr. Jonathan Reiss, der mit Hilfe der sagenumwobenen Büchse der Pandora unvorstellbaren Schrecken über die Menschheit bringen will. Um zu verhindern, dass das antike Artefakt in die falschen Hände gerät, verfolgt Lara die Machenschaften von Dr. Reiss und seinem Team über mehrere Kontinente, die nervenzerfetzende Jagd führt sie von Europa über Asien bis hin nach Afrika. Der Wissenschaftler bleibt dabei nicht das einzige Problem, denn auch das chinesische Verbrechersyndikat von Chen Lo interessiert sich brennend für die sagenumwobene Büchse der Pandora. Auf ihren Abenteuern muss Lara Croft nicht nur Rückschläge einstecken und mit dem Verlust von Freunden fertig werden - als unfreiwilligen Partner muss sie auch noch einen verstoßenen Ex-Agenten Ihrer Majestät (Gerard Butler) im Auge behalten, der Lara bereits einmal das Herz gebrochen und damit ihre wohl verletzlichste Stelle getroffen hatte. 

 

Bild 

Nachdem Concorde mit "12 Monkeys" 1997 bereits die erste deutsche DVD auf den Markt gebracht hat, ist der kleine Münchener Anbieter 2004 wieder einmal Vorreiter in Deutschland für die erste DVD mit einem kompletten Hollywood-Spielfilm in HDTV. Von diesem Image-Coup profitiert auch der Software-Gigant Microsoft. Während die Film- und Unterhaltungselektronikindustrie noch darüber streiten, ob als zukünftiger DVD-Standard für HDTV nun die Advanced Optical Disc (aufgrund der Mehrheit für dieses Format im DVD-Forum neuerdings auch "HD-DVD" genannt) oder die von den meisten großen Unterhaltungselektronikkonzernen unterstützte Blu-ray-Disc sein soll, schafft Microsoft wieder einmal Fakten mit einem eigenen Videoformat, welches bereits auf normalen DVDs HDTV-Qualität ermöglicht. Durch das Quasi-Monopol im Markt der Betriebssysteme gibt es genügend PCs, die den neuen Microsoft-Video-Codec "Windows Media Video 9" unterstützen, vorausgesetzt, die Hardware ist schnell genug . Mehr als 2 GHz Taktfrequenz sollten es schon sein. Microsoft empfiehlt einen Intel Pentium 4 / 2.5GHz oder AMD Athlon 2200+ mit Windows XP als Mindestkonfiguration.  Während man die Trailer, die Microsoft unter www.wmvhd.com zum Download bereit stellt, auch zur Not selbst bei niedrigen Taktfrequenzen noch mit dem kostenlosen Zoom Player abspielen konnte, der weitaus schlanker als Microsofts Media Player ist, klappt dies bei der Tomb Raider-Disc nicht, da diese DRM-geschützt ist und sich nur mit der kostenpflichtigen Professional Version des Zoom Players abspielen lässt. Die (noch) relativ hohen Hardware-Anforderungen dürften auch der Grund dafür sein, dass auf der DVD nicht die volle HDTV-Auflösung von 1920 x 1080 Pixeln genutzt wird, da ansonsten nur sehr wenige PCs diese Dateien wirklich ruckelfrei abspielen könnten. Dennoch ist die Auflösung im Vergleich zu PAL immerhin noch doppelt so hoch und reicht für den Wow-Effekt bereits aus, den man vielfach bei HDTV-Bildern erlebt. Displays oder Projektoren, die überhaupt echte 1920 x 1080 Pixel darstellen können, kommen außerdem erst langsam in den Markt hinein. Zwar wird hier gegenüber 720p die Auflösung noch einmal verdoppelt, der weitere Qualitätsgewinn lässt sich aber kaum noch auf Geräten für den Heimgebrauch wahrnehmen, da die Pixelstruktur selbst bei Großbildprojektion mit 1280 x 720 Pixeln schon kaum noch zu erkennen ist.

Der Film ist in einer 6.62 GB großen Windows Media-Datei abgespeichert, die mit einer Bitrate von 8.190 Mbps (Video: 7.750 Mpbs) komprimiert wurde. Nach dem Einlegen der DVD startet bei aktivierter Autostart-Funktion eine DVD-ähnliche Menü-Oberfläche (manuell lässt sich diese durch Ausführen der Datei start.hta starten). Zunächst einmal bekommt man ein kurzes Concorde-Intro und einen WMVHD-Trailer von Microsoft sowie Copyrighthinweise zu sehen. Diese drei Elemente lassen sich nicht überspringen. Nachdem man im Hauptmenü auf "Film starten" gedrückt hat, vergehen noch ein paar Sekunden, bis der Film wirklich anfängt. Vor dem Start des Menüs wird noch die DRM-Lizenz eingeholt. Im Gegensatz zu DVDs wie der amerikanischen "Terminator 2" Windows Media Disc ist hierfür keine Online-Verbindung erforderlich. Das DRM-System soll aber unerlaubtes Kopieren unterbinden. Nach Erteilung der Lizenz ist es auch möglich, den Film ohne Menü sondern direkt über den Windows Media-Player abzuspielen. Dann fehlt zwar der Zugriff auf die Kapiteleinteilung. Man kann aber immer noch mit der Maus direkt einzelne Szenen ansteuern. 

Um die Bildqualität wirklich darstellen zu können, sollte ein Flachbildschirm oder Projektor mit 1280 x 720 Pixeln oder mehr eingesetzt werden. Die günstigste Möglichkeit stellt ein TFT-Display dar, welches für den PC eingesetzt wird. Hier kann man selbst bei 17 Zoll-Größen schon deutlich den Schärfegewinn gegenüber PAL erkennen. Wer ein größeres Bild haben will, benötigt z.B. ein Plasma oder einen Videoprojektor. Wichtig ist, dass diese Geräte ebenfalls eine ausreichend hohe Auflösung besitzen. Wer in einem der vermeintlichen "Geiz ist geil"-Märkte eingekauft hat, kann hier schnell ein böses Wunder erleben: Denn viele der dort angebotenen Geräte arbeiten mit sehr geringen Auflösungen, teils sogar nur 852 x 480 Pixeln, was höchstens NTSC-Auflösung entspricht.


Auch die Auflösung des WMVHD-Films wirkt auf den ersten Blick etwas komisch: Zunächst könnte man meinen, dass der Film gar nicht in HDTV vorliegt, denn bei einer Auflösung von 1280 x 544 Pixeln hätte man ja noch weniger Bildzeilen als bei PAL (576 Zeilen). Das hängt aber nur mit einem kleinen Trick zusammen, der hier angewendet wurde: Da HDTV immer im 16:9-Format präsentiert wird, welches dem Kinoformat von 1,78:1 entspricht, würden normalerweise bei einem Cinemascope-Film (2,35:1) schwarze Balken zu sehen sein. Diese hat man sich bei dieser WMVHD-Version einfach gespart und anstelle von 720 Zeilen wirklich nur den tatsächlich genutzten Bildinhalt mit 544 Zeilen encoded, weswegen Windows Media-Datei auch exakt ein Seitenverhältnis von 2,35:1 aufweist. 

Im Vergleich zu einer DVD zeigt das Bild der HDTV-Version deutlich mehr Detail. Es ist nicht nur die höhere Auflösung, die den Film hochwertiger erscheinen lässt, sondern auch das insgesamt wesentlich sauberere Bild. Während bei vielen DVDs Filter und die Kompression das Bild leicht matschig und unruhig erscheinen lassen, erscheint der Film in HDTV wie ein hochauflösendes Bild, welches in Bewegung versetzt wurde, und das auch noch nahezu rauschfrei. Konturen erscheinen perfekt geformt und weisen keine Unregelmäßigkeiten auf. Für HDTV-Verhältnisse ist die Schärfe aber noch etwas zurückhaltend. Live-Bilder von Sportaufnahmen oder die Demo-Clips von Microsofts WMVHD-Website sehen in HDTV vielfach noch etwas schärfer aus. Das dürfte am Film selbst liegen, denn während die Filmaufnahmen von "Tomb Raider" noch etwas soft wirken, erscheinen die Texteinblendungen scharf wie auf einem PC-Monitor. Der Kontrast ist etwas gering. Zumindest erscheinen Tageslichtaufnahmen immer einen Tick zu dunkel. Um so mehr begeistern die sehr warmen und intensiven Farben, welche in den Nachtaufnahmen wegen der guten Schwarz/Farb-Kontraste schon fast "Blade Runner"-Feeling aufkommen lassen. Die Kompression ist kaum zu bemerken. Hier scheint Microsofts Windows Media 9-Codec sehr effektiv zu arbeiten. Artefakte fallen selbst bei schnellen Bewegungen kaum auf. Hingegen macht sich in dunklen Szenen mit strengem Blick mitunter ein leichtes Farbrauschen bemerkbar, welches bei genauem Hinsehen eine blockartige Struktur erkennen lässt. Diese ist aber deutlich unauffälliger als bei DVDs und fällt kaum ins Gewicht. Selbst MPEG2-codierte HDTV-Bilder aus dem US-TV weisen vielfach mehr Blockrauschen auf. 

(Download in 1280 x 720 Pixeln)

Ton

Als Tonformat setzt Microsoft bei WMVHD nicht auf etablierte Digital Audio-Standards wie Dolby Digital oder DTS, sondern verwendet seinen eigenen Windows Media Audio 9 Professional-Codec, der hier im 5.1-Format mit einer Auflösung von 16 Bit und einer Samplingrate von 48 kHz zum Einsatz kommt. Durch das proprietäre Audio-Format erweist sich die Integration in eine bestehende Heimkino-Anlage als kompliziert, da bislang noch keine Receiver auf dem europäischen Markt sind, die einen Bitstream in Windows Media verarbeiten können. In Japan gibt es zumindest bereits den Pioneer VSA-AX10Ai-N, der Windows Media Audio sogar im 7.1-Format unterstützt. Ansonsten lässt sich der Surround-Ton nur mit einer Soundkarte mit Mehrkanaltonausgang nutzen, was selbst mit dem in vielen Rechnern verbauten AC97-Soundchip funktioniert. Allerdings ist man hier dazu gezwungen, für die einzelnen Kanäle Cinch-Kabel zum Receiver zu legen, was insbesondere dann lästig ist, wenn am Multichannel-Eingang bereits ein DVD-Audio oder SACD-Player angeschlossen ist. Ansonsten ist aber auch mit einfachen Soundkarten zumindest eine Stereo-Wiedergabe auf dem PC möglich.

Eine Bewertung der Tonqualitäten erweist sich als schwierig, da der Sound vom PC weitaus störanfälliger ist als bei normaler Wiedergabe über die AV-Anlage. Während die Frontkanäle recht kräftig sind und insbesondere durch viel Bass auffallen, ist die Surroundwiedergabe etwas zurückhaltend. Zwar ist eigentlich immer etwas aus den Surroundkanälen zu hören, doch vermisst man hierbei etwas mehr Feinzeichnung vor allem in den Höhen. Wirklich spektakuläre Effekte sind eher selten zu vernehmen. Das muss allerdings nicht zwangsläufig am Audio-Codec liegen, sondern kann auf den Film selbst zurückzuführen sein. Mit den 440 kbps Audiobitrate sollte es zumindest aus theoretischer Sicht keine Probleme geben. Dolby Digital 5.1 kommt ja auch zumeist mit 384 kbps aus.

Für alle O-Ton-Fans bietet die DVD ein kleines Handicap: Es ist nur die deutsche Synchronfassung vorhanden. Auch Untertitel für Hörgeschädigte lassen sich nicht einblenden.

 

Special Features 
  • 10 Wallpaper mit Filmausschnitten in der Auflösung von 1920 x 1440 Pixeln

  • Drei Promo-Clips mit Tomb Raider-Filmszenen in 1280 x 544, 1440 x 816 und 1920 x 816 Pixeln (Im Ordner /video/promos/, ohne DRM)
Fazit

Nachdem Euro1080 bereits seit Anfang 2004 in HDTV sendet, erlaubt diese Tomb Raider-Disc endlich auch einmal auf DVD einen Vorgeschmack auf die HDTV-Zukunft. Dass es 2004 bereits in Deutschland eine DVD mit HDTV geben würde, hätte man vor einem Jahr noch kaum glauben können. Hoffentlich gibt es hier in Zukunft noch mehr von Concorde und auch anderen deutschen DVD-Anbietern. Dann sollte die HDTV-Version aber auch möglichst noch die Originalsprache enthalten und auch erhältlich sein, ohne sich gleich ein komplettes DVD-Boxset kaufen zu müssen. Insbesondere die unabhängigen deutschen DVD-Anbieter könnten sich mit HDTV-Content profilieren, denn von den großen Studios ist erst dann HDTV-Material zu erwarten, wenn sich Unterhaltungselektronik- und Filmindustrie auf oberster Ebene über HD-DVD und Blu-Ray geeinigt haben. Mit dem auf der CeBIT 2004 vorgestellten KiSS DP-600 soll auch der erste Standalone DVD-Player in der Lage sein, Windows Media-Videodateien abzuspielen. Mit solchen Geräten ist man dann auch nicht mehr auf den PC angewiesen, um sich Spielfilme in HDTV anzuschauen.

Es bleibt zu hoffen, dass das Microsoft-DRM-System die Abspielbarkeit der Filme nicht einschränken wird. Die "Terminator 2"-HDTV-DVD aus den USA hat ja bereits demonstriert, dass dieses System auch als eine Art-Regionalcode eingesetzt werden kann, indem man einfach nur Usern, die wirklich erwünscht sind, eine Lizenz zum Abspielen erteilt und so nebenbei auch noch Statistiken über das Nutzungsverhalten sammeln könnte. 

Review von Karsten Serck

19.04.2004