Das weisse Band |
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Original |
Das weisse Band |
Anbieter |
Warner Home Video / X-Verleih (2010) |
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Laufzeit |
ca. 144 min. |
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Bildformat |
1,85:1 |
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Audiokanäle |
DTS HD MA 5.1 - Deutsch |
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Untertitel |
Deutsch |
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Regionalcode |
B |
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VÖ-Termin |
05.03.2010 |
Film 90 %
"Das weisse Band" spielt 1913/14 am Vorabend des Ersten Weltkriegs und erzählt die in einem kleinen norddeutschen Dorf stattfindenden merkwürdigen Ereignisse aus Sicht des jungen Dorflehrers. Zunächst wird der Arzt durch ein im Weg gespanntes Seil von seinem Pferd gestürzt. Doch das ist erst der Anfang. Weitere seltsame Unfälle passieren und nehmen nach und nach den Charakter ritueller Bestrafungen an. Doch es gibt praktisch keine Hinweise darauf, wer hinter diesen Taten stecken könnte, die immer weiter eskalieren. Wer steckt dahinter?
"Das weisse Band" erzählt die Geschichte über die mysteriöse Serie von Anschlägen mit sehr viel Zurückhaltung. Nur in wenigen Momenten finden die Gewalttaten im Dorf wirklich sichtbar vor der Kamera statt. Die mysteriösen Attentate werden bis zum Ende nicht komplett aufgeklärt sondern eine sehr wahrscheinliche Erklärung nur angedeutet. Um so deutlicher wird allerdings die verbale und psychische Gewalt, die vor allem von den Erwachsenen untereinander als auch gegen die Kinder ausgeübt wird, in präzisen Nahaufnahmen gezeigt, die dem Zuschauer angesichts der Kälte und doppelmoralischen Sittenstrenge die Sprache verschlagen. Ausgerechnet der Dorfpfarrer und Arzt lassen entgegen des Berufsverständnisses am wenigsten ethische Haltung erkennen sondern erweisen sich als die größten Scheusale des Films, die Demütigung als ganz normale Umgangsform verinnerlicht haben.
Auch wenn der Film aufgrund der Zeitsetzung unmittelbar vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs die Interpretation nahe legt, dass die durch diese erzieherische Strenge aufgezogenen Kinder zu der Generation heranwachsen werden, die als Erwachsene das Dritte Reich mit prägen, will Regisseur Michael Haneke die Intention des Films nicht nur auf den deutschen Nationalsozialismus reduziert sehen, sondern allgemein zeigen, "dass jedes Ideal pervertiert wird, sobald man es verabsolutiert" - eine Interpretation, die sich auf viele Figuren der Zeitgeschichte anwenden lässt, die die hohe Moral predigen und keinen Widerspruch darin sehen, für diese auch mit Gewalt zu kämpfen.
Und selbst wenn man gar nicht so weit gehen will, dem Film wirkliche Erklärungsmuster für das Entstehen von Gewalt beizumessen, so gibt "Das weisse Band" in der kühlen Kargkeit seiner Schwarzweiss-Bilder doch einen sehr authentisch wirkenden Einblick in die aus heutiger Sicht befremdlichen Umgangsformen einer Zeit, die nur noch wenige heute lebende Menschen miterlebt haben. Gerade die Schlichtheit des Films, dessen Kameraführung durch viel Ruhe und nur dezente Schnitte dominiert wird, sorgt gerade dafür, dass man die Figuren wie durch ein Brennglas betrachtet wahrnimmt.
Und trotz Überlänge ist "Das weisse Band" kein dröger Arthaus-Film, sondern bleibt bis zum Ende spannend. Bedauerlich ist allerdings, dass bei der vielen Zeit, die sich Haneke für die Erzählung der Geschichte nimmt, der Film am Ende zu einem doch sehr abrupt wirkenden Schluss kommt.
Bild 89 %
Der komplett in Schwarz-Weiss gedrehte Film bietet einen hohen plastischen Kontrast ohne künstliche Verfremdungen. Sofern ausreichend Licht vorhanden ist, erscheint das Bild nahezu perfekt und selbst bei hellem Himmel gibt es keine Überstrahlungen in hellen Flächen. Innenaufnahmen zeigen in dunklen Bildbereichen allerdings stellenweise recht deutliches Video-Rauschen. Die Bildschärfe bewegt sich durchgängig auf einem sehr hohen Niveau und auch die Detailwiedergabe ist überwiegend sehr gut. Die Kompression macht einen sehr guten Eindruck und zeigt keine Unregelmäßigkeiten.
Ton 78 %
Der Mehrkanalmix ist auf das Wesentliche reduziert und bietet keine markanten Surroundeffekte. Selbst Musik gibt es während der fast zweieinhalb Stunden langen Laufzeit nicht zu hören. Die räumliche Wiedergabe der Umgebungsgeräusche ist aber sehr gut und neben einer alle Kanäle ausnutzenden Wiedergabe fällt der 5.1-Mix auch durch die saubere Hochtonwiedergabe positiv auf.
Special Features
- Making of
- Cannes Festspiele (Pressekonferenz)
- Porträt
Review von Karsten Serck 03.03.2010