Lampedusa (Respiro) |
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Studio |
ProKino (2002) | |
Verleih |
Universal Home Entertainment (2004) | |
Laufzeit |
91:29 min. (FSK 6) | |
Regie |
Emanuele Crialese | |
Darsteller |
Valeria Golino, Vincenzo Amato | |
DVD-Typ |
DVD-9 | |
Fernsehnorm |
PAL | |
Bildformat |
1,85:1 (anamorph) | |
Audiokanäle |
1. Deutsch, Dolby Digital 5.1 2. Italienisch, Dolby Digital 2.0 |
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Untertitel |
deutsch | |
Regionalcode |
2 | |
Verpackung |
Amaray-Case |
Film
Für Außenstehende, wie die Reisenden aus ferneren Regionen, welche die malerische Insel Lampedusa im Mittelmeer touristisch erkunden führt (Valeria Golino) ein beneidenswert erfülltes Leben. Die Mutter zweier aufgeweckter Knaben und einer pubertierenden Tochter, verheiratet mit dem Fischer Pietro, würde auch nie abstreiten, dass ihr Leben nicht wenige schöne Seiten für sie bereit hält. Aber ihr ist eben auch die andere, erheblich schroffere Seite ihres Daseins bewusst, dass in eintöniger Arbeit und einer gewissen Abhängigkeit von anderen besteht. Doch im Gegensatz zu so vielen anderen Frauen in ihrer Situation schickt sie sich nicht resignierend in ihr Schicksal ein, sondern schafft sich gewisse Freiräume. Dabei bevorzugt sie allerdings nicht den Weg der offenen Revolte, vielmehr hat sie die Fähigkeit entwickelt, sich aus dem Alltag einfach hinauszuträumen. Oder sie nimmt sich einfach die Freiheit, für einige glückliche Momente eine Auszeit vom täglichen Trott zu nehmen. In anderen Momenten neigt sie allerdings auch dazu, ihre Verzweiflung in unkontrollierten Ausbrüchen, die nicht selten ihre eigene Unversehrtheit gefährden, herauszulassen. Von ihrer menschlichen Umwelt wird sie ob ihrer Eigenwilligkeiten nicht selten scheel angesehen; die in Stein gemeißelten Gesetze der Tradition sind im Lauf der Zeit noch lange nicht so verwittert, wie es ihnen nach gesundem Menschenverstand wohl zukäme und ein gehöriges Maß uneingestandener Neid dürfte ebenfalls eine gewichtige Rolle spielen. Dass macht die Situation für und ihre Familie nicht eben einfach, insbesondere ihr Sohn Pasquale leidet unter dem Konflikt zwischen der guten Beziehung seiner so ganz anderen, da lockeren und gefühlvolleren Mutter und den giftigen Spitzen der anderen, die auch er schon gut zu identifizieren weiß. Als der Rest der Familie sich dazu entschließt, ärztliche Hilfe anzufordern, um ihren manisch-depressiven Schüben Herr zu werden, eskaliert die Situation und Grazia entschließt sich zur Flucht.
Ein Film wie "Respiro" (Lampedusa), der von seinen Bildern alle
Ferienvorstellungen von Italiens idyllischem Süden bedient könnte leicht in Schönheit
sterben. Trauernden Nachrufen steht jedoch ein Drehbuch entgegen, das neben zahlreichen
Ortwechseln zur visuellen Erkundung des gerademal elf Kilometer langen und drei Kilometer
breiten Eilandes auch eine Geschichte aufzubieten hat, die neben sonnigen Träumereien
auch ein gehöriges Bewusstsein für (zwischen)menschliche Konfliktstoffe mit sich führt.
Da die Erzählung mit ihrer Hauptfigur steht und fällt, kommt als weiterer rettender
Engel zudem die Besetzung der Rolle mit Valeria Golino hinzu. Einem breiteren Publikum
sollte die Darstellerin aus ihren Hollywood-Ausflügen, zum Beispiel in den "Hot
Shots" Filmen oder in "Rain Man" bekannt sein; es sollte jedoch keine
große Überraschung darstellen, dass ihr hier ein wesentlich ergiebigeres Material zur
Entfaltung ihres Könnens zur Verfügung stand. Die Verletzlichkeit, wie die Stärke, aber
vor allem das tiefe Empfinden, dessen Miterleben ihre Grazia trotz ihrer teils
exzentrischen Verhaltensweisen die Sympathie des Zuschauers zu sichern weiß, bringt
Valeria Golino in bemerkenswert unangestrengter und damit ungemein natürlicher Art und
Weise in ihr Spiel ein.
"Respiro" (Lampedusa) ist mehr anregend, als entspannend, entlässt sein
Publikum damit aber mit einem tieferen Gefühl der inneren Befriedigung, als ein bloß
oberflächlicher Trip auf die pittoreske Insel geboten hätte.
Bild
Auf der einen Seite kann das Bild durch eine ausdrucksstarke, wenn auch eher dunkle Farbgebung und gute Kantenschärfe überzeugen. Auch die Rauschfreiheit macht sich positiv bemerkbar. Dem entgegen stehen jedoch starke Nachzieheffekte, ein manchmal leicht überzogener Kontrastumfang und vor allem im ersten Drittel Szenen, in denen das Bild überdeutlich flimmert, was den Verdacht auf eine übereifrige Nachbearbeitung weckt.
Ton
Allzu großen Wert auf ein weit gefächertes und umgreifendes Tonpanorama legt der Film nicht, deswegen bleibt das akustische Geschehen meist eher unauffällig. Spezialitäten, wie direktionale Effekte oder ähnliches bleiben auch gleich ganz aus. Allerdings kommen dann doch immer wieder Nebengeräusche, wie Meeresrauschen, Wind oder ähnliches in bemerkenswert guter Form zur Geltung.
Special Features
Die Zugaben sind nicht umwerfend, aber durchaus solide. Ein längeres Interview mit Hauptdarstellerin Valeria Golino bringt ebenso Hintergrundinformationen, wie das ansehbare "Making Of". Daneben ist auch noch der Trailer im Programm.
20.04.2004
Review von Tobias Wrany