Der schmale Grat

Original

The Thin Red Line

Anbieter

20th Century Fox Home Entertainment (2011)

Laufzeit

ca. 171 min.

Bildformat

2,35:1 

Audiokanäle

DTS HD Master Audio 5.1 - Englisch
DTS 5.1 - Deutsch u.a.

Untertitel

Englisch, Deutsch

Regionalcode

A,B,C

VÖ-Termin

12.08.2011
Film  100 %

1942, während des Zweiten Weltkriegs, in der Südsee: Die eigentlich relativ unbedeutende Südseeinsel Guadalcanal ist von den Japanern besetzt. Die Amerikaner schicken das Charlie-Regiment zu der Südseeinsel, um sie von den Feinden zurückzuerobern. Schon auf dem Schiff auf dem Weg durch die Südsee gehen den Soldaten an Bord Gedanken über die Sinnlosigkeit des Einsatzes und des gesamten Krieges durch den Kopf. Die Unmenschlichkeit dieses Krieges bricht dann auf Guadelcanal voll über die Männer herein: Geleitet vom erfahrenen Colonel Gordon Tall (Nick Nolte) im auf der Insel aufgestellten Stützpunkt ziehen der First Sergeant Edward Welsh (Sean Penn), Sergeant Keck (Woody Harrelson), Captain John Gaff (John Cusack) und Captain James "Bugger" Staros (Elias Koteas) mit ihren Kompanien los, um den Japanern die Insel wieder aus den Händen zu reißen. Ein gnadenloser Kampf in der tropischen Hölle der Insel beginnt, bei dem die Stellungen der Japaner Schritt für Schritt und Berg für Berg unter großen Verlusten eingenommen werden sollen.

Terrence Malick gelang ein in allen Belangen eindrucksvoller Antikriegsfilm. Sehr bedrückend und detailliert wird dem Zuschauer die Sinnlosigkeit eines Krieges vermittelt, in dem das Individuum nichts, der Sieg alles zählt. Gerade aufgrund dieser Tatsache ist es besonders hervorhebenswert, dass Malick - schon hier wird die Funktion von "Der Schmale Grat" als Antikriegsfilm deutlich - mit großer Sorgfalt die Portraits der Soldaten zeichnet, die in die grauenhaften, die Männer psychisch und physisch an ihre absoluten Grenzen bringenden Kriegshandlungen verwickelt sind: Ob dies der First Sergeant Edward Walsh ist, hervorragend gespielt von Sean Penn, Corporal Five (Adrien Brody) oder Captain James "Bugger" Staros (Elias Koteas zeigt eine fantastische schauspielerische Leistung) ist. Auch Nick Nolte vermag in seiner Rolle als altgedienter Colonel zu gefallen, er spielt den Militär, der mit seinem Selbstbewusstsein zu kämpfen hat, da er bei verschiedenen Ernennungen übergangen wurde, engagiert und glaubhaft.

Malick erzählt den Zuschauer eine facettenreiche Geschichte vom Wert des Individuums im Krieg, vom Zusammenhalten, von Sinn und Unsinn unmenschlicher Angriffsbefehle, die die Soldaten in den sicheren Tod schicken. Jeder geht mit dem Erlebten anders um, doch eins ist bei fast allen gleich: Das unermessliche Schreckliche, Kameraden zu verlieren, die zerfetzt werden von den Granatangriffen des Gegners, die mit dem Tode ringen und für die es keine Rettung gibt. Auch das Verhältnis der Soldaten zu ihren Vorgesetzten, das von absolutem Gehorsam,bis zum Verweigern von Befehlen auf der Seite der Untergebenen und vom unmenschlichen, unnahbaren und nie erreichbaren Militär bis zum verständnisvollen, gleichgestellten Kumpel bei den Vorgesetzten reicht Die absolute Gegensätzlichkeit zwischen traumhafter Südsee-Atmosphäre einerseits - mit blauem Himmel und Palmen - und dem schrecklichen "Krieg im Paradies" kann dieser Film in allen Nuancen vermitteln.

Die Dialoge und Monologe des Films übertreffen bei weitem das Niveau der meisten Filme. Besonders bedrückend und einprägsam: Die Monologe der Soldaten, nur untermalt von Musik im Hintergrund, die restliche Geräuschkulisse wird fast oder ganz ausgeblendet. Hier machen sich die Männer für sich Gedanken über den Sinn des Lebens und vor allem über die Frage, warum ein Gott - wenn es ihn gäbe - so etwas wie Krieg zulässt. Sie erinnern sich an ihre Vergangenheit, an die Menschen, die sie lieben, von denen sie jede Minute fürchten müssen, sie niemals wieder zu sehen. Passend zur Handlung auch die Wetterlage: Von trügerisch-schönem Sonnenschein unter Palmen bis zur aufkommenden Gewitterfront mit unheimlichen Wolkenformationen reicht das Spektrum. Dazu kommt der hervorragend arrangierte Music Score von Hans Zimmer, dem eine perfekte musikalische Untermalung der Handlung gelang.

 

Bild  91 %

Das Master zeigt einen leicht unruhigen Bildstand, ist ansonsten aber sehr sauber und lässt kaum Kratzer erkennen. In leichtem Maße scheint hier mit Filtern nachgeholfen worden zu sein. Darauf deuten die etwas ungleichmäßige Körnigkeit und ein leichtes Nachziehen bei schnellen Bewegungen hin. Ansonsten bietet "The Thin Red Line" aber eine grandiose Bilderpracht wie sie nach der heutzutage üblichen digitalen Postproduction kaum noch ein Film erreicht - Malicks neuester Film "The Tree of Life" inbegriffen. Die Blu-ray Disc von "The Thin Red Line" zeigt einen extrem hohen Kontrast mit einer sehr plastischen Tiefenwirkung und grandioser Detailschärfe. Der Schwarzwert ist optimal und ermöglicht eine Feinzeichnung auch feiner Nuancen in dunklen Bildbereichen. Auch in hellen Bereichen ist kein Überstrahlen zu erkennen. Die Blu-ray Disc zeigt sehr satte und natürliche Farben in warmen Tönen. Von den rein technischen Aspekten einmal abgesehen ist "The Thin Red Line" aber auch ein Film, der selbst in unbedeutenden Szenen visuell enorm beeindruckt und dessen Bildersprache insbesondere durch das breite Cinemascope-Format dem Zuschauer immer wieder den Eindruck vermittelt, mitten im Geschehen zu sein. Das gelingt insbesondere deswegen so gut weil viele Bilder unterschiedlichen Ebenen zeigen, die selbst in 2D die Tiefe des Raumes verdeutlichen und auch das Hauptgeschehen oft nicht im unmittelbaren Vordergrund des Bildes stattfindet. Dadurch wird eine schon fast dreidimensional wirkende Tiefenwirkung erreicht. Trotz Überlänge bietet die Blu-ray Disc eine saubere Kompression, die keine Störungen erkennen lässt.

 

Ton  84 %

"The Thin Red Line" bleibt lange Zeit sehr ruhig und fällt zunächst nur an einzelnen Stellen durch die Musikelemente des Scores von Hans Zimmer auf. Nach rund einer Dreiviertelstunde mit Beginn der Kampfhandlungen wird der Sound intensiver und gewinnt durch den Feuereinsatz auch an Räumlichkeit. Neben dem lautstarken Krach der Kanonen von allen Seiten werden auch selbst kleine Geräusche sehr direktional und authentisch wiedergegeben. Dabei bietet der Film neben einer guten Dynamik auch eine saubere Hochtonwiedergabe. An den brachialen Sound des wesentlich handlungsintensiveren "Soldat James Ryan" kommt "The Thin Red Line" allerdings nicht heran.

 

Special Features
  • Original Kinotrailer
  • Audiokommentare
  • "Der schmale Grat" aus Sicht der Darsteller
  • Der Schnitt von "Der schmale Grat"
  • Komponist Hans Zimmer über "Der schmale Grat"
  • Entfallene Szenen
  • Guadalkanal in den Nachrichten

Review von Karsten Serck und Carsten Rampacher (Film) 04.08.2011