TEST: HDTV-Röhren-TV Philips 32PW9551 für 799 EUR

20.08.2006 Autor: Karsten Serck

Überblick
Einleitung

Die Röhre ist tot - es lebe die Röhre? So ungefähr könnte man den überraschenden Verkaufsstart der ersten HDTV-tauglichen Röhren-Fernseher mit HDMI-Schnittstelle bewerten, die seit kurzem zu Preisen von weniger als 1000 EUR erhältlich sind. Neben dem bereits getesteten Samsung WS-32Z409T bietet auch Philips mit dem 32PW9551 einen HDTV-Röhrenfernseher im 32 Zoll-Format an. Mit 799 EUR liegt bereits die unverbindliche Preisempfehlung dieses Fernsehers unter den Marktpreisen der meisten günstigen Marken-LCD-TVs.

Im Gegensatz zum Samsung prangt auf dem Philips-Fernseher allerdings kein "HD ready"-Logo, obwohl der Fernseher die gängigen HDTV-Formate 720p/1080i in 50 und 60 Hz unterstützt. Philips begründet dies damit, dass die "HD ready"-Kriterien der EICTA sich nicht auf einen Röhrenfernseher anwenden ließen, da dieser nicht über eine physikalische Mindestauflösung von 720 Zeilen verfüge, weil die Auflösung von Röhrenfernsehern durch die Ablenkung der Kathodenstrahlröhre unterschiedlich hoch sein kann. Stattdessen bezeichnet Philips den Fernseher als "HD prepared". Trotz der etwas verwirrenden Semantik: Der Philips ist in der Lage, die von der EICTA geforderten HDTV-Signale anzuzeigen.

 

Das Gerät

Die 32 Zoll-Bildröhre bietet eine gemessene Diagonale von 76 cm im 16:9-Format. Philips verzichtet auf eine speziell kurze Röhrenkonstruktion wie Samsung mit seinem "SlimFit"-Design, weswegen der Philips eine Tiefe von rund 53 cm aufweist. Dies ermöglicht aber auch eine recht unproblematische Ablenkung der Röhre bis in die Ecken. Auf der Frontseite ist die Bildröhre komplett flach. Das Design des Philips im Monitor-Look ähnelt stark den Flachbildfernsehern aus gleichem Hause und gefällt durch seine schlichte und zeitlose Eleganz unter Verzicht auf verspielte Designelemente. Leider fällt das Gehäuse oben bereits an der Gerätekante schräg ab, so dass sich kein Gerät wie z.B. ein Sat-Receiver auf dem Philips abstellen lässt. Und wer den 57 kg schweren Koloss angeliefert bekommt, wird erst einmal Schwierigkeiten haben, diesen aus dem Karton zu bekommen, da das Gerät keinerlei Griffmulden hat und zu allem Überfluss auch noch sehr scharfe Kanten aufweist.

Nicht nur der Preis spricht ungeachtet des Flachbildschirm-Booms für die Röhre, auch in technischer Hinsicht gibt es immer noch einige Vorteile:

  • Besserer Schwarzwert und Kontrast: Eine Kathodenstrahlröhre leuchtet nur die Bildbereiche aus, auf denen auch tatsächlich etwas zu sehen ist. LCD-TVs benötigen hingegen eine Hintergrundbeleuchtung. Daher ist das Schwarz eines Röhrenfernsehers wesentlich tiefer und kommt nahezu an ein ideales Schwarz heran. Die Entwicklung geht bei LCD und Plasmas natürlich auch weiter und gerade neuere Plasma-Bildschirme bieten inzwischen schon einen Kontrast-Eindruck, der sich immer weniger vom Röhren-Fernseher unterscheidet, sind aber in dieser Preisklasse nicht erhältlich.
  • Keine Skalierung: Im Gegensatz zu Flachbildschirmen haben Röhren-TVs keine vorgegebene physikalische Auflösung. Bei Flachbildschirmen ist ein Umrechnen der Auflösung des Eingangssignals auf die physikalische Panel-Auflösung erforderlich. Dieser Vorgang ist aufwendig und erfordert hochwertige Technik. Gerade bei der Wiedergabe von normalem PAL-Fernsehen mit einer relativ niedrigen Auflösung von 720 x 576 Pixeln können durch das Hochskalieren Unschärfen auftreten. Beim Röhrenfernseher muss hingegen zur Wiedergabe unterschiedlicher Auflösungen nur die Ablenkung des Kathodenstrahls angepasst werden. Er kann also die Auflösung des Bildes direkt verändern, ohne das hierzu eine Bearbeitung des Bildsignals erforderlich ist.
  • Kein De-Interlacing: Herkömmliche TV-Signale werden im Halbbild-Verfahren ausgestrahlt, aber auch das HDTV-Format 1080i arbeitet weiterhin mit 1080 Zeilen, die in Form von Halbbildern dargestellt werden. Dabei werden die Zeilen nicht nacheinander aufgebaut, sondern im Wechsel. Es folgt also auf die Zeile 1 die Zeile 3, 5, 7 usw. Erst in einem zweiten Durchlauf werden die Zeilen 2, 4, 6 usw. dargestellt. Während ein Flachbildschirm aus diesen Halbbildern wieder Vollbilder errechnen muss, kann ein Röhren-TV systembedingt die Halbbilder auch "Interlaced" schreiben. Allerdings besitzen auch Röhrenfernseher bereits seit Jahren vielfach spezielle Schaltungen, die eine Vollbild-Darstellung ermöglichen und ein ruhigeres Bild ergeben sollen.
Anschlüsse im Überblick

Der Philips 32PW9551 akzeptiert HDTV-Signale über einen HDMI-Anschluss und einen YUV-Komponenteneingang. Nicht nur am YUV-Eingang steht für den Ton noch ein separater analoger Stereo-Cinch-Eingang zur Verfügung. Solch einen gibt es auch noch für den HDMI-Eingang, was praktisch ist, wenn ein Gerät mit DVI-Ausgang (ohne Tonausgabe) über einen DVI-HDMI-Adapter angeschlossen wird.

Von den zwei SCART-Buchsen gibt "SC1" Composite- und RGB-Signale wieder. Die SCART-Buchse Nr. 2 unterstützt die Darstellung von Composite Video und S-Video. Leider befindet sich der HDMI-Eingang direkt unter der SCART-Buchse Nr. 1. Bei Verwendung von SCART- und HDMI-Kabeln mit großen Steckern stehen sich diese daher etwas gegenseitig im Weg.

Für S-Video-Signale befindet sich an der rechten Seite des Geräts noch ein S-Video-Eingang mit zusätzlichem Composite Video- und Stereo-Eingang. Hier findet man auch einen Kopfhörerausgang, den man mangels richtigem Line Out auch mit einem Adapter als Stereo-Ausgang verwenden kann, um den Fernseher mit einer Anlage zu verbinden.

  • 1 x SCART (RGB, Composite Video)
  • 1 x SCART (S-Video, Composite Video)
  • 1 x HDMI (zusätzlicher Stereo-Line-In)
  • 1 x YUV (inklusive Stereo-Line-In)
  • 1 x S-Video
  • 1 x Composite Video
  • 1 x Kopfhörer (3,5 mm)
  • 1 x Antenne

 

TV-Tuner

Der Philips ist ausschließlich mit einem analogen Kabel-Tuner ausgestattet. Digitale TV-Programme können nur über externe Receiver empfangen werden. Beim Suchlauf wertet der Fernseher die Sender-Kennungen der einzelnen Programme aus und sortiert diese vor. Allerdings wurden nicht von allen Sendern die Kennungen beim automatischen Suchlauf gefunden. Der Kabelempfang ist nicht ganz optimal. Schwache Signale zeigen schnell leichtes Rauschen und auch Interferenzen waren auf einem Kanal zu beobachten. 

Vom analogen Kabelempfang kann man wegen der geringen Programmvielfalt und der meist schlechten Signalqualität aber ohnehin nur abraten. Gerade bei einem 16:9-Fernseher empfiehlt sich die Verwendung eines Digital-Receivers, der 16:9-Sendungen auch anamorph mit höherer Schärfe darstellt und wesentlich kräftigere Farben bietet.

 

Features

Der Philips ist mit insgesamt drei verschiedenen digitalen Bild-Modi ausgestattet. Im Modus "Zeilen verdoppelt" wird das Bild progressiv dargestellt. Die Bildwiederholfrequenz liegt in diesem Modus bei 50 Hz. Wer 50 Hz als störendes Flimmern wahrnimmt, ist mit den anderen Bild-Modi besser dran. "100 Hz Digital Scan" zeigt ebenfalls progressive Bilder, allerdings in 100 Hz. Im "Pixel Plus"-Modus wird zusätzlich die horizontale Auflösung des Bildes verdoppelt. Dies wird direkt sichtbar, weil beim Umschalten in den "Pixel Plus"-Modus die Menüs kleiner dargestellt werden. 

Insgesamt hat der Philips-Fernseher sechs verschiedene Zoom-Modi zu bieten. Im 4:3-Modus kann man das 4:3-Bild in feinen Schritten bis auf 16:9 hochzoomen. Der 14:9-Modus stellt einen idealen Kompromiss für 4:3-TV-Bilder dar. Für Letterbox-Filme gibt es einen 16:9-Zoom. Im Super Zoom-Modus werden 4:3-Bilder nur leicht aufzoomt, aber zugleich das Bild etwas in die Breite verzerrt. Im Modus "16:9 Untertitel" wird das auf 16:9 gezoomte Bild unten leicht gestaucht und nach oben gezogen, um Platz für Untertitel freizuhalten. Die Qualität der verschiedenen Zoom-Modi empfanden wir als gut, vor allem weil das Aufzoomen des Bildes nur für geringfügige Unschärfen sorgte, wenn das Bild via SCART zugespielt wurde. Auch bei der HDTV-Darstellung stehen weiterhin alle Zoom-Modi zur Auswahl. 

Die Rauschunterdrückung lässt sich in drei Stufen anpassen, macht aber nur bei analogem Kabel TV Sinn. Sie lässt sich zum Glück auch komplett abschalten. Nachzieheffekte sind beim deaktivierten Rauschfilter nicht mehr zu beobachten. Der dynamische Kontrast ist in drei Stufen regelbar. Zusätzlich gibt es noch Active Control: Ein Lichtsensor passt in dieser Einstellung die Helligkeit des Bildes dem Tageslicht an.

Die Grundeinstellungen umfassen eine Anpassung von Helligkeit, Kontrast, Farbsättigung und Schärfe. Zusätzlich lässt sich noch die Farbtemperatur in drei Stufen einstellen. Die Schärfe sollte der Benutzer möglichst niedrig auf einen Wert von 1 einstellen, da ansonsten das Bild extreme Doppelkonturen produziert und beim Analog TV Rauschen und beim Digital-TV Blockrauschen stark überbetont werden. Bei der Darstellung von 1080i-Bildmaterial kann die Schärfe bis auf die Stufe 3 hochgeregelt werden.

Die Fernbedienung ist recht lang, weswegen die Tasten weit auseinander liegen. Die Druckpunkte sind klar definiert und der Fernseher reagiert schnell auf Kommandos. Einige Symbole sind etwas klein geraten. Die meisten Tasten sind aber gut ablesbar.

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